Ich habe mir dann doch mal den Spaß mit dem alten Buch von 1997 erlaubt.
Auch ohne den Hinweis von Nina ob der "anderen" Interessen hinsichtlich des Wolfes wird beim Durchblättern bald klar, was Okarma in seiner Freizeit so macht. Innerhalb des ansonsten recht vorbildlich und objektiv-nüchtern verfassten (!) Sachbuches findet sich dann aber eben auch ein denkbar überflüssiges Kapitel 7 - "Wolfsjagd". Des Weiteren fand ich einige Passagen, die ich für würdig befand, hier noch zum Besten zu geben, da einige Dinge nach wie vor aktuell und gültig bleiben.
Leider!
Obwohl der Wolf schließlich in die Liste der jagdbaren Tiere aufgenommen wurde, wird er trotzdemweiterhin als Schädling behandelt. Das Hauptziel der jagdlichen Bewirtschaftung ist nämlich einmal die Erlangung großer Wildfleischmengen und zum anderen einer hohen Qualität der Trophäen. Da Huftiere die Nahrung von Wölfen bilden, richten sie in der Meinung vieler Menschen sogenannte "Wirtschaftsschäden" an (Tab. 6.1). Daher stammt auch die Tendenz, wenn nicht zur Ausrottung, so doch zur maximalen Begrenzung der der Anzahl der Wölfe. Der allgemeine Mangel an redlichem Wissen zu dieser Thematik begünstigt diese Tendenz. Publikationen, die für Jäger bestimmt sind, verbessern leider den Stand dieser Angelegenheit nicht. Hier gilt nämlich, was wir z.B. sogar noch in dem 1989 erschienen Buch von GODLEWSKI "Vademecum des Jägers" (in Polnisch) aauf S. 177 zu lesen: "Der Wolf ist blutgierig, er tötet ein Tier nicht nur um der benötigten Menge zur Beruhigung des Hungers, sondern auch für die räuberische Genugtuung, besonderns, wenn es ihm gelingt, in Gebäude, z.B. Schafställe. einzudringen. Mit besonderem Fanatismus jagt er auf Rotwild, verursacht unter ihnen große Verluste."
[...] Immer noch kann ein großer Teil der Jäger Wölfe in ihrem Jagdgebiet nicht akzeptieren, obwohl in der Regel die Individuen den Wölfen zum Opfer fallen, die für Jäger als Abschuß am wenigsten interessant sind (Junge und Weibchen). Das sind auch die hinsichtlich der Trophäe am wenigsten wertvollen Tiere (OKARMA, 1984 u. 1991; MILKOWSKI, 1986).
S. 105, Kapitel 6
In den letzten Jahren war der Wolf häufiger im Gespräch als in den Wäldern Deutschlands. Es entstand eine regelrechte Kampagne für und gegen den Wolf. Auf die Frage eines Reporters, wie er sich verhalten soll, wenn er doch einen Wolf im Wald trifft, habe ich ihm gesagt: "Gar nicht - der Wolf verhält sich schon! und zwar so, dass Sie ihn entweder nicht bemerken oder daß er sich so schnell wie möglich davonschleicht." Das trifft natürlich nicht auf tollwütige Tiere (jeder Art) zu.
Man sprach schon vom "Problemtier" Wolf, obwohl es noch gar keine Probleme gab, ja es war ja nicht einmal sicher, ob überhaupt auch nur ein einziges Rudel existierte. In den Zeitungen wurde noch nie so viel über Wölfe in Brandenburg geschrieben wie Anfang der 90er Jahre.
S. 142, Nachwort (Die Wolfs-Situation in Deutschland)