nuno22 hat geschrieben:Aber beim Wolf wird immer so schön 15.000 Jahre gesagt, was in der Genetik sehr sehr dicht ist.
Ich weiß nicht, warum sich diese Schulbuchzahl so hartnäckig hält. Alleine fossile Funde mit den physischen Merkmalen von Hunden weisen schon auf minimal 10000 Jahre mehr hin, David Paxton geht von 40000 Jahren aus und ich meine auch mal von einem entsprechend alten Fossilfund gelesen zu haben (Großbritanien war's, glaub ich. Ich muß mal sehen, ob ich die Quelle in meinem Unterlagensammelsorium wiederfinde...)...
Und dann sind da immer noch die Zahlen, die auf 125.000 Jahre und mehr hinweisen. Mensch und Wolf könnten sogar noch sehr viel länger zusammenleben (einige bis etliche 100000 Jahre), ohne daß sich das genetisch manifestiert hat. Warum auch, der Wolf ist in jeder Hinsicht perfekt und in Form des Teams Mensch/Wolf fanden sich 2 Ausdauerhetzjäger zusammen, die buchstäblich
alles bewältigen können, was ihnen an Beute über den Weg läuft... Züchterische Selektion ist dagegen eine Erscheinung, die erst mit der Seßhaftwerdung des Menschen aufkam und letztlich die hervorragenden Eigenschaften des Wolfes als Überlebensspezialist nicht unbedingt verbesserten...
Ich gebe zu, ich kann die Theorie nicht wissenschaftlich beweisen. Es ist eher eine instinktive Einschätzung, mit der ich aber schon oft richtig lag. Die Theorie der Co-Evolution von Mensch und Wolf und der gemischtartlichen Familienverbände, die von verschiedenen Autoren (und auch von mir) für wahrscheinlich gehalten wird, ist insofern schlüssig und logisch, da es das in der Tierwelt gar nicht so selten gibt, wenn auch nicht in dieser intensiven Form. Nehmen wir nur die kooperativen Herden von Zebras, Gnus und Straußen, die sich zur Zweckgemeinschaft zusammenfinden oder die von Jim Brandenburg beobachtete Symbiose von Wolf und Kolkrabe...
nuno22 hat geschrieben:Und wenn wir als Mensch viel im Wald leben würden, würden unsere Sinne auch viel ausgeprägter sein - und wir würden vorsichtiger werden.
Das kann ich aus eigener Erfahurng bestätigen! Der ständige (also nicht nur mal ein Stündchen Sonntagsspaziergang) Aufenthalt draußen im Wald schärft die Sinne dermaßen, daß Abgasgestank und Autolärm regelrecht zur Qual werden. Einen Zigarettenraucher nehme ich oft auf weit über 100 m Entfernung wahr, einen Stöckler (Nordic Walker) auf bis zu 1/2 km... Außerdem stelle ich fest, daß das Zusammensein mit Hunden die Sinne schärft: Zumindest ich habe mir angewöhnt, sobald die Aufmerksamkeit meiner Pelzgesichter geweckt ist, intensiv in die gleiche Richtung zu "wittern" und ebenso, verstärkt auf Bewegungsmuster zu achten. Und es würde mich gar nicht wundern, wenn das auch bei anderen "Hundemenschen" der Fall wäre... Das Zusammenleben mit Caniden ist also nach meinen Beobachtungen keine Einbahnstraße, sondern bewirkt wechselseitige Beeinflussung, und das macht diese Beziehung so wirksam...
Ebenso wenig würde es mich übrigens wundern, wenn sich "Hundemenschen" genetisch
minimal vom heutigen Durchschnittmenschen unterscheiden. Die Theorie der Co-Evolution von Mensch und Wolf und die Affinität mancher Menschen zu Caniden in einem Maße, das sich verstandesmäßig oft gar nicht mehr begründen/erfassen läßt, legen diese Überlegung m.E. nahe...