Hütehund zur Nachsuche

Alles rund um die wölfischen Vierbeiner zu Hause.
balin
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Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von balin »

Vor zwei Tagen war ein Problem zu lösen und wir haben es noch nicht bis zum glücklichen Ende geschafft. Ein kleines Kalb war durch unglückliche Umstände in Panik von der Herde fortgelaufen. Dummerweise führte das Nachsetzen zu einem weitläufigen Ausflug, der mit dem Abtauchen des noch nicht selbständigen Kalbes endete. Mein Kollege bat mich dann, mit den Hunden nach dem Kleinen zu suchen. Nun sind das aber Treiber und sie wären richtig gewesen, wenn ich gewußt hätte, wo das Kalb sich befindet. Spuren haben wir gefunden und die Hunde hätten sicherlich die Fähigkeit, der Fährte nachzulaufen. Es fehlt da aber an der gezielten Kommunikation, die ihnen klar machen würde, was man in diesem Moment von ihnen will. Wenn der Rufus im Zickzack über die Felder läuft, dann weiss ich auch, was er macht. Wie bringe ich ihn aber dazu, das in einem bestimmten Fall für mich zu tun? Meine Hunde sind keine Stöckchenspieler. Vielleicht kann einer von den sicherlich hier mitlesenden Jägern mal ausführen, wie man einen Hund zur Nachsuche bringt. Am Charakter soll es bei der Auswahl des geeigneten
Hundes nicht scheitern, ich habe da sehr unterschiedliche Ausprägungen in meiner Umgebung. Zeit und Geduld nehme ich mir bzw habe sie.
Also bitte mal ein paar Ausführungen riskieren.
Bei mir habe ich mich bis jetzt immer auf die Mammi verlassen, die weiss normalerweise immer, wo das Kleine ist. Habe aber jetzt gelernt, daß es auch anders kommen kann. Einen Fährtenhund kann man im übrigen auch sonst gut gebrauchen!
Bin auch für Literaturangaben dankbar.
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SammysHP
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von SammysHP »

Einige Hundeschulen bieten spezielle Kurse zur Fährtenarbeit an. Das dürfte der beste Weg sein, seinem Hund so etwas beizubringen.

Mit meinen Hunden habe ich sowas noch nicht gemacht, bei Rika reicht es aber aus, ihr eine Spur (von Wild) zu zeigen. Sie mag besonders Kaninchen und Rehe. Wenn man ihr einen Abdruck mit dem Finger gezeigt hat, dann verfolgt sie die Spur und drückt in jeden Abdruck die Nase rein. :D Ist aber nur ein bisschen Spielerei, nach 10-50 Meter verliert sie das Interesse.
balin
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von balin »

Hundeschule ist, glaube ich weder etwas für mich noch was für meine Hunde. Mir geht es um das System des Beibringens und der Verständigung in diesem Fall.
Das ist ja ein angeborenes Verhalten wie das Treiben, aber wir sind da die Blindgänger, weil wir sie zu etwas schicken, was wir überhaupt nicht draufhaben. Das Treiben kann man vormachen, aber wenn ich denen was vorschnüffeln wollte, würden sie mich für einen Idioten halten. Machen sie zwar vielleicht auch so, aber es geht darum, ihnen eine Motivation zum Suchen zu verschaffen, mir ist dann egal, für wie blöd die mich nehmen. Wenn ich mal den Ansatz habe, das Verstärken und Üben kann ich wahrscheinlich schon. ich habe eine Menge Geduld und guten Willen. Mit welchen Situationen beginnt man nun die ganze Operation?
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SammysHP
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von SammysHP »

Ein bis zweimal die Woche für 1-2 Stunden trainieren. Das Training funktioniert mit einer Schleppe, mit der zuerst eine Spur gelegt wird. Es dauert aber einige Monate, bis das richtig gut klappt. Du solltest dir das Ganze am besten von einem Trainer zeigen lassen.
Grauer Wolf

Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von Grauer Wolf »

Das solltest Du Dir wirklich mit Unterstützung eines Profis aneignen. Fährtensuche oder eher noch Man- resp. Cow-Trailing ist in der Ausbildung etwas komplizierter als man es glauben mag. Es gibt aber auch gute Fachbücher dazu, z.B.
http://www.amazon.de/Mantrailing-Mit-Ba ... 3440127605
Das Problem ist, Du brauchst eine Geruchsprobe des zu trailenden Lebewesens, weil es eine Suche nach einem Individuum ist und nicht nach irgendeiner Kuh.

