Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Über freilebende Wölfe in Europa.
Grauer Wolf

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Grauer Wolf »

aka hat geschrieben:Du, verwechselst Du die Wölfe nicht mit Karnickeln ?. Zufällig ?
Nein, nein, Karnickel sind die kleinen, graubraunen, hoppelnden Tierchen mit den langen Ohren und ohne buschigen Schwanz... :p
aka hat geschrieben:Ich dachte dass die erste festgestellte Reproduktion 2000 stattfand.....das wären nach Adam Ries....12 Jahre ....Steigerung um wieviel % ....von 2 Stück
auf 100 - 150 ? in 12 Jahren ..... :mrgreen:
Schön, Du stellst auf die erste nachgewiesene Reproduktion ab, ich bezog mich auf die Existenz des Wolfes hier, weil ich (zugegebenermaßen nicht beweisbar) den Verdacht habe, daß es schon früher Welpen gab.
Aber nehmen wir mal Deine Zahlen. Eine Steigerung von 2 auf runde 120 entspräche einer Wachstumrate von theoretisch rund 40% per Anno, wobei diese Zahl hinkt, weil sie nicht die Zuwanderung von Partnern berücksichtig, die notwendig ist, weil's sonst pure Inzucht wäre. Wölfe sind schließlich keine Bakterien, die sich einfach teilen... 40 % per Anno bedeutet aber, daß grob gerundet und stark vereinfacht pro Paar und Jahr nur 1 Welpe erwachsen wird und selber reproduziert (wenn ich jetzt nicht irgendwo einen groben Rechenfehler begehe) und das kann ich mir bei der exzellenten Beute- und Revierlage (der Beutebestand ist groß gegenüber dem Wolfsbestand und derzeit nicht der limitierende Faktor. Auch freie Reviere gibt es faktisch beliebig viele) und unter dem Aspekt der Zuwanderung von genetisch nicht verwandten Partner nicht vorstellen. Wie gesagt, es müßten meiner Meinung nach mehr Wölfe sein. Nicht gerade hunderte, aber noch mehr als 100... 150. Aber alleine schon der Blutzoll durch den Verkehr ist mehr als heftig und wenn dabei überproportional viele Fähen erwischt werden, ist das für die Reproduktionsrate katastrophal...
aka hat geschrieben:Das mit dem "Vom Austerben bedroht" - wo bitteschön ?
Das ist der offizielle Status in der "Roten Liste der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten Deutschlands". Und das ist auch logisch, denn so wenige Tiere sind von einem stabilen, belastbaren Bestand noch weit entfernt und können jederzeit z.B. durch eine Seuche oder Umweltkatastrophen (Waldbrände, Überschwemmungen etc.) erlöschen...
Das beantwortet auch Deinen Einwurf, Lars...
Das hier
9. Germany/western Poland
Critically Endangered (D). The population is tiny, fragmented and isolated.
spricht auch für sich... Von "Least Concern" kann m.E. in der deutschen/westpolnischen Population keine Rede sein, denn ein reger Austausch mit den weißrussischen oder Karpatenpopulationen findet offensichtlich nicht statt. Vereinzelte Weitwanderer sind da m.E. keineswegs repräsentativ...
aka hat geschrieben:Wenn Du die Scheuklappen absetzt wirst Du leicht feststellen, daß viele Arten um Dich
viel übler dran sind als Dein Lieblingstier. Blind ?
Keinesfalls! Ich habe selber schon beispielsweise über Flußperlmuscheln gearbeitet, sehe die Situation der Amphibien in meiner direkten Umgebung, die Dezimierung von Lebensräumen wie die der Kalkmagerrasen samt ihren Tier- und Pflanzenarten und die Rote Liste insgesamt ist leider eine unerschöpfliche Quelle stark bedrohter Arten. Aber, wie Du so schön sagst, der Wolf ist, volkstümlich ausgedrückt, mein Lieblingstier (nicht zuletzt durch den Einfluß meiner Hunde) und so habe ich mich intensiv mit ihm befaßt, wobei mich allerdings Caniden ganz allgemein interessieren, besonders auch Füchse, die ich hier relativ einfach beobachten kann und auch regelmäßig sehe ("meine" Fuchsfamilie hatte dieses Jahr wieder Welpen... :pleased: )...
Für die anderen bedrohten Tierarten gibt es andere Tierfreunde, die sich für die entsprechende Art interessieren und engagieren. Also da sehe ich jetzt weder einen Widerspruch noch einen negativen Aspekt. Man kann sich nur für einige, wenige Arten wirklich intensiv engagieren, sonst verzettelt man sich. Das weißt Du so gut wie ich... ;)

