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Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 3. Jul 2012, 17:48
von bürger x
Kürzlich fand die zweite "Wolfskonferenz" des Landesjagdverbandes Sachsen mit zahlreichen Gästen,auch aus dem Ausland,statt. Alles ist nachzulesen in der Pressemitteilung Nr. 9 des ljv . Das gibt sicher wieder reichlich Diskussionsstoff.
Grüße
bürger x

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 3. Jul 2012, 19:17
von SammysHP
Wer nicht suchen möchte: http://www.ljv-sachsen.de/index.php?id=27

Leider stehen dort nur die Themen drin, aber nicht deren Inhalt.

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 08:19
von Grauer Wolf
Da ist nicht nur Diskussionsstoff, sondern auch reichlich Zündstoff drin...
Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es, um dem Wolf entsprechend den Schutzbestimmungen einen günstigen Erhaltungszustand zu sichern und gleichzeitig Artenvielfalt zu erhalten?
Wieso sind Wolf und Artenvielfalt ein Gegensatz? Schwachsinn! Das Beispiel Yellowstone zeigt überdeutlich, wie die Artenvielfalt zusammenbrach, als der Wolf rausgeschossen wurde und sich wieder erholte, als der Wolf zurückkehrte...
Okarma: Die Raubtierdichte sollte grundsätzlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau gehalten werden als es ein theoretisch berechneter Wert entsprechend des jeweiligen Lebensraumes zulässt.“
Klar doch! Der Mann ist mir zutiefst zuwider, weil er Lebewesen, die unabdingbar für ein funktionierendes Ökosystem sind (um's mal nur wildbiologisch auszudrücken), willkürlich klein halten will, weil sie die Interessen des Geldes stören! Denn einen anderen Grund gibt es für dieses Argument nicht!
Lange: 99,9 % der Jäger, die ich kenne, erfüllen ihren gesellschaftlichen Auftrag.
Ich weiß von keinem gesellschaftlichen Auftrag. Die Jagd ist (wenn man nicht nur etwas Fleisch für die Truhe möchte und niemals mehr erbeutet, als man braucht) nur ein blutiges Hobby, bei dem gleichzeitig feudale Vorrechte mit Zähnen und Klauen verteidigt werden (nur 2 Beispiele: Zwangsbejagung oder Haustiere abknallen). Von meiner Seite besteht jedenfalls kein Auftrag, Tiere zu töten, die man nicht essen kann/will, oder jedes Jahr abertausende Hunde abzuschlachten... Ich habe Bilder gesehen, in denen nach einer Gesellschaftsjagd dutzende von Füchsen einfach in einen Container flogen, um entsorgt zu werden, ein Bild, bei dem jedem, der sich ein Gefühl für die Mitgeschöpfe bewahrt hat, physisch schlecht wird. Gesellschaftlicher Auftrag? Hier sieht man sich wohl selbstbeweihräuchernd in rosarotem Licht...
Und wie sauber die Jägerschaft ihren eingebildeten Auftrag ausführt, haben wir ja gerade wieder im Westerwald gesehen, wo ein schießwütiger Rentner den einzigen Wolf seit über 100 Jahren übereifrig abgeknallt hat, weil er zu dumm war, einen Wolf von einem Hund zu unterscheiden... Nicht, daß es besser gewesen wäre, wenn's wirklich ein Hund gewesen wäre... :x

Gruß
Wolf

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 08:55
von LarsD
Grauer Wolf hat geschrieben:
Okarma: Die Raubtierdichte sollte grundsätzlich auf einem wesentlich niedrigeren Niveau gehalten werden als es ein theoretisch berechneter Wert entsprechend des jeweiligen Lebensraumes zulässt.“
Klar doch! Der Mann ist mir zutiefst zuwider, weil er Lebewesen, die unabdingbar für ein funktionierendes Ökosystem sind (um's mal nur wildbiologisch auszudrücken), willkürlich klein halten will, weil sie die Interessen des Geldes stören! Denn einen anderen Grund gibt es für dieses Argument nicht!