Gruß
Wolf
balin
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von balin »

Da hast du natürlich recht. In dem Fall von letzter Woche hatten wir zumindest mal eine Spur, wo man anfangen konnte. Wenn man eine Kuh oder ein abliegendes Kalb einfach nur irgendwo im Gebüsch finden muß, ist es schon schwieriger. Deswegen überleben ja die Rehkitzen so oft, vom Mähwerk mal abgesehen.
Am Sonntag haben sie über die Drohnen zur Wildrettung berichtet. Das ist in der Erprobungsphase und soll später von einem Mann bedient werden können.
Kostenpunkt bis jetzt 30 000 Euro. Damit könnte man aber solche Tiere aufspüren. Das Buch werde ich mir mal besorgen. Alles fängt an, indem man sich Gedanken macht. ;-)
Mal was anderes, laufen die Spürnasen die Spuren eigentlich immer in chronologischer Richtung ab? Manchmal will man ja auch in die Vergangenheit.
Grauer Wolf

Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Mal was anderes, laufen die Spürnasen die Spuren eigentlich immer in chronologischer Richtung ab? Manchmal will man ja auch in die Vergangenheit.
Ich bin echt überfragt, ob man das einem Hund beibiegen kann, denn eigentlich ist das total unlogisch, weil eine älter werdende Spur von der Beute weg führt. Welcher Canis lupus mit oder ohne familiaris würde das wollen?
Übrigens verläuft Trailen nicht wie eine Fährtensuche mit der Nase am Boden. Die Fährte wird natürlich auch berücksichtigt, aber primär geht es um winzige "Abreibsel" wie Hautschüppchen, Haare, Abrieb an einem Baum, einer Mauer u.ä. Bei Wind kann es also passieren, daß der Hund 10 Meter neben der Fährte scheinbar vom Kurs abgekommen ist. Aber tatsächlich folgt er der Partikelspur in den Büschen...

Gruß
Wolf
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von Caronna »

balin hat geschrieben: Mal was anderes, laufen die Spürnasen die Spuren eigentlich immer in chronologischer Richtung ab? Manchmal will man ja auch in die Vergangenheit.
Beim Trailing (egal ob Mensch oder Tier) wird immer die neuste Spur genommen, aber da müssen wir uns erstmal unterhalten, was eine Spur ist! es gibt 2: die mechanische, Bodenverletzungen etc die bei den Hunden bei der Fährtenarbeit verwendet wird (wehe ein hund weicht davon ab) oder die Geruchsspur beim Trailing, die kann schon mal weit abdriften - dafür ist es möglich selbst ne Spur zu verfolgen die ne Woche und älter ist (Selbst einstieg in ein Auto beendet die Spur nicht, ja es gab sogar den Test mit einem Hubschrauber - über eine kurze Strecke)
http://de.wikipedia.org/wiki/Mantrailing

Bei der Fährtenarbeit ist es evtl möglich die Spur vom Anfang bis zum Ende Chronologisch zu verfolgen. Die Spur wird nur nicht so stabil sein
http://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%A4hrtenarbeit
Grüße aus der Eifel
Caronna

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balin
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von balin »

Das ist alles schon mal nicht schlecht. Als kleiner Sherlock Holmes folgere ich aber, daß der Wolf einer Spur immer nur in die Richtung folgt, in die sie geht und nicht
in die, woher sie kommt. Er würde sonst knallhart ja verhungern. Unsereins will aber manchmal wissen, woher die Ganoven gekommen sind. Lauter metaphysische Fragen, die man mit seinem Hund lösen muß. Wenn die die deutsche Grammatik verstehen würden, wäre das einfach zu lösen. so muß man sich aber gewaltig in die Psyche unserer vierbeinigen Freunde hineindenken. ;-)
Die Auskunft zu den Geruchsspuren eröffnet ja schon wieder Hoffnung bei der unspezifischen Kälbersuche. Wenn sie wissen, wen sie suchen müssen geht das ja vielleicht über eine gewisse Entfernung.
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Caronna
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Re: Hütehund zur Nachsuche

Beitrag von Caronna »

Ich denke das der Mensch den Hunden so einiges beibringen kann, warum nicht auch die Rückwärtssuche? Mensch spricht ja auch vom sterioriechen, wie beim menschlichen sehen, ist das Geruchsbild dreidimensional, warum also nicht vorwärts/rückwärts suchen?
Vielleicht brauchen es die Wölfe auch um bei ungünstigen Wetterbedingungen zur Wurfhöhle zurück zu finden?
Grüße aus der Eifel
Caronna

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