Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Über freilebende Wölfe in Europa.
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HOWL
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von HOWL »

LarsD hat geschrieben:
HOWL hat geschrieben:Wieso, was gefällt dir an Deutschland nicht? Deutschland ist das beste Beispiel, weil es das einzige Land ist, das bisher konsequent ohne Wolfsjagden ausgekommen ist!


Du hast meine Frage nicht verstanden. Vielleicht habe ich mich mißverständlich ausgedrückt. Bevölkerungsdichte ähnlich Deutschland, der für Wölfe geeignete Lebensraum ist besetzt, die Wolfspopulation reguliert ihre Dichte auf natürliche Weise selbst - fällt Dir ein solches Beispiel ein? In Deutschland ist der für Wölfe geeignete Lebensraum nicht im Ansatz besetzt. Bevor es so weit ist, wird der Wolf auch hier wieder bejagt - meine Meinung.

Viele Grüße

Lars
Du vergisst, dass da ein Bindeglied fehlt, das nicht unerheblich ist.

Es gibt zu viele Menschen auf zu engem Raum, die in beinahe jeden Winkel des Landes vorgedrungen sind (sesshaft geworden sind), mit entsprechend flächendeckender Viehhaltung. Das hat zur Folge, dass auch Schafe in den Gebieten gehalten werden, in denen Wölfe ihre Territorien haben. Werden die Schafe, Ziegen usw. nicht ausreichend geschützt, ist die Gefahr groß, dass sie sich der Wolf holt.

Sind die sog. Nutztiere aber gut geschützt, hält sich auch der Riss in Grenzen. Gibt es gleichzeitig jagbares Wild in den Wäldern, dass (dank des Herdenschutzes) leichter zu fangen ist als die Tiere der Menschen, muss das ganze kein Problem werden. Außerdem müssen wir erwarten, dass die Menschen nicht unvernünftig werden und Wölfe anfüttern o.ä., was sonst ebenso zu schlimmen und konsequenzreichen Vorfällen führen könnte.

Die Masse an Menschen allein rechtfertigt keine Jagd auf Wölfe. Dass aus der großen Bevölkerungsdichte Probleme hervorgehen, habe ich nicht bestritten. Aber es sind keine, die man mit der Kanone löst!

Der Mensch betrachtet sich als das klügste aller Tiere. Und der Klügere muss sich eben etwas einfallen lassen. Wenn er einfach nur zum Gewehr greift, hat er sich überhaupt nichts einfallen lassen, sondern nur den Weg des geringsten Widerstands gewählt. Das wird einer ach so schlauen Spezies aber nicht gerecht.
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LarsD

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von LarsD »

HOWL hat geschrieben: Es gibt zu viele Menschen auf zu engem Raum, die in beinahe jeden Winkel des Landes vorgedrungen sind (sesshaft geworden sind), mit entsprechend flächendeckender Viehhaltung. Das hat zur Folge, dass auch Schafe in den Gebieten gehalten werden, in denen Wölfe ihre Territorien haben. Werden die Schafe, Ziegen usw. nicht ausreichend geschützt, ist die Gefahr groß, dass sie sich der Wolf holt.


Selbstverständlich ist Deutschland im Vergleich zu klassischen "Wolfsländern" verdammt dicht besiedelt. Selbstverständlich haben wir die Landschaft umgekrempelt und lassen in ihr ein Vielfaches des natürlichen Nahrungsangebotes für den Wolf herum stehen, uns selbst eingeschlossen. Genau deshalb halte ich es für eine Illusion, dass sich in Mitteleuropa eine Wolfspopulation selbst auf ein Niveau einreguliert, welches für uns Menschen dauerhaft akzeptabel wäre. Wenn Du eine funktionierende Strategie auf Lager hast, mit der allein die Mutterkuhherden auf den Weiden effektiv und mit einem wirtschaftlich vertretbaren Aufwand vor Wölfen geschützt werden können, werden Dich nicht nur die deutschen Bauern vergöttern. Im neuen Managmentplan für den Wolf in Brandenburg wird der Herdenschutz für Rinder mit keiner Silbe erwähnt. Du ahnst, warum das so ist? ;-)
Die Masse an Menschen allein rechtfertigt keine Jagd auf Wölfe. Dass aus der großen Bevölkerungsdichte Probleme hervorgehen, habe ich nicht bestritten. Aber es sind keine, die man mit der Kanone löst!


