wolf-forum.de

Gehört wohl noch so zu Europa.
Bin gerade von der Transhumance aus dem Kaukasus zurück.
Gab natürlich auch Gespräche über Wölfe.
Besonders während der Unruhen im benachbarten Tschetschenien kamen viele Wölfe über den Kamm.
In diesem Jahr verlor einer der Hirten 120 (!) Schafe an Wölfe. Fand ich schon 'ne Menge.
Andere hatten gar keine Verluste, je nachdem, wo sie die Weiden hatten.
Herdenstärke ist um die 1000 Tiere, geschützt durch ca. 7 Hunde.
Wölfe sind geschützt, was die Hirten natürlich gar nicht verstehen, bekamen sie doch zu Sowjet-Zeiten um die 300 Rubel für einen toten Wolf. Nun drohen Strafen von mehreren tausend Dollar für illegale Abschüsse. Fazit der Hirten, diese Regierung bewertet Wölfe höher als Menschen. Auch von einigen wenigen Übergriffen auf Menschen wurde berichtet, konnte ich aber nicht weiter verifizieren. Eine Frau wurde im Winter angefallen und in's Gesicht gebissen.
Alles in allem sind Bären "beliebter" als Wölfe, die holen sich ein Schaf und verschwinden, während die Grauen oftmals ein kleines Massaker veranstalten, wenn sie nicht weiter gestört werden.

Die Schutzhunde sind noch etwas schärfer als die, die ich in Kleinasien erlebte. Ohne Knüppel ist es nicht ratsam, sich den Herden zu nähern. Attackiert wird alles, ob Auto, Reiter oder was auch immer.

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Das ist ja hoch interessant! Also, ich persönlich würde ein paar mehr Fotos und Infos, wie´s da so ist, sehr begrüßen. Wie ist´s mich euch anderen?

kangal2 hat geschrieben:Eine Frau wurde im Winter angefallen und in's Gesicht gebissen.

Untypisch für Wölfe! Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß es wirklich ein Wolf war und kein verwilderter (Schutz)Hund? Zumal diese Herdenschutzhunde, wie Du selbst beschreibst, ausgesprochen aggressiv, ja gefährlich sind? Bei derartigen Mitteilungen aus solchen Regionen bin ich grundsätzlich erstmals skeptisch und hätte schon gerne handfeste, forensische Beweise, z.B. eine DNA Sicherung. Vieles, wenn nicht das meiste, was den Wölfen an Menschenattacken zugeschrieben wird, dürften tatsächlich verwilderte (u.U. auch tollwütige) Hunde sein...

Gruß
Wolf

Ich denke, die Menschen dort können schon einen Wolf von einem Hund unterscheiden. Verwilderte Hunde hab ich dort nicht gesehen, die hätten auch einen denkbar schweren Stand, wenn an allen Ecken Schutzhunderudel ihre Reviere haben.
Im Winter sind die Herden längst fort, mit ihnen die Hunde und die allermeisten Bewohner dieser Region, die Hirten. Die Dörfer sind verlassen, nur sehr vereinzelt überwintern dort Menschen.

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Die Versorgung ist dann nur noch mit dem Hubschrauber möglich, der alle paar Wochen die Grenztruppen an der tschetschenischen bzw. russischen Grenze beliefert. Mit den Schafen sind die am leichtesten zu erlegenden Beutetiere für die Raubtiere gegangen. Teilweise folgen die Wölfe den Herden. Die Leute berichten, daß die Wölfe bis in die fast verlassenen Siedlungen kommen. Möglicherweise locken sie Vorräte. Die Geschichte wurde mir im Beisein von mehreren Einheimischen erzählt, ich habe keinen Grund, sie anzuzweifeln.

Ehe die Leute "forensische Beweise" sammeln, greifen sie eher zum Karabiner, der noch irgendwo herumsteht und erledigen die Sache auf die althergebrachte Weise.

Miscanthus hat geschrieben:Das ist ja hoch interessant! Also, ich persönlich würde ein paar mehr Fotos und Infos, wie´s da so ist, sehr begrüßen. Wie ist´s mich euch anderen?

Was interessiert Dich denn konkret?
Ich habe ein paar hundert Fotos und noch mehr Eindrücke .

Was interessiert Dich denn konkret?
Ich habe ein paar hundert Fotos und noch mehr Eindrücke .

Kann ich mir vorstellen, die Eindrücke! Mich würden interessieren Land(schaft), Leute, Flora/Fauna

Georgien ist in etwa so groß wie Bayern, wenn man's glattbügelt, um ein Vielfaches größer. Wie in den meisten Kaukasusrepubliken leben verschiedene Ethnien relativ eng zusammen. So gibt es ossetische Dörfer, tushetische, aserbeidschanische usw.
Georgien ist dann auch das letzte christliche Gebiet vor Asien. Im Norden grenzen das muslimische Tschetschenien, dann Dagestan, Aserbeidschan. Oft gab's Grenzkonflikte, die letzte Auseinandersetzung mit Russland ist noch in guter Erinnerung.
Klima ist in der Ebene milder als bei uns, ich hatte vor ca. 3 Wochen in Tiflis um die 28°, im Osten, an der Grenze zu Aserbeidschan war's noch wärmer. Dominierendes Gebirge und auch natürliche Grenze im Norden ist der Kaukasus. Er hat einige 5000er, ist also höher als die Alpen. Die Vegetationsgrenze liegt im Kaukasus höher.
Wir bewegten uns auf einer Höhe um die 2500 m, als wir in den Bergen waren, die Passübersteigung mit der Schafherde war dann um die 3000 m.
Die Transhumance (Wechsel von Sommer - und Winterweiden) erfolgt jeweils im Mai und im Oktober. Jedes Mal legen die Herden eine Strecke um die 300 km zrück, wandern von den Steppen bei Aserbeidschan in das Hochgebirge, nahe der tschetschenischen Grenze und im Herbst wieder retour.
Die Vegetation ist dann auch sehr unterschiedlich, wirkt eher alpin im Gebirge, mediterran in Kachetien, dort wachsen auch Palmen, Bananen, Aprikosen, Pfirsiche und ein sehr guter Wein.
In den Bergen ist Viehzucht noch sehr verbreitet, vorwiegend Schafe und Ziegen, Rinder und auch Pferde. Im Winter sind diese Regionen dann verwaist, Herden und Menschen sind in warmen Süden. Hauptfeinde der Herden sind Wölfe und Bären, es gibt ab und an Leoparden.
Alles in allem ein interessantes und gastfreundliches Land, man sollte allerdings etwas Alkohol vertragen, wenn man den Kontakt zu den Einheimschen hat.

kangal2 hat geschrieben:Hauptfeinde der Herden sind Wölfe und Bären, es gibt ab und an Leoparden.

Damit habe ich in dieser Gegend überhaupt nicht gerechnet. Interessant...

Gruß
Wolf

Der Leopard im Kaukasus ist auch sehr selten geworden. Nur noch 40 bis 65 Exemplare gibt es.
http://wwf-arten.wwf.de/detail.php?id=143

Nochmals zum Leopard. Erstmals seit Jahren wieder ein Leopard in Aserbaidschan nachgewiesen. Der Leopard kommt nach Europa zurück.
http://www.wwf.de/2012/oktober/der-leop ... ckpid/124/