LarsD hat geschrieben:Auch wenn es zwecklos ist, Dich aus Deiner Traumwelt holen zu wollen ... Wir Menschen haben die Landschaft in Deutschland gründlich umgekrempelt. Weil der kollektive Suizid sicherlich keine Option ist, sind Kompromisse gefragt.
Wenn ich eines nicht tue, dann in einer Traumwelt leben. Dazu werden mir die Folgen des Wütens von Homo sapiens (

) nur zu sehr tagtäglich vor Augen geführt, im Großen (Tankerunfälle etc.), was dann durch die Medien geht, und im täglichen Kleinen (z.B. Müll in die Gegend werfen, Ackerraine zerstören, Maismonolulturen etc. Muß ich nicht alles aufzählen).
LarsD hat geschrieben:Wenn wir mit der Tollwut einen wesentlichen Regulationsfaktor mal eben so aus der Landschaft genommen haben, kann das in der Fuchspopulation nicht ohne Folgen bleiben. Die Besätze sind nach der erfolgreichen Impfkampagne deutlich angestiegen. Mit dem Nahrungsangebot hatte das aber so gar nichts zu tun. Ein Zuwachs bei der Fuchspopulation wiederum wirkt auf die Populationen der Beutetiere des Fuchses. Entscheidend ist dabei nicht, was der Fuchs primär frisst.
Du hast einen "Regulierungsfaktor" vergessen: Den Autoverkehr. ich weiß nicht, wieviele überfahrene Füchse ich mittlerweile schon gesehen habe. Das paßt dann auch zum Thema "natürliche Feinde", denn der Autoverkehr ist einer davon.
Was den Zusammenhang zwischen Beute und Fuchs angeht, natürlich erholten sich die Bestände nach der Tollwut-Impfkampagne. Aber das ist auch kein Wunder, weil der Fuchs viele Jahrzehnte lange exzessiv bejagt wurde, selbst vor Vergasung im Bau nicht zurückgeschreckt wurde, was so nebenbei auf den Dachs an den Rand des Abgrunds brachte, weil der oft mit dem Fuchs assoziert ist. Und so nebenbei hat diese exzessive Bejagung nur das komplizierte Sozialgefüge der Füchse durcheinandergebracht: Das Tollwutproblem war durch verstärkte Migration zu einem Großteil hausgemacht!
LarsD hat geschrieben:Aus dem Blickwinkel des Artenschutzes ist wichtig, ob die jeweilige Population potenzieller Beutetiere mit der angewachsenen Fuchspopulation und dem resultierenden Prädationsdruck klar kommt. Wo das nicht der Fall ist, wird der Fuchs selten der Alleinschuldige sein. Aber ich habe moralisch/ethisch so gar keine Probleme, als Jäger innerhalb der Fuchspopulation die Rolle der Tollwut zu übernehmen. Das reicht hier ganz offensichtlich aus, um nicht nur Bodenbrütern, sondern auch kleineren Räubern wie Mauswiesel und Wiesel wieder auf die Beine zu helfen.
Selten der Alleinschuldige? Wie gnädig. Der Mensch hat die natürliche Umwelt fast völlig zerstört, angefangen bei endlosen Getreide- und Maisfeldern, aufgehört bei ebenso endlosen Stangenplantagen, deren ökologischer Wert gegen null tendiert (ich erinnere: Nadelgehölze gehören grob eingeteilt in subarktisches resp. alpines Klima; Erst in den letzten Jahren erfolgte ein allmähliches Umdenken, dessen Folgen sich aber erst in einigen zig Jahren zeigen). Die selten geworden Arten leiden primär nicht unter ein paar Füchsen zuviel, sie leiden darunter,
daß man ihnen die Lebenräume nahm. Ein gutes Beispiel sind da auch die ganz kleinen Arten: In und von Ackerrain-Biotopen leben normalerweise hunderte von Arten (Pflanzen wie Tiere). Alleine schon die irrsinnigen Mahdvorschriften sind hier hinsichtlich des Artenschutzes absolut kontraproduktiv. Wenn man hier mal ansetzen würde und die Acker- und Wegraine in Ruhe ließe, ließen sich mit einem Schlage aberhunderte km² Naturschutzgebiete schaffen. Man müßte einfach nur
nichts tun, anstatt 2...4-mal im Jahr mit dem Mähbalken drüberzusemmeln.
LarsD hat geschrieben:Im Hinblick auf die hier im Thread ursprünglich thematisierte Frage der Befriedung von Grundstücken im jagdrechtlichen Sinne sind Seuchenzüge von Staupe und Räude in unnatürlich dichten Fuchspopulationen ein prima Aufhänger, um gerade Hundehaltern zu demonstrieren, welchen Wert Bejagung für das Gemeinwohl hat. Wenn Wuffi ganz stolz einen halbtoten Fuchs anschleppt, gerät der Impfschutz gegen Staupe dann und wann mal an seine Grenzen. Wirft sich die Pelznase mit wohligem Genuss auf den stinkenden Kadaver eines räudigen Fuchses, ist ebenfalls Stimmung im Haus. Solche Erfahrungen muss mancher Zeitgenosse scheinbar erst machen.
Hmmm, dann ist es wohl auch gut für das Allgemeinwohl, wenn jedes Jahr tausende Hunde und Katzen abgeknallt werden? Hör mir bitte auf "Jagd" und "Allgemeinwohl" in einen Topf zu werfen. Die Jagd ist heutzutage nur noch ein Hobby, sonst nichts, und trägt imho zum Allgemeinwohl nichts bei. Es wird keiner Jäger, weil er der Allgemeinheit oder der Natur dienen will (das kann man auch ohne Knarre), sondern weil er schießen und töten will und bereit ist, dafür sehr viel Geld hinzulegen. Die reine Kochtopfjagd kann man hierzulande vergessen, denn das rechnet sich nicht.
Für die Behauptung, daß sich Fiffi in einem Fuchskadaver wälzt hätte ich ganz gerne einen Beleg. Meine Hunde machen das nicht (es ist imho für einen Beutegreifer sinnlos, sich in Überesten eines anderen Beutegreifers zu wälzen), die schleppen auch nichts an, das offensichtlich in einem nicht mehr freßbaren Zustand ist...
Wie auch immer, offensichtlich leben wir in völlig unterschiedlichen Welten. Ich habe nichts
Prinzipielles gegen die Jagd,
wenn das, was geschossen wird, grundsätzlich auch gegessen wird (ich esse auch gerne Wild, aber keine Füchse). Aber ich habe was dagegen, wenn Jäger anfangen, sich als die großen Artenschützer und Regulatoren zu sehen, ohne die überhaupt nichts funktioniert. Das grenzt m.E. an Hybris und die Erfahrung und Geschichte zeigt, daß das immer nach hinten losging.
Trotz sehr unterschiedlicher Meinungen und Mentalitäten wünsche ich Dir von Herzen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest!
Gruß
Wolf