Eigentlich sollte ich mich wieder ärgern, aber ich nehm's mit Humor... Nichts von dem, was ich geschrieben habe, war falsch...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält das Kurzhalten der Wölfe für unsinnig weil es schon bei Füchsen nichts gebracht hat. FALSCH !! Füchse kannst du bekanntermaßen nicht ausrotten,wohl aber Wölfe.So ist also auch ein Kurzhalten der Wölfe möglich,eine Situation die Jahrhunderte lang vor der Ausrottung in D.bestand.
"Weil" habe ich nicht geschrieben, das war ein Querverweis, und keine Schlußfolgerung im Sinne einer wenn...dann-Verknüpfung. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß die Jagd auf Beutegreifer
immer sinnlos ist, weil sie massiv ins Gefüge natürlicher Abläufe eingreift und unter dem Strich nur schadet, wie der Modellfall Yellowstone zeigt, der
durchaus in mancher Hinsicht auf Europa/Deutschland übertragbar ist. Hier zeigte sich in einem unfreiwilligen, 6 Jahrzehnte dauernden Experiment, was passiert, wenn man die Top-Beutegreifer aus einer Nahrungskette entfernt: Chaos und großflächige Biotopvernichtung durch explosionsartige Vermehrung des Schalenwildes...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf meint ,dass die Überpopulation an Schalenwild durch das Fehlen des Wolfs verursacht ist. FALSCH !! Die Jagdpächter sind schuld. Sie halten die Populationen an Hirschen hoch um die Attraktivität des Gebietes für Gastjäger zu erhöhen. Das wäre administrativ regelbar.
Da gibt es auch nichts administrativ zu regeln, denn das Chaos z.B. beim Schwarzwild ist perfekt. Die Jäger werden der Schweinchen doch gar nicht mehr Herr und daß die Wildsauen Paragraphen lesen und sich dran halten, mag ich nicht glauben. Die Explosion der Schalenwildbestände ist eine Folge der Eliminierung der Beutegreifer, die beispielsweise beim Rotwild schon alleine durch ihre Anwesenheit (biologischer Streßfaktor) die Reproduktion dämpfen... Nicht vergessen: Normalerweise besteht zwischen Beutegreifer und Beute ein Gleichgewicht... Auch die langjährige Praxis, die starken Bachen zu schießen (weil die mehr hermachen) war eine Katastrophe, da die Leitbachen die Vermehrung in der Rotte kontrollieren... Dann wäre da noch die Winterfütterung von Rotwild, die den Verbiß mindern soll, bei gleichzeitig hohen Wildbeständen, die möglichst verlustlos durch den Winter kommen sollten. Normalerweise ist gerade der Winter die Zeit des großen Aderlasses, weil Beutegreifer das Wild immer wieder aus dem "Sparmodus" reißen, in Bewegung halten und geschwächte Tiere reißen. Heißt auch: Wölfe im Revier (Bären spielen hier keine Rolle, da sie Winterschlaf halten und ohnehin zu einem Großteil Vegetarier sind) machen Winterfütterung zumindest hinsichtlich der Verbiß-Prophyllaxe unnötig...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält die Ausrottung des Wolfs in D. für ein unqualifiziertes Eingreifen des Menschen. FALSCH !! Mit Beginn des großen Landesausbaus in D.im 12. Jd. setzten Rodungen und Städtegründungen in ungeahntem Ausmass ein.Die Bevölkerung wuchs stark. Das Zurückdrängen des Wolfes war nur die Konsequenz davon. Der 30-jähr. Krieg und die große Pest im 18. Jd. führten wieder zu einer beängstigenden Zunahme der Wölfe. Erst im 19. Jd. konnte die Sicherheit wieder hergestellt werden.