Kennst Du den Mann gut genug, um derart abfällig über ihn zu reden? Deutschland ist kein Nationalpark in den Rockys. Die verträumten Vergleiche hinken auch deshalb ganz gewaltig. Selbst im wesentlich dünner besiedelten Schweden läuft das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf nicht reibungslos. Beispiele wie dieses, in der Zeitung mit den vier Buchstaben entsprechend "aufbereitet", würden in D allerdings eine mittlere Massenhysterie auslösen: http://nwt.se/varmland/article1125646.ece Willst Du der Frau und deren Nachbarn dann auch erklären, dass der Abschuss dieser Wölfe nur erfolgt, "weil sie die Interessen des Geldes stören"?

Viele Grüße

Lars

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 09:42
von SammysHP
Grauer Wolf hat geschrieben:Klar doch! Der Mann ist mir zutiefst zuwider
:shocked: Wenn ich mich recht erinnere, hast du ihn selbst einige Male aus seinen Fachbüchern zitiert. Man darf allerdings nicht vergessen, dass hier jeglicher Kontext in dieser Pressemitteilung fehlt. Daher werde ich mich auch davor hüten, irgendwas davon zu bewerten. Solange es keinen umfassenderen Bericht gibt, kann man dazu lediglich etwas sagen, wenn man dort gewesen ist.

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 09:50
von Grauer Wolf
LarsD hat geschrieben:Kennst Du den Mann gut genug, um derart abfällig über ihn zu reden?
Lars, mal abgesehen davon, daß ich dieses "Kurzhalten" der Wölfe für unsinnig halte (das hat auch bei Füchsen nichts gebracht außer Chaos), mich stört dieser eiskalte Ton, mit dem hier über Lebewesen geredet wird, als wären sie nur eine lästige Sache oder gar Schädlinge... Das tritt alles, an das ich glaube, mit Füßen und mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben...
LarsD hat geschrieben:Deutschland ist kein Nationalpark in den Rockys. Die verträumten Vergleiche hinken auch deshalb ganz gewaltig.
Hinkt der Vergleich wirklich so sehr? Analog zur Explosion der Elk-Bestände mit all ihren Folgen haben wir hierzulande in weiten Teilen eine mehr als deutliche Überpopulation Schalenwild, allen voran die Wildsauen. Da spielt natürlich das Nahrungsangebot durch die immer mehr zunehmende Vermaisung eine gewichtige Rolle, aber eben auch, daß hier runde 150 Jahre kein Großbeutegreifer lebte und als Regulativ wirkte. Natürlich ist Yellowstone nicht Deutschland, aber das zugrunde liegende Prinzip der Geschehnisse ist das Gleiche. Sobald der Mensch unqualifiziert in die Natur eingreift (die Ausrottung des Wolfes war unqualifiziertes Eingreifen!), geht es fast immer gründlich schief. Das sollte uns die Geschichte der Menschheit doch inzwischen gelehrt haben...
LarsD hat geschrieben:Selbst im wesentlich dünner besiedelten Schweden läuft das Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf nicht reibungslos. Beispiele wie dieses, in der Zeitung mit den vier Buchstaben entsprechend "aufbereitet", würden in D allerdings eine mittlere Massenhysterie auslösen: http://nwt.se/varmland/article1125646.ece Willst Du der Frau und deren Nachbarn dann auch erklären, dass der Abschuss dieser Wölfe nur erfolgt, "weil sie die Interessen des Geldes stören"?
Vorausgesetzt, ich habe den Artikel richtig verstanden (fließend lesen kann ich nur norwegisch, schwedisch eher rudimentär...) haben sich da einige Jungwölfe primär für den Hund interessiert, der abends noch mal raus mußte. Für Hysterie bestand kein Grund. In Wolfsland sollte man seinen Hund an der Leine halten und ggf. hilft Capsaicin-Spray...
Hier noch den toten Tierpfleger in einem Tierpark ins Spiel zu bringen, das ist schlicht unseriös, weil die Situtation nicht annähernd vergleichbar ist...
Was dieses Käseblatt mit 4 Buchstaben angeht, das taugt nicht mal zum Fische einwickeln, geschweige denn als "Informations"quelle. Wer das, was die schreiben, für bare Münze nimmt, dem kann man auch weismachen, daß der Mond aus grünem Käse besteht...

