Zwei tote Wölfe in Sachsen

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
Grauer Wolf

Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von Grauer Wolf »

timber-der-wolf hat geschrieben:Und was meint ihr wie man sich in einem bekannten Jagdforum die Hände reibt und recht heuchlerische Beiträge schreibt, wie man doch den Wolf bedauert.
Man hat es ja schon lange vorher gesagt, und keiner wollte ihnen, den "Fachleuten mit dem grünen Abitur" glauben, dass der Wolf nicht in unsere Kulturlandschaft passt - so die sinngemäßen Aussagen :x :evil:.
Wenn ich noch einmal "Grünes Abitur" höre, platze ich. Diesen "Grünen Hilfsschulabschluß" schafft jeder Trottel in einem 3 Wochen Crash Kurs. Er muß nur gut auswendig lernen können...
timber-der-wolf hat geschrieben:Heuchlerischer gehts schon gar nicht. Täglich werden ...zig Wildtiere, ob Fuchs, Marderhund, Waschbär, Dachs, Igel, Reh, Hirsch, Damwild, Hase, ... auf der Straße und Schiene getötet. Darüber wird kein sterbens Wörtchen verloren. Die Wildtiere darf man ja bei seinem Jagd-Hobby auch töten ... und da nimmt man denn schon gern solche Verluste in der Kulturlandschaft hin - sie sind ja schließlich im Jagdrecht.
Nur beim Wolf, da wird nun jede Meldung hoch gejubelt und gezetert (und heimlich reibt man sich eins ins Fäustchen).

Die 4 Tage in dieser Arbeitswoche mußte ich auf meinem täglichen Weg zur Arbeit (eine Tour 50 km) bereits 3 überfahrene Füchse, 1 Hasen, 2 Rehe und einen Waschbär zu Kenntnis nehmen! Wenn ich das mal so bundesweit hochrechnen würde, ... oh je, oh je, ... aber die Raser haben natürlich keinerlei Schuld ... :evil: :x
Laut Wikipedia sind's
  • 200.800 Rehe,
    23.500 Wildschweine,
    3.800 Damhirsche,
    2.300 Rothirsche,
    2.800 Menschen
Wieviele Füchse, Dachse, Waschbären, Hasentiere und Federwild ums Leben kommen, dazu habe ich jetzt in der Kürze nichts Konkretes finden können. Wenn ich mir die Straßen hier so betrachte, dann ist die Zahl erschreckend. Auch die Dunkelziffer von Tieren, die sich schwer verletzt noch ins Dickicht schleppen und dort sterben, möchte ich gar nicht so genau wissen... Hier ist ein ganz interessanter Artikel zu dem Thema:
http://www.wildundhund.de/438,3071/
timber-der-wolf hat geschrieben:Nachtrag: Heute morgen mußte ich Fuchs Nr.4 in dieser Woch breitgefahren zur Kenntnis nehmen :x :evil: :x
Mir tut so ein Anblick in der Seele weh. Wenn man eine Fuchsfamilie hat aufwachsen sehen und findet dann so etwas... :cry:
C.J.W. Handendoek
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Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von C.J.W. Handendoek »

timber-der-wolf hat geschrieben:... Aber, wenn man etwas will -politisch oder anderen sachlichen Gründen- (z.B. die zuständige / nachgeordnete Behörde, Landtag, Kreistag, ...), geht so etwas sogar innerhalb von Stunden (dafür gibts genügend Beispiele trotz sonstiger fast unüberwindbarer Bürokratie im Normalfall).
Das nennt man wohl Sachsensumpf, wenn Entscheidungen von Behörden und Richtern sich nicht am Recht und allgemeinen Belangen orientieren, sondern an irgend etwas anderem, weit daneben liegenden, wo sich die Hintergründe zwar jedermann denken, sie aber niemand beweisen kann.

Edit:

