Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Über freilebende Wölfe weltweit.
kangal2
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Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von kangal2 »

http://www.beyazgazete.com/video/2010/0 ... nal24.html

Dr. Ahmet Selçuk Özen ist Biologie - Professor an der Uni von Kütahya. Er ist der Meinung, daß, wenn alle Länder ihren "Schäferhund" haben, das die Türkei auch könnte. Also kreuzte er Kangals mit Wölfen. Diese Nachkommen dann mit weiblichen Kangals. Das Ganze soll um die 30 Jahre dauern, bis man eine Rasse haben will, die in etwa den bekannten "Schäferhunden" gleichkommt.
Über ein genaues Zuchtziel wurde nichts gesagt.
Das Ganze scheint die Ambition eines Einzelnen zu sein, ist also kein offizielles Projekt der Uni oder gar der Türkei.
balin
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Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von balin »

Den Ansatz kennt man vom Cattledog, das ist eine Einkreuzung von Dingo in die bis dato bekannten geeigneten Rassen um Rinder im Zaum zu halten. Die Dingos sind viel eher mit unseren Hunden kompatibel. Wenn man aber ein durch die Natur so abgrundtief abgerundetes Wesen wie den Wolf mit einer auf unsere Zwecke angepassten Hunderasse kreuzt, dann wird man ein paar Jahre mehr brauchen um ein vernünfties Resultat zu erzielen. Hier ist es die Giftigkeit gegenüber den Artgenossen ausserhalb der Herde und die gleichzeitige Scheu gegenüber den Menschen. Bei mir in der Mutterkuhhaltung wäre das Projekt sinnvoller, weil ich einen kontrollierbaren Jagdtrieb benötige. Für Herdenschutzhunde ist zwar die Scheu vor dem Menschen wünschenswert, wohin soll aber der für Wölfe essentielle Jagdtrieb innerhalb von 30 Jahren hin verschwinden? Die Praxisbedingungen dazu wird man heutzutage nicht mehr finden. Von einem solchen Hund wird sich niemand die Schafe bewachen lassen, einfach weil er sich nicht sicher sein kann, wer denn wohl der Übeltäter an seinem Nutzvieh letztendlich gewesen ist.
Dieser Ansatz hat nur einen Sinn, wenn der Hirte konsequent mit dem Herden- und Schutzhund vergesellschaftet ist.
Die Zeit und das Verständtnis wie unsere Vorfahren haben wir nicht mehr um da geeignete Resultate zu erzielen.
Und dabei haben wir so tolle Hunde in unserer Umgebung. Es liegt nur an uns, diese Giganten zum Leben zu erwecken.
Der Typ aus dem Tierheim, bzw sein bei uns eingelebter Nachfahre hat in der Regel mehr drauf, als wir ihm jemals zugetraut hätten. Für mich ist der Wolf der tolle Typ da draussen, bei mir arbeite ich aber mit meinen Hunden. Und wenn der Wolf in mein Revier kommt, dann hat er es mit seinesgleichen zu tun. So suche ich mir meine Hunde aus!
kangal2
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Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von kangal2 »

Kangals haben einen gehörigen Jagdtrieb, was daran liegt, daß sie mitunter auf Selbstversorgung angewiesen sind. Das Märchen vom nichtjagenden Hirtenhund hält sich leider sehr penetrant.
Ich halte von der Kreuzung gar nichts. Zumal nicht mal klar ist, was man als Resultat erwartet. Er hat als Beispiel u.a. den DSH, der auch in der Türkei beliebt ist, angeführt. Sollte er dahin wollen, hat er gehörig in's Klo gegriffen. Die türkische Armee versuchte 20 (!) Jahre lang, den Kangal als Diensthund einzusetzen, dann gab man es auf. Die Hunde sind dazu nicht zu gebrauchen. Nun in diesen autarken Hund noch die Menschenscheu des Wolfes einzubringen, ist Humbug. Als Herdenschutzhund ist so eine Kreation unnötig, die Türkei hat genügend Rassen und Schläge, die hervorragend arbeiten und Jahrhunderte erprobt sind.
Grauer Wolf

Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Kangals haben einen gehörigen Jagdtrieb, was daran liegt, daß sie mitunter auf Selbstversorgung angewiesen sind. Das Märchen vom nichtjagenden Hirtenhund hält sich leider sehr penetrant.
Ich halte von der Kreuzung gar nichts. Zumal nicht mal klar ist, was man als Resultat erwartet. Er hat als Beispiel u.a. den DSH, der auch in der Türkei beliebt ist, angeführt. Sollte er dahin wollen, hat er gehörig in's Klo gegriffen. Die türkische Armee versuchte 20 (!) Jahre lang, den Kangal als Diensthund einzusetzen, dann gab man es auf. Die Hunde sind dazu nicht zu gebrauchen. Nun in diesen autarken Hund noch die Menschenscheu des Wolfes einzubringen, ist Humbug. Als Herdenschutzhund ist so eine Kreation unnötig, die Türkei hat genügend Rassen und Schläge, die hervorragend arbeiten und Jahrhunderte erprobt sind.
Da sind wir uns zur Abwechslung mal völlig einig. ;)
Mit scheint allerdings, daß hier ein gewisser Nationalstolz eine Rolle spielt...
kangal2 hat geschrieben:Professor an der Uni von Kütahya. Er ist der Meinung, daß, wenn alle Länder ihren "Schäferhund" haben, das die Türkei auch könnte. Also kreuzte er Kangals mit Wölfen
...und der war schon immer ein schlechter Ratgeber. Es gibt nun wirklich eine ganze Reihe bewährter Herdenschutzhund-Rassen mit langer Tradition und wenn ich mir die Hüter hier in der Gegend anschaue, wenn die Schäfer durchziehen, so sind das nicht mal rassereine Hunde, sondern meistens Hsolche, die aussehen wie Jekamis, und offensichtlich nur nach Leistungsfähigkeit gezüchtet wurden. Das Aussehen ist bei einem reinen Arbeitshund nebensächlich, es zählen Wesen und Leistung.
Reinblütige Deutsche oder Belgische Schäferhunde habe ich dagegen noch nie an der Herde gesehen. Wie soll auch ein DS einen ganzen Arbeitstag durchhalten mit dem Rücken... :(
kangal2
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Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von kangal2 »

DSH gibt's schon noch an den Herden, wenn auch nicht so oft wie die Altdeutschen.

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Bilder vom Thüringer Schäfertag.

Und auch sonst hat man noch gute Hunde, wenn auch eher im Osten, wie der z.B.:

http://www.myvideo.de/watch/7044641/VPG

Auch am Randes einer Hüteveranstaltung in Thüringen aufgenommen.
Grauer Wolf

Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Und auch sonst hat man noch gute Hunde, wenn auch eher im Osten, wie der z.B.:

http://www.myvideo.de/watch/7044641/VPG

Auch am Randes einer Hüteveranstaltung in Thüringen aufgenommen.
Der ostdeutsche Schäferhund hat(te) auch nicht dieses fürchterliche "Fließheck", bei dem einem vom Sehen her die Hüftknochen schon wehtun. M.W. wurde dieser Schlag aber von den westdeutschen Verbänden ziemlich an die Wand gedrückt. Vereinsmeierei eben... Der alte Rittmeister würde im Grab rotieren, wenn er seine Schäferhunde noch mal sehen könnte...
Mit dem Schutzhund-Sport (auf neudeutsch VPG) hatte ich es allerdings noch nie. Unser Rüde (der als Trennungswaise zu uns zurückkam und blieb) sollte beim Vorbesitzer eine Polizeihundausbildung richtung Suchhund machen und fiel dabei grandios durch. Nicht etwa, weil er nicht suchen konnte, sondern weil er sich weigerte, einfach auf Kommando in Menschen zu beißen (SH-Ausbildung ist obligatorisch). Er war der Meinung, das tut ein guter Hund nicht!
Und darauf war ich sehr stolz, denn es zeigte, daß unsere Zucht richtig war: Intelligente und leistungsfähige, vor allem aber freundliche Hunde, die ihre Zähne ausschließlich zum Kauen benutzen! :pleased:

Gruß
Wolf
kangal2
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Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von kangal2 »

Na ja, im VPG beißt der Hund nicht den Menschen, denn er spielt sogar anschließend mit dem Figuranten, sondern er will den Beißarm erbeuten.
Also ureigenster Instinkt der Hunde und keine Aggression gegen Menschen.
Diensthund ist etwas ganz anderes und nicht unbedingt für Hunde in Privathand.

Zum Ost - DSH, Geld regiert die Welt und wenn der SV auf allen bedeutenden Ausstellungen die Richter stellt, hat man schlechte Karten, wenn der Hund "danebenliegt".
Der extreme Karpfenrücken ist auch eher bei der Hochzucht zu finden, die es im Osten nie gab.
In der Leistungszucht war's nicht ganz so schlimm, hat aber auch gereicht. Nun rudert der SV wieder zurück, auch nicht schlimm, die Kohle ist im Sack. Zumindest die für die Funktionäre, die eine hervorragende Rasse damit zur Sau machten.

