Wölfe in Kaszachstan

[nuno22]

Auf dieser website über Rumänische Wölfe gibt es einen Hinweis auf Wölfe in Kaszachstan. Dort soll möglicher Weise die größte Wolfspopulation der Erde mit 90.000 Exemplaren sein. Sehr interessant und eine einfache Erklärung, sie werden nicht mehr so viel - eher gar nicht - bejagt.

http://www.nwf.org/News-and-Magazines/N ... flict.aspx

Hat da jemand noch andere Informationen oder links? Der Bericht über die rumänischen Wölfe ist auch sehr interessant. Die Zahlen sind nicht ganz aktuell, weil es im Moment 3.200 Wölfe dort gibt, wie vor 4 Wochen in einem schwedischen Wolfsseminar ein Mitarbeiter der Universität in Brasov, das mitten in den Karparten liegt, gerade erzählt hat mit anschaulicher Darstellung der Karten, wo sie sich aufhalten.

[Miscanthus]

Naja, Kasachstan ist erstmal einer jener typischen ehem. Russlandstaaten in denen nach wie vor ziemlich viel gejagt wird. Von den Einheimischen genauso wie von ausländischen - (Devisen)zahlenden - Jagdgästen wird heftigst gejagt. In jeder Flugzeugladung nach Almaty finden sich Gruppen von ausländischen (Trophäen)Jägern. Die Wolfsjagd und die Bärenjagd dort ist kein Problem. Wer zu faul ist in die (wunderschönen) Berge zu klettern kann Gehegejagd auf Wölfe und Bären mitten in Almaty betreiben. Die Folgerungen in dem Artikel sind einerseits schlüssig - können aber kaum bestätigt oder widerlegt werden.

[Wolfsheuler]

Der Artikel ist übrigens von 2007. Bedenklich scheint aber in Kasachstan genau wie in Teilen Russlands auch, dass die Beutetiere des Wolfs stark dezimiert wurden.

[nuno22]

In dem Fall macht es ja nichts, dass der Artikel 3 Jahre alt ist. Es geht da eher um die Kernaussagen, nicht mehr regelmäßig und viel bejagt durch die einheimischen Jäger - die paar TouriJäger machen nichts aus - und die absolute Zahl von 90.000 finde ich bemerkenswert. Und natürlich, dass weniger Beutetiere da sind, was auch mit Zahlen belegt wird. Das hier ein Problem aufzieht, könnte man doch stark vermuten. Aber die Einstellung der Menschen ist doch toll, der Wolf gehört zur Natur dazu! Und es sind sicherlich Menschen, die dort leben, die überwiegend wenig bis nichts haben! Und trotzdem kein "Beuteneid".

[Miscanthus]

Man muß das alles etwas in Relation sehen. Kasachstan ist eines der flächenmäßig größten Länder der Erde! Dabei dünn besiedelt.Tatsächliche Armut herrscht in diesem Land nicht. Insbesondere durch die reichen Ölvorkommen von denen alle irgendwie profitieren. Kann also durchaus sein, dass es dort eine relativ hohe Wolfspopultion gibt. Einigermaßen wissenschaftlich nachgewiesen ist das allerdings nicht. Dass gewisse Bevölkerungsgruppen dem Wolf "pragmatisch" gegenüberstehen heisst allerdings auch, dass man sich im Bedarfsfall eben umdreht, die Flinte holt und ihn platt macht. Die Trophäenjagd durch Ausländer darf man keinesfalls unterschätzen, das ist einfach ein gewaltiger Wirtschaftsfaktor dort, wie woanders auch! Und, warum gibt es denn immer weniger Beutetiere? Wie wo anders auch, Habitatsverlust (insbes. in den gebirgigen Gegenden, da werden Touristenwintersportzentren ohne Ende gebaut), Wilderei und....ja, Jagd. Übrigens wird die Jagd auf Wölfe oft als "Beiprogramm" zu anderen Jagden angeboten: "Wenn Dir ein Wolf begegnet, nimm ihn mit, kostet nur ein paar Dollar mehr!

[nuno22]

Woher weisst du, dass es wissenschaftlich nichts gibt? Das ist immer die gleiche Leier, wie in Russland, als ob die da keine Biologen hätten. Nur weil das nicht alles in englisch übersetzt wird, heißt es doch nicht, dass es dort keine wissenschaftliche Arbeit gibt. Im Zweifel würde ich sogar sagen, da gibt es mehr und schon viel länger wissenschaftliche Arbeit am Wolf.

Na irgendwie widersprichst du dich. Einerseits zu sagen, dass wegen dem Öl alle davon irgendwie profitieren, andererseits aber der Tourismus in Kaszachstan ein Wirtschaftsfaktor sei. Na ja, ich kenne keinen, der da zum Urlauben hinfährt....

Und in Relation auf die Größe des Landes sind 90.000 Wölfe trotzdem sehr viel. Wenn man das wieder in Relation zu Deutschland setzt, ist Kas 9 x so groß. Das würde also 10.000 Wölfe in Deutschland entsprechen. Da hast du mal einen Vergleich, der einem vielleicht die Augen etwas öffnet. Sowohl per Rechner hat das BfN bekanntlich Platz für 2.200 Wölfe in Dland errechnet und Dr. Julia Eggermann auf praktischen Wege in ihrer Dissertation ca. 1.600 Wölfe. Wenn sich da also einer umdreht, wie du es nennst und die Flinte holt, ist das völlig in Ordnung, wenn er einen "Schadwolf" wegschießt!

