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Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 8. Dez 2012, 20:10
von Wolfsheuler
Der brandenburgische Bauernbund (der kleinere der beiden Bauernverbände) will nicht mehr am Managementplan mitarbeiten.
Das Umweltministerium sei nicht in der Lage, den Tierhaltern flächendeckend wolfssichere Zäune zu finanzieren.
Der Nebenerwerbslandwirt bemängelte außerdem, dass es keine konkrete Zielgröße für eine verträgliche Wolfspopulation in Brandenburg gebe. Dies sei das Mindeste, wenn ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Tierhaltern gefunden werden soll.
Was ist verträglich?
Die FDP spricht von über 100 Wölfen :?: in Brandenburg und die CDU will den Wolf ins Jagdrecht.
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... ahren.html

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 8. Dez 2012, 21:22
von LarsD
Wolfsheuler hat geschrieben:Was ist verträglich?


Verträglich aus der Sicht der Landwirte ist eine Populationsgröße, mit der bei wirtschaftlich vertretbarem Aufwand für den Herdenschutz die Schäden beherrschbar bleiben und die Betroffenen entschädigt werden können.
Die FDP spricht von über 100 Wölfen :?: in Brandenburg und die CDU will den Wolf ins Jagdrecht.


Nach offizieller Lesart leben in Brandenburg einschließlich der grenzübergreifenden Rudel zwischen 75 und 90 Wölfe. Dabei wird unterstellt, dass die neun Rudel aus durchschnittlich 8 Wölfen bestehen. Dazu ein Paar und ein "territoriales Einzeltier". Was dann zu 90 noch fehlt, sollen sicher die "durchziehenden Wölfe" sein. ;-) Die Forderung nach Aufnahme ins Jagdrecht ist nicht neu und nachvollziehbar. Dass damit die Welt nicht untergeht, zeigt das Beispiel Sachsen inzwischen doch anschaulich.

Viele Grüße

Lars

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 8. Dez 2012, 22:08
von SammysHP
Allerdings scheint sich in Sachsen dadurch nichts verbessert zu haben. Der Sinn einer Aufnahme ins Jagdrecht sollte also sehr genau geklärt werden.

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 04:36
von balin
Wenn ich als Bauernverband mich für meine Mitglieder in der Angelegenheit Wolf einsetzen würde, dann wäre ein effektives Monitoring das wichtigste. Nur vor diesem Hintergrund macht gezielte Jagd auf Problemwölfe (das sind solche, die Nutztiere fressen) Sinn. Mit ungezieltem Abschiessen innerhalb einer gewachsenen Wolfspopulation und das dazu noch von Personal, das von anderem getrieben wird als dem Herdenschutz schafft man sich genau die Probleme, die man eigentlich vermeiden will.
Für mich liegen die Baustellen da ganz woanders. Mir ist es unerklärlich, wie ein Weidezaun ausbruchssicher gestaltet werden kann, wenn er gleichzeitig das Wild nicht in seiner Bewegungsfreiheit behindern soll. Ich pfeife auf sämtliche Zuschüsse, wenn das mal geklärt ist. Man kann nicht gleichzeitig zwei Herren dienen.
Genauso muß man die Motive der Jägerschaft von denen der Weidehalter unterscheiden. Ich glaube gerne ,daß die Jäger liebendgerne ein paar Esel vor ihrem Karren haben würden. Als Freilandhalter sage ich aber, solange es so viel Wild in unserer Landschaft gibt, sollen die Wölfe Wild fressen und Wolf und Jäger und ein paar andere haben auf belegten Weideflächen Betretungsverbot. Genau an diesem Punkt hakt es nämlich auch bei den Herdenschutzhunden. Wie soll der denn seinen Job machen, wenn er sich von jedem Idioten betatschen lassen muß, der im Rahmen des Naturschutzgesetzes seine zugesicherte Bewegungsfreiheit in Feld und Flur wahrnimmt? Wenn die Zäune so sind, daß der Hund und die Tiere drinnen bleiben und die anderen draussen, dann wäre mehr gewonnen als mit dem behördlich verordneten Ballermann auf irgendwelche Wölfe.
Muß ich mich jetzt für den Bauernbund wegen Arbeitsverweigerung und Subventionssüchtigkeit in Sachen Zäune schämen?
Ich denke mal, wenn man sich schon aus undifferenzierten Gründen in die Hose macht, dann sollte man sich die Windeln ab einem gewissen Alter selber dranmachen! ;-)

