NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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Ash
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von Ash »

Danke für Deine Antwort, Sammy. Wie stellt sich denn nun die Situation der "normalen" Wolfsberater dar - bleibt da alles beim Alten? Ich verstehe das eher so, dass die nun etwas obsolet sind, oder läuft das parallel, und sowohl Berater (oder besser Beauftragte) und Jägerschaft sammeln parallel (wobei es da ja eine nicht unerhebliche Schnittmenge gibt)?
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SammysHP
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von SammysHP »

Da ändert sich nichts.

Vorher lief es so: Die Wolfsberater haben etwas erfahren (selbst gefunden / mitgeteilt) und haben es ans NLWKN weitergeleitet, wo die Daten aufbereitet wurden.
Nun geben die Wolfsberater die Daten nicht ans NLWKN, sondern an Britta Habbe, welche die Daten auswertet, fertig aufbereitet und dann gesammelt an das NLWKN weiterleitet. Für das NLWKN ist das eine große Entlastung und obwohl zu Umweltministerium und NLWKN nun eine weitere Partei involviert ist, kann ich mir vorstellen, dass die Kommunikation etwas einfacher läuft.

Die Jäger sind nicht mehr oder weniger involviert als zuvor. Jetzt gibt es allerdings eine zentrale Stelle innerhalb der Jägerschaft, sodass die Hemmung etwas zu melden vielleicht etwas kleiner ist (im Moment sollen die Jäger wohl sehr zurückhaltend sein). Außerdem sind viele Wolfsberater selbst Jäger, sodass der bürokratische Weg vielleicht etwas kürzer ist.

Britta Habbe sagte mir, dass die Öffentlichkeitsarbeit nun mehr Aufmerksamkeit bekommen solle, nachdem die Informationspolitik bislang sehr restriktiv gehalten worden sei.

Mir ist heute Morgen schon eine kleine Idee gekommen, zu der ich ein Konzept machen und es ihr schicken werde.
Lutra
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Re: Pferd & Jagd 2011

Beitrag von Lutra »

timber-der-wolf hat geschrieben: Die jäger verweisen auf ihre Berichterstattung am Ende des Jagdjahres, wo der Wolf dann seinen Platz finden würde - also auch übers Jahr weiterhin Geheimniskrämerei durch Jäger!
http://niedersachsenwolf.jimdo.com/

Von dieser Seite kannst Du die Kooperationsvereinbarung runterladen. Da ist nichts mit nur "Berichtserstattung am Jahresende". Wenn jemand ernsthaft mittun will, ist er schon ganz schön gefordert. Wer Geheimniskrämerei betreiben möchte, wirds auch weiterhin tun. Nur mit der Vereinbarung ist die Jägerschaft als Ganzes in der Pflicht und es wirft kein gutes Licht auf sie, wenn sich all zu viele ausscheren. Der Weg ist vielleicht gar nicht so verkehrt. ;-)
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SammysHP
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von SammysHP »

Ich habe die Beiträge aus dem Pferd & Jagd Thema über die Kooperationsvereinbarung mal hierher verschoben.
Wolfsheuler
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von Wolfsheuler »

Was mich bei der Jagd in Deutschland prinzipiell stört: Dass alle Raubtiere immer noch als Schädlinge angesehen werden.
Obschon der Dachsbestand weitgehend unbekannt ist, wird er weiter gnadenlos gejagt. Mag sein, dass nicht alle Jäger ihn jagen. Mag auch sein, dass sich sein Bestand seit den 80er Jahren wirklich erholt hat. Aber prinzipiell werten die Jäger den Bestand danach wie die Jagdstrecke des Vorjahres war. Und selbst wenn bei Fuchs oder Dachs die Jagdstrecke rückläufig ist bedeutet das nicht, dass sie nächstes Jahr verschont werden. Offiziell wird immer gesagt, dass kaum noch Jäger Fallen benutzen. Aber wehe ein Grüner traut sich auch nur über das Thema Verbot der Fallenjagd zu sprechen. Es gibt keine Kenntnisse zu Bestand des Baummarders (der eher rückläufig sein dürfte aufgrund der Fragmentierung der Wälder), trotzdem wird er weiterhin bejagt. Die Naturschutzverbände haben keine rechtliche Möglichkeit die Jagdzeiten gerichtlich anzufechten, obschon alle diese Tierarten nach FFH Richtlinie nur bejagt werden dürfen, wenn sie in einem guten Erhaltungszustand sind. Warum also zum Beispiel wird den Naturschutzverbänden die Möglichkeit genommen gerichtlich die Jagdzeiten anzufechten, wenn doch alles so legal ist? Nehmen wir als Beispiel Frankreich. Dort geben die einzelnen Landkreise (nennt man dort aber anders) jährlich Verordnungen heraus mit zusätzlichen Jagdzeiten für Fuchs, Steinmarder,... Die Tierschutzverbände greifen diese Regelungen sehr oft vor Gericht an und gewinnen fast immer. Weil nämlich nie der Beweis von Seiten der Behörden erbracht werden kann, dass eine zusätzliche Jagd notwendig ist um Schaden abzuwehren. Dass die Behörde dann vor Gericht verloren hat, hindert diese aber nicht daran im nächsten Jahr die gleiche Verordnung (ein paar Worte geändert) wieder herauszugeben. Und das ist der zweite Punkt, der mich an der Jagd stört: Die enge undurchsichtige Verflechtung mit der Politik.
timber-der-wolf

Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von timber-der-wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Was mich bei der Jagd in Deutschland prinzipiell stört: Dass alle Raubtiere immer noch als Schädlinge angesehen werden.
....Und das ist der zweite Punkt, der mich an der Jagd stört: Die enge undurchsichtige Verflechtung mit der Politik.
Zu ersterem, da kommen dann auch die obskursten Begründungen seitens der Lodenträger, warum alles Raubwild Schädling ist und stark "bekämpft" werden muß, obwohl man im Grunde ganz genau weis, warum die eine und andere Tierart in ihrem Bestand zurück geht, gefährdet ist. An den Beutegreifern liegt es i.d.R. jedenfalls nicht. :x

Zu Zweitem, diese Verpflechtungen der Jagd bestehen doch nicht nur mit der Politik. Das geht doch bis in die Justiz, Staatsanwaltschaften, Strafverfolgungsorgane, etc. pp. Anders sind auch viele Entscheidungen, Urteile etc. gar nicht zu verstehen und nach zu vollziehen. Und das war leider schon immer so, und wird wohl auch in Zukunft nicht viel anders werden. Bestes Beispiel ist doch die Tatsache, dass seit ...zig Jahren über eine Novelierung der Jagdgesetzgebung auf Bundesebene debatiert wird, sogar schon in Koalitionsverträge stand, ... aber geschehen ist bis heute nichts! :x
Und genau das ist auch der Punkt, warum viele Jäger nichts mit den Grünen und Naturschützern am Hut haben. Denn die legen den Finger in die "Wunde" des Jagdwesens, nennen wahre Gründe für das Eine und Andere, was die "Grünabiturienten" natürlich gebetsmühlenartig bestreiten. Sie wissen sowieso immer alles besser als Wissenschaftler, Biologen, ....
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Ash
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von Ash »

Nochmal danke, Sammy. So betrachtet klingt das tatsächlich gar nicht so schlimm wie es zuerst schien. Vielleicht erspart uns das hier so ein Theater wie in Sachsen, wenn man die Jägerschaft ganz offen auf diese Art auf die Wolfsseite zieht. Da verpuffen dann doch so einige Argumente, die die Sachsen gerade für die Aufnahme ins Jagdrecht vorbringen.
Zu Britta habe ich jedenfalls Vertrauen ;-) Kann man evtl. (auch gern per Mail) was über Deine Idee erfahren?
Zuletzt geändert von Ash am 6. Dez 2011, 12:15, insgesamt 1-mal geändert.
timber-der-wolf

Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von timber-der-wolf »

Ash hat geschrieben:... wenn man die Jägerschaft ganz offen auf die Wolfsseite zieht. ...
Den Wolf mit Jägern zu schützen, ist genau so, als wollte der Pfarrer den Teufel mit Belzebub aus der Kirche treiben wollen ... ;-)
Lutra
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Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von Lutra »

Ash hat geschrieben: Vielleicht erspart uns das hier so ein Theater wie in Sachsen, wenn man die Jägerschaft ganz offen auf diese Art auf die Wolfsseite zieht.
Es ist in Niedersachsen von Anfang an besser gelaufen als in Sachsen. Dort waren es Jäger, die die ersten Wölfe sichteten und bestätigten. Obwohl im Wendland einer geschossen wurde, war die Reaktion der Jägerschaft, jedenfalls was öffentlich wahrnehmbar war, pro Wolf.
In Sachsen war die Reaktion auf das Auftauchen der Wölfe die Gründung des Vereines "Sicherheit und Artenschutz" und die Beantragung eines Abschusses. Der LJV begrüßte zwar die Rückkehr des Wolfes, distanzierte sich jedoch nicht deutlich von diesem Verein, zumal damals einer von denen noch im Vorstand des LJV war. Damit waren Spannungen von Anfang an vorhanden.
timber-der-wolf

Re: NDS: Kooperationsvereinbarung Umweltministerium und LJN

Beitrag von timber-der-wolf »

Lutra hat geschrieben:Es ist in Niedersachsen von Anfang an besser gelaufen als in Sachsen. Dort waren es Jäger, die die ersten Wölfe sichteten und bestätigten.
Das war auch in Sachsen so! Die Bundesförster und Jäger dort im Bundesforst (meist wohl auch in Personalunion) waren es, die als Erste von der Rückkehr wußten und ihn auch begrüßten - und das schon lange, bevor die Rückkehr des Wolfes offiziell bekannt gegeben wurde.
Lutra hat geschrieben:In Sachsen war die Reaktion auf das Auftauchen der Wölfe die Gründung des Vereines "Sicherheit und Artenschutz" und die Beantragung eines Abschusses.
Das war, wie nicht anders zu erwarten, die Reaktion der ewig gestrigen, konservativen, unbelehrbaren, nichts dazulernen wollenden sowie uneinsichtigen und stimmungsmachenden Hobbyjäger dieser Region!

Auch wenn es derzeit in Niedersachsen besser zu laufen scheint, so ist auch dort mit Sicherheit nicht die Mehrheit der Jägerschaft pro Wolf eingestellt. So blauäugig darf man m.E. nicht sein.
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