Hirsche haben Covid-19
Verfasst: 4. Jan 2022, 18:10
Und da wundert einen dann gar nichts mehr: Wildlebende Hirsche positiv auf Covid-19 getestet
Dabei ist die Erkenntnis gar nicht so neu:Hirsche mit Covid-19 infiziert
Gemäß einer Studie aus den USA, die in dem Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht wurde, können Hirsche ein Reservoir für Covid-19 darstellen. Von 360 in Ohio geschossenen Weißwedelhirschen wurden 139 positiv auf Covid-19 getestet, was einer Quote von 36 Prozent entspricht. Dabei wurde keines der Tiere als erkrankt befunden, aber nach Aussage der Forschenden könnten die Hirsche als Ansteckungsquelle fungieren, da es Hinweise auf eine Übertragung der Tiere untereinander gäbe. Zwar sei kein Fall einer Übertragung des Virus von Hirschen auf Menschen nachgewiesen worden, aber weil ein so hoher Prozentsatz das Virus in sich trage, sei dies für die Zukunft denkbar, sollte sich das Virus weiter ausbreiten [...].
Svensk Jakt, 04.01.2022: Hjortar smittade med covid-19 https://svenskjakt.se/start/nyhet/hjort ... -covid-19/
Warum das jetzt nicht wirklich überrascht?Weißwedelhirsche in mehreren US-Staaten mit SARS-CoV-2 infiziert
Fort Collins/Colorado – Nordamerikanische Weißwedelhirsche, die sich gerne in der Nähe von menschlichen Siedlungen aufhalten, sind einer Studie in bioRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.07.29.454326) zufolge zu 40 % mit SARS-CoV-2 infiziert. Das Rotwild könnte zu einem neuen Reservoir des Pandemievirus geworden sein. [...] Um so überraschender ist die Nachricht, dass SARS-CoV-2 offenbar Rotwild infizieren kann. Der Weißwedelhirsch (Odocoileus virginianus) ist von Südkanada bis Peru und Nordbrasilien verbreitet. Allein in den USA soll es 30 Millionen Tiere geben. Diese sind weniger scheu als ihre europäischen Verwandten und halten sich häufig in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf. [...] Insgesamt wurden 624 Blutproben aus der Zeit vor und während der aktuellen Pandemie untersucht. Die Proben aus der Präpandemiezeit waren mit Ausnahme einer vermutlich falsch positiven Probe negativ. Unter den Proben von 2021 waren jedoch 152 (40 %) positiv. Die Blutproben stammen von Tieren aus den Staaten Illinois, Michigan, New York und Pennsylvania. Dies bedeutet, dass es sich nicht um einen lokalen Ausbruch handelt. Das Virus scheint sich unbemerkt unter dem Rotwild ausgebreitet zu haben. Da es bislang nicht in verendeten Tieren gefunden wurde, könnte die Infektion bei den Tieren asymptomatisch verlaufen. [...] Wenn sich die Viren von selbst unter den Weißwedelhirschen verbreitet haben, wovon wohl auszugehen ist, dann wären alle Voraussetzungen für ein dauerhaftes Reservoir des Virus in der freien Natur gegeben. SARS-CoV-2 könnte sich dort ausbreiten, sich genetisch verändern und später wieder auf den Menschen übertragen werden.
Unklar ist, wie das Virus zu den Hirschen gelangt sein könnte. Die Tiere könnten sich durch den Kontakt mit Menschen, mit Haustieren oder auch durch kontaminierte Abwässer infiziert haben.
Ärzteblatt, 04.08.2021: Weißwedelhirsche in mehreren US-Staaten mit SARS-CoV-2 infiziert https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... -infiziert
"Während viele auf der Welt von Covid-19 überrascht waren, waren wir es nicht", sagt Delia Randolph, Veterinär-Epidemiologin beim ILRI. "Dies war eine höchst vorhersehbare Pandemie." Seit den 1930er-Jahren zeichne sich eine deutliche Tendenz ab: Die Zahl menschlicher Krankheiten steigt. Laut dem am Montag veröffentlichten Bericht von UNEP und ILRI stammen ungefähr 60 Prozent der menschlichen Krankheiten ursprünglich von Tieren. [...]
In vielen Regionen der Erde werden Wildtiere gejagt, verkauft und verzehrt. Über diesen Handel mit Wildtieren können sich Zoonosen leicht vom Tier auf den Menschen übertragen – Jägerinnen und Jäger kommen in direkten Kontakt mit den Tieren, aber auch Menschen, die auf Frischemärkten arbeiten, wo die lebenden Tiere vor Ort geschlachtet werden. So sind SARS und SARS-Cov-2 wahrscheinlich durch engen Kontakt mit Fledermäusen und anderen Wildtieren direkt auf Menschen übergesprungen.
Durch den großen internationalen Markt für Wildtiere werden manche Arten immer stärker bejagt, ihr Bestand kann sich nicht erholen und das Überleben der Art ist gefährdet. Mit dem allmählichen Verschwinden solcher Tiere dringen Jägerinnen und Jäger immer tiefer in Ökosysteme vor, mit denen Menschen vorher kaum Kontakt hatten. Auch so erhöht sich das Risiko der Infektion mit Zoonosen.
mdr, 10.07.2020: Wie der Mensch neue Pandemien produziert https://www.mdr.de/wissen/studie-zoonos ... g-100.html