Grauer Wolf's Hunde

Alles rund um die wölfischen Vierbeiner zu Hause.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von balin »

@Grauer Wolf
Die Beobachtung zu deinem Kleinen finde ich treffend. Die sind auch befriedigt, weil sie ihre Macht demonstrieren können. Das gefällt denen diebisch, wenn sich da soviele Tiere wegen ihnen in Bewegung setzen. Es kann ja eigentlich nicht anders sein, weil sie zumindest in meinem Fall den Tieren ja nicht ernsthaft schaden können. Abends hole ich die Herde mit vier Hunden von der Koppel. Die sehen von der Färbung her alle gleich aus, sind aber unterschiedlich in Größe und Veranlagung. Rufus hat ungefär die Figur eines kleinen Wolfes und auch die körperlichen Fähigkeiten. Er springt an die Gurgel und aus Angst vor ihm fängt die Herde an sich zu bewegen. Pauli, sein kleiner Bruder, macht dann eigentlich den Rest alleine. Er schnappt nach den Hinterfüßen und hört erst auf, wenn sie durch das Tor zur Stallkoppel gelaufen sind. Dicki bleibt meistens bei mir und Susi kann ich auf die Nachzügler schicken. Das alles ist ein oft wiederholtes Ritual und wenn es zu den richtigen Zeiten abläuft, geht es auch ohne Verzögerung. Wenn die schwarzen Schatten kommen, wissen alle was folgt. Mitten am Tag oder bei frischem Futter
kann es allerdings etwas länger dauern. Mit vier Hunden ist man aber immer in der Übermacht!
@Kangal
Habe neulich auf Arte eine Dokumentation zu den Wanderzügen der Schaf- und Kuhherden in Spanien gesehen. Die Tiere werden über seit dem Mittelalter vorhandenen Treibwegen über mehrere hundert Kilometer aus dem Süden auf die sommerlichen Bergweiden so auf der Breite von Madrid getrieben.
Die hatten auch Herdenschutzhunde mit dabei. Wie klappt das da mit der territorialen Veranlagung der Beschützer? Die haben Tagesmärsche von deutlich über zehn km am Tag zu bewältigen. Da gibt es zwar noch keine Wölfe, bzw sie kommen gerade erst in der Nähe von Madrid an, aber die müssen ja auch durch Ortschaften und die Treibwege werden ja auch als Biotopverbund touristisch genutzt. Störungen gibt es also genug.
Oder, was natürlich auch möglich ist, die HSH arbeiten bei Temperaturen über 25C nicht. Könnte ja sein. ;-)
joswolf
Beiträge: 211
Registriert: 8. Okt 2010, 11:52

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von joswolf »

Auch eigene Entscheidungen zu treffen ist doch eine Eigenschaft die gerade Border Collies nicht haben?
Jos
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von balin »

Danke, Jos! Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Allerdings weiss ich nicht, was Border Collies machen, wenn sie nicht rumkommandiert werden? Ich bewundere die Schäfer für ihr Handwerk, aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß Hunde die nicht beissen, zwar gerne laufen aber denen man alles sagen muß, für so eine individualistische Bande wie eine Kuhherde nicht das richtige sind. Die Kühe haben schon wegen ihrer Kälber so unterschiedliche Interessen, daß ich als Aussenstehender garnicht die Reaktionszeiten habe, das alles situationsgerecht zu erfassen und weiterzuleiten. Wenn die Hunde das im Team und instinktmäßig machen, dann geht das viel sicherer. Meine Aufgabe besteht vor allem darin Jagdszenen abzubrechen, der Rest muß von alleine gehen.
Selbst beim Cutting, also dem Absondern von einzelnen Tieren, muß man sich im Falle von Rindern auf Angeborenes verlassen. Habe mir erzählen lassen, das diese Fähigkeit zb bei den Apaloosa Pferden genetisch veranlagt ist. Der Reiter muß da vor allem darauf achten, bei der Arbeit nicht vom Pferd zu fallen.
Den australischen Kuhhunden werden entsprechende Fähigkeiten nachgesagt. So einem muß man dann auch sagen, wann er aufhören soll.
Hunde für das Sofa sind solche, die ein paar wenige Antriebe vom Wolf mitbekommen haben, die anderen muß man sich so aussuchen, daß es für die eigenen Zwecke die richtigen sind. Einen Hund zur Arbeit tragen geht nicht. ;-)
Grauer Wolf

