NDS:Eigenes Gutachten

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

Obwohl die Meldung ja bereits am 11.11.2020 vom NDR kommuniziert wurde, hier noch einmal dieselbe Information quasi als "Weihnachtsedition":
Beim Thema Wolf fühlt sich Niedersachsen von Bund und Ländern nicht genug unterstützt. Für bessere Abstimmung setzt Umweltminister Olaf Lies (SPD) auf ein wissenschaftliches Gutachten. [...] Der SPD-Politiker will damit klären lassen, ob Wölfe in Deutschland überhaupt noch so umfassend geschützt werden müssen. [...] Um das zu klären, will Lies ein wissenschaftliches Gutachten in Auftrag geben. Das soll helfen, die Debatte um Wolfsabschüsse zu versachlichen.

NDR, 26.12.2020: Umweltminister Lies will Schutz von Wölfen überprüfen lassen https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4432.html
Ob es tatsächlich der "Versachlichung" dienlich ist, ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben, obwohl es ja eine aktuelle Einschätzung auf Bundsebene bereits gibt?
Der Erhaltungszustand des Wolfes ist alle sechs Jahre im Rahmen der für die europäischen Naturschutzrichtlinien an die EU zu erstellenden Berichte zu ermitteln. Er ist nach der FFH-Richtlinie [...] definiert und seine Einstufung bemisst sich europaweit an einheitlichen Kriterien. Dies sind neben der Population die Merkmale Verbreitung, Größe und Qualität des Habitats sowie Zukunftsaussichten. Wenngleich sich der deutsche Wolfsbestand in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat, weist die Art aufgrund der Gesamtschau dieser Kriterien –gemäß dem deutschen FFH-Bericht von 2019 (Berichtszeitraum von 2013 bis 2018) –insgesamt immer noch eine ungünstige Erhaltungssituation in den beiden biogeografischen Regionen (atlantisch und kontinental) auf, in denen der Wolf bewertet wurde.

Bundesamt für Naturschutz, 30.10.2020: Pressehintergrund: Der Wolf (Canis lupus)– Bestand, Schadensprävention und Einschätzung von Wolfsverhalten
https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/presse ... 020_bf.pdf

Es dürfte interessant werden, wer da mit einem weiteren Gutachten beauftragt und wie ergebnisoffen es ausgeschrieben wird. Ein weiteres Gutachten (sicher nicht für lau) kann ja nur dann Sinn machen, wenn die auftraggebende Politik mit den vorhandenen wissenschaftlichen Daten und Ergebnissen nicht zufrieden ist.

In der Landtagsantwort 18/8148 gibt es noch ein paar weitere Informationen.
1. Wer bzw. welche Institution wird mit diesem Gutachten beauftragt?

[Antwort] Da es sich hierbei um ein beschränktes Vergabeverfahren handelt, dessen Eröffnung im Januar 2021 geplant ist, sind zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben möglich.

Landtagsantwort 18/8148 vom 09.12.2020: Wie gestaltet sich das wissenschaftliche Gutachten für die Definition einer Wolfsuntergrenze? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08148.pdf
2. Welche Thematik soll genau begutachtet werden?

[Antwort] Im Rahmen der Studie soll auf Basis von geeigneten Simulationsmodellen die effektive Populations-größe der zentraleuropäischen Flachlandpopulation berechnet werden, die für eine langfristige Überlebensfähigkeit der Population unter Berücksichtigung von Unsicherheitsfaktoren zu gewährleisten ist. Die Berechnung soll auf Populationsebene erfolgen. Da das Leistungsverzeichnis noch nicht abgeschlossen ist, ist der Leistungsumfang noch nicht abschließend geklärt.

Landtagsantwort 18/8148 vom 09.12.2020: Wie gestaltet sich das wissenschaftliche Gutachten für die Definition einer Wolfsuntergrenze? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08148.pdf
3. Wann ist mit den Ergebnissen des Gutachtens zu rechnen?

[Antwort] Derzeit wird eine Markterkundung durchgeführt, um Umfang und Kosten genauer abschätzen zu können. Ziel ist es, die Studie im Januar 2021 zu vergeben, sodass Ergebnisse im Sommer 2021 vorliegen könnten.