Das mag Deine persönliche Sichtweise sein. Glaubst Du, dass die in fünf Jahren in Deutschland noch mehrheitsfähig sein könnte? ;-)

Viele Grüße

Lars
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SammysHP
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von SammysHP »

Die ganze Diskussion darüber mag ja ganz nett sein (oder auch nicht), aber wer hat einen konkreten Vergleich mit einer Situation wie in Deutschland? Es ist sehr interessant, die Rückkehr der Wölfe in eine solche Umgebung zu beobachten. Im Moment besteht jedoch kein Bedarf an einer Regulierung. Man wird dann schon rechtzeitig einen kritischen Punkt erkennen, an dem notfalls gehandelt werden muss. Wann und wie, das wird sich zeigen. Wer weiß, wie es in einigen Jahren aussieht. Wir werden lernen und notfalls auch aus unseren Fehlern.
jurawolf
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von jurawolf »

ich denke, in den vorhergehenden beiträgen von HOWL und LarsD wird teilweise aneinander vorbei geredet. denn eigentlich sind die aussagen gar nicht soweit voneinander entfernt. HOWL sagt doch im kern nur, dass man wolfspopulationen nicht zwingend regulieren müsse, was ökologisch gesehen unbestrittenermassen stimmt und an sich auch so gehandhabt werden könnte, wenn die menschen dies wollten. und LarsD sagt nur, dass man wölfe in vom menschen besiedelten landschaft mit vielfältigem konliktpotential regulieren müsse, was aus sozio-kultureller sicht durchaus auch stimmt, belegbar anhand fast aller weltweiten wolfsvorkommen.
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Lutra »

LarsD hat geschrieben:Selbstverständlich ist Deutschland im Vergleich zu klassischen "Wolfsländern" verdammt dicht besiedelt. Selbstverständlich haben wir die Landschaft umgekrempelt und lassen in ihr ein Vielfaches des natürlichen Nahrungsangebotes für den Wolf herum stehen, uns selbst eingeschlossen.
Vergleiche das mal mit der Zeit, als der Wolf ausgerottet wurde bei uns hier. Im Vergleich zu dieser Zeit ist die Landschaft menschen- und haustierleer, aber ausgesprochen reichlich bestückt mit Schalenwild. Aus Wolfes Sicht also ideal. Kein Wunder, dass er sich so wohl fühlt, mal abgesehen vom Straßenverkehr, der vor 150 Jahren noch nicht die Gefahr darstellte.
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HOWL
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von HOWL »

Jurawolf- auf jeden Fall deutlich näher dran, als LarsD … Aber ich glaube nicht, dass Lars' Fall wirklich eintreten muss und wenn er eintritt, dann aus anderen Gründen und nicht „weil es zu viele Wölfe“ gibt.

Die Grundformel lautet- der Beutegreifer richtet sich nach seiner Beute. Und solange der Wolf genügend Beute hat, kann er sich ausbreiten. Das ist zur Zeit ja auch der Fall.
Aber wenn ein Höhepunkt erreicht ist, werden die Wölfe sich nicht einfach weitervermehren (so wie die Menschen es tun), sondern dann sinkt diese Entwicklung auf Grund von mangelnder Beute, Platzmangel oder Krankheiten. Das trifft nicht nur auf Wölfe zu, sondern auch auf alle anderen Tiere – außer den Menschen, weil er alle natürlichen Selektionen ausgeschaltet hat.

Möglich ist, dass Menschen irgendwann keine Lust mehr haben, Geld für Herdenschutz auszugeben oder die Bild-Seite die Oberhand zurückgewinnt. Das schließe ich leider nicht aus. Aber wenn jemand wie Lars schon im Voraus festlegen will, dass es „zu viele Wölfe“ geben wird, dann stört mich das. Das klingt nämlich so, als seien die Wölfe dann ja selber Schuld (ich richte diesen Beitrag damit auch an Sammys widersprüchliche Aussage).

Meine persönliche Meinung ist in diesen paar Zeilen (abgesehen von der Stör-Sache) gar nicht mal vertreten. Wenn ich aber Wolfs- und Menschenzahlen mal vergleiche, könnte ich noch ganz andere Sachen schreiben … gehören hier aber nicht her.
Auch ohne natürliche Selektion wird der Mensch die Konsequenzen seiner Vermherfreudigkeit zu spüren bekommen …
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SammysHP
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von SammysHP »

Ganz so einfach ist das vermutlich nicht. Hier in Deutschland gibt es zum einen recht viel Wild für den Wolf, aber auch sehr viele Konfliktmöglichkeiten mit dem Menschen. Ob also die natürliche Begrenzung durch das Nahrungsangebot der limitierende Faktor ist, der das Zusammenleben zwischen Wolf und Mensch ermöglicht, müsste man genau untersuchen.

Dennoch gibt es keinen Grund für eine Begrenzung zum jetzigen Zeitpunkt.

Nebenbei bemerkt schweifen wir etwas vom eigentlichen Thema ab. ;)
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