Gruß
Wolf


edit: verflixte Tipfehler :x
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am 19. Nov 2012, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
LarsD

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Das beantwortet auch Deinen Einwurf, Lars...

Das hier
9. Germany/western Poland
Critically Endangered (D). The population is tiny, fragmented and isolated.
spricht auch für sich...


Du liest zu oberflächlich! Was Du zitierst, ist der Stand von 2007. Seither hat sich viel getan. Dank eines Monitorings, das so löchrig wie ein Schweizer Käse ist, taucht davon aber nur ein Teil in den offiziellen Statistiken auf. Aber selbst das, was dort auftaucht, würde bei einer aktualisierten Kategorisierung eine Umstufung des Gefährdungsstatus bringen. Selbst mit den eigenwilligen Kriterien, die in Deutschland zum Maßstab erklärt wurden. Der vom Aussterben bedrohte Wolf ist in Deutschland Geschichte. ;-)

Viele Grüße

Lars
Grauer Wolf

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Du liest zu oberflächlich! Was Du zitierst, ist der Stand von 2007.
Langsam, langsam...
Der IUCN Eintrag im Web ist von 2012.2, die Rote Liste Klassifizierung stammt von 2009 (die erscheint nur alle paar Jahre gedruckt), die Zahl von runden 120 Tieren ist aktuell...
http://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/wolf/
bfn hat geschrieben:Bei fünf dieser Arten ist die Trendumkehr besonders stark, denn deren Bestände waren zuvor lange Zeit zurückgegangen. Bei Fischotter, Wolf und Biber ist die Trendwende eindeutig ein Erfolg des Naturschutzes. Auch bei Wildkatze, Großem Mausohr, Fransenfledermaus und Seehund ist zu beobachten, dass Schutzmaßnahmen wirken. „Allerdings unterliegen Wolf und Großes Mausohr speziellen Risikofaktoren, die eine Fortsetzung der positiven Entwicklung in Frage stellen. Hierzu zählen die Abhängigkeit von langfristig nicht sichergestellten Naturschutzmaßnahmen (Jagdverbot, Sicherung von Brutquartieren) und die Gefährdung durch Lebensraumzerstörungen (Zerschneidung durch Verkehrswege, Gebäudesanierungen). Ein konsequenter Artenschutz bleibt daher weiter erforderlich“, sagte BfN-Präsidentin Jessel.
aus
http://www.bfn.de/0401_pm.html?cHash=0e ... news]=1464

Man kann also keineswegs von sicheren Beständen ausgehen, weder nach der einen noch nach der anderen Lesart..

Gruß
Wolf
aka

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von aka »

@grauer wolf
spricht auch für sich... Von "Least Concern" kann m.E. in der deutschen/westpolnischen Population keine Rede sein, denn ein reger Austausch mit den weißrussischen oder Karpatenpopulationen findet offensichtlich nicht statt. Vereinzelte Weitwanderer sind da m.E. keineswegs repräsentativ...
Jaja..... und deswegen gibt es in Polen die Pläne, die reguläre Bejagung des Wolfes östlich der Weichsel zuzulassen......Nicht vom dortigen Jagdverband
ausgearbeitet..... :mrgreen:

die "Isolierte deutsch - westpolnische" Population kauft Dir übrigens niemand in Polen ab. Damit kannst Du hier hausieren gehen....

Das beste ist natürlich, dass die polnische Wissenschaftlerin, die auch das DE - Umwelministerium berät, hat zur allgemeinen Belustigung im Kreis
der einheimischen Kollegen unlängst eine revolutionäre These aufgestellt - die vertrat bis jetzt die Meinung dass die Isolierung der Wespolnischen Wolfspopulation als Folge der Zerschneidung der Wanderkorridore durch Strassen etc. z sehen ist. Auf die Frage wo sind die überfahrenen Wölfe
hat sie ne neue Antwort parat...