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von Grauer Wolf »

joswolf hat geschrieben:Auch eigene Entscheidungen zu treffen ist doch eine Eigenschaft die gerade Border Collies nicht haben?
Jos
Das ist in vieler Hinsicht eine Sache der Erziehung, nicht der Rasse. Wir haben die Fähigkeiten unserer Hunde in dieser Hinsicht immer gefördert. Es gibt nur wenige, absolute Befehle, die in erster Linie der Gesundheit und Sicherheit :!: dienen: "Hier" resp. Pfiff auf der Hundepfeife resp. reines Sichtzeichen und "aus" sind solche Befehle, weil sie angesichts eines Autos oder einer Wildschweinrotte (oder eines schießwütigen Jägers :x ) einfach kommen müssen, und "aus" beispielsweise bei einem vergifteten Köder lebenswichtig sein kann. Aber für welchen Weg sie sich auf einem Spaziergang entscheiden, wo sie liegen, ob sie bei einem Halt stehen oder absitzen, ob sie lieber im Bett schlafen oder auf dem Boden, ob sie sich auf's Sofa legen oder den angeblich hinsichtlich der Dominanz so bedeutenden, strategischen Platz, ob sie an der Leine exakt neben mir oder 'nen Meter voraus laufen usw. usf., das ist so was von unwichtig, obwohl viele daran die Autorität über ihren Hund festmachen.
Was Hütehunde angeht, so halte ich die Entscheidungsfähigkeit für unabdingbar. Da kann man keinen Kadavergehorsam brauchen, die den Hund erst fragen läßt, ob er ein Rindvieh, das sich unerlaubt von der Truppe entfernt hat, zurücktreiben darf. Flexible Reaktion auf unterschiedliche Situationen erfordern immer auch die Fähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Einen Hund so weit zu unterdrücken, daß er sogar nur auf Aufforderung sch**** (leider kein Witz: Habe ich schon gesehen! :x ), das ist unnatürlich, ja geradezu krank! Ich will Hunde, in deren Augen das Feuer einer eigenen Persönlichkeit lodert und die, wenn ich sie herbeirufe, freudestrahlend ankommen. Ich will Hunde, die selber denken, auch wenn die manchmal etwas anstrengend sind!
Wenn ich dagegen Hunde sehe (sehr oft Deutsche Schäferhunde!), die bei kasernenhofartigen "Hier"-Gebrüll mit allen Zeichen der Angst und Leere in den Augen buchstäblich angekrochen kommen (besonders Menschen ohne Ego aber mit Minderwertigkeitskomplexen lieben ein solches, extrem unterwürfiges Untertanen-Verhalten :( ), dann tut mir das in der Seele weh, ebenso, wenn ich Hunde sehe, die geistig so degeneriert sind, daß man im Prinzip auch einen Stoffhund auf Rollen hinterherziehen könnte. Der gibt auch keine Widerworte...

Gruß
Wolf
joswolf
Beiträge: 211
Registriert: 8. Okt 2010, 11:52

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von joswolf »

Alles Richtig aber was hat das mit meiner Aussage zu tun? Ein Border Collie ist nun mal besser im Kommando's ausfuhren als ein Kangal oder Malamute da kannst du erziehen was du willst den Unterschied wirst du merken. Uns selbstaendige Problemlosung ist was was diese Herde und Schlittenhunde besser machen das ist doch oftgenug bei Forschungen nachgewiesen.
Jos
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von balin »

