gada hat geschrieben:Ich stehe übrigens auch zu meiner Wolfsromantik. Ich finde es spannend, dass dass man sie, auch wenn sie da sind, nicht so einfach sehen kann. Man kann nicht wie in Alaska oder Yellowstone vom Hügel den Wolfskill fotografieren. Wir sind oft in der Lausitz, weil dort in Deutschland die Chancen am höchsten sind, auch ohne Genehmigungen für die TPÜ . Nach 7 Wochen Ansitz erstmals Glück. Wenn du mit der Bevölkerung vor Ort sprichst, auch denen, die direkt am Daubaner Wald ihre Ziegen anbinden…oder in Bärwalde, Sprey usw.– gesehen hat keiner einen Wolf. Und so stelle ich mir romantischerweise die Zukunft vor. Wölfe leben überall und sind NORMAL. Keiner bekommt sie mit. Ähnlich wie Füchse.
Jetzt habe ich gerade mal mehr Zeit um etwas ausfuehrlicher zu antworten.
Auch wenn die Wolfsdichte hier in Nordamerika weitaus dichter ist als in Europa ist Wolfsfotografie auch hier keine Sache von 'mal eben' in die Berge fahren, tolle Bilder machen und fertig.
Ein Freund von mir, der Wildlifefotografie zum Beruf gemacht hat, ist im Winter oft 40 Tage am Stueck unterwegs um Woelfe zu suchen, obwohl es im Winter ja noch weitaus einfacher ist sie zu finden.
Ich sehe auch einen gravierenden Unterschied zwischen dem was du unter Wolfsromantik siehst und dem was mir Schauer ueber den Ruecken laufen laesst. Da gibt es "Wolfsfreunde", deren Interesse darin besteht
in Facebookgruppen bunte Wolfsbilder zu posten, ganz viel SHARE und LIKE zu clicken und irgendwelche Internetpetitionen zu unterzeichnen. Wirkliches Interesse am Wolf sieht man da oft wenig bis gar nicht, teilweise finde ich die Wolfsbegeisterung schon abartig, wenn dann fuer Geld in irgendwelchen Wildparks Woelfe gestreichelt werden und so ein Kasperkram. Sowas finde ich einfach nur absolut respektlos diesen Tieren gegenueber. Zumal dann das dort erlebte Verhalten auf das wilder Woelfe uebertragen wird und mantramaessig "Ich hab schon mit Woelfen geschmust, sie sind nicht gefaehrlich blablablupp!", ohne zu sehen oder verstehen zu wollen, dass es einen himmelweiten Unterschied zwischen dem Verhalten freilebender und in Gefangenschaft lebender Woelfe gibt.
Wie diese Leute sich dann im Feld verhalten, kann ich immer wieder sehen bei grossen Beutegreifern. Wenn irgendwo ein Wolf in Deutschland gesichtet wird, erzaehlen immer viele wieviel Angst sie haben wuerden, wenn sie einem Tier oder einer Familie gegenueber stehen wuerden. Aber im Urlaub wird dann alle Vorsicht ueber Bord geworfen, bei der ersten Sichtung anhalten, raus aus dem Auto, wild rumschreien "BOAH, da guck, Woelfe!", Handykamera fertig machen und hinterherrennen. Die Tiere werden unnoetig gestresst, nur um dann mit diesen Wackelbildern seine Verbundenheit und 'Liebe' fuer das Tier auszudruecken.
Wenn ich dann lese (gerade gesucht, finde den Artikel nicht mehr) "Oh wie schoen, Woelfe in S-H, ich wohn in der Naehe von Eekholt, da fahr ich gleich am Wochenende mal raus und guck ob ich den Wolf finde, kommt wer mit? Ich berichte dann!", pack ich mir nur an den Kopf. Sollte Interesse daran bestehen einen Wolf zu sehen, gibt es zig Moeglichkeiten das zu tun. Aber muss ich mit vielen anderen dann in die Wallachei fahren um das Tier zu suchen? Kann man sich nicht einfach daran erfreuen, dass es ein Tier in der Region gibt ohne ihm Nachzusetzen? Zumal das Interesse am Wolf nicht so weit reicht mal ein wenig Literatur zum Tier zu lesen, so dass man schnell sieht wie sinnlos es ist auf gut Glueck zu versuchen einen Wolf zu sehen. Soweit reicht die Liebe und der immer wieder geforderte Respekt dann nicht, dass man sich informiert, erkennt, dass das Tier bei Leuten die nicht mal an die Windrichtung oder Geraeuschdisziplin denken sowieso einen Umweg laeuft und seine Sinne weitaus besser einzusetzen weiss um eine Begegnung zu vermeiden.
Der Wolf braucht keine 'Freunde', die unnoetig Unruhe in die Region bringen oder ihm hinterherrennen.
Wenn du mir sagst, dass ihr 7 Wochen im Ansitz seid um wenigstens mal einen Blick zu erhaschen, sehe ich das komplett anders als diese ganzen Fans, ohne Vorbereitung wirst du selber wissen, dass du sitzen kannst bist du schwarz wirst

. Ich verbinde mit Wolfsromantik in der Regel eben diese uninformierten Menschen die meinen Woelfe zu verstehen und das sie unsere Unterstuetzung brauchen. Tun sie schon in gewisser Weise, aber sicherlich nicht, in dem man versucht es zu finden. Soweit ich weiss gibt es in Sachsen die Moeglichkeit gefuehrt und geortnet zu versuchen die Tiere zu sehen und/oder hoeren. Sowas ist mir lieber, weil auch mit Informationen und Aufklaerung verbunden, als selber durch die Gegend zu trampeln.
Das viele Leute in den Regionen in denen es bereits Familien gibt diese Woelfe noch nicht gesehen haben, wundert mich nicht, ist hier in Kanada nicht anders. Aber die bekommen in der Regel eh kein Gehoer in dem Wust von Politiker, Jaegern oder 'Experten', die so eine Meldung wieder zur Selbstdarstellung nutzen fuer ihre '15 minutes of fame'.