- die Besiedlung des Westpolens durch die Wölfe erfolgte von Deutschland aus.
- die deutschen Wölfe sind an das dichte Strassennetz gewöhnt und deswegen lassen sie sich in Polen so selten überfahren....... :lol:

- und ein Paar andere lustige Sachen....genau das richtige für Leute wie Dich, Grauer Wolf..... :mrgreen:


Jaaaa.....wat soll man da sagen, wenn sich von Euronatur bezahlte Autoritäten ( hast Du nun die Patenschaft gelöst, Grauer Wolf , oder nicht ?) äußern.....
Höchstens mal fragen, wie diese Wölfe, die laut der Wissenschaftlerin den Ursprung der besagten Population bilden, nach Deutschland gekommen sind ?.
Ich würde sagen , Grauer Wolf, - Fallschirme, eindeutig Fallschirme - Absprung aus einem tieffliegenden russischem Wolfsbomber. Oder ?
Was meinst Du als Wolfsexperte zu meiner Theorie ?
Grauer Wolf

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Grauer Wolf »

aka hat geschrieben:die "Isolierte deutsch - westpolnische" Population kauft Dir übrigens niemand in Polen ab. Damit kannst Du hier hausieren gehen...
Mir muß das auch keiner abkaufen! Ich kann mich nur auf mir zugängliche, offizielle Quellen beziehen und ggf. darauf verweisen. Die IUCN oder das BFN sollten doch eigentlich seriös genug sein oder? Zugang zu originären, telemetrischen Daten über Wanderungen habe ich nicht...
Wenn ich mir die Verbreitungskarten der polnischen Populationen anschaue,...
http://www.wolfsspur.info/wolf.html (Ich habe absichtlich mal eine andere als die des Kontaktbüros verwendet)
...dann konzentrieren sich die Wölfe dort an der Grenze zum Baltikum, Weißrussland und den Karpaten und eben die paar Fleckerl in Westpolen. Also auf lebhaften Austausch läßt das m.E. nicht schließen, es sei denn, Du hast Zugang zu mehr Informationen als die im Web zugänglichen Karten hergeben. Denk dran, ich kann zwar ein paar Sprachen flüssig lesen, aber osteuropäische gehören nicht dazu. Also scheiden dortige Quellen für mich aus. Ich würde sie nicht einmal finden...
aka hat geschrieben:Das beste ist natürlich, dass die polnische Wissenschaftlerin, die auch das DE - Umwelministerium berät, hat zur allgemeinen Belustigung im Kreis der einheimischen Kollegen unlängst eine revolutionäre These aufgestellt - die vertrat bis jetzt die Meinung dass die Isolierung der Wespolnischen Wolfspopulation als Folge der Zerschneidung der Wanderkorridore durch Strassen etc. z sehen ist. Auf die Frage wo sind die überfahrenen Wölfe hat sie ne neue Antwort parat...
Nun ja, die Zerschneidung von Populationen durch große Verkehrsadern ist generell keinesfalls eine neue Erkenntnis (die Wildkatze ist ein gängiges Schul-Beispiel dafür; Ein Kanal mit Spundwänden dürfte selbst für einen hervorragenden Schwimmer wie den Wolf zur Todesfalle werden, ebenso 6-spurige Autobahntrassen: Wie groß schätzt Du die Chance ein, daß er die heil überwindet?) deswegen legt man in manchen Gegenden ja Grünkorridore an, um Wanderungen zu ermöglichen), aber über das hier
aka hat geschrieben:- die Besiedlung des Westpolens durch die Wölfe erfolgte von Deutschland aus.
- die deutschen Wölfe sind an das dichte Strassennetz gewöhnt und deswegen lassen sie sich in Polen so selten überfahren....... :lol:
...denke ich genauso wie Du. Das ergibt keinen Sinn, da die Wanderung der Wölfe von Ost nach West erfolgte, und ist allenfalls zum Schmunzeln (die Theorie, nicht der Verkehrstod eines Wolfes...). Wölfe lehren ihre Welpen die Gefahren der Umwelt, aber ein toter, weil überfahrener Wolf kann kein Wissen mehr weitergeben...
aka hat geschrieben:- und ein Paar andere lustige Sachen....genau das richtige für Leute wie Dich, Grauer Wolf..... :mrgreen:
*lach* Keineswegs, ich erkenne durchaus Unstimmigkeiten (um's mal zivilisiert auszudrücken), wenn ich sie lese und mit "Hard Core Ökos" habe ich es nicht so sehr, ob Du's glaubst oder nicht... ;)
aka hat geschrieben:Jaaaa.....wat soll man da sagen, wenn sich von Euronatur bezahlte Autoritäten ( hast Du nun die Patenschaft gelöst, Grauer Wolf , oder nicht ?*)) äußern.....
Höchstens mal fragen, wie diese Wölfe, die laut der Wissenschaftlerin den Ursprung der besagten Population bilden, nach Deutschland gekommen sind ?.
Ich würde sagen , Grauer Wolf, - Fallschirme, eindeutig Fallschirme - Absprung aus einem tieffliegenden russischem Wolfsbomber. Oder ?
Was meinst Du als Wolfsexperte zu meiner Theorie ?
Fliegen ist ökologisch unkorrekt, ich tippe eher auf Bahn-Card. Jungwölfe zahlen die Hälfte, Welpen reisen umsonst und erhalten als Wegzehrung je ein kostenloses, halbes Karnickel samt einem "Spieli", damit die Bahnfahrt nicht so langweilig wird... :p
Aka, eine Theorie, daß die westpolnischen Wölfe aus Deutschland stammen sollen, halte ich, gelinde ausgedrückt, für sehr unwahrscheinlich. Dann müßten die ostdeutschen Wölfe woher kommen? Schweizer- oder französische Population, ggf. Einwanderer via Alpen aus dem Appenin? Na, ich weiß nicht... :shocked:

Gruß
Wolf


*) PS.: Für eine Wolfs-Patenschaft fehlt mir das Geld. Sollte das aber mal möglich sein, unterstütze ich gerne ein konkretes Projekt, aber ganz bestimmt keine Organisation...
LarsD

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben:Der IUCN Eintrag im Web ist von 2012.2, die Rote Liste Klassifizierung stammt von 2009 (die erscheint nur alle paar Jahre gedruckt), die Zahl von runden 120 Tieren ist aktuell...


Zitat:
"...
Red List Category & Criteria: Least Concern (Regional assessment) ver 3.1
Year Published: 2007
Assessor/s: Large Carnivore Initiative for Europe
Reviewer/s: Helen Temple and Craig Hilton-Taylor
Contributor/s:
Justification:
European regional assessment: Least Concern (LC)
EU 25 regional assessment: Least Concern (LC)
..."
bfn hat geschrieben:Bei fünf dieser Arten ist die Trendumkehr besonders stark, denn deren Bestände waren zuvor lange Zeit zurückgegangen. Bei Fischotter, Wolf und Biber ist die Trendwende eindeutig ein Erfolg des Naturschutzes. Auch bei Wildkatze, Großem Mausohr, Fransenfledermaus und Seehund ist zu beobachten, dass Schutzmaßnahmen wirken. „Allerdings unterliegen Wolf und Großes Mausohr speziellen Risikofaktoren, die eine Fortsetzung der positiven Entwicklung in Frage stellen. Hierzu zählen die Abhängigkeit von langfristig nicht sichergestellten Naturschutzmaßnahmen (Jagdverbot, Sicherung von Brutquartieren) und die Gefährdung durch Lebensraumzerstörungen (Zerschneidung durch Verkehrswege, Gebäudesanierungen). Ein konsequenter Artenschutz bleibt daher weiter erforderlich“, sagte BfN-Präsidentin Jessel.
So, so ... das Jagdverbot beim Wolf ist also langfristig nicht sichergestellt?! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Frau Jessel sollte es besser wissen. Selbst nach der Verlegung unserer Wölfe aus Anhang II und IV in Anhang V der FFH-RL wird Deutschland absichern müssen, dass trotz Bejagung der "günstige Erhaltungszustand" ein solcher bleibt - nachhaltige Bejagung ist das Stichwort. Damit ist zu erwartende Aufhebung des Jagdverbotes für den Wolf nicht mit einem Risiko im Sinne der Roten Liste gleichzusetzen. ;-)
Man kann also keineswegs von sicheren Beständen ausgehen, weder nach der einen noch nach der anderen Lesart.


