Bejagung von Wölfen in Europa - Argumente pro und contra
Verfasst: 6. Jan 2013, 12:40
Hier ( viewtopic.php?f=13&t=647&start=70#p9066 ) ist die Fragestellung tatsächlich "off topic". Aber an der grundsätzlichen Frage, ob und warum eine Bejagung von Wölfen in Mitteleuropa sinnvoll und notwendig ist, werden wir uns wohl nicht nur hier im Forum noch ausführlich reiben.
Die Ablehung einer Bejagung/Regulierung der Wolfspopulation stützt sich unter anderem auf die These, dass die Elterntiere ihre Jungen spätestens im zweiten Lebensjahr aus dem Rudel und damit aus dem Territorium werfen. Das würde die Zahl der Wölfe im Territorium begrenzen und unter anderem eine Übernutzung der Beutetierpopulationen verhindern. Inzwischen gibt es Belege aus mehreren Rudeln, dass die Wölfe sich schon jetzt nicht zwingend an diese These halten, obwohl noch ausreichend geeigneter und bislang nicht besetzter Lebensraum zur Verfügung steht.
Eine zweite These vergewaltigt die Regeln der Herren Lotka und Volterra, wonach das Nahrungsangebot den Populationszuwachs begrenzt und die Verfügbarkeit von Beute die Größe der Wolfspopulation reguliert. Diese Betrachtung vernachlässigt, dass eine für die Wölfe sprübare Verringerung der (natürlichen) Beutetierpopulationen deren Interesse an Nutztieren entsprechend wachsen lassen würde. Damit würde der Aufwand für den Herdenschutz weiter steigen, der Wirkungsgrad von Herdenschutzmaßnahmen sinken und die Toleranz gegenüber dem Wolf nicht nur bei den Tierhaltern leiden.
Gleichzeitig vernachlässigt diese Herangehensweise unter Verweis auf Lotka und Volterra die Schlussfolgerungen der NINA-Studie, wonach ein ausreichendes Angebot an natürlicher Beute eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Wölfe nicht in die Verlegenheit kommen, Menschen als potenzielle Beute anzusehen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es in Deutschland noch keinen Anlass, in die Wolfspopulation einzugreifen. Ich gehe davon aus, dass sich das in wenigen Jahren anders darstellen wird. Ein Zusammenleben von Mensch und Wolf wird wegen der oben dargestellten Widersprüche dauerhaft nur über eine Regulierung der Wolfspopulation möglich sein. Ob diese Regulierung dann über die "Pille" für Wölfinnen, die gezielte Sterilisierung von Wölfinnen oder aber durch eine geordnete Bejagung erfolgt, wird sich zeigen. Der Ansatz von Dave Mech ( http://www.wolf.org/wolves/learn/basic/ ... esting.pdf ) dürfte auch für Europa empfehlenswert sein. Bis eine Regulierung tatsächlich notwendig wird, sollte man sich auf der Basis seiner Ausführungen Gedanken über eine Umsetzung in Mitteleuropa machen.
Viele Grüße
Lars
Die Ablehung einer Bejagung/Regulierung der Wolfspopulation stützt sich unter anderem auf die These, dass die Elterntiere ihre Jungen spätestens im zweiten Lebensjahr aus dem Rudel und damit aus dem Territorium werfen. Das würde die Zahl der Wölfe im Territorium begrenzen und unter anderem eine Übernutzung der Beutetierpopulationen verhindern. Inzwischen gibt es Belege aus mehreren Rudeln, dass die Wölfe sich schon jetzt nicht zwingend an diese These halten, obwohl noch ausreichend geeigneter und bislang nicht besetzter Lebensraum zur Verfügung steht.
Eine zweite These vergewaltigt die Regeln der Herren Lotka und Volterra, wonach das Nahrungsangebot den Populationszuwachs begrenzt und die Verfügbarkeit von Beute die Größe der Wolfspopulation reguliert. Diese Betrachtung vernachlässigt, dass eine für die Wölfe sprübare Verringerung der (natürlichen) Beutetierpopulationen deren Interesse an Nutztieren entsprechend wachsen lassen würde. Damit würde der Aufwand für den Herdenschutz weiter steigen, der Wirkungsgrad von Herdenschutzmaßnahmen sinken und die Toleranz gegenüber dem Wolf nicht nur bei den Tierhaltern leiden.
Gleichzeitig vernachlässigt diese Herangehensweise unter Verweis auf Lotka und Volterra die Schlussfolgerungen der NINA-Studie, wonach ein ausreichendes Angebot an natürlicher Beute eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass Wölfe nicht in die Verlegenheit kommen, Menschen als potenzielle Beute anzusehen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es in Deutschland noch keinen Anlass, in die Wolfspopulation einzugreifen. Ich gehe davon aus, dass sich das in wenigen Jahren anders darstellen wird. Ein Zusammenleben von Mensch und Wolf wird wegen der oben dargestellten Widersprüche dauerhaft nur über eine Regulierung der Wolfspopulation möglich sein. Ob diese Regulierung dann über die "Pille" für Wölfinnen, die gezielte Sterilisierung von Wölfinnen oder aber durch eine geordnete Bejagung erfolgt, wird sich zeigen. Der Ansatz von Dave Mech ( http://www.wolf.org/wolves/learn/basic/ ... esting.pdf ) dürfte auch für Europa empfehlenswert sein. Bis eine Regulierung tatsächlich notwendig wird, sollte man sich auf der Basis seiner Ausführungen Gedanken über eine Umsetzung in Mitteleuropa machen.
Viele Grüße
Lars