Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
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nuno22
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Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von nuno22 »

Bisher hieß es immer, Wolf und Hund sind laut mtDNA 0,2 % auseinander. Nun habe ich mich die ganzen letzten Monate gefragt und wie sie es bei der Kern DNS (nuclear DNA) aus? Ich habe Bob Wayne angemailt, der konnte dazu nichts sagen. Eine Antwort von einem Kollegen in Italien hat er nicht bekommen, ob der mehr wisse.

Nun habe ich zufällig bei dem Hundemagazin Wuff online reingeschaut und fand das:

http://www.wuff.at/cms/Wolfsforschung-z ... 876.0.html

und habe dann gegoogelt und fand das

http://www.plosbiology.org/article/info ... io.1000310

"The closest relative to the domestic dog is undeniably the gray wolf, from which the dog differs by only 0.04% in nuclear coding-DNA sequence [9],[17],[18]. ..."


Für mich ist damit einmal mehr auch aus der Genetik bestätigt, dass Wölfe nur Wild Hunde sind. Die Athleten unter den Hunden sozusagen. Meine Tiere zeigen mir das jeden Tag wieder.

Christian
Grauer Wolf

Re: Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von Grauer Wolf »

nuno22 hat geschrieben:Für mich ist damit einmal mehr auch aus der Genetik bestätigt, dass Wölfe nur Wild Hunde sind. Die Athleten unter den Hunden sozusagen. Meine Tiere zeigen mir das jeden Tag wieder.
Wußte das nicht jeder "Hundemensch" schon seit Jahren? Wenn ich mir die Ethogramme von Wölfen anschaue (z.B. Zimen) und diese mit meinen Hunden vergleiche, finde ich nahezu alles wieder... :pleased:
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SammysHP
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Re: Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von SammysHP »

Die Genetik ist ein komplexes Gebiet und solche Zahlen bedeuten nur im richtigen Kontext etwas und können selbst da verschieden ausgelegt werden. Ich würde das nicht überbewerten.
nuno22
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Re: Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von nuno22 »

Im ersten Moment könnte man glauben, dass du Recht hast Sammy, weil wir ja auch mit den unterschiedlichen Affenarte zu 99,83 % usw. verwandt sind. Aber die Trennung Mensch Affe erfolgte vor 6 Millionen Jahren! Genügend Zeit für Mutationen der Gene. Aber beim Wolf wird immer so schön 15.000 Jahre gesagt, was in der Genetik sehr sehr dicht ist. Aber ich gehe mal weiter anhand der Rasse des Wolfshundes Tschechoslowakischer Wolfshund, da wurde 1983 die 4. und letzte Wölfin eingekreutzt und dann hört sich 99,96 % wieder ganz anders an! Oder einige Wolfshundehalter haben Tiere, die nur 3-4 Jahre vom Wolf weg sind und die verhalten sich wie Grauer Wolf schon sagt, wie Hunde. mehr Bestätigung braucht man wirklich nicht. Wenn man mal scheue Hunde mit scheuen Wölfen vergleicht, ist da kein Unterschied. Deshalb hat ein russischer Wolfsbiologe bei den Moskauer Stadthunden auh 4 Kategorien festgestellt, wobei die 4. Kat wieder quasi Wolf ist. Und wenn wir als Mensch viel im Wald leben würden, würden unsere Sinne auch viel ausgeprägter sein - und wir würden vorsichtiger werden. Und wenn wir jeden Tag Sport treiben (Wolf = Jagd = Sport), dann wären wir auch athletischer und kräfitger als der Durchschnittsmensch. Wenn man sich das vor Augen hält, dann fällt einem erst auf, wie gering eigentlich der Unterschied Wolf zu Hund ist.

