Terra X "Kielings wildes Deutschland"

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wolfgangster

Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von wolfgangster »

kangal2 hat geschrieben:Dann zückt der Bub das Pfefferspray und bläst dem Grizzly eine Ladung in die Schnauze. Das hat dann geholfen, Bär zieht von dannen. Einige Minuten später taucht der Taucher auf, fragt, ob alles klar sei? Ja, da war ein Bär, der wollte meinen Fisch, Pfefferspray usw. Papa lobt den kleinen Kieling, das hätte böse ausgehen können, doch Du hast alles richtig gemacht. Dann gab's Lachs am Lagerfeuer. Da reichte es mir dann endgültig, da ich eigentlich nicht zur Märchenstunde aufgelegt war, ich schaltete um. Besonders beeindruckend fand ich, wie man zu zweit in der Wildnis unterwegs sein kann und zeitgleich tauchen, Angeln und Kamera führen. So was schaffen nur die Kielings.
Ich meine, wenn ich mir inszenierte und gestellte Aufnahmen von Bären ansehen will, denn schaue ich was Professionelles, wie "Der Bär" oder ähnliches und lass mir nicht Wildnis vorgaukeln.
So ein Pfefferspray haut schon rein, aber ich meine das es gerade bei Hunden oder Wölfen das Tier auch aggressiver machen könnte. Wenn der Bär nur Hunger hat kann man ihn mit Pfefferspray schon vertreiben aber wenn er sein Junges verteidigt ich bin da etwas skeptisch.... :?:
Flanellhemdmann

Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Flanellhemdmann »

jurawolf hat geschrieben:stimmt so nicht unbedingt. lachse stellen das fressen zwar schon teilweise ein, aber sie schnappen reflexartig nach wie vor nach nahrung.
Sie stellen es nicht teilweise ein, dass sie nicht in Suesswasser fressen ist belegt. Es handelt sich wenn ueberhaupt um Reflexe nach etwas zu schnappen, aber das ist doch eher die
Ausnahme. Ich habe bisher drei Lachswanderungen in Britisch-Kolumbien erlebt und fotografiert (Koenigslachs und Rotlachs), die Angler haben in der Zeit selbst das Angeln auf Forellen
eingestellt, das selbst bei denen mit Reflexbissen nichts war auf Grund des Ueberangebots an Nahrung.

Ich bleibe da trotzdem skeptisch, zumal irgendwie niemand die aufziehenden Lachse isst (keine Nahrungsaufnahmen, Oelverlust, Fleisch weich und allgemein nicht wirklich appetitlich) und
Kielings fangen und essen die? Naja.
jurawolf hat geschrieben:frag mich nicht, wie das in kanada geregelt ist, aber in europäischen lachsflüssen dürfen in der regel nur lachse entnommen werden, die den köder in der maulhöhle gehakt haben. sitz der köder etwa an der lippe, muss der fisch releast werden. die erfahrung zeigt aber, dass ein guter teil der lachse den köder sehr wohl in der maulhöhle sitzen haben, der köder also absichtlich genommen wurde.
In Kanada und Nordamerika ist es in der Regel von Fluss zu Fluss unterschiedlich geregelt, aber bisher habe ich an allen Lachsfluessen an denen ich war grundsaetzlich folgende Vorschriften erlebt:
- Kein Zwillingshaken oder Drillinge
- bei Einzelhaken ist der Wiederhaken abzufeilen (komplett entfernen, mit der Zange andruecken ausdruecklich untersagt)
- catch and release
jurawolf hat geschrieben:das wissen leider nicht alle, sondern nur die wenigsten. wenn ich mit freunden oder verwandten zufällig in der glotze tierfilme sehe und ich erwähne, welche aufnahmen aller wahrscheinlichkeit nach gestellt sind, sorgt dies immer wieder für erstaunen. die meisten sind sich meines erachtens nicht mal bewusst, dass überhaupt szenen gestellt werden und dann noch wie viele dies sind.
Ich weiss, ist bei der Fotografie genau so, da kann ich dir in der Regel auch mit 90%iger Sicherheit sagen ob ein Bild ein Tier in Gefangenschaft zeigt oder nicht. Trotzdem ist es einfach kontraproduktiv so etwas zu verheimlichen, man kann schon die ersten Kommentare von Jaegern lesen, die Sichtungen und Fakten anzweifeln, fuer solche Leute ist sowas ein gefundenes Fressen und Wasser auf die Muehlen der Skeptiker, Kritiker und Gegner. Darueber haetten Kieling und das ZDF sich bewusst sein muessen.
wolfgangster hat geschrieben:Wenn der Bär nur Hunger hat kann man ihn mit Pfefferspray schon vertreiben aber wenn er sein Junges verteidigt ich bin da etwas skeptisch.... :?:
Dabei kommen viele Faktoren ins Spiel. Wird das Spray richtig angewendet, ist es bereits abgelaufen, stimmt die Windrichtung etc. Es gibt zig Faelle in denen das Spray geholfen hat, in anderen Faellen hat es den Baeren nicht im Geringsten gejuckt und er ist munter durch die Wolke gelaufen. Zumal man bei einem 'Angriff' immer noch unterscheiden muss. Fuer viele Menschen ist es schwer zu verstehen ob es sich um einen Angriff handelt (der auch wiederum noch in der Art an sich unterschiedlich ist) oder nur um einen Bluff. Manche Leute sprechen schon von einem Angriff, wenn der Grizzly 'nur' auf sie zusprintet und dann ein paar Meter (oder weniger) vor ihnen haelt.

