Re: Illegale Jagd: Empfehlungen
Verfasst: 2. Feb 2021, 14:37
1. Kontrolle und Überwachung
Wie bereits dargestellt, erweist sich eine effektive polizeiliche Kontrolle als schwierig, da die illegale Verfolgung von Wölfen zumeist in wenig frequentierten Gebieten erfolgt. Aber selbst wenn eine Verschärfung der Kontrollen in sich selbst nur einen marginalen Effekt besitzt, sendet sie der Öffentlichkeit das Signal, dass es sich um eine von der Gesellschaft ernst genommene Kriminalitätsform handelt. Dieses Signal würde sich gleichermaßen sowohl an jene richten, die vorhaben, illegal Wölfe zu töten als auch an die selbstberufenen Gruppen, die die Kontrolle und Nachverfolgung in die eigene Hand nehmen und damit zu einer weiteren Konflikteskalation beitragen. Eine verstärkte Priorisierung und Systematisierug der polizeilichen Überwachung illegaler Wolfsverfolgung führt vermutlich zu präventiven Effekten.
In vielen anderen Ländern ist nicht die gewöhnliche Polizei die wesentliche Kontrollinstanz, sondern besondere Naturschutzeinheiten, die oft aufgrund ihrer Kompetenzen Respekt erfahren und zwischen den Institutionen vermitteln (Larsson, 2020). In Dänemark existieren solche Einheiten nicht. Das dort eingesetzte Personal der Naturschutzbehörde verfügt nicht über die Befugnisse der Naturschutzaufsicht in anderen Ländern. Eine verschärfte Kontrolle könnte im Rahmen des sogenannten "Hotspot Policing" erfolgen, d. h. intensivierten polizeilichen Überwachungsmaßnahmen in Gebieten, in denen viele Wölfe spurlos verschwinden (Larsson, 2020). Als Teil des "Hotspot Policing" würden die Restriktionen für den Aufenthalt in Wolfsgebieten verschärft sowie die Überwachung und Durchsetzung bestehender Restriktionen intensiviert, wodurch vermutlich ein präventiver Effekt erzielbar wäre. Erfahrungen aus dem Ausland sprechen für einen vorbeugenden Effekt durch GPS-Sender oder sogenannte "Biologger" (Suutarinen & Kojola, 2018; O’Donoghue & Rutz, 2016).
Eine weitere, nicht minder wichtige Kontrolle ist die sogenannte soziale Kontrolle, d. h. die Festlegung und Regelung von Normen und Verhalten, welche Bürger, Meinungsbildner, Interessenorganisationen und Behörden in der Kommunikation miteinander pflegen (Horwitz, 1990). Die soziale Kontrolle erfolgt auf interpersonellem, auf Gruppen- und auf einem breiteren gesellschaftlichen Niveau. Um die interne Normenbildung und Verhaltungsregulierung zu aktivieren, bedarf es einer beteiligenden öffentlichen Debatte, insbesondere in den Gebieten mit Risiko des illegalen Nachstellens von Wölfen (siehe auch Kommunikation und Vermittlung sowie Stärkung von Mündigkeit und Verantwortung), wobei die Aktivierung mittlerweile auf einem breiteren gesellschaftlichen Niveau anzustreben ist. Hierbei kommt Meinungsbildnern und betroffenen Organsationen eine besondere Verantwortung zu, um einerseits eine wertige und faktenbasierte Debatte zu gewährleisten und sich andererseits von jeglicher Form von Selbstjustiz zu distanzieren (Sonne et al. 2019).
Gerade weil Jäger zu der Personengruppe gehören, welche sowohl über die Motive als auch über das Material verfügt, um Wölfen illegal nachstellen zu können, kommt der internen Selbstregulierung dieses Personenkreises eine wichtige Rolle zu. Wie Untersuchungen aus Schweden und Norwegen zeigen, gibt es auch unter Jägern verbreiteten Widerstand gegen das illegale Verfolgen von Wölfen (Skogen & Krange, 2019; Peterson et al. 2018), zugleich aber auch den Widerwillen, Gesetzesverstösse anderer Jäger anzuzeigen (von Essen & Hansen,2018; Peterson et al. 2018) Ein breiteres Wissen über die Einstellung und das Vorgehen der dänischen Jäger in Bezug auf verschiedene Formen der Faunakriminalität und über die Funktionsmechanismen der sozialen Kontrolle untereinander, könnte ein wichtiges Werkzeug zur Entwicklung von Maßnahmen gegen illegale Wildtiertötungen darstellen.
Als Gegenreaktion auf die Macht- und Tatenlosigkeit der behördlichen Kontrollinstanzen in Bezug auf das illegale Nachstellen von Wildtieren, wie z. B. Wölfen, haben sich in vielen Ländern selbstermächtigte und halbmilitärische Gruppen gebildet, die Naturgebiete überwachen und kontrollieren, in denen illegales Nachstellen von Wildtieren angenommen wird. Eine der bekanntesten Organisationen ist die internationale sogenannte APU (Anti-Poaching Unit), die sich in Schweden etabliert hat [...]. In Dänemark gibt es derzeit keine ähnlichen größeren Überwachungsgruppen, jedoch Beispiele für einzelne Akteure, die sich selbsternannt als Beschützer der Wölfe verstehen.
H. P. Hansen, C. Munch Schrøder, P. Sunde, K. Olsen, 18.01.2021: Tiltag mod ulovlig efterstræbelse af ulv, Fagligt notat fra DCE – Nationalt Center for Miljø og Energi, Seite 11 https://dce.au.dk/fileadmin/dce.au.dk/U ... 021_05.pdf