Wildschweinplage und natürliche Feinde

Themen, die den Wolf im Allgemeinen betreffen.
balin
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Die Feststellungen sind ja richtig. Das ganze ist kein absolutes Problem, sondern ein quantitatives. Für Bayern sieht es aber bestimmt nicht schlecht für den Schalenwildbestand aus.
Hier mal die Beurteilung aus forstlicher Sicht:
http://www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/w ... n_2012.pdf
Da bleibt für die Förster und die Wölfe sicherlich noch was übrig. Die Karte mit den Staatsforsten habe ich auch irgendwo. Die geforderten Ruhezonen zur Jungtieraufzucht der großen Raubtiere lassen sich dort wohl am ehesten erreichen. Habe auch irgendwo gelesen, daß die Jagd in den großen Einheiten auf einen kurzen Zeitraum beschränkt wird, aber in diesem intensiv betrieben wird. Das ist doch auch zum Vorteil aller Beteiligten. Die Raubtiere haben ja große Reviere.
Die können ein regionales Beuteloch ausgleichen. Bäume sind aber nicht mobil, die müssen da wachsen, wo sie stehen. Insofern ist es doch gut, wenn es beide Arten von Jagd gibt. Der Wolf dazu kann das ganze ja nur befruchten. Die Wildschweine fallen aber ein bißchen durch das Raster. Da müßte der Druck von den Landwirten kommen. Man beobachtet schon, daß die Jäger hier einfach überfordert sind. Wie kann es denn sein, daß die Schwarzkittel erst in den letzten zehn Jahren überhand genommen haben? Früher haben sie die doch auch geschafft. Der Mais von den Biogasanlagen alleine kann es nicht sein. Ich denke schon auch, daß Jagd heutzutage etwas legerer betrieben wird. ;-)
Lutra
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Lutra »

porcellus hat geschrieben: bevor sie die bei ihnen so verhassten Knospenbeißer in ihren Revieren ausradieren.
Das sind Träume, die praktisch nicht zu verwirklichen sind. Wo Du keine Rehe mehr siehst, sind immer noch genug da. Die profitieren ja wie das Schwarzwild von der Landwirtschaft und auch noch vom angestrebten und bereits betriebenen Umbau der Nadelholzmonokulturen in Mischwälder. Wenn es der Staatsforst vielleicht schafft, die Rehwilddichte zurückzufahren (um den Waldumbau ohne Zaun zu schaffen), wird in den Privatwäldern trotzdem noch eine erfolgreiche Zucht betrieben. Das kann ich bei mir vor der Haustür beobachten, trotz Anwesenheit von Wölfen, die ja nach Meinung einiger "Experten" das Rehwild an den Rand der Ausrottung bringen sollen. 8-)
balin
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Um von den Knospenbeissern wieder auf die Wildschweine zu kommen...der Sprengsatz für das derzeitige Jagdsystem liegt vor allem bei den Wildschweinen.
Für unsere Gegend sind es Wildschweine und Rehe.
http://www.frankenpost.de/lokal/hofreha ... 38,2970483
Engagierte Jäger wie Lars mögen sich da noch unschuldig fühlen. Es geht aber nicht mehr um Schuld und Unschuld sondern um angemessene Problemlösungen.
Vor diesem Hintergrund kann man hierzulande über die Beschwerden bezüglich des Wolfes nur schmunzeln. Das betrifft mehr die Eitelkeiten der Jägerschaft. Die große Gefahr für ihr beschauliches und postfeudales Jagdwesen geht aber objektiverweise von den Wildschweinen aus. Da werden einfach Ansätze gefordert, technisch und motivationsmäßig, die von den folkloristischen Hubertusjüngern nicht zu erwarten sind. Es kann durchaus sein, daß Jagd zukünftig im Sinne einer Dienstleistung an Gesellschaft und Natur betrieben werden muß. Der Diskussionsprozess ist aber noch im Gange und ich bin mit dabei. ;-)
balin
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von balin »