Die Kategorisierung einer Art in der Roten Liste erfolgt nicht nach Bauchgefühl. Lies Dich ein und dann sortiere mal den Wolf für Dich selbst in die passende Gefährdungskategorie ein - http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documen ... k_2009.pdf Auf das Ergebnis und die (objektive!!!) Begründung bin ich gespannt. :mrgreen:

Viele Grüße

Lars
Bruno
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Bruno »

aka hat geschrieben: Auf die Frage wo sind die überfahrenen Wölfe ...
Im Anhang kann man nachschauen. Von 2005 bis 2012 sind es offiziel 16 Tiere in Westpolen gewesen.
Die Dunkelziffer ist unbekannt. Sie darf aber deutlich höher sein.
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
MfG
Bruno
Grauer Wolf

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Grauer Wolf »

LarsD hat geschrieben:Year Published: 2007
O.k., mein Fehler: Ich habe die "2012.2" im Header gesehen...
LarsD hat geschrieben:So, so ... das Jagdverbot beim Wolf ist also langfristig nicht sichergestellt?! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: Frau Jessel sollte es besser wissen. Selbst nach der Verlegung unserer Wölfe aus Anhang II und IV in Anhang V der FFH-RL wird Deutschland absichern müssen, dass trotz Bejagung der "günstige Erhaltungszustand" ein solcher bleibt - nachhaltige Bejagung ist das Stichwort. Damit ist zu erwartende Aufhebung des Jagdverbotes für den Wolf nicht mit einem Risiko im Sinne der Roten Liste gleichzusetzen. ;-)
Du weißt aufgrund der aktuellen Situation so gut wie ich, welchen Wert Verträge innerhalb der EU haben: Den von gebrauchtem *papier. Mein Vertrauen darin, daß die Regeln eingehalten werden, ist gleich null. Im Zweifelsfall werden die Richtlinien eben geändert und zwar nach meinen Erfahrungen immer zugunsten wirtschaftlicher Aspekte. Das sieht man derzeit bei der Windenergie, die mal kurzerhand über den Naturschutz gestellt wird... Aber das mangelnde Vertrauen mag mein Problem sein...
LarsD hat geschrieben:Die Kategorisierung einer Art in der Roten Liste erfolgt nicht nach Bauchgefühl. Lies Dich ein und dann sortiere mal den Wolf für Dich selbst in die passende Gefährdungskategorie ein - http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documen ... k_2009.pdf Auf das Ergebnis und die (objektive!!!) Begründung bin ich gespannt. :mrgreen:
Ich habe selber die Rote Liste hier stehen, wenn auch ein älteres, gedrucktes Exemplar, in dem der Wolf noch als ausgerottet galt... Aufgrund des Schriftsatzes, den Du mir freundlicherweise verlinkt hast, könnte ich den Wolf nicht in Kategorie 1 einstufen, denn das paßt nicht richtig. Aber auch Kategorie "R" will nicht richtig passen. Es wäre eher eine Mischung aus beiden...
Der Wolf ist mit 100...150 Tieren einerseits extrem selten und auch aufgrund der genetischen Lage alles andere als stabil. Bezogen auf ein paar Landstriche weist er aber die normale Populationsdichte auf, halt die übliche, durchschnittliche Reviergröße. Gleichzeitig ist er durch den Straßen- und Schienenverkehr (besonders in der Dispersionsphase) immer noch sehr verwundbar und ein Familienverband oder mehrere können sehr schnell erlöschen. Die Sozialstruktur des Wolfes läßt ihn lokal durchaus mal als "regelmäßig vorkommend" erscheinen und bietet so einen bequemen Hebelpunkt für den Aufbau populistischer Bedrohungsszenarien nach dem Motto "Wolfsplage - Der Wolf muß weg!" oder "Pilzsucher in Gefahr" oder "Kleine Mädchen an der Schulbushalte bedroht" (von Schäferhunden im Liebesrausch... :p ), samt entsprechender Unterschriftenaktionen, deren Ergebnisse dann im Trachtenaufzug den Behörden übergeben werden...