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 08:05
von SammysHP
Deine Definition von "Problemwolf" ist aber auch nicht ganz korrekt, da es durchaus die Natur des Wolfs ist, Tiere zu fressen.

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 11:09
von Vash
SammysHP hat geschrieben:Deine Definition von "Problemwolf" ist aber auch nicht ganz korrekt, da es durchaus die Natur des Wolfs ist, Tiere zu fressen.
Das sehe ich genauso. Ein Wolf kennt nunmal den Unterschied zwischen Wild- und Nutztier nicht. Wie jedes Raubtier versucht er bei möglichst wenig Energieverbrauch Beute zu machen, um das eigene Überleben und das seines Nachwuchs/Rudels zu sichern. Die Frage ist daher, wie man es dem Wolf so schwer wie möglich machen kann an die Nutztiere ranzukommen. Ich bin keine Expertin, frage mich jedoch weshalb man in diesem Zusammenhang nicht auch den Tierhaltern rät ihre Zäune zusätzlich mit diesen bunten 'Lappen' zu bestücken. Wenn sich manche Wölfe auf der 'Lappjagd' selbst bei Verfolgung fürchten da durchzubrechen stellt sich mir die Frage, weshalb das nicht auch für den Schutz von Weidezäunen ein zusätzliches Mittel sein soll. Hat man Angst die Wölfe damit an diese Art von Falle zu gewöhnen? In einem Bericht hatte ich vor 1 - 2 Jahren auch gelesen, dass man aktuell untersucht, ob nicht das Heulen eines Rudels vom Tonband Wölfe von bestimmten Regionen fern halten könnte. Ich denke, Esel und Hirtenschutzhunde sind nicht die einzigen Methoden, die man bei dem Versuch Wölfe von Nutztieren fern zu halten näher beleuchten sollte.

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 12:15
von balin
Mein Problem ist ja nicht nur an die Wölfe gebunden. Bis jetzt hatte ich es eher mit freilaufenden Hunden zu tun. Das ist bis jetzt der hier etwas mehr verbreitete Canidenschlag. Und wenn ich schon Zäune baue, dann auch für die. Bei den Flatterbändern muß ich ausserdem mit dem Neugierzupfen der Rinder rechnen. Von Bildern aus Oregon weiss ich daß die sich dazu auch Gedanken gemacht haben, weil die Flatterbänder ausserhalb der eigentlichen Umzäunung installiert waren.
Und nochmal zu den Problemwölfen. Bei der Beschreibung des Wesens "Wolf" beim ONCFS(Office National de la Chasse et de la Faune Sauvage) steht, daß die Welpen durch die Elterntiere auf ein bestimmtes Beutespektrum geprägt werden und unsere Aufgabe es eigentlich nur ist, sie da beim Wild zu halten, ansonsten werden sie eben zu Problemwölfen. Nach meiner Kenntnis ist das das Kriterium für den Problemfall neben der Habituierung an den Menschen.
Ab welcher Schwelle dann eingeschritten wird ist dann wieder eine andere Frage. Je besser der Herdenschutz ist, desto weniger Gedanken braucht man sich darüber dann zu machen. Diese Erziehung ist alleine Sache der Tierhalter und hat mit Jägern recht wenig zu tun. Es geht nicht um Bestandsregulierung sondern um Verhaltensregulierung.
Sowas wie Muscheln, Pilze oder japanisches Gemüse esse ich übrigens nicht, weil ich es einfach nicht kenne. Von daher könnte ich der Diagnose zu den Wölfen mit den bevorzugten Beutetieren durchaus zustimmen. Und die machen ihre Neulandexperimente ja am lebenden Wesen. Wenn man ihnen nicht verrät, daß Schafe blöd sind, sondern ihnen stattdessen ein unangenehmes Bild von diesen furchtbaren Wesen vermittelt, dann hat man ja vielleicht seine Ruhe. :-D