Also, ich kann mir die Schadenfreude kaum verkneifen. :mrgreen: Gestern hat die Biogasanlage Mais gesät und heute sieht man, wo die Wildschweine aufgeräumt haben. Da wächst dieses Jahr bestimmt kein Mais mehr. Allerdings würde ich mich zumindest um diese Jahreszeit weigern, Wildschweinefleisch zu essen. Das pöckeln mit Saatbeize entspricht nicht so ganz meinen Wünschen. Möchte nicht wissen, wie die Jäger aus der Sackgasse rauskommen wollen. Schiessen kann man da nicht, weil unberechenbarer Durchgangsverkehr ist und Wölfe haben sie noch keine.
Auf jeden fall nehme ich jetzt Nachts einen Hund als Schweineablenkung mit, vorsichtshalber, weil da nämlich eine Rotte den selben Weg wie ich benutzt. Die Kühe haben sich von den nächtlichen Gästen noch nicht beeindrucken lassen.
Grauer Wolf

Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Grauer Wolf »

balin hat geschrieben:Also, ich kann mir die Schadenfreude kaum verkneifen. :mrgreen: Gestern hat die Biogasanlage Mais gesät und heute sieht man, wo die Wildschweine aufgeräumt haben. Da wächst dieses Jahr bestimmt kein Mais mehr.
Saudumm gelaufen... :p
balin hat geschrieben:Allerdings würde ich mich zumindest um diese Jahreszeit weigern, Wildschweinefleisch zu essen. Das pöckeln mit Saatbeizeentspricht nicht so ganz meinen Wünschen.
Kann ich verstehen. Was Beize anrichten kann, habe ich mal bei meinen Hunden früher erlebt: Duch Kontakt qualvoller Juckreiz ohne Ende. Das möchte man nicht via Wildschwein-Gulasch im Körper haben... :shocked:
balin hat geschrieben:Möchte nicht wissen, wie die Jäger aus der Sackgasse rauskommen wollen. Schiessen kann man da nicht, weil unberechenbarer Durchgangsverkehr ist und Wölfe haben sie noch keine.
Imho gar nicht. Die (schwarzbekittelten) Geister, die man rief, wird man nun nicht los. Jahrzehnte der Mißwirtschaft und des Zerschießens der Sozialstruktur rächen sich hier und Wildschweinfütterungsanlagen vulgo Maiswüsten für's EEG (Subventionen ohne Ende!) tun ein Übriges. Aber vielleicht geht denen, wenn die fetten Rechnungen für die Wildschäden durch die Sauen eintrudeln mal auf, daß der Graue ein wertvoller Verbündeter ist. Solange die Herrschaften das nicht begreifen, wünsche ich ihnen möglichst teure Wildschäden durch Schalenwild. :p
balin hat geschrieben:Auf jeden fall nehme ich jetzt Nachts einen Hund als Schweineablenkung mit, vorsichtshalber, weil da nämlich eine Rotte den selben Weg wie ich benutzt. Die Kühe haben sich von den nächtlichen Gästen noch nicht beeindrucken lassen.
Spaß muß sein: Droh ihnen mit einer Rotweinflasche! Wer dich belästigt, endet als Wildschwein in Rotweinsauce... :pleased:

Gruß
Wolf
Lutra
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Lutra »

Heute morgen bei Frühstück und Zeitungslektüre lacht meine Frau plötzlich. Ich habs dann auch mit einem Schmunzeln gelesen:

http://www.sz-online.de/nachrichten/arm ... 65434.html

Auf was die Jungs noch so kommen werden! :lol:
zaino
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von zaino »

