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Blumenpötte angenagt: Schutzjagd

Verfasst: 4. Feb 2022, 16:12
von Nina
Schutzjagdgrund: Wölfische Materialprüfung (Blumenpötte, Gartenschläuche, Leitpfosten)

Im Erfinden kreativer Schutzjagdbegründungen sind die Schweden echt klasse. Eine Wölfin soll im Siedlungsgebiet um Bollnäs ein paar olle Blumenpötte, Wasserschläuche und Leitpfosten als Kauspielzeug missverstanden und kaputtgebissen haben. So wie die Teile auf den Fotos aussehen, haben aber UV-Licht, Witterung und das Alter zuvor auch schon ihren Teil dazu beigetragen. Ob Wolfs-DNA an den Gegenständen nachweisbar war, geht aus dem Artikel nicht hervor. Auf jeden Fall hat die Bezirksverwaltung die Schäden aufgenommen und fotografisch dokumentiert. Spuren und Losungsfunde in der Umgebung weisen auf eine erwachsene Wölfin hin, die in Björnås geboren wurde. Aus noch unbekannten Gründen mache sich die Wölfin über tote Gegenstände her. Die Einwohner von Bollnäs haben nun Angst, dass die randalierende Wölfin im wolfsreichen Hälsingland einen Wolfsgatten finden und Randalierer-Welpen bekommen könnte. Zur Zeit hat die Bezriksverwaltung noch keine Schutzjagd vorgesehen. Es liege auch noch kein Antrag vor, aber das wohlinformierte Jagdmagazin Svensk Jakt weiß bereits, dass ein entsprechender Antrag in Kürze auf dem Schreibtisch der Verwaltung landen wird. Da kann man sich ja glatt schon denken, aus welchen Kreisen der Antrag kommt - wer informiert im Vorwege zuerst ein Jagdmagazin über sein Vorhaben?

Vgl. Svensk Jakt, 03.02.2022: Stadsnära varg biter sönder blomkrukor och vattenslangar https://svenskjakt.se/start/nyhet/stads ... enslangar/

Re: Blumenpötte angenagt: Schutzjagd

Verfasst: 22. Mär 2022, 19:40
von Nina
Blumentopfknabbernde Wölfin wurde jetzt erschossen

Es brauchte noch ein paar kreative Gründe für die Schutzjagd - dann gab die Bezirksregierung das Go für die Wolfsjagd. Ein "Hundebesitzer" (freilich mit Jagthund, einem Hamiltonstövare, und natürlich in Jagdklamotten) behauptete, von einem Wolf "attackiert" worden zu sein. "Ein schreckliches Erlebnis - ich hatte so viel Adrenalin im Körper, dass ich kaum die Haustüre aufschließen konnte". Der Wolf soll sich auf einem Spaziergang genähert haben und habe sich laut des "Opfers" weder durch Schreie noch durch geworfene Steine vertreiben lassen. Als langjähriger Hundekenner will der Mann erkannt haben, dass der Wolf es auf seinen Jagdhund abgesehen habe. Der Jagdhund wiederum habe sein Herrchen "verteidigen" wollen. Weil sich der Wolf angeblich nicht vertreiben liess, hätten Hund und Herrchen die Flucht ergriffen und seien nach Hause gerannt. Der Wolf sei bis auf 70m vor dem Haus gefolgt und dann abgebogen. Dann sei der Wolf auf ein Nachbargrundstück gelaufen, auf dem zuvor zwei Kinder, fünf und sieben Jahre alt⁵, gespielt haben sollen - für den verfolgten Mann stellte es sich so dar, als habe der Wolf dort geschnüffelt, wo sich zuvor die Kinder befunden hätten. Später am Abend habe der Wolf noch ein paar Pferde, Traber, aufgemischt.¹

Sensationell, solche Storys. Und immer wieder beeindruckend, wie die Leute glauben, dass sie tatsächlich vor einem "angreifenden" Wolf davon rennen könnten. By the way: Weder dem Mann noch dem Hund noch den Kindern noch den Trabern ("einer hat sich ein Bein vertreten und ein anderer hat geschwitzt"⁵) ist irgendwas Ernsthaftes passiert. Ein "angreifender" Wolf müsste wohl mehr Schäden hinterlassen, sollte man meinen.