Christian
Grauer Wolf

Re: Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von Grauer Wolf »

nuno22 hat geschrieben:Aber beim Wolf wird immer so schön 15.000 Jahre gesagt, was in der Genetik sehr sehr dicht ist.
Ich weiß nicht, warum sich diese Schulbuchzahl so hartnäckig hält. Alleine fossile Funde mit den physischen Merkmalen von Hunden weisen schon auf minimal 10000 Jahre mehr hin, David Paxton geht von 40000 Jahren aus und ich meine auch mal von einem entsprechend alten Fossilfund gelesen zu haben (Großbritanien war's, glaub ich. Ich muß mal sehen, ob ich die Quelle in meinem Unterlagensammelsorium wiederfinde...)...
Und dann sind da immer noch die Zahlen, die auf 125.000 Jahre und mehr hinweisen. Mensch und Wolf könnten sogar noch sehr viel länger zusammenleben (einige bis etliche 100000 Jahre), ohne daß sich das genetisch manifestiert hat. Warum auch, der Wolf ist in jeder Hinsicht perfekt und in Form des Teams Mensch/Wolf fanden sich 2 Ausdauerhetzjäger zusammen, die buchstäblich alles bewältigen können, was ihnen an Beute über den Weg läuft... Züchterische Selektion ist dagegen eine Erscheinung, die erst mit der Seßhaftwerdung des Menschen aufkam und letztlich die hervorragenden Eigenschaften des Wolfes als Überlebensspezialist nicht unbedingt verbesserten...
Ich gebe zu, ich kann die Theorie nicht wissenschaftlich beweisen. Es ist eher eine instinktive Einschätzung, mit der ich aber schon oft richtig lag. Die Theorie der Co-Evolution von Mensch und Wolf und der gemischtartlichen Familienverbände, die von verschiedenen Autoren (und auch von mir) für wahrscheinlich gehalten wird, ist insofern schlüssig und logisch, da es das in der Tierwelt gar nicht so selten gibt, wenn auch nicht in dieser intensiven Form. Nehmen wir nur die kooperativen Herden von Zebras, Gnus und Straußen, die sich zur Zweckgemeinschaft zusammenfinden oder die von Jim Brandenburg beobachtete Symbiose von Wolf und Kolkrabe...
nuno22 hat geschrieben:Und wenn wir als Mensch viel im Wald leben würden, würden unsere Sinne auch viel ausgeprägter sein - und wir würden vorsichtiger werden.
Das kann ich aus eigener Erfahurng bestätigen! Der ständige (also nicht nur mal ein Stündchen Sonntagsspaziergang) Aufenthalt draußen im Wald schärft die Sinne dermaßen, daß Abgasgestank und Autolärm regelrecht zur Qual werden. Einen Zigarettenraucher nehme ich oft auf weit über 100 m Entfernung wahr, einen Stöckler (Nordic Walker) auf bis zu 1/2 km... Außerdem stelle ich fest, daß das Zusammensein mit Hunden die Sinne schärft: Zumindest ich habe mir angewöhnt, sobald die Aufmerksamkeit meiner Pelzgesichter geweckt ist, intensiv in die gleiche Richtung zu "wittern" und ebenso, verstärkt auf Bewegungsmuster zu achten. Und es würde mich gar nicht wundern, wenn das auch bei anderen "Hundemenschen" der Fall wäre... Das Zusammenleben mit Caniden ist also nach meinen Beobachtungen keine Einbahnstraße, sondern bewirkt wechselseitige Beeinflussung, und das macht diese Beziehung so wirksam...
Ebenso wenig würde es mich übrigens wundern, wenn sich "Hundemenschen" genetisch minimal vom heutigen Durchschnittmenschen unterscheiden. Die Theorie der Co-Evolution von Mensch und Wolf und die Affinität mancher Menschen zu Caniden in einem Maße, das sich verstandesmäßig oft gar nicht mehr begründen/erfassen läßt, legen diese Überlegung m.E. nahe...
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Wolf und Hund nur 0,04 % auseinandern

Beitrag von balin »

Hier noch mal ein Abriß zur Entstehung des Hundes:
http://online.wsj.com/article/SB1000142 ... lenews_wsj
Alleine schon wegen der sehr realistischen Höhlenmalerei ist der Artikel es wert gelesen zu werden. :-D
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