@ Sammy
hast du ihn selbst einige Male aus seinen Fachbüchern zitiert.
Ich hab natürlich nicht alles im Kopf, was ich hier je zitiert habe, aber m.W. habe ich mich nur einmal auf Okarma bezogen und das negativ, als er behauptete, Wölfe wären schlechte Futterverwerter, was m.E. Unsinn und nicht haltbar ist:
Grauer Wolf hat geschrieben:Die Hypothese von Okarma, daß Wölfe schlechte Futterverwerter sind, halte ich für eben das, eine Hypothese und zwar eine gewagte. Tatsächlich kann sich ein Beutegreifer, der zudem vorzugsweise in kalten Regionen lebt, daß nicht leisten und die Verwertung von Knochen zeigt, daß das Verdauungssystem von Canis lupus sehr aggressiv ist (wenn auch nicht so sehr wie z.B. das von Hyänen) und selbst das letzte Erg aus der Nahrung rauszieht. Gestützt wird das imho durch die lange Verweildauer der Nahrung im Verdauungstrakt, was auf hohe Ausnutzung hindeutet.
Gruß
Wolf

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 17:56
von bürger x
Grauer Wolf hält das Kurzhalten der Wölfe für unsinnig weil es schon bei Füchsen nichts gebracht hat. FALSCH !! Füchse kannst du bekanntermaßen nicht ausrotten,wohl aber Wölfe.So ist also auch ein Kurzhalten der Wölfe möglich,eine Situation die Jahrhunderte lang vor der Ausrottung in D.bestand.
Grauer Wolf meint ,dass die Überpopulation an Schalenwild durch das Fehlen des Wolfs verursacht ist. FALSCH !! Die Jagdpächter sind schuld. Sie halten die Populationen an Hirschen hoch um die Attraktivität des Gebietes für Gastjäger zu erhöhen. Das wäre administrativ regelbar.
Grauer Wolf hält die Ausrottung des Wolfs in D. für ein unqualifiziertes Eingreifen des Menschen. FALSCH !! Mit Beginn des großen Landesausbaus in D.im 12. Jd. setzten Rodungen und Städtegründungen in ungeahntem Ausmass ein.Die Bevölkerung wuchs stark. Das Zurückdrängen des Wolfes war nur die Konsequenz davon. Der 30-jähr. Krieg und die große Pest im 18. Jd. führten wieder zu einer beängstigenden Zunahme der Wölfe. Erst im 19. Jd. konnte die Sicherheit wieder hergestellt werden.
Grauer Wolf hält es für unseriös die im Wolfsgatter totgebissene Tierpflegerin hier ins Spiel zu bringen FALSCH !! Es sind zwei Geschehnisse,die aber eine Ursache haben : Habituierung.
Gruß bürger x