Dazu kommt noch die oft ausgeprägte Naturferne der lokalen Bevölkerung, denn Traditionen der Schafhaltung, der Almbewirtschaftung oder der Jagd haben meiner Meinung nach :!: mit Naturnähe genau nichts zu tun, weil es sich um rein anthropogene Strukturen handelt. Naturnähe bedeutet, auch die Top-Predatoren und ihre Funktion nicht nur zu akzeptieren, sondern als selbstverständlich anzusehen wie Sonne, Wind und Regen und sich entsprechend anzupassen.
Dazu noch die politischen Unwägbarkeiten, die ich schon nannte. Der Wolf ist keine Käfer-, Pilz oder Orchideenart, die als Kolateralschaden auf Stufe 1 landet, weil irgendwo zuviel gedüngt wurde. Der Wolf ist ein Spielball massiver, wirtschaftlicher Interessen und zu oft das Ziel sogar illegaler Aktionen: "Irrtümlich" als wildernder Hund abgeknallt (hatten wir doch gerade) oder gleich mit dem Geländewagen zu Tode gehetzt und überfahren (hatten wir auch gerade)... Wie willst Du so eine Gefährdungslage in Zahlen resp. Kategorien fassen? Das ist weder kalkulier- noch kategorisierbar!
Aber Du wolltest ja von mir eine Einschätzung. Hier hast Du sie:
Der Wolf ist m.E. und objektiv betrachtet nach wie vor massiv gefährdet und vom Aussterben, genauer gesagt, von der Ausrottung bedroht. Bis wir wirklich eine gewisse Stabilität haben und von "least concern" ausgehen können, muß der Bestand meiner Meinung nach deutlich über 1000 Tiere mit breiter genetischer Grundlage anwachsen, die Kontakte sowohl zu den osteuropäischen als auch den südeuropäischen Populationen pflegen und sich so genetisch europaweit austauschen. So nebenbei würden dann vielleicht auch die Probleme mit den explodierenden Schwarzwildbeständen weniger brisant und in Zusammenarbeit mit dem Wolf langfristig in den Griff zu bekommen sein.
Der Abschuß von Wölfen muß wirklich ultima ratio sein, wenn alle anderen Mittel versagen, denn ein toter Wolf kann seine Erfahrungen mit menschlichem Eigentum nicht tradieren! Das dürfte m.E. ausschließlich auf Anordnung der Naturschutzbehörden erfolgen und ebenso ausschließlich durch staatliche Berufsjäger. Wolfsjagd"erlebnisse" oder gar Trophäen für private Jäger darf es keinesfalls geben, damit dieser Anreiz völlig entfällt.
Daß es dazu nicht kommt, dazu werden auf Dauer m.E. die verschiedenen Lobbyisten samt der gekauften Politik sorgen. Es wird ja schon aktuell emsig gewühlt. Wenn es um die Entscheidungen zwischen Geldinteressen und tätigem Naturschutz geht, hat der Naturschutz bisher immer den kürzeren gezogen, derzeit übrigens sehr schön im Rheinland zu beobachten, wo einige zig Hektar wertvoller Waldbestand mit reicher Flora und Fauna (ich kenne das Gebiet recht gut, da wäre sogar Platz für eine Wolfsfamilie: Wildschweine und Rehe satt, bis der Arzt kommt, weil der Magen drückt... ;) Nur am Wochenende müßten sie sich bedeckt halten, unter der Woche ist da so gut wie nichts los...) einem Volksverblödungspark geopfert werden sollen, der satt Gewerbesteuer abwirft und reichlich Arbeitsplätze schafft. Als Kuhhandel sollen Ausgleichsflächen angelegt werden, die aber auf viele Jahrzehnte nicht die gleiche biologische Wertigkeit haben werden...
Aber das kommt ja wohl in wechselnden Formen überall in der Republik vor... :(