Baerenspray ist zumindest immer ratsam, wenn es zu einer Begegnung kommen sollte, in der eine Konfrontation nicht zu vermeiden ist.
Ich zumindest finde es absolut grausam, letzten Herbst habe ich meine Spray auf Funktion geprueft, ploetzlich drehte der Wind und ich bin ca. eine halbe Stunde blind auf allen Vieren gekrochen und Rotz und Wasser liefen ununterbrochen bis ich endlich ein Flussufer gefunden habe und meinen Kopf ins Wasser stecken konnte.
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CleanerWolf
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Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von CleanerWolf »

Offener Brief an das ZDF vom 23.04.12 von Ulrich Wotschikowsky zum Thema: Terra X, Kielings wildes Deutschland Teil 2
(Da es ein "offener" Brief ist, dürfte wohl kein Urheberrecht verletzt werden, wenn ich den hier komplett zitiere)
Wildnis und Wölfe brauchen authentische, glaubwürdige Fürsprecher. Der Tierfilmer Andreas Kieling ist unglaubwürdig und deshalb der falsche Botschafter.

Schon die ersten Filme von Andreas Kieling über Grizzlybären in Nordamerika haben mich unangenehm berührt. Sie erinnerten mich an das Schicksal von Timothy Tread-well, der sich Grizzlies auf Reichweite näherte, weil er meinte, das seien friedliche Wesen, die nur richtig verstanden werden müssten. Vierzehn Jahre lang „lebte“ Treadwell so „unter Grizzlies“, er setzte eine wahre Grizzlymanie in die Welt. Dann wurde er samt seiner Freundin im Katmai-Nationalpark von einem Bären umgebracht und aufgefressen. Der Bär (und ein weiterer) wurde erschossen.
Wiederholt hat Kieling Grizzlybären und andere gefährliche Tiere, z. B. Elchbullen während der Brunft, in seinen Filmen ebenso verharmlost wie Tim Treadwell. In ame-rikanischen Nationalparks genießt er deshalb keinen guten Ruf. Er ignoriert die Re-geln, die für Begegnungen mit gefährlichen Tieren generell und besonders in Schutz-gebieten aufgestellt wurden, und ist mehrmals mit gesetzlichen Bestimmungen in Konflikt geraten. Mike Lapinski, der Treadwells Schicksal in einem Buch veröffentlicht hat (Death in the Grizzly Maze. The Timothy Treadwell Story. Falcon, 2005) nennt Kieling in diesem Zusammenhang auf Seite 154 ausdrücklich beim Namen.
Kielings Filme sind im eigentlichen Sinn keine Tierfilme, sondern Selbstdarstellungen eines Egomanen, dem die Folgen seine Tuns egal sind. Die Tiere sind nicht die Hauptdarsteller, sondern bloß Staffage. Die Filme laufen immer nach demselben Mus-ter: Im Wildnisoutfit mit strähnigen Haaren begibt sich Kieling in eine kritische Situati-on, redet in die Kamera, dass er „ganz allein“ sei, und wendet sich augenzwinkernd an den Zuschauer, den er auf diese Weise kumpelhaft in das verantwortungslose Geschehen einbezieht: „Was ich jetzt tue, sollte man eigentlich nicht machen …!“ Kieling schert sich nicht um die Bemühungen der Schutzgebietsleute, gefährliche Konflikte zwischen Tieren und Menschen zu vermeiden, bevor sie entstehen können. Es stört ihn nicht, dass Menschen, die sich an seinem Verhalten ein schlechtes Bei-spiel nehmen, verletzt oder umgebracht werden können. Keinen Gedanken ver-schwendet er offenbar daran, dass jeder Bär, der einen Menschen attackiert,