Beängstigend... Sicherheit... Wenn ich das schon lese! Geht's noch? Das ist ja ein "Rotkäppchen-Syndrom" reinsten Wassers wie aus dem psychologischen Lehrbuch. Ja, eine Bevölkerungsexplosion fand statt und dabei wurde die Natur weitgehend eliminiert, speziell die Wölfe wegen irrationaler Ängste und natürlich aus "Futterneid". Das gleiche Procedere erfolgte übrigens auch in Amerika beim Eintreffen des Weißen Mannes (= Europäer): Bisons, Wölfe, Bären, Kojoten wurden als nutzlose Fresser, die das eigene Vieh bedrohten oder ihm das Gras wegfraßen ("mein Gras", was für eine Argumentation), vernichtet und damit verbunden schreckte man auch vor einem Genozid an den Native Americans nicht zurück...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält es für unseriös die im Wolfsgatter totgebissene Tierpflegerin hier ins Spiel zu bringen FALSCH !! Es sind zwei Geschehnisse,die aber eine Ursache haben : Habituierung.
Gruß bürger x
Unsinn! Neugierige Jungwölfe oder auch schlechtgelaunte Altwölfe haben mit Habituierung genau nichts zu tun. Hier war ein fremder Artgenosse (eben ein Hund) im Revier, den man resp. wolf beäugen wollte oder den die Revierinhaber ggf. auch vertreiben wollen. Wilde Wölfe und Gehege-Wölfe lassen sich ethologisch kaum vergleichen und die Forschungsergebnisse aus der Gehegeforschung lassen sich nur in Ansätzen auf die wilden Wölfe übertragen...
Wenn ich den schwedischen Text richtig verstanden habe, dann hat sich der Pfleger in die Rangbeziehungen zwischen den Zoowölfen reinziehen lassen (die es übrigens in der Natur so nicht gibt: Das Märchen vom Alpha-Wolf ist genau das: Ein Märchen! Die Leitung eines Familienverbandes erfolgt durch Elternschaft und/oder situative Führung durch andere Familienmitglieder) und das mußte schiefgehen. Der Fehler lag imho bei den Menschen, nicht bei den Wölfen... Nicht umsonst achtet m.W. z.B. Werner Freund darauf, rangmäßig
außerhalb/neben der Rudelhierarchie zu stehen und nicht den Alpha-Wolf zu mimen... Der Vorfall im Schwedener Zoo hatte m.E. auch nichts mit Habituierung zu tun, nicht im Sinne der ethologischen Definiton... Ich würde das, wenn man's überhaupt einordnen kann, eher in den Bereich "Adaption" schieben... Das Zusammentreffen mit den 3 Jungwölfen hatte mit beiden nichts zu tun, die waren, wie viele (junge) Beutegreifer, nur neugierig und vielleicht auch ein bißchen naiv...
Wie auch immer, man kann das drehen und wenden wie man will: Der Wolf ist m.E. ein unverzichtbarer Bestandteil einer wenigstens
halbwegs intakten Natur. Allerdings wird er die Schäden, die durch menschlichen Murks verursacht wurden, nicht heilen können, nicht einmal, wenn er in Deutschland flächendeckend vorkäme, wovon wir noch weit entfernt sind. Aber er kann die Auswirkungen des unqualifizierten Eingreifens ein
wenig abmildern. Und das wäre doch zumindest schon etwas...
Zurückkommen möchte ich noch mal auf die Ängste vor den Wölfen, die ein rein psychologisches Problem sind, weil es keinen realen Hintergrund gibt. Wie ich schon oft schrieb: Ich würde mich in einem Wald, in dem Wölfe zuhause sind, nachts seelenruhig zum Schlafen hinlegen und dem Abendgesang der Wölfe lauschen.
Auf der Parkbank in einer Stadt würde ich das definitiv
nicht machen, denn die Chancen, am nächsten Morgen zusammengeschlagen und ausgeraubt aufzuwachen, stehen sehr hoch! Will sagen: Vor was muß der Mensch Angst haben? Vor seinesgleichen und nicht etwa vor den Ahnen unserer besten Freunde...
Gruß
Wolf