Gruß
Wolf
Lutra
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Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
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Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von Lutra »

aka hat geschrieben: Und diese Arten haben keine Kreisbeauftragten..... ;-)
gruß
Doch, haben sie!
LarsD

Re: Jagdsaison auf Wölfe geöffnet (Slowakei)

Beitrag von LarsD »

Grauer Wolf hat geschrieben: Du weißt aufgrund der aktuellen Situation so gut wie ich, welchen Wert Verträge innerhalb der EU haben: Den von gebrauchtem *papier. Mein Vertrauen darin, daß die Regeln eingehalten werden, ist gleich null. Im Zweifelsfall werden die Richtlinien eben geändert und zwar nach meinen Erfahrungen immer zugunsten wirtschaftlicher Aspekte.


Ich weiß, dass die Wölfe im Baltikum, in der Slowakei und auch auf dem Balkan entsprechend der FFH-Richtlinie bejagt werden, soweit die betreffenden Staaten Mitglieder der EU sind. Und das eine vernünftige Bejagung dem Genpool einer Wolfspopulation auf die Sprünge hilft, haben die Polen längst untersucht und belegt. Dass der Verlust des Rüden auch in D ganz sicher nicht den Untergang des Rudels bedeutet, hat die Lady des Milkeler Rudels von sich aus bewiesen. Zuwanderern aus dem Osten einen Platz in den etablierten Rudeln zu schaffen, wäre zumidest in der Lausitz ein Argument für die gezielte Entnahme einzelner Rüden. Ansonsten sind wir in D noch nicht so weit, dass eine Bejagung Sinn machen würde. Für ein paar Jahre sollten die Folgen durch eine 1:1-Entschädigung bei Nutztierrissen aufgefangen werden. Sobald die Wölfe sich auch in den westlichen und südlichen Bundesländern etabliert haben und der Kontakt zu den Populationen der "Italiener" und "Spanier" hergestellt ist, sieht die Geschichte anders aus. Dann wäre ich ein absoluter Befürworter einer nachhaltigen Bejagung mit dem Ziel, einen der Landschaftsstruktur angepassten Wolfsbestand zu erhalten. Dabei darf dann der Abschuss eines Wolfes gerne auch richtig Kohle kosten, die dann bitte in jene Fonds fließt, aus denen geschädigte Nutztierhalter entschädigt und Maßnahmen zum Herdenschutz gefördert werden.
Ich habe selber die Rote Liste hier stehen, wenn auch ein älteres, gedrucktes Exemplar, in dem der Wolf noch als ausgerottet galt... Aufgrund des Schriftsatzes, den Du mir freundlicherweise verlinkt hast, könnte ich den Wolf nicht in Kategorie 1 einstufen, denn das paßt nicht richtig. Aber auch Kategorie "R" will nicht richtig passen. Es wäre eher eine Mischung aus beiden...


Dir ist hoffentlich nicht entgangen, dass die Kriterien seit dem Erscheinen "Deiner" Roten Liste überarbeitet wurden. Zur Kategorie "R" findest Du im verlinkten Text folgende Info: "Eine wichtige „Marke“ ist der Schwellenwert zwischen „sehr selten“ und „extrem selten“, da extrem seltene Arten auch bei nicht vorhandener Gefährdung in Kategorie „R“ eingestuft werden. Daher wurde in Abstimmung mit den Rote-Liste-Bearbeitern für Deutschland ein Richtwert von 10 Vorkommen bzw. 10 belegten Messtischblättern vereinbart."

Mit mindestens 17 Rudeln, einer Vielzahl von Einzelgängern/Paaren und weit mehr als 10 belegten TK25-Blättern sind die Wölfe auch aus der Kategorie "R" längst raus. ;-) Im nächsten Jahr muss Deutschland nach Brüssel melden, wie es den Erhaltungszustand der "Anhang-II-Arten" einschätzt. Mal sehen, was da beim Wolf an verbalen Verbiegungen kommt. ;-)

Viele Grüße

Lars
Antworten