Andreas
Anmeldungsdatum: 17.05.2006 Beiträge: 105 Wohnort: Kiel

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Verfasst am: 05 Jul 2006 22:00 Titel: Kommen die Wölfe näher? |
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Kommen die Wölfe näher?
Von Wolfgang Nagorske
Zählung. In Klitten und Umgebung sind von Bewohnern immer öfter einzelne Raubtiere in der Nähe der Ortschaft gesehen worden.
Manfred Alltag hört sich alles ganz genau an, macht sich Notizen und stellt ein paar Fragen. Wieder besuchen ihn Klittener Bürger, die ganz in der Nähe ihrer Grundstücke Wölfe gesehen haben.
„Das sind keine Wichtigtuer oder Leute, die Angst und Schrecken verbreiten wollen“, sagt Manfred Alltag und neigt den Kopf etwas zur Seite. „Ich höre mir das an und schreibe es auf. Meine Liste weist zwölf Eintragungen seit April dieses Jahres auf.“
Sind es Hybriden?
Manfred Alltag ist ein erfahrener Jäger und sein Wort hat bei Einwohnern in Klitten Gewicht. Er gehört nicht zur Fraktion jener, die den Wolf jagen wollen. Er steht aber auch regelmäßig mit den Wolfsexperten im Gespräch, um sich über Auffälligkeiten zu unterhalten.
Mit Jana Schellenberg, der Projektleiterin „Wolfsregion Lausitz“, hat sich die Kommunikation spürbar verbessert. Auch die Wolfsexpertin aus Rietschen hält die Beobachtungen der Klittener nicht für Halluzinationen und nimmt sie ernst. „Es ist doch für alle eine neue Erfahrung, mit den zurückgekehrten Raubtieren zu leben. Der Wolf ist scheu und sehr klug. Wenn er die Erfahrung macht, dass ich auf einer Wiese in der Nähe eines Ortes ganz leicht ein Schaf reißen kann, warum soll er dann im Wald Hirsche und Rehe jagen.“
Dennoch sind die beobachteten Verhaltensweisen der Wölfe nicht untypisch. Wirft man einen Stein, so Jana Schellenberg, dann ziehen sie auch von dannen.
Doch hier gehen die Meinungen auseinander. „In Klitten verfestigt sich die Auffassung, dass es sich bei den beobachteten Tieren um Hybriden handeln könne“, gibt Eduard Luhmann die Meinung vieler Einwohner des Ortes wieder.
Jana Schellenberg schließt das nach Lage der bisher gewonnenen Erkenntnisse aus. „Bei der Fangaktion vor zwei Jahren, sind zwei Hybriden gefangen und zur Untersuchung nach Bayern gebracht worden. Beide Tiere sind inzwischen gestorben.“
Manfred Alltag will angesichts der schwachen Population der Wölfe allerdings nicht ausschließen, dass es zu Paarungen mit Hunden kommt. „Wir müssen das weiter genau beobachten und mit den Experten in Kontakt bleiben.“
Auch Hunde reißen Schafe
Jana Schellenberg und Manfred Alltag sehen zur Panik überhaupt keinen Grund. Der Schafsriss eines Wolfes hat nun mal einen sensationelleren Charakter. In diesem Jahr haben die Wölfe fünf Schafe gerissen, aber ebenfalls fünf Schafe gehen auf das Konto von wildernden Hunden.
Manfred Alltag stellt in der Diskussion auch die These in den Raum, dass die Wölfe in Ostsachsen nie vollkommen weg waren. Ein Indiz seien die jährlich veröffentlichten Abschusszahlen von Reh-und Schwarzwild. „Es gibt da keine Ausreißer in der Statistik. Wenn der Wolf sich mehr geholt hätte, wäre ja weniger Wild geschossen worden.“ Alltag weiß, dass diese These auch mit einer erhöhten Population des Wildes erklärt werden kann. Die Klittener werden weiter beobachten, wie weit sich der Wolf heran traut.
Quelle:Sächsische Zeitung vom 04.07.2006 |
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