Wolf in Russland erschlagen

Über freilebende Wölfe weltweit.
harris
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Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von harris »

Hallo, gerade gelesen. Aber auch das ist die Realität und der Kampf zum Überleben (beiderseits).

http://www.stern.de/panorama/russin-ers ... 25186.html

Gruß Harris
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HOWL
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von HOWL »

Tiefstes Mittelalter, einfach nur schlimm …
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Naturfuehrer
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von Naturfuehrer »

Und vor allem darf es überhaupt nicht stimmen...

Zitat aus einem NABU-Faltblatt: "Wölfe sind äußerst vorsichtig. Meist nehmen sie einen Menschen durch ihre feinen Sinne frühzeitig war [sic] und gehen ihm aus dem Weg." Zitat von BUND-Homepage: "Angst vor Wölfen braucht niemand zu haben..."

Mir drängen sich vor allem folgende Fragen auf:
1. Welche Unterschiede existieren zwischen Deutschland und Russland, die einen vergleichbaren Vorfall bei uns praktisch ausschließen? Auch bei uns gibt es Viehhalter, die ihre Tiere u. U. "handgreiflich" beschützen wollen würden.
2. Falls es einen solchen trotzdem jemals geben sollte - was bedeutet das für die Wölfe bei uns?
3. Wie würden die entsprechenden Naturschutzverbände darauf reagieren?
ACHTUNG: Jäger! :shock:
Naturfuehrer
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von Naturfuehrer »

...worin er sich unter Umständen irrt - kann auch einem Wildhüter passieren... ;-)

aus dem gleichen Artikel vielen Dank für den Link übrigens) ein anderer interessanter Absatz:

"Allerdings muss auch konstatiert werden, dass die zunehmende „Dreistigkeit“ des Wolfes das Ergebnis eines Lernprozesses sein kann, der lautet: „schlecht geschützte Haustiere = leichte Beute“ und „der Mensch ist keine Gefahr“. Sollte der Wolf nun über den Winter weiterhin in den Herden Beute machen und auch seine natürliche Scheu vor dem Menschen weiter verlieren, könnte ein Abschuss unabwendbar sein."

Vielleicht ist das eine durchaus nicht ganz unwahrscheinliche Antwort auf meine Frage Nr. 2. Sollte irgendwann irgendwas in dieser Art passieren, werden alle "Willkommen Wolf"-Kampagnen wirkungslos. Das ist jetzt meine persönliche Vermutung, vielleicht seht Ihr das auch anders.
ACHTUNG: Jäger! :shock:
Raven
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von Raven »

.Naturführer: Sollte irgendwann irgendwas in dieser Art passieren, werden alle "Willkommen Wolf"-Kampagnen wirkungslos
Die Bedenken teile ich mit Dir.
Meine beste Freundin lebt schon seit langer Zeit in der Prignitz/Brandenburg.
Sie ist selbst Jägerin-Schafshalterin-und sowie auch ich ,Besitzerin von Herdenschutzhunden sowie Wolfhunden.
Sie nimmt ihre Aufgabe als Jägerin sehr ernst und ist für eine gute Aufklärung gerade im Kreis der Jägerschaft aber auch insbesondere
bei den Schafshaltern.Sie ist dem Wolf sehr zugetan und tut alles was in ihrer Macht steht ,das Thema Wolf in ihrer Umgebung ernst zu nehmen und zu informieren.
Denoch steht sie mit ihrer positiven Aufklärung bis auf eine einzige Ausnahme aus der Jägerschaft ziemlich allein da.
Im Gegenteil ,die Stimmung unter den Schafshaltern wird insbesondere von den dort herschenden politischen Machtstreitern immer wieder gern
angestachelt,so das die dortige Lage im Augenblick ganz klar in Richtung GEGEN den Wolf geht.
Im Grunde warten dort vor Ort inzwischen nun ganz begierig bestimmte Leute darauf ,"endlich einen eindeutigen "Hinweis zu erhalten.
Finanzieller Schadensersatz ist nicht das,was ein Teil dieser Leute dort vor Ort wünschen.
Teile der dort ansässigen Jägerschaft wartet nur auf den entsprechenden "Startschuss"

Gruss Raven
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SammysHP
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von SammysHP »

Dass der Wolf absolut ungefährlich ist, darf man nicht sagen. Das stimmt einfach nicht. Der Wolf ist ein Wildtier, zudem noch ein nicht gerade kleines und mit viel Kraft. Das Zusammenleben mit dem Menschen funktioniert nur, da sich der Wolf normalerweise vom Menschen fern hält, solange er nicht bedrängt wird. Konflikt gibt es immer dann, wenn sowohl Wolf als auch Mensch Interesse an etwas haben. Wenn ein Wolf z.B. gerade ein Schaf gerissen hat und noch dran frisst, würde ich höchstens mit Abstand Lärm machen. Der Wolf wird sich daraufhin sehr wahrscheinlich zurückziehen. Wenn er es nicht macht, dann werde ich mich natürlich davor hüten, ihm näher zu kommen. Ähnlich sieht es aus, wenn man mit einem Hund auf einen Wolf trifft. Die erste Möglichkeit ist, dass der Wolf Scheu vor dem Menschen hat. Die zweite, dass er den Hund als Konkurrenten sieht und den Menschen dabei ausblendet. Letzteres kann fatal enden und auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür extrem gering ist, so besteht dieses Risiko.