Landtagsantwort 18/8148 vom 09.12.2020: Wie gestaltet sich das wissenschaftliche Gutachten für die Definition einer Wolfsuntergrenze? https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08148.pdf
Wie ergebnisoffen und unabhängig ist ein Gutachten nach... Markterkundung?
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Dr_R.Goatcabin
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Wieviele Berater hat so ein (warum eigentlich noch immer im Amt befindlicher) Umweltminister? Wenigstens einer sollte ihm Bescheid gegeben haben, was so ein Gutachten in Eigenregie wert ist. Aber na gut .... wenn es genügend Reserven gibt, Jagd auf einen vermeintlichen Missetäter zu bezahlen, die an Kosten weit den eigentlichen Schaden überdecken, dann ist hier ja noch Spielraum. :)
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
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Nina
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

Vorhang auf: Olafs nächster Klops: Das wissenschaftliche Gutachten zur Untermauerung der speziellen Wolfspolitik von Olaf Lies kommt von... Los, Tusch! - Prof. Hackländer!

Für weitere 90.000 € Steuergeld werden die niedersächsischen Steuerzahler vom Professor für u. a. Jagdwirtschaft erfahren, dass am Ende eine Bejagung der Wölfe notwendig ist - das kann man nämlich bereits antizipieren, wenn man die Pressemitteilung des niedersächsischen Umweltministers liest.
Das Land Niedersachsen hat über den Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Größe der Wolfspopulation in Niedersachsen auseinandersetzt, die für den Erhalt der Art Wolf in Niedersachsen erforderlich ist. Diese wird vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) der Universität für Bodenkultur Wien unter Leitung von Prof. Klaus Hackländer erstellt. Die modellbasierte Studie soll Erkenntnisse und eine bessere Datenbasis über die günstigste Referenzpopulation für den Wolf in Deutschland und - im Fokus - den niedersächsischen Anteil daran ermitteln. [...] Ergebnisse sollen im Winter 2021 vorliegen. Die Kosten belaufen sich auf 90.000 Euro.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Pressemitteilung PI 075/2021 https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 00633.html
90.000 € Steuergeld für eine Modellrechnung anhand von Daten, die bereits existieren, bislang aber nicht genehm waren, um eine Jagd auf Wölfe zu rechtfertigen. Warum sich bereits jetzt erahnen lässt, wie das Ergebnis ausfällt, wenn nun für 90.000 € nochmal "nachgerechnet" wird?
Umweltminister Olaf Lies erklärt dazu: „Für eine vorausschauende Wolfspolitik brauchen wir zügig eine aussagekräftige, wissenschaftliche Datenbasis. Wir wollen sicherstellen, dass Niedersachsen seinen Anteil an einer gesunden, vernetzten Wolfspopulation in Deutschland leistet. Gleichzeitig können wir nicht einfach abwarten und zusehen, ob das exponentielle Wachstum der Population der vergangenen Jahre sich tatsächlich irgendwann verlangsamt, wenn wir in wenigen Jahren eine dreistellige Zahl von Rudeln allein bei uns in Niedersachsen haben. Das Prinzip ‚Hoffnung‘ ist keine Grundlage für den Umgang mit dem Wolf. Dafür brauchen wir einen wissenschaftlich fundierten Erkenntnishorizont, den wir mit dieser Studie schaffen.“

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Pressemitteilung PI 075/2021 https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 00633.html
Die bisherigen Studien, aus denen sich die jagdlobbylastige Wolfspolitik des Herrn Lies ableiten lässt, müssen daher neu gerechnet werden.
Obwohl die erste Reproduktion von Wölfen in Niedersachsen erst 2012 bestätigt wurde, finden sich in einigen Regionen Niedersachsens mittlerweile die mitunter höchsten Wolfsdichten weltweit. Für das laufende Monitoringjahr sind in Niedersachsen bereits 36 Territorien gemeldet, was einem Zuwachs von 57 Prozent zum Vorjahr entspricht. Laut einer vom Bund in Auftrag gegebenen Habitat-Modellierungsstudie, besitzt Deutschland das Potential für ca. 700-1400 Wolfsterritorien. Bei dieser Betrachtung einer maximal möglichen Besiedlung durch Wölfe bleiben die negativen Auswirkungen und die sich ergebenen Konflikte für Nutz- und Weidetierhaltung und den Erhalt anderer gefährdeten Arten jedoch außer Betracht. [...] Derartige Mensch-Tier-Konflikte bezüglich ökonomischer und sozialer Interessen sowie potentielle negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien laut Lies in einer Kulturlandschaft unumgänglich und führten zu der Frage nach einem gesteuerten Wachstum im Rahmen eines Managementplans: „Wir können nicht alles dem Schutz von einzelnen Wölfen unterordnen. Als Grundvoraussetzung für ein Management, das nicht bestandsgefährdend ist, muss daher die Populationsgröße definiert werden, welche nach anerkannten Kriterien den Erhalt der Art Wolf dauerhaft sichert.“

