Bauernaufstand

Alles, was sonst nirgends passt.
Redux

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Redux »

Na schön. Staatslenkung statt Markt, kann m.E. nicht die Lösung sein, auch wenn die Behauptung es handele sich bei der berliner Wohnungspolitik um staatliche Wohnraumlenkung falsch ist, ebenso ist die veraltete DDR Produktion mit ihren Folgen für die Umwelt sicher ein Fakt, nur ist eben auf der anderen Seite auch nicht alles taxiert, verplant und genutzt worden, was in der ehemaligen DDR große Naturräume erhalten hat. Aber um eine solidarische Umverteilung (nein das ist keine Sozialismus) werden wir wohl nicht herumkommen. Der neoliberale Irrglaube, daß alles der Markt von selbst regelt dürfte doch wohl selbst für die eingefleischtesten Marktradikalen seit der Finanzkrise entzaubert sein. Das Problem ist m.E. eben auch nicht ob eine Firma oder der Staat Umweltstandarts setzt sondern das ständige Wachstum des Marktes an sich. Dieser gehört m.E. eben reguliert. Finde es auch komisch wieso beim Bashing des staatlichen Unternehmertums niemals China gebasht wird. Eben !
Benutzeravatar
Dr_R.Goatcabin
Beiträge: 1239
Registriert: 29. Jan 2016, 13:36

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Genau, China! Das hat hier in gewohnter Ostalgie des Afd-Sachsen gefehlt. :) Wer Mietendeckel einführt, der bereitet den Weg für Millionensterben, und Gulag sowieso.

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... schte.html
"Though this be madness, yet there is method in 't ..."
maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Ach Dr. Ziegenstall. In deiner geistigen Welt möchte ich nicht gefangen sein. Schnelle Rotation im kleine Radius macht schwindelig... :lol:
Dir ist aber schon aufgefallen, daß AFD kein sächsisches Phänomen ist oder?
In allen 5 neuen Bundesländern sitzen sie zwischen einem Fünftel und einem Viertel Zuspruch der Wähler in den Landesparlamenten.
Und da wir gerade bei den Bauern sind - Glückwunsch nach Thüringen zum starken Statement zur Grünen Politik. Thüringen praktiziert Naturschutz, indem sie die Grünen zurück Richtung Bedeutungslosigkeit zurückschicken. Das ist das Beste an der gestrigen Wahl.
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Lutra »

Bitte nicht immer Naturschutz, Umweltschutz, Tierschutz durcheinanderschmeißen! Das sind drei verschiedene Dinge, die sich zwar irgendwo berühren und beeinflussen, aber doch ganz unterschiedliche Bereiche beackern.
Und klar ist es die Aufgabe des Staates, Rahmen zu setzen, was denn sonst?
Nach der "Wende" war ein beliebter Begriff "soziale Marktwirtschaft". Dafür muß eben der Staat den Rahmen vorgeben, gegebenfalls unsoziale und einseitig profitorientierte Entwicklungen abbremsen oder verhindern. Das betrifft natürlich auch Dinge in der Landwirtschaft.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Nina »

Schon interessant, was hier alles unter dem Begriff "Bauernaufstand" subsumiert wird.

Maxa67 möchte also lieber quasi emissionsfreie AKW - Originalzitat "quasi emmsionsfreies KKW" statt Windräder. Dass der Atommüll alles andere als emissionsfrei ist und für seine Entsorgung bislang keine Lösung gefunden werden konnte, interessiert dagegen wohl eher nicht. Ist ja auch schön bequem, und um die Entsorgung können sich ja auch lieber zukünftige Generationen Gedanken machen - schöne Grüße aus der Asse II¹ oder: nach mir die Sintflut. Sollte das mit dem AKW dann aber doch noch zu Lebzeiten schief laufen, wären große Teile Deutschlands auf unabsehbare Zeit unbewohnbar. Dann bräuchten wir nicht mehr über Nitrat im Trinkwasser, Bauernaufstände oder verschiedene Arten der Lebensmittelgewinnung schwadronieren - aus die Maus. Und dann stelle ich mir all die flüchtlingskritischen Deutschen vor, die plötzlich selbst ganz verzweifelt in anderen Ländern an die Tür klopfen und um Einlass betteln müssen, weil die einstige idyllische Heimat unbewohnbar geworden ist. Ein Störfall an einer Windkraftanlage hat im Ergebnis nun einmal andere Konsequenzen als ein Störfall im AKW. Ich finde Windräder auch nicht schön und würde lieber auf einen dezentralen Energie-Mix setzen, der dem Häuslebesitzer maximale Energie-Autonomie bietet - aber dem stehen eben die Interessen der großen Energiekonzerne entgegen.

