Hirsche haben Covid-19

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Nina
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Re: Hirsche haben Covid-19

Beitrag von Nina »

Ich wiederhole mich ja nur ungern, aber da muss ich das Zitat vom norwegischen Veterinärinstitut nochmal anbringen:
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die noch näher untersucht werden müssen. Wir wissen, dass das Virus draußen in der Natur gut überleben kann und sich die Tiere z. B. über das Wasser infizieren können. Eine andere Möglichkeit, die in einer publizierten Studie diskutiert wird, ist der Zusammenhang zwischen dem Anstieg positiv auf Covid-19 gestesteter Tiere mit dem Beginn der Jagdsaison im Herbst, welcher die Vermutung nahelegt, dass die Hirsche durch Jäger infiziert worden sind. Durch Sequenzierung hat man herausfinden können, dass es sich um dasselbe Virus handelt, das sowohl unter Menschen als auch unter Hirschen in Nordamerika zirkuliert [...]

Veterinærinstituttet, Norwegian Veterinary Institute, 12.01.2022: Podcast: Undersøker hjortedyr i Norge for covid-19 https://www.vetinst.no/nyheter/podcast- ... r-covid-19
Zur Zeit gibt es eine zeitliche Verbindung zu einer Veranstaltung, bei der offensichtlich viele Menschen in die Lebensräume der Hirsche vordringen, dort mit mehreren Menschen über einen Zeitraum X hausen, feiern, und Hirsche töten und zerlegen. Nichtsdestotrotz: "Es gibt mehrere Möglichkeiten, die noch näher untersucht werden müssen" (Carlos das Neves, direktør for Forskning og internasjonalisering; Veterinærinstituttets podcast, VETpodden). Kann man jetzt einen Film von drehen, muss man aber nicht. Die Wissenschaft wird uns bald nähere Erkenntnisse bringen.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Hirsche haben Covid-19

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Pressemitteilung des Leibniz-IZW von heute:
Deutsche und österreichische Hirsche bislang von SARS-CoV-2-Infektionen verschont – anders als in Nordamerika

In Nordamerika hat sich SARS-CoV-2 vom Menschen auf Weißwedelhirsche übertragen. Die Hirsche gelten nun als SARS-CoV-2-Reservoir und könnten das Virus sogar auf den Menschen übertragen. Ein Wissenschaftsteam unter Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) und der Charité hat nun gezeigt, dass dies in Deutschland und Österreich nicht der Fall ist, da alle getesteten Rehe, Rothirsche und Damhirsche negativ auf SARS-CoV-2-Antikörper reagierten. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Microorganisms“ in einer Sonderausgabe über Viren von Wildsäugetieren veröffentlicht.

SARS-CoV-2 (Severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2) ist ein Virus, das 2020 als Auslöser der COVID-19 Erkrankung identifiziert wurde. Es hat sich gezeigt, dass innerhalb der Gesamtpopulation der Weißwedelhirsche in Nordamerika die Infektion mit den vom Menschen stammenden SARS-CoV-2-Varianten weit verbreitet ist. Es gibt erste Hinweise darauf, dass SARS-CoV-2 von den Weißwedelhirschen auf den Menschen übertragen werden kann. Dies ist besorgniserregend, da sich neue Varianten in ihrem neuen Wirt, den Hirschartigen, entwickeln und schließlich mit unvorhersehbaren Folgen auf den Menschen übergehen könnten. Weißwedelhirsche sind zwar eine nordamerikanische Art, aber Hirsche sind weltweit verbreitet und werden in Mitteleuropa wie in Nordamerika stark bejagt und bewirtschaftet.

Ein Wissenschaftsteam des Leibniz-IZW, des Instituts für Virologie der Charité, des österreichischen Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) untersuchte Seren von 433 Rehen, Rot- und Damhirschen, die sowohl vor der Pandemie als auch während der Pandemie gesammelt worden waren, auf SARS-CoV-2-Antikörper mit einem Test, der zuvor Antikörpertiter bei nordamerikanischen Hirschen bestätigt hatte. Keine der Hirscharten aus Deutschland oder Österreich war positiv. Das Team verglich auch die Details des zellulären SARS-CoV-2-Rezeptor bei Hirschen (das ACE2-Gen) und stellte fest, dass mit Ausnahme einer Veränderung, die möglicherweise Rothirsche etwas resistenter gegen eine Infektion macht, keine Veränderungen im Rezeptor gefunden wurden, die den drastischen Unterschied in den Ergebnissen zwischen mitteleuropäischen und nordamerikanischen Hirschen erklären könnten.

Eine Erklärung für die Unterschiede könnte in der Verteilung und Bewirtschaftung der Hirscharten in Nordamerika und Mitteleuropa liegen. In Nordamerika sind Hirsche häufig in Stadtrandgebieten und Städten anzutreffen, wo sie potenziell häufig mit Menschen und menschlichen Abfällen in Kontakt kommen. Die Bewirtschaftung von Hirschen erfolgt hauptsächlich durch die nordamerikanische Bundesregierung. In Deutschland und Österreich sind die verschiedenen Hirscharten im Allgemeinen nicht am Stadtrand oder in städtischen Gebieten anzutreffen. Zudem ist hier das Reviersystem vorherrschend, bei dem die Hirscharten in einem bestimmten Gebiet lokal bewirtschaftet werden. Die Revierstrukturen verhindern wahrscheinlich den Kontakt zwischen Mensch und Wild und behindern auch die Ausbreitung von Krankheitserregern innerhalb und zwischen den Populationen der verschiedenen Hirscharten.

„Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um den Kontakt zwischen Mensch und Wildtier in Mitteleuropa zu verhindern, damit sich Hirsche nicht als SARS-CoV-2-Reservoir etablieren", sagt Prof. Alex D. Greenwood, Abteilungsleiter Wildtierkrankheiten am Leibniz-IZW.

Publikation
Moreira-Soto A, Walzer C, Czirják GÁ, Richter MH, Marino SF, Posautz A, Yebra Rodo P De, McEwen GK, Drexler JF, Greenwood AD (2022): Serological evidence that SARS-CoV-2 has not emerged in deer in Germany or Austria during the COVID-19 pandemic. MICROORGANISMS 10, 748; https://doi.org/10.3390/microorganisms10040748.
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
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