Habt ihr schonmal vor einer Rotte von Wildschweinen mitten im Wald gestanden? Wenn da plötzlich 5-10 Tiere mit jeweils 150 kg oder mehr vor dir stehen, bekommt man schon Respekt (oder Angst). Wenn man dann auch noch von einem Keiler angeschrien wird und er vielleicht sogar ein paar Schritte auf einen zu macht... Das Risiko solch einer Begegnung ist höher als die mit einem Wolf.

Kurz: Konflikte sind möglich, die darf man nicht unterschlagen (eines der Dinge, die mich an den ganzen bunten, blumigen Werbeflyern stört). Aber rational und im Vergleich betrachtet ist die Gefahr sehr gering, dass man statistisch vorher mehrere Verkehrsunfälle hinter sich haben müsste.


PS: Zum Unterschied zwischen Russland und Deutschland. In Russland hat sich das Verhältnis zwischen Wolf und Mensch über die Jahrhunderte ständiger Präsenz ganz anders entwickelt. Es ist eine völlig andere Population, die sicherlich auch ein anderes Verhalten hat als hier. Zudem kann man die Infrastruktur in den ländlichen Gebieten Russlands nicht mit den hiesigen vergleichen. Es ist also eine völlig andere Ausgangssituation.
LarsD

Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von LarsD »

SammysHP hat geschrieben: Habt ihr schonmal vor einer Rotte von Wildschweinen mitten im Wald gestanden? Wenn da plötzlich 5-10 Tiere mit jeweils 150 kg oder mehr vor dir stehen, bekommt man schon Respekt (oder Angst). Wenn man dann auch noch von einem Keiler angeschrien wird und er vielleicht sogar ein paar Schritte auf einen zu macht... Das Risiko solch einer Begegnung ist höher als die mit einem Wolf.


Klingt so, als sei Dir das persönlich bislang noch nicht passiert. ;-) Mal abgesehen davon, dass ich inzwischen zwar viele Schweinchen auf dem Gewissen, aber noch nie eins mit 150 kg und mehr Lebendgewicht vor mir gehabt habe - schreien Dich Wildschweine nicht an. Du hörst ein Schnaufen der Leitbache, ggf. noch ein Brummen/Knurren und dann ist die Bühne schneller leer, als Du gucken kannst. Treibst Du das bzw. die Schweinchen in die Enge oder ist es wegen einer Verletzung nicht beweglich genug für die erfolgreiche Flucht, folgt in der nächsten Stufe der "Kommunikation" das Klappern mit den Kiefern. Das ist dann das ultimative Warnsignal für Dich. Danach wird es schnell schmerzhaft. Angriffe von Wildschweinen sind immer defensiv. Allein deshalb taugt der Vergleich zwischen Wildschwein und Wolf nicht wirklich.
Kurz: Konflikte sind möglich, die darf man nicht unterschlagen (eines der Dinge, die mich an den ganzen bunten, blumigen Werbeflyern stört). Aber rational und im Vergleich betrachtet ist die Gefahr sehr gering, dass man statistisch vorher mehrere Verkehrsunfälle hinter sich haben müsste.


Das Problem für den Wolf wird darin bestehen, dass durch das allgegenwärtige Verharmlosen ein tatsächlicher Angriff auf einen Menschen dann im krassen Widerspruch zu den Reden der "Experten" steht. In unserer mediengesteuerten Hysteriegesellschaft wäre das fatal.

Viele Grüße

Lars
jurawolf
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von jurawolf »

eigentlich kennen alle fachleute hüben wie drüben die fakten zur gefährlichkeit des wolfes: es gibt einige wenige belegbare angriffe von angriffen wildlebender wölfe, diese sind meist auf tollwut oder futterkonditionierung zurückzuführen. die gefahr, die durch den wolf ausgeht, ist nahezu gleich null und steht in keinem verhältnis zu den gewöhnlichen gefahren des alltags (strassenverkehr, kriminalität, etc.).

