Ich weiß definitiv von einem Fall, bei dem sich ein alterndes Paar, das nicht mehr reproduzierte, auf's Altenteil zurückzog und nur noch "beratend" agierte. Sie wurden vom Familienverband mitversorgt. Wenn ich die Quelle wiederfinde (in irgendeinem meiner Fachbücher) resp. beim Lesen über sie stolpere, werde ich sie nachreichen. Kann aber was dauern...
Ähnliches passiert bei schwer verletzten Wölfen, die nicht mehr jagen können. Sie werden gesund gepflegt und vom Familienverband mitversorgt. Entweder können sie dann wieder jagen oder sie übernehmen andere Aufgaben. Eine 3-beinige Wölfin im Fish Trap Rudel in B.C., deren Bein nach schwerer Verletzung völlig atrophierte, übernahm für viele Jahre die Welpenpflege (Ian McAllister). L. D. Mech beschreibt in "Der weiße Wolf" den Fund eines Schädels, in dessen Kiefer eine Hornspitze eines Moschusochsen steckte, völlig abgekapselt und verheilt und mehrere Jahre alt. Auch dieser Wolf wurde offensichtlich vom Rudel gepflegt und ernährt, denn selber jagen ist mit einer Hornspitze im Kiefer nicht drin... Auch der 3-beinige Wolfsrüde in Deutschland muß ja von Familienmitgliedern mitversorgt worden sein, denn mit einer solchen Wunde jagt man auf Wochen, vielleicht Monate nicht... Solche Fälle finden sich immer wieder...
Übrigens tritt dieses Verhalten noch ausgeprägter bei Afrikanischen Wildhunden
(Lycaon pictus) auf, bei dem es buchstäblich heißt: Alte; Kranke, Verletzte und Welpen werden zuerst versorgt, dann bekommt der Rest...
Der Mensch unterstellt, um sich selber auf einen Thron zu stellen, Tieren zwar sehr gerne, daß sie verletzte/alte Mitglieder des Rudels einfach verstoßen oder gar töten, aber so simpel, wie die Krone der Schöpfung das gerne hätte, ist das nicht. Altruisimus (also Mitgefühl ohne expliziten Nutzen für sich selber) ist kein Alleinstellungsmerkmal des Menschen (
kommt nach neueren Forschungen sogar bei Ratten vor ) und hier geht es nicht mal um Altruismus, sondern um einen dezidierten Nutzen für den Familienverband, weil die Erfahrung der Alten eben genutzt wird...
Übrigens, unsere alte Hündin hat nach wie vor ihre Töchter fest im Griff, obgleich die deutlich jünger und stärker sind. Aber Führung hat nicht zwingend was mit Körperkraft zu tun, sondern primär mit Persönlichkeit und Charisma... Daß Tiere ihre Alten hochschätzen, auch wenn sie körperlich kaum noch können, ist also keine Seltenheit. Bei hochentwickelten, intelligenten, sozialen Tieren gehe ich persönlich eher davon aus, daß es die Regel ist. Auch Elefanten sind übrigens diesbezüglich ein gutes Beispiel...
Die Verhaltensforschung täte gut daran, auch Tieren bestimmte Eigenschaften zuzugestehen, die man lieber für den Menschen reserviert sehen möchte: Emotionen, Empathie, Mitgefühl, Selbstlosigkeit... Es gab auch mal Zeiten, da gestand man Tieren gerademal reine Instinktstuerung zu, aber weder Freude noch Trauer noch die Möglichkeit, Schmerz zu empfinden (man hat eiskalt viviseziert...

)... Und wo sind diese "großartigen" Erkenntnisse der wissenschaftlichen Halbgötter geblieben? Auf dem Müllhaufen der Ethologie/Zoologie, obsolet, vergessen (zum Glück)... Und selbst heute noch wollen viele Wissenschaftler in Tieren nur laufende, triebgesteuerte Wesen sehen, die weit unter dem Menschen stehen und mit denen man ergo machen kann, was man will. Einfach unfassbar...
Gruß
Wolf