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 19:12
von SammysHP
Grauer Wolf hält das Kurzhalten der Wölfe für unsinnig weil es schon bei Füchsen nichts gebracht hat. [...]
Füchse gibt es sehr viele und inzwischen (?) hat sich ihr Verhalten so entwickelt, dass es Einzelgänger sind ohne ein festes bzw. sehr kleines Revier. Inwiefern die Bejagung daran Schuld ist, kann ich nicht sagen. Wölfe haben eine wesentlich geringere Populationsdichte und sind viel mehr auf Familienbildung angewiesen. Ich halte es für absolut möglich, den Wolf jederzeit wieder auszurotten. Die Frage ist halt, ob dafür eine Notwendigkeit besteht, und die Antwort darauf ist eindeutig NEIN.
(Füchse kann man mit ausreichend großem Aufwand sicherlich auch ausrotten, nur so nebenbei.)
Grauer Wolf meint ,dass die Überpopulation an Schalenwild durch das Fehlen des Wolfs verursacht ist. FALSCH !! Die Jagdpächter sind schuld. [...]
Dem kann ich zustimmen. Vielen geht es einfach darum, dass sie genug zum Jagen haben, wenn ihnen mal danach ist. Und wenn die Population so groß ist, dass sie den Wald und die Felder schädigt, dann schiebt man es gerne auf die anderen (beide Seiten). Der Wolf greift nur zu einem geringen Teil in die Populationskontrolle vom "üblichen" Wild ein. Viele Jäger sind viel schneller mit dem Mästen (Bauern mit ihren reich gedeckten Feldern übrigens auch). Deswegen ist die Behauptung, Wölfe würden andere Arten hier ausrotten, auch falsch. (Vielleicht begrenzen, was aber durchaus "natürlich" wäre.)
Grauer Wolf hält die Ausrottung des Wolfs in D. für ein unqualifiziertes Eingreifen des Menschen. [...]
Was auch völlig korrekt ist. Der Wolf rottet uns nicht aus, er reduziert noch nicht einmal unsere Populationsgröße. Er ist einfach nur da und hat das gleiche Recht auf Leben wie jedes andere Lebewesen auch. Dass unser Leben dadurch in einigen wenigen Situationen etwas komplizierter wird und einige von uns damit ein Problem haben, ist eine große Peinlichkeit der Menschen. Wir sind einfach zu verwöhnt (und da nehme ich mich nicht aus).
Der Vergleich mit den letzten Jahrhunderten hinkt auch ein wenig. Hältst du etwa die Weltkriege für gerechtfertigt? Den Holocaust? Sind extreme Beispiele *, aber dass mal etwas stattgefunden hat, heißt noch lange nicht, dass es richtig ist. Genauso ist es mit der Ausrottung des Wolfs: Es war ein Fehler, aus dem man lernen und ihn nicht nochmal begehen sollte.
Grauer Wolf hält es für unseriös die im Wolfsgatter totgebissene Tierpflegerin hier ins Spiel zu bringen [...]
"Unseriös" ist vielleicht das falsche Wort. "Unpassend" trifft es eher. Du kannst Wölfe in Gefangenschaft und in Freiheit nicht miteinander vergleichen. Das ist auch der Grund, warum ich diese Naturschutzfreaks, die auf Kuscheltour mit den Wölfen sind, nicht leiden kann. Wölfe gehören in die Natur und nicht in die Arme von irgendwelchen Liebhabern. Solange die Situation so bleibt, wie sie ist, und die Wölfe nicht vorm Pizzaladen stehen, brauchen wir nicht zu reagieren. Und wenn wir Wölfe nicht habituieren und sie ggf. verscheuchen, dann wird sich an der Situation in den nächsten Jahrzehnten auch nichts ändern. Du sagtest ja, dass Füchse überall sind und man sie nicht ausrotten könne. Ich sehe mit viel Mühe alle paar Wochen bis Monate welche. Aber noch nie einen in der Stadt oder im Dorf. Deiner Argumentation nach müsste es die ja überall in den Städten geben.


* Wer mich kennt, weiß, dass ich Vergangenes akzeptiere, darüber aber nicht endlos trauere.

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 19:38
von Lutra
eine eventuell erforderliche Regulierung des Wolfes ins Auge zu fassen
Das ist scheinbar die einzige Sorge der Herrschaften. Die merken gar nicht, wie sie sich ins Abseits manövrieren...