Wenn du meinst, dass die Bevölkerung dort sozusagen relativ "gesund" lebt, dann hier mal kurz die Zahlen, Bruttoinlandsprodukt/Einw 7.091,--USDollar. Dland 40.000,--USD.

[Miscanthus]

He, He, mal den Ball flach halten. Was hab´ ich den jetzt angestellt? Ok, dass es wissenschaftlich nichts gibt sollte in der Tat heißen: …..nichts gibt, was problemlos, öffentlich zugänglich ist. Leider ist es halt so, dass vieles eben immer noch nicht öffentlich zugänglich ist wie bei uns oder eben nicht übersetzt. Dass es dort keine Biologen oder sonst wie geartete Intelligenz gibt habe ich nicht behauptet. Würde ich auch nicht tun. Wenn Sie solches Material kennen bitte ich um einen entsprechenden Link. Danke im voraus. Wieso widerspreche ich mich bei den Wirtschaftsfaktoren? Die Wirtschaft eines Landes hängt von vielen Faktoren ab – In Deutschland ist ja auch nicht die Automobilindustrie der einzige Faktor, oder? Übrigens habe ich gesagt, dass „die Trophäenjagd ein Wirtschaftsfaktor“ ist. Ja, wie woanders (z.B. vielen afrikanischen Ländern) auch. Meine Anmerkung auf die Bautätigkeiten für Wintersport-Tourismus bezieht sich eigentlich mehr auf Wintersporttourismus innerhalb des Landes. Doch, es gibt durchaus Tourismus vom Westen nach Kasachstan – Jagdtourismus, Bergsteigergruppen, etc. Dass Sie vielleicht keinen davon persönlich kennen, kann ja gut möglich sein. Begegnen tun einem diese Touristen schon im Warteraum der Flughäfen. Dass es der Bevölkerung dort „relativ“ gut geht, ist in Bezug auf einige Nachbarstaaten in der Region gemeint und das kann man ja wohl nicht abstreiten. Das Bruttoinlandsprodukt im Vergleich mit unserem ist da nur die halbe Wahrheit. Ich erlaube mir aufgrund einiger längerer geschäftlicher Aufenthalte in Kasachstan, mit einigem Kontakt zu den Einheimischen, ein wenig mitreden zu können.

[Martin]

Also die Anzahl 90.000 erscheint bei erster Einschätzung ziemlich hoch. Mit einigem Nachdenken ist sie aber durchaus plausibel. Wenn für Deutschland 1600/2200 Wölfe errechnet werden, und wir in einem Land mit über 200 Einwohnern/km² leben, welches von Autobahnen durchzogen ist und extensiv Landwirtschaft betreibt, und das vergleichen mit Kasachstan (6 Einwohner/km² und entsprechend geringer Infrastruktur), ist die fünfache Wolfsdichte ganz unspektakulär. Es handelt sich um ein Land, in dem du morgens loswanderst und bist zum Abend keiner Menschenseele über den Weg laufen musst. Für Deutschland völlig undenkbar. Übrigens sprechen auch andere Quellen von teilweise sogar 100.000 Wölfen. Komischerweise scheint man die aber nie in die globalen Populationen mit einzurechnen, denn die gehen von 150.000 bis 200.000 Wölfen aus, was dann viel zu gering wäre.

[SammysHP]

Bei der Anzahl darf man nicht vergessen, dass es sich in Deutschland um theoretische Werte handelt, die nicht so eintreffen müssen. Es wurde berechnet, für wie viele Wölfe Platz ist anhand der Beschaffenheit des Lebensraumes. Das muss aber nicht bedeuten, dass auch jeder mögliche Lebensraum von Wölfen genutzt wird.

Auch die Zahlen aus Kasachstan sollte man nicht als Tatsache darstellen, denn niemand hat so viele Wölfe einzeln gezählt. Viel mehr handelt es sich um hochgerechnete Zahlen, die aus der Beobachtung eines kleinen Gebietes resultieren.

[balin]

Bin berichtsmäßig zwar in den USA zuhause, aber die Einwohnerzahlen pro km hoch zwei sind in etwa die gleichen. Für Idaho liegen sie in den Bereichen von Kasachstan, für Montana um die Hälfte niedriger. Und das sind zum großen Teil auch semiaride Klimagebiete. Idaho hat im nördlichen Gebiet seine fast maximal mögliche Wolfdichte erreicht. Die Bestände haben ihre natürliche Sättigung schon fast erreicht. Wenn man das auf Kasachstan hochrechnet, auf welche Dichte kommt man dann?
Mehr wie 400qkm kann man einem Rudel realitätsmäßig nicht zugestehen, weil sich die Mitglieder sonst aus den Augen verlieren. Das ist lauf- und kommunikationstechnisch sonst ein Unding. Rechnet man dann noch ein, daß sich in Kasachstan manches recht scnell zuungunsten der Natur verändert, dann muß man den Zahlen solcher Wolfsbestände doch recht kritisch gegenüberstehen. Ich bin mit Aussiedlern aus Kasachstan befreundet und ich war bestürzt, wie ich gehört habe, das ehemals grüne Landschaften inzwischen zur braunen Staublandschaft geworden sind. Und das sagt Walter zu mir, der mit sieben Jahren dort weg ist und jetzt mit seinen Kindern und Frau im zarten Alter von 24 Jahren dorthin zurückkehrt, natürlich nur im Urlaub.
Wir müssen viel genauer hinschauen und nachfragen. Über Tendenzen kann man berichten, aber für Zustandsberichte sollten wir wirklich belastbare Zahlen abwarten.