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, Pressemitteilung PI 075/2021 https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 00633.html
Spannend, wie Herr Lies dabei das Wort "Bejagung" vermeidet und seine PR-Verantwortlichen dafür offensichtlich einen neuerlichen Euphemismus erfunden haben: Gesteuertes Wachstum ist der neue Ausdruck für das Abschiessen von Wölfen.
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Nina
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

So prasst der Umweltminister Olaf Lies mit Steuergeldern rum:

Für die Besenderung von Wölfen, die nie besendert wurden:
Welche Kosten verursachte die geplante Besenderung von Wölfen in den Jahren 2018 und 2019 (jeweils)?

Mit Zuwendungsbescheid vom 27.09.2018 wurde der TiHo für das Forschungsprojekt „Raum-Zeit-Verhalten, Gesundheit und Nahrungsökologie freilebender Wölfe in Niedersachsen“ ein nicht rückzahlbarer Zuschuss in Höhe von 350 000 Euro bewilligt. Auf Antrag der TiHo wurden Mittel in Höhe von 20 000 Euro für 2018 sowie 92 000 Euro für 2019 ausgezahlt.

Landtagsantwort 18/5824 vom 14.02.2020: War ein „südeuropäischer Trapper“ (Welt vom 15.12.2019) der Dienstleister für den erfolglosen Fang des Rodewalder Wolfes?, Frage 23 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -05824.pdf
Und der Trapper:
Welche Ausgaben verursachte die Wolfsjagd für das Jahr 2019?

Die Gesamtkosten für den Dienstleister belaufen sich auf 85 452,92 Euro.

Landtagsantwort 18/5824 vom 14.02.2020: War ein „südeuropäischer Trapper“ (Welt vom 15.12.2019) der Dienstleister für den erfolglosen Fang des Rodewalder Wolfes?, Frage 25 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -05824.pdf
Unbequeme Fragen? Diese zusätzlichen 50.000 € bleiben ungeklärt:
Stimmt es, dass der der Dienstleister „samt seiner Schlingfallen und einem leicht lädierten Ruf schließlich unverrichteter Dinge wieder abzog, nicht ohne dem Land Niedersachsen eine Rechnung über rund 50 000 Euro für seinen Einsatz zu hinterlassen.“ (Welt vom 15.12.2019)?

Die Landesregierung nimmt zu wertenden Presseberichten keine Stellung.

Landtagsantwort 18/5824 vom 14.02.2020: War ein „südeuropäischer Trapper“ (Welt vom 15.12.2019) der Dienstleister für den erfolglosen Fang des Rodewalder Wolfes?, Frage 42 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -05824.pdf
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Nina
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

Sind bis zum Ende des Vertrags mit dem Dienstleister noch weitere Kosten über die 85 452,92 Euro hinaus entstanden? Wenn ja, in welcher Höhe und wofür?

Ja. 2383,11 Euro. Die Kosten entstanden für koordinierende Tätigkeiten (z. B. Prüfung der Monitoringdaten, Zusammenstellung der Ergebnisse) sowie in Zusammenhang mit Material, das dem NLWKN nach Vertragsende überlassen wurde (z. B. Problemlösung bei Wildtierkameras).

Landtagsantwort 18/8302 vom 14.01.2021: Bleiben die Positionen des Bundes und der eigenen Fachebene bei der Wolfsjagd unberücksichtigt? Frage 43 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08302.pdf
Vor dem Hintergrund, dass der Dienstleister nur bis April 2019 im geplanten Entnahmegebiet tätig war (...) und nach Angaben der Landesregierung bis zum 15.05.2019 für den Dienstleister Kosten in Höhe von 48 201,64 Euro entstanden: Für welche Tätigkeiten entstanden die weiteren Kosten in Höhe von über 34000 Euro?