http://www.hund.ch/insider/owsv.htm
Grauer Wolf

Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Na ja, im VPG beißt der Hund nicht den Menschen, denn er spielt sogar anschließend mit dem Figuranten, sondern er will den Beißarm erbeuten.
Also ureigenster Instinkt der Hunde und keine Aggression gegen Menschen.
Ob das die Hunde immer so sehen? Wir hatten 1988-2001 einen Hovawart (Linie Wesen und Leistung), dessen Onkel vom Schutzdienst (das war seinerzeit noch Voraussetzung für die Ankörung) befreit..., nein, sagen doch gleich, ausgeschlossen war.
Der Verbrauch an Figuranten wäre zu hoch gewesen. Beim Kommando "Faß" dachte der Gute sich "Wenn ich in den Ärmel beiße, bringt das doch eigentlich gar nichts." Ergo ging er, sehr effektiv und logisch denkend, über den Ärmel an die Kehle... :p
Ich hab den Hund kennengelernt, als wir damals den Vater unseres Hovi-Welpen anschauen wollten: Ein Bulle von einem Rüden, freundlich, überschwenglich, regelrecht jovial (typischer Hovi eben :pleased: ) und es dauerte keine 10 Minuten, bis ich bei Fremden zwischen 5 Hovis zu je 40...50 kg auf dem Boden saß und mich in der Runde pudelwohl fühlte. Aber wie gesagt, Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps und im "Dienst" war mit Onkel E. nicht gut Kirschen essen...
Will sagen, daß wir Menschen uns ganz genau überlegen sollten, was wir wie :!: unseren Hunden beibringen, besonders bei solchen, die auch selbstständig und folgerichtig denken können und net nur auf Kadavergehorsam getrimmt sind...

Ach so, und danke für den Link! Sehr interessant. Stellt man 1929 den heutigen Hunden gegenüber, kommen einem die Tränen. Mit dem Standard des DSH hat das nichts mehr zu tun. Der Körperbau ist so verbogen, so verkrüppelt, daß unsere Hunde, die wolfsähnlich im Rudel aufwuchsen und die ganzen subtilen Signale beherrschen), die widersprüchliche Körpersprache eines Schäferhundes nicht mehr verstehen... Von der Endlosliste Krankheiten, die beim DSH grassieren, will ich erst gar nicht anfangen. Das hat schon Gerd Hauke in seinem Buch erledigt (Die Sache mit dem Hund. 100 Rassen kritisch unters Fell geschaut...)... :(
kangal2
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Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von kangal2 »

Wenn man den Schutzdienst falsch aufbaut, ist das natürlich schlecht. Ich hatte vor Jahren auch einen Hovawart und war mit ihm auf dem Platz. Gut aufgebauter Schutzdienst ist etwas, was den Urinstinkten (Jagd - und Beutetrieb) des Hundes nahekommt, ihm Spaß macht und ihn auspowert. Schlecht aufgebauter ist eine Gefahr für die Umwelt.

Übrigens ist der Karpfenrücken des DSH nicht zuletzt ein Auswuchs des Trennens der Rasse in 2 Linien. Die Leistungszucht und die Hochzucht. Letztere sollte vorrangig toll aussehen, wobei ich nie verstand, was am Froschhund toll aussehen soll. Verlieren Arbeitsrassen ihre Arbeit oder Selektionskriterien, die auf Wesen, Gesundheit usw. abzielen, ist das immer schlecht. Beispiele dafür haben wir en masse. Angefangen vom DSH über Retriever bis zu den Herdenschutzhunden.

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Grauer Wolf

Re: Türkei - Kreuzung Kangal / Wolf

Beitrag von Grauer Wolf »

kangal2 hat geschrieben:Übrigens ist der Karpfenrücken des DSH nicht zuletzt ein Auswuchs des Trennens der Rasse in 2 Linien. Die Leistungszucht und die Hochzucht. Letztere sollte vorrangig toll aussehen, wobei ich nie verstand, was am Froschhund toll aussehen soll. Verlieren Arbeitsrassen ihre Arbeit oder Selektionskriterien, die auf Wesen, Gesundheit usw. abzielen, ist das immer schlecht. Beispiele dafür haben wir en masse. Angefangen vom DSH über Retriever bis zu den Herdenschutzhunden.
Da sagst Du was... :x
Betrachtet man einen Golden Retriever aus einer Show Linie und vergleicht den mit einem aus einer Arbeitslinie, könnte man meinen, 2 verschiedene Rassen vor sich zu haben. Das gleiche beim Border Collie, beim Australian Shepherd usw. usf... Hauptsache, "schön"! Charakter und Gesundheit werden zur Nebensache, die entsprechende Hundeschauen sind Versammlungen der Eitelkeiten... :(
Und wenn ich die "Toy"-Varianten sehe, könnte ich... Das schreibe ich lieber nicht... Arme Viecher...
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