getötet wird – egal wie provozierend sich homo sapiens auch verhalten haben mag. In einem früheren Film hat Kieling sogar seinen damals elfjährigen Sohn dazu missbraucht, den Nervenkitzel seiner Zuschauer zu erhöhen, indem er ihn in die lebensgefährliche Nähe von Grizzlies mitnahm. Auch kann er es nicht lassen, Tiere – zumindest die weniger gefährlichen – anzufassen. Ob den Tieren das behagt oder nicht – das ist ihm egal.
Beim ZDF hat Kieling nun neue Gefilde für seine Selbstdarstellung gefunden. Sein Film in Terra X am Sonntagabend, 15. April, war ein Fake von A bis Z. Kieling zeigte keine wilden Wölfe in der Lausitz, wie er vorgab, sondern mal die Wölfe im Gehege des Nationalparks Bayerischer Wald und mal Hunde; er zeigte keine Wolfswelpen in freier Wildbahn, sondern filmte im Gehege; er hätte niemals die Genehmigung be-kommen, wilde Wolfswelpen an ihrer Höhle zu filmen; denn geschützte Tiere, Wölfe gehören dazu, dürfen laut Naturschutzgesetz bei der Aufzucht ihrer Jungen nicht ge-stört werden. Kieling hat eindeutige Absprachen mit Leuten, die ihm bei seinem Mär-chenfilm halfen, gebrochen. Es ist derselbe Kieling, den man in den amerikanischen Schutzgebieten nicht sehen will.
Kieling ist ein gewisses Charisma nicht abzusprechen. Deshalb hätte er ein wichtiger Botschafter für Natur, für Wildnis und für ihre wilden Bewohner sein können. Aber die Fürsprecher von solch kontroversen, polarisierenden Dingen wie Wildnis oder Wölfen müssen vor allem eines mitbringen: Authentizität und Glaubwürdigkeit. Kieling hat keins von beiden. Ihm fehlt der Respekt vor seinen wilden Protagonisten, und er ver-arscht sein Publikum.

Ulrich Wotschikowsky
Oberammergau
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
"Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."
Albert Schweitzer
Grauer Wolf

Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Grauer Wolf »

@ Cleaner Wolf
Vielen Dank für die Briefkopie! Die Hintergrundinfos lassen so einiges in einem noch ganz anderen Licht erscheinen. Ich habe mich mehr als einmal über die Szenen mit den Grizzlies gewundert und sie für mehr als leichtsinnig gehalten. Ich würde den Teufel tun und einem Grizzly beim Futtern mitten im Gebüsch auf den Pelz rücken. Dafür gibt es lange, sehr lange Teleobjektive, und wenn man keine freie Sicht hat, dann läßt man es eben! Ein habituierter Bär ist ein toter Bär! Gerade Tierfilmer müßten hier mit gutem Beispiel vorangehen!

Gruß
Wolf
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SammysHP
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Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von SammysHP »

Ich habe neulich einen Bericht von Kameras gelesen, die in direkten Kontakt mit den Tieren kommen. Hauptsache stabiles Gehäuse, teilweise ferngesteuert, teilweise mit Bewegungssensor spielen Tiere damit, tragen sie sogar teilweise herum. Nach einigen Tagen können sie dann ausgewertet werden, nachdem sie zurückgelassen wurden. Damit gibt es viele spannende Möglichkeiten.

