Demnach sollen in der kommenden Saison 33 Wölfe abgeschossen werden dürfen. Während die Natur - und Wildtierschutzschutzorganisationen wie Svenska Rovdjursföreningen oder Jaktkritikerna jedwede neue Lizenzjagd ablehnen, toben die Jäger - weil ihnen 33 tote Wölfe (mal wieder) nicht reichen. Sie wollen mehr schießen. Viele mehr.
So will der Raubtierexperte des schwedischen Jagdverbands Svenska Jägareförbundet nicht die Abschusszahlen akzeptieren, den die Wissenschaft als Grundlage für die Entscheidungen der Bezirksverwaltungen errechnet hat. Er besteht auf der einst politisch festgesetzten Bestandsgrenze von 170 - 270 Wölfen. Nach Tötung von nur 33 Wolfsindividuen würde man auf einen Bestand von rund 400 Wölfen in Schweden kommen. Er fordert die Zurechtweisung der Bezirksverwaltungen durch die Politik.¹
Der Sprecher des Vereins Schwedens Jäger Sveriges Jägare kann seine Frustration und Enttäuschung über die aus seiner Sicht zu niedrigen Abschusszahlen nicht verbergen. Er empfindet es als "Schlag ins Gesicht" gegenüber der gesamten Landbevölkerung und den Landwirten. Innerhalb seiner Organisation würde man statt mit einem günstigen Erhaltungsstatus lieber mit einem "günstigen Verwaltungsstatus" rechnen, der "den Menschen" ins Ökosystem einrechne und die Jäger als Topprädatoren mitberücksichtige. Sie wollen jetzt darauf drängen, dass Wölfe leichter geschossen werden können, wenn sie sich in der Nähe des Menschen bzw. seiner Siedlungsbereiche aufhalten, wobei bereits das "gefühlte Unbehagen" von Menschen als Abschussgrund ausreichen soll.¹
Der Sprecher des Jagdverbands Svenska Jägareförbundet im Bezirk Dalarna bezeichnet die Abschuss-Quote von 33 Wölfen als "Witz". Seiner Meinung nach müssten "mehr als hundert" Wölfe geschossen werden - "für den Anfang", wohlgemerkt.¹ Seine Idee: Im ersten Gang den Bestand auf 300 Wölfe runterschießen und dann die rechtlichen Voraussetzungen dafür schaffen, die Population auf 150 bis 170 Wölfe in Schweden zu reduzieren. Mit der derzeitigen Gesetzgebeung seien den Bezirksverwaltungen zu sehr die Hände gebunden.¹
Ein Jäger aus dem Bezirk Gävleborg findet es "erschreckend", dass nur 12 Wölfe in seinem Bezirk geschossen werden dürfen. Er würde die Jagd auf 60 Wölfe präferieren. Dummerweise gebe es im Ryssjö-Revier, das nach Absicht der Bezirksregierung im Rahmen der letzten Lizenzjagd eigentlich leergeschossen werden sollte, bereits wieder Hinweise auf Wolfsnachwuchs.¹ Die dadurch ersichtliche Sinnlosigkeit der Wolfsjagd in Bezug auf ihre Zielsetzung erkennt der Jägersmann ganz offensichtlich nicht. Muss man halt mehr schießen.
Und wie in Deutschland stehen ntürlich auch wieder der Jagdlobby nahestehende Politiker sofort Gewehr bei Fuß, um das Ende des ländlichen Lebens und Erwerbs heraufzubeschwören, sollten im kommenden Jahr nur 33 Wölfe abgeschossen werden dürfen. Außerdem drohe die "Spaltung der Gesellschaft", wenn nicht alle brav abnicken wollen, was eine Minderheit (d. h., natürlich die der Jäger) fordet.
Und natürlich meldet sich auch wieder der Jagdverband Jägarnas Riksförbund zu Wort, der die aus seiner Sicht viel zu niedrige Abschussquote von 33 Wölfen kritisiert. Er fordert den Abschuss von gleich 268 Wölfen. Im ersten Durchgang - später soll selbst die politisch willkürlich festgelegte Bestandsuntergrenze von 170 Wölfen weiter reduziert werden.¹ Letztes Jahr sprach der Jagdverband deutlicher aus, was er damit meint:
Sie sind ja so barmherzig, Schwedens Jäger."Wir sagen NEIN zu wildlebenden Wölfen in Schweden, aber bis zum Erreichen dieses Ziels ist jedwede Reduzierung des Wolfsbestandes ein wichtiger Schritt. Große Teile der schwedischen Landbevölkerung werden von der Anwesenheit großer Raubtiere beeinträchtigt. Gezwungen, stets in Angst und Sorge zu leben, wird die Lebensqualität der Landbewohner durch die Raubtiere gemindert. Es geht nicht nur um die Angst um die Hunde und die Weidetiere, insbesondere bei Rentier- und Viehhaltung, sondern auch um die Beeinträchtigungen des alltäglichen Lebens wie Wandern, Pilzesammeln und Beerenpflücken. Wir sehen und in unserer Sicherheit bedroht und empfinden unser Lebensumfeld als gefährlich.
Wir als jagende Grundeigentümer und Jagdhundeführer sind ganzjährig im Wald unterwegs. Wir werden Zeugen zunhehmender verheerender Effekte der Raubtiere auf unser Wild und die Spuren von dessen Überlebenskämpfen. Wir werden dazu gezwungen, das Leid ernsthaft verletzter, aber immer noch am Leben befindlicher Beutetiere mitanzusehen, die wir glücklicherweise barmherzig erlösen können. Da manche Wildtiere sehr lange leiden müssen, empfinden wir in unserer ethischen Verpflichtung eine Verantwortung dafür, dass wildlebende Tiere keinem unnötigen Leid ausgesetzt werden dürfen. [...] Was die Wölfe betrifft, lautet die Einstellung von unserem Jagdverband Jägarnas Riksförbund: Nein zu wildlebenden Wölfen in Schweden - das ist die einzige Möglichkeit, die Lebensqualität von Tieren und Menschen wiederherzustellen. Und bis wir dieses Ziel erreicht haben, ist jeder weitere Abschuss ein wichtiger Schritt.
Altinget, 23.01.2020: Jägarnas riksförbund: "Nej till frilevande varg i Sverige" https://www.altinget.se/artikel/jagarna ... -i-sverige
Läuft in Schweden... Tolles Vorbild, das uns die deutschen Wolfsjagdbefürworter da immer einreden wollen...
¹ Jaktjournalen, 30.09.2021: Vargjakten 2022 - kommentarer och analyser https://www.jaktjournalen.se/vargjakten ... -analyser/