Letztlich dürfte auch die Entscheidung des Schuldirektors der Schule in Söräng zu dem Druck auf die Bezirksverwaltung in Gävleborg beigetragen haben, welcher den Schülern einen Aufenthalt außerhalb des Schulgeländes während der Schulzeit untersagt habe, weil ein Wolf im Bereich Söräng und Bodåker in der Gemeinde Bollnäs mehrfach gesichtet worden sei.² Auch hier kamen keine Kinder zu Schaden, wohlgemerkt.

Nach ingesamt vier Schutzjagdanträgen, u. a. von Privatpersonen und einer Bürgerinitiative⁶, folgte gestern der Schutzjagdbeschluss.³ Genügend gute Geschichten mit dem Inhalt "Angriff" und "Kinder" reichen dazu offenbar schon, selbst wenn sie mit dem Wolf als solchem real wenig zu tun haben. Nachdem die Schutzjagd aufgrund der ersten drei Anträge zunächst verwehrt wurde, führte der vollkommen verletzungsfreie angebliche "Angriff" auf den Hundehalter in Jagdklamotten mit seinem Jagdhund auf Antrag der Bürgerinitiative schlussendlich zur ersehnten Schutzjagdgenehmigung.⁷ Also wurde zur Wolfsjagd geblasen, mit allem, was die Jagd "erleichtert": 24 Stunden, rund um die Ihr, mit allen erdenklichen Sichtgeräten, mit jeweils max. drei Hunden zur gleichen Zeit, mit Fahrzeugen und auch in fremden Revieren. Die Jagd solle ab sofort und bis zum 4. April starten, ungeachtet möglicher gerichtlicher Einwendungen von Natur- und Artenschützern.³

Die Wölfin hatte keine Chance. Nach dem die Schutzjagd gestern gegen 15:00 Uhr genehmigt wurde, erschossen Jäger die Fähe mit zwei Schüssen bereits um 19:20 Uhr. Die Fähe habe einen gesunden Eindruck gemacht und wog 32,7 kg. Eine Obduktion soll nun Aufschlüsse geben, ob versteckte gesundheitliche Probleme für das "unnatürliche" Verhalten der Wölfin ursächlich gewesen seien.⁴


¹ Jakt och Jägare, 21.03.2022: Varg attackerade när han rastade hunden "Der Wolf griff auf der Gassirunde an" https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... de-hunden/
² Hela Hälsingland, 21.03.2022: Vargen är för nära – skolan släpper inte iväg barnen: "Känns bäst så" https://www.helahalsingland.se/2022-03- ... ns-bast-sa
Jaktjournalen, 21.03.2022: Närgångna vargen i Bollnäs får skjutas https://www.jaktjournalen.se/nargangna- ... r-skjutas/
³ Närgångna vargen i Bollnäs får skjutas https://www.jaktjournalen.se/nargangna- ... r-skjutas/
Jaktjournalen, 22.02.2022: Närgångna vargtiken snabbt fälld - "fin i hullet" https://www.jaktjournalen.se/nargangna- ... -i-hullet/
Jaktjournalen, 21.03.2022: Uppdaterad: Tvingades kasta sten och fly springande från varg https://www.jaktjournalen.se/tvingades- ... bort-varg/
Jaktjournalen, 09.02.2022: Två ansökningar om skyddsjakt på varg med märkligt beteende https://www.jaktjournalen.se/tva-ansokn ... -beteende/
Svensk Jakt, 21.03.2022: Klart för skyddsjakt på varg: Kan orsaka allvarlig skada mot människor https://svenskjakt.se/start/nyhet/klart ... manniskor/

Re: Blumenpötte angenagt: Schutzjagd

Verfasst: 23. Mär 2022, 10:51
von Dr_R.Goatcabin
Merkt das von diesen Helden in Strumpfhosen wirklich niemand mehr, ein was für jämmerliches Bild sie da geben, mit ihren erfundenen Geschichten .. und sich hinterher zu feiern, in Hundertschaft die grausame "Bestie" gestellt & erlegt zu haben? Oder wird selbst das in Kauf genommen, im Hass auf den Wolf, nur damit einer mal wieder geschossen werden kann?

Da fehlen einem die Worte.

"Ein schreckliches Erlebnis - ich hatte so viel Adrenalin im Körper, dass ich kaum die Haustüre aufschließen konnte" - welch lebenslanges Traumata muss da dereinst die Omi mit ihren Gute-Nacht-Geschichten aus Grimm'schen Buch mitgegeben haben, um sich wegen einer (eingebildeten oder tatsächlichen) Wolfsspitze im Wald so einzunässen.