Zu dem Brief braucht man nicht viel sagen, da steht alles drin.
Grauer Wolf

Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Grauer Wolf »

SammysHP hat geschrieben:Ich habe neulich einen Bericht von Kameras gelesen, die in direkten Kontakt mit den Tieren kommen. Hauptsache stabiles Gehäuse, teilweise ferngesteuert, teilweise mit Bewegungssensor spielen Tiere damit, tragen sie sogar teilweise herum. Nach einigen Tagen können sie dann ausgewertet werden, nachdem sie zurückgelassen wurden. Damit gibt es viele spannende Möglichkeiten.
Klar gibt's die, aber sie erlauben keine kontrollierte Bildkomposition, sondern die Ergebnisse sind zufallsbehaftet. Es kann was gutes dabei sein, aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es visueller Schrott ist, der keine professionelle Verwendung erlaubt... Was geht und auch gemacht wird, ist eine voll ferngesteuerte Kamera auf einem ebenfalls ferngelenkten, geländegänigen Chassis mit Monitorkontrolle...

Außerdem hat die Sache einen kleinen, rechtlichen Haken, das Urheberrecht des Kamerabärs... :p Krieg von dem mal eine Abtretungserklärung... :lol:

Gruß
Wolf :)
Miscanthus
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Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Miscanthus »

Der mit dem Hund tanzt. ZDF und Kieling nehmen Stellung in der Lausitzer Rundschau
http://www.lr-online.de/nachrichten/Tag ... 65,3767793
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CleanerWolf
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Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von CleanerWolf »

... uuund Nachschlag :p

Offener Brief von Sebastian Körner an das ZDF
Sehr geehrte Damen, sehr geehrter Herr,

mein Name ist Sebastian Koerner; ich bin Biologe und seit einigen Jahren auch Tierfilmer (www.lupovision.de). Meine Produktion "Deutschlands wilde Wölfe - Wie sie wirklich sind" wurde in der Reihe "Expeditionen ins Tierreich" am 21.3.2012 im NDR gezeigt.

Sicher werden Sie verstehen, dass ich mich an Sie wende, da ich von Andreas Kielings Filmaufnahmen der "Lausitzwölfe" und nun auch von seinen rechtfertigenden Äußerungen auf seiner website direkt betroffen bin. Kieling behauptet darin, dass die einzig möglichen Filmaufnahmen wilder deutscher Wölfe krisselige, grüne Nachtaufnahmen wären, die die Wölfe sinngemäß als unheimliche Phantome der Nacht erscheinen lassen würden. Mit solchen Aufnahmen könne man nicht für die Wölfe werben. Indem Kieling so argumentiert, lügt er seine Fangemeinde, die Öffentlichkeit und auch Ihre Terra X Redaktion an.

Denn schon vor etwa einem Jahr hat seine Firma mit mir in Verhandlungen gestanden, einige meiner Tageslicht-HD-Aufnahmen der authentischen wilden Lausitzer Wölfe für seinen "wildes Deutschland" Film zu verwenden. Als "Greenhorn" im Geschäft hatte ich ihm damals sogar einen äußerst günstigen Preis angeboten. Allerdings bat ich wegen der absoluten Exklusivität der mit sehr hohem Aufwand entstandenen Aufnahmen darum, im Beitrag als Autor der Aufnahmen genannt zu werden. Aber es war Herrn Kieling offensichtlich wichtiger, die Illusion aufrecht zu erhalten, er hätte es geschafft, die Lausitzwölfe zu filmen indem er Wolfshunde und Gehegewelpen als "wild" verkaufte, als dass er authentische Aufnahmen aus anderer Quelle gezeigt hätte.

Mit freundlichen Grüßen,
Sebastian Koerner
Willkommen - Lupovision
www.lupovision.de
Das war's dann - Treffer versenkt :D
"Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."
Albert Schweitzer
Grauer Wolf

Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Grauer Wolf »

Da tun sich ja Abgründe auf... :p
Danke für die Info!

Gruß
Wolf
Lutra
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Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
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Re: Terra X "Kielings wildes Deutschland"

Beitrag von Lutra »

Auf Andreas Kielings face-book wird auch ganz schön diskutiert.

http://www.facebook.com/Andreas.Kieling
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