Re: Wolfskonferenz des ljv Sachsen

Verfasst: 4. Jul 2012, 20:35
von Grauer Wolf
Eigentlich sollte ich mich wieder ärgern, aber ich nehm's mit Humor... Nichts von dem, was ich geschrieben habe, war falsch...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält das Kurzhalten der Wölfe für unsinnig weil es schon bei Füchsen nichts gebracht hat. FALSCH !! Füchse kannst du bekanntermaßen nicht ausrotten,wohl aber Wölfe.So ist also auch ein Kurzhalten der Wölfe möglich,eine Situation die Jahrhunderte lang vor der Ausrottung in D.bestand.
"Weil" habe ich nicht geschrieben, das war ein Querverweis, und keine Schlußfolgerung im Sinne einer wenn...dann-Verknüpfung. Grundsätzlich bin ich der Auffassung, daß die Jagd auf Beutegreifer immer sinnlos ist, weil sie massiv ins Gefüge natürlicher Abläufe eingreift und unter dem Strich nur schadet, wie der Modellfall Yellowstone zeigt, der durchaus in mancher Hinsicht auf Europa/Deutschland übertragbar ist. Hier zeigte sich in einem unfreiwilligen, 6 Jahrzehnte dauernden Experiment, was passiert, wenn man die Top-Beutegreifer aus einer Nahrungskette entfernt: Chaos und großflächige Biotopvernichtung durch explosionsartige Vermehrung des Schalenwildes...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf meint ,dass die Überpopulation an Schalenwild durch das Fehlen des Wolfs verursacht ist. FALSCH !! Die Jagdpächter sind schuld. Sie halten die Populationen an Hirschen hoch um die Attraktivität des Gebietes für Gastjäger zu erhöhen. Das wäre administrativ regelbar.
Da gibt es auch nichts administrativ zu regeln, denn das Chaos z.B. beim Schwarzwild ist perfekt. Die Jäger werden der Schweinchen doch gar nicht mehr Herr und daß die Wildsauen Paragraphen lesen und sich dran halten, mag ich nicht glauben. Die Explosion der Schalenwildbestände ist eine Folge der Eliminierung der Beutegreifer, die beispielsweise beim Rotwild schon alleine durch ihre Anwesenheit (biologischer Streßfaktor) die Reproduktion dämpfen... Nicht vergessen: Normalerweise besteht zwischen Beutegreifer und Beute ein Gleichgewicht... Auch die langjährige Praxis, die starken Bachen zu schießen (weil die mehr hermachen) war eine Katastrophe, da die Leitbachen die Vermehrung in der Rotte kontrollieren... Dann wäre da noch die Winterfütterung von Rotwild, die den Verbiß mindern soll, bei gleichzeitig hohen Wildbeständen, die möglichst verlustlos durch den Winter kommen sollten. Normalerweise ist gerade der Winter die Zeit des großen Aderlasses, weil Beutegreifer das Wild immer wieder aus dem "Sparmodus" reißen, in Bewegung halten und geschwächte Tiere reißen. Heißt auch: Wölfe im Revier (Bären spielen hier keine Rolle, da sie Winterschlaf halten und ohnehin zu einem Großteil Vegetarier sind) machen Winterfütterung zumindest hinsichtlich der Verbiß-Prophyllaxe unnötig...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält die Ausrottung des Wolfs in D. für ein unqualifiziertes Eingreifen des Menschen. FALSCH !! Mit Beginn des großen Landesausbaus in D.im 12. Jd. setzten Rodungen und Städtegründungen in ungeahntem Ausmass ein.Die Bevölkerung wuchs stark. Das Zurückdrängen des Wolfes war nur die Konsequenz davon. Der 30-jähr. Krieg und die große Pest im 18. Jd. führten wieder zu einer beängstigenden Zunahme der Wölfe. Erst im 19. Jd. konnte die Sicherheit wieder hergestellt werden.
Beängstigend... Sicherheit... Wenn ich das schon lese! Geht's noch? Das ist ja ein "Rotkäppchen-Syndrom" reinsten Wassers wie aus dem psychologischen Lehrbuch. Ja, eine Bevölkerungsexplosion fand statt und dabei wurde die Natur weitgehend eliminiert, speziell die Wölfe wegen irrationaler Ängste und natürlich aus "Futterneid". Das gleiche Procedere erfolgte übrigens auch in Amerika beim Eintreffen des Weißen Mannes (= Europäer): Bisons, Wölfe, Bären, Kojoten wurden als nutzlose Fresser, die das eigene Vieh bedrohten oder ihm das Gras wegfraßen ("mein Gras", was für eine Argumentation), vernichtet und damit verbunden schreckte man auch vor einem Genozid an den Native Americans nicht zurück...
bürger x hat geschrieben:Grauer Wolf hält es für unseriös die im Wolfsgatter totgebissene Tierpflegerin hier ins Spiel zu bringen FALSCH !! Es sind zwei Geschehnisse,die aber eine Ursache haben : Habituierung.
Gruß bürger x
Unsinn! Neugierige Jungwölfe oder auch schlechtgelaunte Altwölfe haben mit Habituierung genau nichts zu tun. Hier war ein fremder Artgenosse (eben ein Hund) im Revier, den man resp. wolf beäugen wollte oder den die Revierinhaber ggf. auch vertreiben wollen. Wilde Wölfe und Gehege-Wölfe lassen sich ethologisch kaum vergleichen und die Forschungsergebnisse aus der Gehegeforschung lassen sich nur in Ansätzen auf die wilden Wölfe übertragen...
Wenn ich den schwedischen Text richtig verstanden habe, dann hat sich der Pfleger in die Rangbeziehungen zwischen den Zoowölfen reinziehen lassen (die es übrigens in der Natur so nicht gibt: Das Märchen vom Alpha-Wolf ist genau das: Ein Märchen! Die Leitung eines Familienverbandes erfolgt durch Elternschaft und/oder situative Führung durch andere Familienmitglieder) und das mußte schiefgehen. Der Fehler lag imho bei den Menschen, nicht bei den Wölfen... Nicht umsonst achtet m.W. z.B. Werner Freund darauf, rangmäßig außerhalb/neben der Rudelhierarchie zu stehen und nicht den Alpha-Wolf zu mimen... Der Vorfall im Schwedener Zoo hatte m.E. auch nichts mit Habituierung zu tun, nicht im Sinne der ethologischen Definiton... Ich würde das, wenn man's überhaupt einordnen kann, eher in den Bereich "Adaption" schieben... Das Zusammentreffen mit den 3 Jungwölfen hatte mit beiden nichts zu tun, die waren, wie viele (junge) Beutegreifer, nur neugierig und vielleicht auch ein bißchen naiv...