Die Kosten entstanden für vorbereitende und koordinierende Tätigkeiten, die nicht direkt im Entnahmegebiet ausgeübt wurden, z. B. für organisatorische und fachliche Vorbereitung weiterer zunächst geplanter Fangversuche, für die Auswertung des Monitorings und für Material, das dem NLWKN nach Vertragsende überlassen wurde (z. B. Wildtierkameras).

Landtagsantwort 18/8302 vom 14.01.2021: Bleiben die Positionen des Bundes und der eigenen Fachebene bei der Wolfsjagd unberücksichtigt? Frage 44 https://www.landtag-niedersachsen.de/Dr ... -08302.pdf
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Nina
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

90.000 Öcken kostbares Steuergeld in Zeiten von Krieg, Klimawandel, Naturkatastrophen, Welthunger und Energiekrise - für sowas?
Eine minimum viable population (MVP) für Deutschland wurde nicht berechnet, da hierfür die Datengrundlage nicht ausreichend war. Die Simulationsergebnisse basieren auf zahlreichen Annahmen und sollten nicht ohne diesen Kontext als absolute Aussagen interpretiert werden. [...] Zusammenfassend ermöglicht die vorliegende Studie eine Abschätzung der Auswirkung verschiedener Szenarien auf die Entwicklung des niedersächsischen und deutschen Wolfsbestands unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren. Sie stellt durch die Präsentation von potentiell realistischen Szenarien eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung eines adaptiven Wolfsmanagements dar. Weitere Untersuchungen sind nötig. Durch genaue Erhebungen einzelner Eingangsparameter für den gesamten deutschen Bestand (für welche bisher auf Literaturangaben aus
anderen Beständen zurückgegriffen werden musste) können die angestellten Simulationen zudem weiter an die Situation in Deutschland angepasst werden.


P. Griesberger*, K. Hackländer, J. Hatlauf, F. Kunz, F. Sachser: Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland (2022), Zusammenfassung, Seite 12, Hrsg.: Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Universität für Bodenkultur Wien, Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz https://www.umwelt.niedersachsen.de/dow ... chland.pdf
Mein favorisiertes Zitat:
Weitere Untersuchungen sind nötig.

P. Griesberger*, K. Hackländer, J. Hatlauf, F. Kunz, F. Sachser: Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland (2022), Zusammenfassung, Seite 12, Hrsg.: Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Universität für Bodenkultur Wien, Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz https://www.umwelt.niedersachsen.de/dow ... chland.pdf
Hm, wer käme da wohl für einen lukrativen Anschlussauftrag in Frage?
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Nina
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Re: NDS:Eigenes Gutachten

Beitrag von Nina »

Der NDR ruft schon aus, dass "eine Studie" zeige: "Im Jahr 2030 könnten 1.000 Wölfe in Niedersachsen leben"

Das also liest der NDR daraus - und das soll beim Medienkonsumenten haften bleiben:
Nun hat die Studie aber auch in die Zukunft geblickt und mehrere Szenarien entworfen. Wenn es so weitergeht wie bislang, leben in Niedersachsen im Jahr 2030 mehr als 1.000 Wölfe.

NDR,14.07.2022: Studie: Im Jahr 2030 könnten 1.000 Wölfe in Niedersachsen leben https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... f4640.html
Und der Olaf liest daraus, was er lesen möchte:
Und weiter: „Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass die kontrollierte Entnahme von Wölfen angesichts eines stetig wachsenden Bestandes grundsätzlich keine Gefährdung für den Wolfsbestand in Deutschland mit sich bringt. Einzige Voraussetzung: eine ständige Kontrolle durch ein weiterhin engmaschiges und systematisches Monitoring.“
Demnach belegt die Studie, dass auch unter der Annahme verschiedenster Szenarien – beispielweise unvorhergesehene Naturkatastrophen – mit einer exponentiellen Zunahme der Wölfe in Deutschland zu rechnen ist.
[...] Ziel eines Bestandsmanagements sollte, laut Lies, daher – wie bei anderen Wildtieren auch - eine Quote von schadensverursachenden Wölfen sein, die über die Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht ohne langwierige Einzelgenehmigungen entnommen werden können.

Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz. Pressemitteilung PI 092/2022: Wolfspopulationsstudie vorgelegt: deutschlandweit einmalige Untersuchung gibt Grundlage für ein bestandsicherndes Wildtiermanagement https://www.umwelt.niedersachsen.de/sta ... 13564.html
Eine Jagdquote, war ja klar. Wie man diese auf die "schadensverursachenden Wölfe" beschränkt, bleibt sein Geheimnis. Bislang haben seine Jäger ja nur unauffällige Wölfe erschossen, meist weibliche Welpen, während die "Schadensverursacher" auf freiem Fuß bleiben. Die Studie dagegen betont allerdings sehr deutlich ihre eigenen Unsicherheiten und warnt vor "absoluten Aussagen" :
Die in dieser Studie vorgestellten Simulationsergebnisse basieren auf zahlreichen Annahmen und sollten nicht ohne diesen Kontext als absolute Aussagen interpretiert werden. Vielmehr liegt ein großer Vorteil von Simulationen im Vergleich verschiedener Szenarien, wodurch z.B. bestandsgefährdende Risiken frühzeitig erkannt und im weiteren Management berücksichtigt werden können.

P. Griesberger, K. Hackländer, J. Hatlauf, F. Kunz, F. Sachser: Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland (2022), Zusammenfassung, Seite 13, Hrsg.: Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Universität für Bodenkultur Wien, Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz https://www.umwelt.niedersachsen.de/dow ... chland.pdf
Und zur exponentiellen Zunahme liest man in der Studie:
Bei exponentiellen Wachstumsmodellen bleiben insbesondere dichteabhängige Effekte unberücksichtigt. Damit ist gemeint, dass die Wachstumsrate abnimmt, wenn die Bestandszahlen sich der Kapazitätsgrenze nähern. Die Anzahl festgestellter Territorien im Monitoringjahr 2020/21 (203 Territorien) liegt unterhalb des Medians der Vorhersage (222 Territorien).
Sollte der Wert in den kommenden Jahren weiterhin unterhalb des Medians bleiben, muss in Frage gestellt werden, inwiefern die Annahme eines konstanten Wachstumsparameters und somit die Anwendung eines exponentiellen Modells noch zulässig erscheint. Zugrunde liegende Faktoren eines weniger starken Wachstums könnten einerseits ein Hinweis dafür sein, dass sich der Bestand der Kapazitätsgrenze nähert oder unabhängig davon anzeigen, dass beispielsweise die Reproduktion ab- oder die Mortalität zunimmt.


P. Griesberger, K. Hackländer, J. Hatlauf, F. Kunz, F. Sachser: Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland (2022), Diskussion, Seite 90, Hrsg.: Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Universität für Bodenkultur Wien, Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz https://www.umwelt.niedersachsen.de/dow ... chland.pdf
Die durchgeführte Populationgefährungsanalyse unterstreicht besonders die Relevanz der Mortalität für das generelle Bestandswachstum. Dabei zeigt sich einerseits die Abhängigkeit der Wachstumsrate von der Mortalitätsrate allgemein, andererseits wird deutlich, dass die Effekte der Mortalität zwischen den Lebensstadien variieren. Erhöhte Mortalitätsraten sind vor allem in den Lebensstadien der Disperser sowie der territorialen Tiere für das Bestandswachstum ausschlaggebend. Erhöhte Mortalitätsraten in diesen Lebensstadien beeinträchtigen das Bestandswachstum deutlich negativ. [...] Erhöhte Mortalitätsraten in Zusammenhang mit weiteren Einflüssen (wie etwa Katastrophen) können in einer negativen Wachstumsrate (und damit einem Abnehmen des Bestands) resultieren [...].

P. Griesberger, K. Hackländer, J. Hatlauf, F. Kunz, F. Sachser: Modellbasierte Populationsstudie über den Wolf in Niedersachsen, als Teilaspekt zum Erhaltungszustand in Deutschland (2022), Ausblick und Empfehlungen, Seite 100, Hrsg.: Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ) Universität für Bodenkultur Wien, Auftraggeber: Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz https://www.umwelt.niedersachsen.de/dow ... chland.pdf
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