In gewisser Weise mache ich etwas ähnliches, wie es Grauer Wolf für seine Hunde andeutet. Ich versuche aus Idiotenfleckvieh wetter- und herdenfeste Weiderinder zu züchten.
Wahrscheinlich wäre ich besser dran gewesen, wenn ich gleich auf erprobte Landschläge umgestellt hätte. Im Gegensatz zu Grauer Wolf setze ich aber meine Tiere
unbarmherzigen Praxisbedingungen aus. Da nützt es nichts, wenn man sich in die Tasche lügt. Schwergeburten oder mangelnde Muttereigenschaften haben dann ihren Preis. Beim fünften Kalb haben sie es dann vielleicht auch drauf, aber die Natur und auch wir Menschen haben selten soviel Zeit.
Für die Hunde habe ich da, auch dank dieses Forums, schon besser gelernt. Den Allzweckhund gibt es nicht, für meine Zwecke habe ich aber inzwischen die richtigen. Und, so ungeeignet Wölfe für den gemeinen Hundehalter sind, es kommt doch immer wieder zum Vorschein, daß die positiven Eigenschaften, die wir uns bei unseren Hunden wünschen, alle ja schon im Wolf angelegt sind. Der hat nur eben immer noch ein paar zusätzliche mehr, die wir gerade nicht gebrauchen können.
Was man den Wölfen nicht abtrainieren kann, das kann man den Hunden im umgekehrten Fall auch mit der besten Hundepädagogik nicht andichten.
So, wie ich eingesehen habe, bin ich nicht für alle Einsatzzwecke die optimale Besatzung. Die kleine Erkenntnis darf man auch für die Hunde walten lassen.
Der richtige Hund am richtigen Ort erspart viele Frustrationen! ;-)
.
kangal2
Beiträge: 501
Registriert: 31. Jan 2011, 09:31

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von kangal2 »

balin hat geschrieben: @Kangal
Habe neulich auf Arte eine Dokumentation zu den Wanderzügen der Schaf- und Kuhherden in Spanien gesehen. Die Tiere werden über seit dem Mittelalter vorhandenen Treibwegen über mehrere hundert Kilometer aus dem Süden auf die sommerlichen Bergweiden so auf der Breite von Madrid getrieben.
Die hatten auch Herdenschutzhunde mit dabei. Wie klappt das da mit der territorialen Veranlagung der Beschützer? Die haben Tagesmärsche von deutlich über zehn km am Tag zu bewältigen. Da gibt es zwar noch keine Wölfe, bzw sie kommen gerade erst in der Nähe von Madrid an, aber die müssen ja auch durch Ortschaften und die Treibwege werden ja auch als Biotopverbund touristisch genutzt. Störungen gibt es also genug.
Oder, was natürlich auch möglich ist, die HSH arbeiten bei Temperaturen über 25C nicht. Könnte ja sein. ;-)
Du meinst die Transhumanz, die früher weit verbreitet war und in manchen Gegenden auch heute noch üblich ist. Wie es bei den Mastines in Spanien läuft, habe ich persönlich nicht gesehen, aber es wird nicht grundlegend anders ablaufen als bei ihren Kollegen im Kaukasus. Ich machs mir mal einfach und kopiere einen Teil meines Berichts aus dem Kangalforum:

Alljährlich im Frühjahr setzen sich tausende Schafe, begleitet von ihren Hirten und Hunden in Bewegung, um von der Steppe in Schiraki, nahe der aserbaidschanischen Grenze, Richtung Kaukasus zu ziehen. Sie legen dabei um die 250 km zurück, im Herbst geht das Ganze dann retour.

Die Transhumanz, der saisonale Wechsel zwischen Sommer - und Winterweiden, ist eine uralte Methode der Schafhaltung, nicht nur in dieser Region. Wenn also im Sommer das Gras der Steppe vertrocknet, die Temperaturen immer unangenehmer werden, ziehen Mensch und Tier in die kühleren und saftigeren Bergregionen. Kündigt sich dort der Herbst an, geht's zurück in die warmen Regionen im Süden.

Die Herden ziehen dabei durch Kachetien, über den knapp 3000 m hohen Abano - Pass, in die Hochtäler nach Tushetien, nahe der tschetschenischen Grenze.

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5525n8.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5525n7.jpg

Wir trafen die Hirten bei Dartlo (A), einem kleinen Bergdorf auf ca. 2300 m Höhe. Die erste Tagesetappe ging über ca. 15 km nach Omalo (B)

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 525n13.jpg

1250 Schafe werden hier von 7 Schutzhunden begleitet, Treib - oder Hütehunde gibt es, wie überall dort und in Asien, nicht.
Kühe und Pferde wandern extra, ohne Schutzhunde.

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 525n14.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 525n24.jpg

Fremde Fahrzeuge werden attackiert.

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 525n25.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 722n21.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5722n3.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 737n16.jpg

Der fremde Pferdehirte wurde auch angegriffen, als er die Pass - Strasse entlangkam:

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 737n23.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5737n9.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5737n8.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 737n10.jpg

Er hat das dann mit der Peitsche geregelt und die Hunde so einigermaßen auf Distanz halten können. In so einer Situation sind die Hund nicht (!) abrufbar oder durch die Hirten zu beeinflussen. Diese versuchten das auch gar nicht.
Wir mußten uns die Hunde teilweise mit langen Knüppeln vom Leib halten, selbst nach Tagen war noch Vorsicht geboten, obwohl wir unmittelbar mit der Herde zogen.