Ein schönes Beispiel für des "Sachsensumpf" ist die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht selbst. Nach den vorliegenden Rahmenbedingungen müsste die Diskussion schon lange vom Tisch sein oder richtiger, sie hätte überhaupt nicht erst hochköcheln dürfen. Die Allgemeinheit in Sachsen ist gegen die Aufnahme ins Jagdrecht, die von der Regierung Gehörten sind überwiegend gegen die Aufnahme ins Jagdrecht, sämtliche Gutachten sagen, dass eine Aufnahme ins Jagdrecht falsch wäre, außerhalb Sachsens sind sich die Juristen einig, dass eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht rechtswidrig ist (im Sinne von wider das Recht, möglich ist es schon, wie Sachsen es beweisen wird) usw. usf. All dies wird, wenn Sachsen sich treu bleibt, keine Rolle spielen. Ein paar Jäger, die keinen Hehl daraus machen, dass sie einen Wolf abschießen wollen, sicher nicht mal die Mehrzahl im Verband, bewegt die Spitze des LJV dazu, die Aufnahme ins Jagdrecht zu fordern. Dieser eine Interessenträger macht das geltend, zuerst mit dem erklärten Grund, dass der Wolf bejagbar sein muss, als er damit schlecht ankommt, mit der Lüge, dass man den Wolf hegen wolle. Dieser eine Interessenträger setzt sich nun gegen eine Vielzahl von Interessenträgern und gegen Verstand und Logik durch. Und über allem steht ein Minister, der sich nicht zu blöd ist, den Bürgern glauben machen zu wollen, er würde nicht merken, dass die Aufnahme ins Jagdrecht der blanke Schwachsinn und das ganze Gezetere darum eine Farce ist.
Traurige Wahrheit: Es gibt in Deutschland keinen ernsthaften Naturschutz!
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CleanerWolf
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Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von CleanerWolf »

C.J.W. Handendoek hat geschrieben: Ein schönes Beispiel für des "Sachsensumpf" ist die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht selbst. Nach den vorliegenden Rahmenbedingungen müsste die Diskussion schon lange vom Tisch sein oder richtiger, sie hätte überhaupt nicht erst hochköcheln dürfen. Die Allgemeinheit in Sachsen ist gegen die Aufnahme ins Jagdrecht, die von der Regierung Gehörten sind überwiegend gegen die Aufnahme ins Jagdrecht, sämtliche Gutachten sagen, dass eine Aufnahme ins Jagdrecht falsch wäre, außerhalb Sachsens sind sich die Juristen einig, dass eine Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht rechtswidrig ist (im Sinne von wider das Recht, möglich ist es schon, wie Sachsen es beweisen wird) usw. usf. All dies wird, wenn Sachsen sich treu bleibt, keine Rolle spielen. Ein paar Jäger, die keinen Hehl daraus machen, dass sie einen Wolf abschießen wollen, sicher nicht mal die Mehrzahl im Verband, bewegt die Spitze des LJV dazu, die Aufnahme ins Jagdrecht zu fordern. Dieser eine Interessenträger macht das geltend, zuerst mit dem erklärten Grund, dass der Wolf bejagbar sein muss, als er damit schlecht ankommt, mit der Lüge, dass man den Wolf hegen wolle. Dieser eine Interessenträger setzt sich nun gegen eine Vielzahl von Interessenträgern und gegen Verstand und Logik durch. Und über allem steht ein Minister, der sich nicht zu blöd ist, den Bürgern glauben machen zu wollen, er würde nicht merken, dass die Aufnahme ins Jagdrecht der blanke Schwachsinn und das ganze Gezetere darum eine Farce ist.
Sehr gut zusammengefasst, hätte ich nicht besser schreiben können. Ist hier nur leider etwas OT.
"Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen."
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Wolfsheuler
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Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von Wolfsheuler »

Das ist so traurig. :cry:
Das ist doch nicht normal, dass so viele schlechte Sachen zusammen passieren. Wie lässt sich den sowas erklären. 2010 ging doch noch alles gut. Und jetzt geht alles kaputt. :(
Eigentlich wollte ich eine freudige Nachricht hier reinschreiben. Aber das ist jetzt ja auch nicht mehr viel wert.
http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=2890147
Bislang konnten Experten 28 Welpen nachweisen, zwei mehr als im letzten Jahr. Nachwuchs gibt es im Milkeler, Daubaner, Nochtener und Seenland-Rudel sowie in den drei neuen Rudeln bei Spremberg, in der Königsbrücker Heide und bei Lieberose in Brandenburg. Für das Daubitzer und das Welzower Rudel sind Welpennachweise dieses Jahr noch nicht gelungen.
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SammysHP
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Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von SammysHP »

Nun, vermutlich wurden letztes Jahr einfach nur weniger Fälle entdeckt bzw. öffentlich gemacht. Gerade bei Bahnunfällen dürfte es eine große Dunkelziffer geben, denn der Lokführer kann auch nur schwer erkennen, was für ein Tier es war, und meldet es wahrscheinlich oft gar nicht - die Überlebenschance ist annähernd null, da braucht auch kein Jäger zur Nachsuche.
Grauer Wolf

Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Das ist so traurig. :cry:
Das ist doch nicht normal, dass so viele schlechte Sachen zusammen passieren. Wie lässt sich den sowas erklären. 2010 ging doch noch alles gut. Und jetzt geht alles kaputt. :(
Ich weiß, der Blutzoll, den die Wölfe zahlen, ist schrecklich. Geht mir auch sehr nahe...
Aber mal abgesehen von Bahnunfällen, die keine leichten, voll ausheilenden Verletzungen erlauben, aus denen ein Wölfchen lernen und das dann an seine Nachkommen weitergeben kann, solange in der Region (und nicht nur dort) nachts und in der Dämmerung auf Landstraßen gebrettert wird wie blöde, solange wird es so weitergehen...
Die Schätzungen von "Timber", daß oft genug mit 120...140 "geheizt" wird, kann ich nur bestätigen. Fahr mal auf Landstraßen Witterung, Lichtverhältnissen und Gegend angepaßt beispielsweise 70, dann hast Du die Idioten samt Lichthupe auf einmeterfuffzig im Kofferraum hängen, selbst auf kurvenreicher Strecke, bei Nebel oder eben auch in wildwechselträchtigem Gelände in der Dämmerung... Mannomann... :x

Aber für entsprechende Schilder ist ja kein Geld da (und vor allem kein politischer Wille) und das Grünbrückenprojekt wurde massiv gekürzt...
http://www.pressemeldungen.com/2011/09/ ... nsvertrag/

Das Geld wäre besser angelegt, als bei Abenteuerurlauben in Afghanistan oder am Horn von Afrika...
Grauer Wolf

Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von Grauer Wolf »

Das bestätigt doch im Grunde exakt den Verlauf dieser Diskussion hier.
Und was den Grips der Wölfe angeht... Wölfe geben durchaus Traditionen und Erfahrungen weiter. Aber wie soll eine Wölfin, für die ein Auto eine irgendwie nicht definierte, diffuse Gefahr bedeutet (das nicht in eine natürliche Umgebung gehört), ihren Welpen eben diese Gefahr erklären? Ein Stück Reifen abbeißen oder ein totes Auto suchen und Gefahr signalisieren? :shocked:
"Geschosse" von 120...140 km/h lassen keinen Raum für Anschauungsunterricht und für Fehler oder schlechte Erfahrungen, die wolf überlebt hat und weitergibt...
Uwe Horbaschk, Kriminalhauptkommissar bei der Polizeidirektion Oberlausitz in Görlitz, rät: „Fahren Sie auf Straßen in Wäldern besonders vorsichtig und stets vorausschauend. Sie sollten die Geschwindigkeitsbegrenzung unbedingt beachten, um Reaktions- und Bremsweg so gering wie möglich zu halten...
Er meint es ja gut und ein Autofahrer, der seinen gesunden Menschenverstand beisammen hat und nicht hormon-/egogesteuert ist, wird das auch beherzigen... Aber ehrlich, wovon träumt der gute Mann nachts?
Nichts mit gesundem Menschenverstand: Freie Raserei für freie Bürger! :x Sonst müßte man am Stammtisch ja zugeben, ein Weichei zu sein... Schließlich treten "richtige Männer" voll auf's Gas, weil sie "gut" fahren. Heilige Makrele, wie oft habe ich diesen Schwachsinn schon gehört und mich gewundert oder scharzgeärgert je nach Stimmung... :grumpy:
Aber vielleicht fordert diese Strecke zur Abwechslung statt Wolfsleben ja mal Menschenleben. Was glaubt Ihr, wie schnell dann gehandelt wird...
kangal2
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Registriert: 31. Jan 2011, 09:31

Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von kangal2 »

Vielleicht sollte man ja wieder Maultiere einführen?
Zumindest im Wolfsgebiet, denn "Grauen Wolf" geht's ja dann nichts an.
Und überhaupt, was die alle rumlabern, rasen durch die Gegend, saufen am Stammtisch, Schäfer sind zu faul, mehr Aufwand für Zäune zu betreiben usw.
Die sollen gefälligst mal hier in's Forum schauen und sich den Rat der Keyboard - Experten einholen, die zwar selbst nicht betroffen sind, aber dafür um so trefflicher die lustigsten Thesen in's Netz hauen. :-D

Garantiert der richtige Weg, um zu einer breiten Toleranz für den Wolf zu gelangen.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Zwei tote Wölfe in Sachsen

Beitrag von Wolfsheuler »

Es sterben viel zu viele Menschen im Strassenverkehr jedes Jahr. Trotzdem ändert sich nur wenig, solange die Autoindustrie mit schnellen Autos viel Geld verdienen kann.
Habe aber auch irgendwo gelesen, dass Panzerbrücken über die B156 gebaut werden sollen für den Truppenübungsplatz. Vielleicht kommen die dann auch den Tieren und Autofahrern zugute.
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