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 12:33
von SammysHP
@Vash

Das Problem an den Lappen ist die Gewöhnung. Die bringen nur was, wenn der Wolf Angst vor ihnen hat. Wenn sie also plötzlich vor ihm auftauchen wird sich der Wolf (hoffentlich) erschrecken und flüchten. Daher bringen sie etwas in akuten Fällen (wenn es bereits Übergriffe gab) oder eben in solchen Fang-/Jagdaktionen. Sollten sie aber permanent da sein besteht die Gefahr, dass sich die Wölfe daran gewöhnen.

Grundsätzlich ist es keine schlechte Idee, die Umzäunung und die Umgebung ständig zu ändern. Der Wolf weiß so nie, was ihn erwartet. Klappernde Gegenstände, etwas was sich bewegt, Licht mit Bewegungsmelder (sofern Strom da ist), Vogelscheuche (?) - all das wird einen Wolf beunruhigen. Aber nur so lange, wie er sich nicht daran gewöhnt, daher regelmäßig ändern.
balin hat geschrieben:Es geht nicht um Bestandsregulierung sondern um Verhaltensregulierung.
Danke, das bringt es endlich mal auf den Punkt.

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 16:47
von aka
Das Problem an den Lappen ist die Gewöhnung. Die bringen nur was, wenn der Wolf Angst vor ihnen hat. Wenn sie also plötzlich vor ihm auftauchen wird sich der Wolf (hoffentlich) erschrecken und flüchten. Daher bringen sie etwas in akuten Fällen (wenn es bereits Übergriffe gab) oder eben in solchen Fang-/Jagdaktionen. Sollten sie aber permanent da sein besteht die Gefahr, dass sich die Wölfe daran gewöhnen.
Auf die dauer billige Dekoartikel . Ein Wolf der die Dinge EINMAL überwunden hat, wird es immer wieder tun und den restlichen Tiere des Rudels auch.
Bei den Herden die geschützt werden sollen MUSS einfach jemand dabei sein.....

balin hat geschrieben:Es geht nicht um Bestandsregulierung sondern um Verhaltensregulierung.

Danke, das bringt es endlich mal auf den Punkt.
Genau.

Womit fangen wir an ?

Kartoffeln oder Salatessen zuerst beibringen ?
Was denkt Ihr ?

Re: Bauernbund kündigt Mitarbeit beim Wolfsmanagement

Verfasst: 9. Dez 2012, 17:27
von balin
Für den Anfang nicht schlecht! Erste Versuche gibt es ja schon und zwar solche, den Wölfen die gemachte Beute zu vergällen, indem man den Riß mit etwas ekelhaftem(für Wölfe) versetzt. Wir haben ja ungefähr eine Vorstellung, was wir bei unseren Hunden machen müssen, damit sie das tun, was wir wollen.
Bei den Wölfen müssen wir halt herausbekommen, was ihnen zuwider ist und das dann in den entsprechenden Situationen einsetzen, damit sie etwas nicht machen. Die Lernpsychologen haben bestimmt das richtige Wort dafür. Also enfach mal drüber nachdenken, wie man es mit seinem Hund am besten verscheisst, dann kommt man der Sache schon näher. ;-)
Da ist allerdings der Bauernbund nicht für zuständig. Die werden eher mit ihrer Spesenabrechnung beschäftigt sein als sich sonst nützliche Gedanken zu machen.