das problem dabei ist nur: dies differenziert in der öffentlichkeit zu kommunizieren, ist fast ein ding der unmöglichkeit. selbst wenn irgendein wolfsfreund des NABU oder von sonst einer organisation gegenüber einem journalisten eingesteht, dass ein angriff nicht zu 100% ausgeschlossen werden kann, die fakten eigentlich korrekt wiedergibt, wird jedes blatt daraus einen artikel machen, dass nun sogar der NABU vor wolfsangriffen warnt oder die gefährlichkeit des wolfes endlich zugibt. wer meint, fakten zur gefährlichkeit des wolfes wahrheitsgetreu, unverzerrt und stets in relation zu anderen gefahren gesetzt (wichtig!) in den medien bringen zu können, der irrt gewaltig und dem fehlt die erfahrung mit medien. das betrifft übrigens vielleicht auch die gegenseite. wohl haben auch schon wolfsgegner den medien gesagt, dass sie wissen, dass angriffe unwahrscheinlich seien, sie aber nicht ausgeschlossen werden können - und die medien haben diese aussagen zugespitzt. wer weiss...

insofern ist es aus strategischen gründen durchaus logisch, in der öffentlichkeit zu behaupten, der wolf sei vollkommen ungefährlich. denn selbst wenn die theoretische gefahr besteht, ist die wahrscheinlichkeit, dass der fall eines wolfsangriffs in deutschland geschieht, extrem klein. deshalb sind aussagen über die totale ungefährlichkeit des wolfes kein risiko, da der ernstfall ohnehin nicht eintritt.

und sollte er doch mal eintreten, dann ist eh schluss mit wölfen in deutschland. völlig unabhängig davon, was vorher zur gefährlichkeit kommuniziert wurde.
Naturfuehrer
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von Naturfuehrer »

Es gibt bestimmt ein paar wichtige Unterschiede zwischen Russland und Deutschland, was das Verhältnis von Wolf und Mensch angeht.

Spontan fällt mir (als Jäger...) ein: In Russland werden Wölfe bejagt. Und ich vermute: Als ziemlich lernfähige Tiere dürften sie recht schnell lernen: Wo's nach Mensch riecht, ist nicht gut sein... denn da fehlt dann hinterher immer mal einer von uns.

Das ist in Deutschland im Regelfall anders - also von illegalen Abschüssen mal abgesehen. Das "riecht" für mich eigentlich eher nach einer höheren Chance für zukünftige bedauerliche Zwischenfällen. Ganz so wie der Wildhüter (s.o.) das auch prophezeit.

Ich find's gut, dass viele Wolfsfreunde inzwischen verstanden haben und das auch deutlich sagen - dass der Wolf ein Wildtier ist, von dem unter bestimmten Umständen auch mal eine konkrete Gefahr ausgehen kann. Die großen Naturschutzverbände tu'n das halt nicht unbedingt. Und ich befürchte, dass sich diese "Marketing-Strategie" unter Umständen übel zurückschlägt. Auf die Verbände (für die ich persönlich kein Mitleid habe - aber das ist ein anderes Thema); vor allem aber für die Spezies. Das seh' ich also genauso wie Du, Lars.

...und ich kann auch schon vorhersagen, welche Zeitschrift als allererste und vor allem allerlauteste vom Hosianna zum Kreuziget-ihn übergehen wird... :cry2:

NF

P.S.: Sauen sind schon wehrhaft, und Respekt habe ich auch. Vom Ausnahmefall einer verletzten Sau mal abgesehen, fühle ich mich bei Begegnungen sicher. Ein Hüsteln oder ein leises Klingeln mit dem Schlüsselbund reicht eigentlich immer, um sie in die Flucht zu schlagen. Habe ich schon oft erlebt.

EDIT: Da kam der Jurawolf noch dazwischen... die Ansicht, dass man (als Naturschutzverband) undifferenziert sein sollte, teile ich absolut nicht. Sollte irgendwann wirklich mal was passieren, gibt's auf diese Weise nicht nur echte Probleme für den Wolf sondern auch für die Verbände. Denen wird man sofort ihre eigenen Flyer unter die Nase reiben. Aber was die "Presse-Problematik" angeht, hast Du sicher Recht.
ACHTUNG: Jäger! :shock:
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SammysHP
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Re: Wolf in Russland erschlagen

Beitrag von SammysHP »

LarsD hat geschrieben:Klingt so, als sei Dir das persönlich bislang noch nicht passiert. ;-)
Erst zwei Mal. Das eine Mal mit einem meiner Hunde in der Abenddämmerung mit etwa 6 Tieren und 20 Metern Entfernung. Da bin ich umgedreht und es ist auch nichts weiter passiert. Beim zweiten Mal ist mir 15 Meter entfernt erst ein Frischling aus dem Dickicht über den Weg gelaufen (warum auch immer) und im Gebüsch raschelte es. Da bin ich dann auch erstmal weg. Mit Wildschweinen kenne ich mich weitaus weniger aus als mit Wölfen, aber wohl fühlte ich mich nicht in den Situationen. Ähnlich wird es wohl Leuten gehen, die sich nicht mit Wölfen auskennen, da auch sie die Situation dann schlecht einschätzen können.
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