Wie auch immer, man kann das drehen und wenden wie man will: Der Wolf ist m.E. ein unverzichtbarer Bestandteil einer wenigstens halbwegs intakten Natur. Allerdings wird er die Schäden, die durch menschlichen Murks verursacht wurden, nicht heilen können, nicht einmal, wenn er in Deutschland flächendeckend vorkäme, wovon wir noch weit entfernt sind. Aber er kann die Auswirkungen des unqualifizierten Eingreifens ein wenig abmildern. Und das wäre doch zumindest schon etwas...

Zurückkommen möchte ich noch mal auf die Ängste vor den Wölfen, die ein rein psychologisches Problem sind, weil es keinen realen Hintergrund gibt. Wie ich schon oft schrieb: Ich würde mich in einem Wald, in dem Wölfe zuhause sind, nachts seelenruhig zum Schlafen hinlegen und dem Abendgesang der Wölfe lauschen.
Auf der Parkbank in einer Stadt würde ich das definitiv nicht machen, denn die Chancen, am nächsten Morgen zusammengeschlagen und ausgeraubt aufzuwachen, stehen sehr hoch! Will sagen: Vor was muß der Mensch Angst haben? Vor seinesgleichen und nicht etwa vor den Ahnen unserer besten Freunde...

Gruß
Wolf