Während der Zeit, an der ich dabei war, haben wir eine Ortschaft passiert. Die sehen dort so aus:

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5722n6.jpg
http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5722n5.jpg

Das verlief ohne Zwischenfälle, die Dorfhunde blieben auf Distanz und die Schutzhunde waren im für sie fremden Revier (also dem der anderen Hunde) eher defensiv, solange nichts Fremdes in unmittelbare Nähe der Herde kam.
Übrigens auch typisch und wenn man, wie in Hessen und Hamburg nötig, mit Kangal und Kaukase einen Wesenstest machen will, ist man gut beraten, dies auf für den Hund fremdem Territorium durchzuführen, dann lassen sich die Boliden sogar relativ gelassen von fremden Hunden anpöbeln. Im eigenen Territorium würden sie kompromisslos angreifen und man würde mit Pauken und Trompeten durchrasseln.

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 5790n9.jpg

Samura erreicht mit den Kühen den Pass.

Szenenwechsel nach Anatolien (Sivas) - dort ist die Transhumanz nicht üblich.
In diesem kurzen Clip habe ich gefilmt, was passiert, wenn sich 2 geschützte Herden begegnen:

http://www.youtube.com/watch?v=ZtztQ0FZ ... gg&index=3

Man sieht gut die Arbeitsteilung der Hunde, nichts wäre dämlicher, als wenn sich die ganze Horde auf den vermeintlichen Gegner stürzen würde.
Auch hier, alles ohne irgendein Kommando der Hirten.
Auch das Einteilen der verschiedenen strategischen Positionen (einige Hunde bleiben bei der Herde, andere bilden einen Puffer zwischen "Angreifern" (hier sinds nur Hunde) und der Herde usw. wird von den Schutzhunden völlig eigenständig geregelt. Da ist nichts durch Menschen anerzogen oder vermittelt worden.

Ach ja und die Temperaturen waren da um die 40°, also die Kangals arbeiten noch bei Bedingungen, bei denen jeder hiesige Hund in kurzer Zeit kollabieren würde. Sengende Hitze, kaum Wasser, kein Schatten im Sommer, Eiseskälte (-20° und tiefer) mörderischer Wind und kein Windschatten im Winter.

http://files.homepagemodules.de/b117037 ... 8374n7.jpg

Dementsprechend sehen sie dann auch im Frühjahr aus, wenn sie nach und nach die lange Unterwäsche ausziehen.
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von balin »

Danke, das ist mal eine Beschreibung, mit der man etwas anfangen kann.
Mir hupft das Herz, wenn ich solche Bilder sehe. Man muß fast einmal selber dabeigewesen sein, um das zu kapieren.
Die defensive Einstellung dieser Hunde ist dann wirklich Gold wert. Und wer mit solchen Hunden die Situation richtig kalkuliert, der muß aber auch gut über seine Tiere bescheid wissen.
Haben wir wieder mal was zum Nachdenken!
Also, Einkreuzen würde ich in Arbeitsschläge keine andersartigen Hunde. Das bringt nur Ärger.
Aber kaufe mal hierzulande einen australian Cattledog. Der kommt bestimmt aus irgendeiner Wohnung.
Im neuen "plan loup" für Frankreich steht übrigens, daß der Staat bei der Züchtung von geeigneten Herdenschutzhunden helfend eingreifen will.
Das habe ich in dem Umfang für Deutschland noch nicht gehört. Vielleicht entwickelt sich ja da noch was?
nuno22
Beiträge: 474
Registriert: 20. Okt 2010, 10:57
Kontaktdaten:

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von nuno22 »

Beeindruckend! Vielen Dank für deinen Bericht Kangal!
holsteiner in nrw
Beiträge: 463
Registriert: 12. Jun 2011, 22:18
Wohnort: Bielefeld

Re: Grauer Wolf's Hunde

Beitrag von holsteiner in nrw »

Toller und interessanter Bericht, vielen Dank.
Mal eine Frage zu den Hunden? Wie hält man bitte einen solchen Hund (Kangal) art- und auch wesensgerecht in Deutschland?
Das ist doch nahezu nicht zu schaffen,oder?
Antworten