Ordentlich was los in Schweden: Gericht stoppt Schutzjagd im Revier Forshaga in Värmland
Die Bezirksverwaltung in Värmland hat nach einer "Serie von Wolfsangriffen auf Jagdhunde" die Schutzjagd auf "einen Wolf unabhängig seines Alters" genehmigt. Am 16.04.21 sei in Barshöjden ein Kalb gerissen worden. Am 01.09.21 soll es einen "Wolfsangriff" auf einen Jagdhund in Sutterhöjden gegeben haben, bei dem der Wolf vor Eintritt eines Schadens vetrieben werden konnte. Am 08.10.21 dasselbe: ein Wolf soll einen Jagdhund in Glumserud "gejagt" haben, wurde aber rechtzeitig vertrieben. Am 15.12.21 soll der selbe Jagdhund in Sutterhöjden wie beim "Angriff" am 01.09.21 wieder in eine Beißerei mit einem Wolf verwickelt worden sein, wobei der Wolf abermals rechtzeitig vertrieben werden konnte. Am 23.12.21 sollen zwei Wölfe in Fageråsen einen Jagdhund verfolgt haben, konnten aber auch erfolgreich in die Flucht geschlagen werden. Am 08.01.22 soll ein Jagdhund in Gillermyren Väse durch einen Wolf verletzt worden sein.¹
Die antragstellenden Jäger und Grundbesitzer² sprachen von einer "problematischen Situation". Aufgrund der vielen "Wolfsangriffe" traue man sich nicht mehr, die Jagdhunde im Elchgebiet Nyed-Väse bei der Jagd frei laufen zu lassen, was zu einem Anstieg elchverursachter Schäden führen würde. Die Angriffe hätten sich in nächster Nachbarschaft ereignet. Außerdem erklärten die Antagsteller, dass die Bezirksverwaltung die Kontrolle über die tatsächliche Zahl der im Gebiet lebenden Wölfe verloren hätte. Die Bezirksverwaltung erklärt in ihrem Schutzjagd-Genehmigungsschreiben, dass mangelndes Vertrauen zu einem Verzicht der Meldung von wolfsverursachten Schäden führe, wenn diese kein zufriedenstellendes Resultat brächte. Beispiele dafür fänden sich unter früheren abgelehnten Schutzjagdanträgen und "hausgemachten" Regeln, nach denen Wolfsangriffe nicht als solche anerkannt würden. Dies alles führe zu einer einstimmigen Unzufriedenheit.¹
Der Jagdverband Jägareförbund zeigte sich erfreut über die Entscheidung; man habe bereits 2020 schon mal einen Antrag auf Schutzjagd gestellt. Laut Nachrichten von SVT soll keiner der "Wolfsangriffe" auf Jagdhunde tödlich ausgegangen sein; lediglich bei einem sei es zu einer (nicht näher benannten) Verletzung gkommen.² Die Bezirksverwaltung gehe davon aus, dass es sei bei den betreffenden Wölfen um die Individuen des Forshaga-Rudels handelt, das aus einem Elternpaar und Welpen bestünde.²
Die Artenschutzvereine Jaktkritikerna, Nordulv und Svenska Rovdjursföreningen sind gerichtlich gegen die Abschussgenehmigung vorgegangen. Nach einer gerichtlich verfügten vorläufigen Untersagung der Schutzjagd hat das Verwaltungsgericht in Luleå den Fall nun auch abschließend als rechtswidrig beschieden. Nordulv hatte auf den nicht günstigen Erhaltungszustand verwiesen und angeführt, dass kein ernster Schaden entstanden sei, weil keiner der Jagdhunde getötet oder nennenswert verletzt worden war. Rovdjursföreningen verwies auf mildere Mittel wie das Anleinen der Jagdhunde. Die Bezirksverwaltung erklärte dagegen, dass es bei der Beurteilung auf den "Wolfsangriff" an sich ankäme - und nicht auf die (mangelnden) Schäden, die sich aus dem Angriff ergeben. Die Wölfe zu vertreiben, sei langfristig ebenso wenig ein akzeptables milderes Mittel wie die Ausstattung der Jagdhunde mit Wolfsschutzwesten, die im Ergebnis nur dazu führen würden, den Zeitpunkt des Todeseintritts für den vom Wolf angegriffenen Hund zu verlängern.³ Das Verwaltungsgericht hält den günstigen Erhaltungszustand durch diese Schutzjagd zwar nicht für gefährdet, jedoch sieht es aktuell keine ausreichenden Belege für ein reelles Risiko für wolfsverursachte Schäden bei Jagdhunden in der betreffenden Gegend.³
Die Jäger sind sauer. Der Jagdverband Jägarnas Riksförbund spricht von einer "reinen Wolfszucht", die da betrieben werde. Man werde das Urteil in Einigkeit mit der Bezirksverwaltung anfechten.³
Geht es also vielmehr um die Zahl der Wölfe ("reine Wolfszucht") als um tatsächliche Schäden? Fünf Wolfsangriffe ohne nennenswerte Verletzungen spricht entweder für friedliebende Wölfe, die nur "spielen" wollen oder für äußerst abenteuerliche Geschichten, um der "Wolfszucht" mit sämtlichen Tricksereien zu begegnen. Bleibt zu hoffen, dass das nächstinstanzliche Kammergericht den Durchblick behält.
¹
Jakt & Jägare, 28.01.2022: Klartecken för skyddsjakt efter en serie vargangrepp på hundar https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... pa-hundar/
²
SVT Nyheter, 28.01.2022: Beslut om skyddsjakt på en varg i Forshagareviret https://www.svt.se/nyheter/lokalt/varml ... pa-en-varg
³
Jakt & Jägare, 09.02.2022: Domstol stoppar skyddsjakt på hundjagande varg https://www.jaktojagare.se/kategorier/n ... ande-varg/