... Oh weia... die Bauern maulen doch überall, wo es Schwarzwild gibt - und kassieren Entschädigungen. Ich hab Wiesengründe gesehen, die hatten die Sauen auf Kilometerlänge und in voller Breite so umgegraben, dass ich mit dem Pferd keine Lust mehr hatte, die esstisch-großen Schlammlöcher zu durchqueren. Auf Spaziergängen sind uns Stücker 15 oder mehr quer über die Schneise geknattert, so schnell konnte man nicht gucken. Alte Bachen führen oft mehr Frischlinge, als man im Dämmerlicht vom Ansitz aus zählen kann, das wuselt nur so im hohen Gras. Nachweislich killen Wildschweine Rehkitze, wenn sie sie finden - sie fressen nämlich durchaus auch Fleisch!
Und zum Thema Wildsauen in Dorfnähe: Im Garten vom pensionierten Forstamtsleiter lief eines Morgens eine gestreifte Wutz rum, und hatte den Anschluß verloren. Durchaus schon damals in 3. Häuserreihe und 1 km vom Wald weg!!! Mein Vater fing die Miniwutz dann unter großem Gequieke ein, packte sie sich auf den Schoß und Muttern fuhr beide in den Wald, wo man den Zwerg auf dem breiten frischen Sauwechsel ausließ. Fazit: Auch ganz ohne Wolf hatte sich die Bagage nächtens im Garten vom Ex-Forstamtsleiter vergnügt. Da schau her.

Aber dieses Rumgeeiere jetzt in dem Artikel - dass der Wolf jetzt auch Frischlinge greift, die Wildsauen näher an die Siedlungen treibt, und sie gar dezimiert, der Bösewicht aber auch. Wildschweine sind schwer zu bejagen weil sehr clever - und obendrein sind sie sehr fortpflanzungsfreudig. Wer nicht bereit ist, sich nächtens im Winter am Ansitz die Zehennägel abzufrieren, geht häufig leer aus. Drückjagden bringen auch nicht immer das gewünschte Ergebnis. Es ist absolut kein Schaden, wenn die Grauen sich ab und zu einen Frischling greifen.
Ohne Wolf hat das Schwarzwild keine natürlichen Feinde bei uns. MIT Wolf ist es so: Mit einem alten erfahrenen Stück anbinden ist auch für den Wolf ein Risiko. Vorzugsbeute werden Frischlinge sein, fallweise wird auch mal der Wolf Dresche beziehen, die schenken sich beide nix. Ist also fair und ausgeglichen, würde ich sagen.
Miscanthus
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Miscanthus »

In meiner Nachbarschaft ist eine junge Frau aus Polen als Altenpflegerin beschäftigt.
Ich weiß, dass die Familie zu Hause eine Landwirtschaft betreibt und dass sie aus einer Gegend stammt, in der es immer schon Wölfe gab. Neulich haben wir uns mal wieder „über den Zaun“ unterhalten, auch darüber, wie´s daheim grade so läuft, mit der Landwirtschaft. Sie hat mir ihr Leid geklagt, dass die Wildschweine in diesem Jahr katastrophal überhand genommen haben und riesige Schäden verursachen. „So schlimm war´s noch nie.“ Unser Gespräch kam dann auch auf die Wölfe. Dazu sagte sie nur: „Ja, ab und an sieht man einen faul am Waldrand liegen, der zuguckt, was wir da auf dem Feld machen. Die sollten sich mal ordentlich um die Wildschweinplage kümmern!“
zaino
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von zaino »

... 1. bei uns gäbe das sofort wieder eine Meldung in der Bildzeitung: Wolf beobachtet Menschen ohne jede natürliche Scheu... wie die Polen das so entspannt sehen können? Der denkt doch SICHER drüber nach, wen wer wann fressen wird?
2. Gegen Schwarzwild ist noch kein Kraut gewachsen. :shock: Die Jäger müssen also nicht weinen - und die ungeheuer präzisen Zahlenangaben in dem zuerst zitierten Artikel zu den abnehmendne Schwarzwildbeständen haben mich sowieso zum Grinsen gebracht.
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Richard M
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Re: Wildschweinplage und natürliche Feinde

Beitrag von Richard M »

Lutra hat geschrieben:Heute morgen bei Frühstück und Zeitungslektüre lacht meine Frau plötzlich. Ich habs dann auch mit einem Schmunzeln gelesen:

http://www.sz-online.de/nachrichten/arm ... 65434.html

Auf was die Jungs noch so kommen werden! :lol:
Geht´s noch???
Ist das wirklich ein seriös gemeinter Artikel oder eine Satire über die Jägerschaft?
Zur Not könnten wir ja Wildschweine aus dem Biogas-Mais-Paradies Bayern nach Sachsen bringen ;) .
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
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