Womit wir wieder die Kurve zum Bauernaufstand hinkriegen, die an die Verbraucher völlig falsch adressiert ist. Nicht der Verbraucher hat das Höfesterben zu verantworten, sondern die Politik, die massiv von den mächtigen Bauernverbänden beeinflusst wird. Die propagieren die "Wachsen oder Weichen"-Politik.² Der Verbraucher zahlt am Ende für alles - nicht nur den Preis an der Ladentheke. Erstmal zahlt er jährlich brav die 58 Milliarden Agrarsubventionen³, bevor überhaupt irgendwas erzeugt worden ist. Dann bezahlt er nochmal extra für außergewöhnliche Ereignisse: Millionenschwere Dürrehilfen⁴, Millionen für eine Soforthilfe in der hausgemachten Milchpreiskrise⁵. Und "Ringelschwanzprämien"⁶. Ausgleich von Wolfsschäden und Herdenschutzprävention. Zusätzliche Millionen für die Jagd auf Schwarzwild, um die Schweinemastbetriebe vor der ASP zu schützen und den Jägern das Schießen von wenig Geld einbringenden Frischlingen zu vergolden⁷. Dann zahlt der Verbraucher sämtliche Folgeschäden, etwa in Form von verdoppelten Wasserpreisen aufgrund der aufwendigeren Aufbereitung (laut Studien zwischen 32 und 62 Prozent Aufschlag)⁸. Dazu kommt noch der Anteil an Folgekosten für den landwirtschaftlichen Anteil am Klimawandel. Dann zahlt der Verbraucher auch noch Steuermillionen, um dem Artensterben entgegenzuwirken, während an der Ursache Überdüngung, Monokulturen und flächendeckendem Pflanzenschutzmitteleinsatz wenig geändert wird. Dazu gesellen sich die Folgekosten im Gesundheitswesen aufgrund multiresistenter Keime aus Massentierhaltungsbetrieben - und am Ende zahlt der Verbraucher auch noch die millionenschweren EU-Vertragsstrafen, weil Deutschland die Richtlinien nicht in nationales Recht umsetzt. Von billigen Lebensmitteln kann hier keine Rede sein, wenn man die Folgekosten oben drauf rechnet.

Wenn dann Leute kommen und gezielt Zweifel säen, sollte man tatsächlich mal genau hinterfragen, wem es eigentlich nützt. Ich denke da z. B. an die rund 100 Lungenärzte, die uns den Diesel überraschenderweise als doch nicht so schädlich verkaufen wollten - und die Initiatoren bei genauerer Betrachtung gute Verbindungen zur Automobilbranche unterhielten⁹ - und denen auch noch ein Rechenfehler unterlaufen war¹⁰.

Zum allgemeinen Nachdenken über alternative Fakten mal ein Zitat aus einem Beitrag des 3sat-Kulturjournals:
"Was die Ultrarechten wollen, ist ein Turbokapitalismus ohne Regeln - ohne Sozialstaat. Aber heute wollen sie damit die globale Ordnung, die sie reich gemacht hat, stürzen." [...] Seit vielen Jahren unterstützen sie die Republikaner mit Millionen Dollar Wahlkampfspenden, finanzieren klimaleugnende Politiker wie Trump, und bekämpfen Klimawissenschaftler. Ihr Ziel: Eine Wirtschaft ohne Regeln, oder besser noch: "Chaos ist das, was ein Teil der Superreichen will. Sie machen ihr Geschäft mit extremen Unsicherheiten." Globalisierungsgewinner wie Trump, Boris Johnson und ihre Unterstützer, suchten dafür gezielt die Allianz mit den Verlierern des Systems, deren Frust sie lenken könnten - oder gleich mit den offenen Rassisten, die auf der Straße und im Netz Hass säen und so die liberale Mehrheit zum Schweigen bringen wollten. Mason zitiert Hannah Arendt, die einst über den Aufstieg der Nationalsozialisten von "der temporären Allianz der Elite mit dem Mob" sprach. Ähnliches passiere heute wieder. "Wenn Teile der Superreichen, der sehr sehr Armen und der eher weniger Gebildeten sich dem gemeinsamen Ziel verschreiben, das System zu zerstören, wird's gefährlich." [...] Mason sagt, wir sind mittendrin, in einem Zeitalter, in dem die Vernunft massiv bekämpft und die Lüge zur neuen Wahrheit erhoben wird. Um Menschen in wertvoll und weniger wertvoll zu teilen, einigen wenigen Profite zu bringen, die multilaterale Ordnung und den Frieden aufzukündigen. Wenn erst niemand mehr wisse, was stimmt und was nicht, falle die Demokratie - und die Tyrannei habe gewonnen. [...] Paul Mason appelliert an uns alle: Wer sich weiter Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit wünsche, dürfe jetzt nicht mehr schweigen.

Kulturzeit, 23.10.2019 über den Hochschullehrer und Wirtschaftsjournalisten Paul Mason und sein neues Buch "Klare, lichte Zukunft" https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/s ... 9-100.html
¹ Deutschlandfunk, 06.02.2019: Marodes Atommülllager - Die wachsende Gefahr von Asse II, Zitat: "Dass beim Asse-II-Projekt alles zu langsam laufe, will Olaf Lies nicht gelten lassen. Jedes Jahr würden immerhin 100 Millionen Euro dafür ausgegeben" https://www.deutschlandfunk.de/marodes- ... _id=440331
² VEN - Verein zum Erhalt der Nutzpflanzenvielfalt e. V.: WIR HABEN ES SATT! https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/wir ... 2019-mainz
³ ZDF, 19.05.2019: Hektarweise Geld - Wie EU-Milliarden helfen, die Umwelt zu zerstören https://www.zdf.de/nachrichten/heute/pl ... n-100.html
NDR, 19.08.2019: Dürrehilfen: Millionen für Niedersachsens Bauern https://www.ndr.de/nachrichten/niedersa ... fe116.html
Kieler Nachrichten, 30.05.2016: 100 Millionen Euro Soforthilfe für Milchbauern https://www.kn-online.de/Nachrichten/Wi ... ilchgipfel
HAZ, 04.01.2018: Bauern wollen mehr „Ringelschwanzprämie“ kassieren https://www.haz.de/Nachrichten/Der-Nord ... -kassieren
Nordkurier, 13.05.2019: Pürzelprämie für erlegte Wildschweine verlängert https://www.nordkurier.de/mecklenburg-v ... 80205.html
agrarheute, 06.12.2018: Diese Länder zahlen Prämien für erlegte Wildschweine https://www.agrarheute.com/tier/schwein ... ine-541797
gwf, 12.06.2017: Nitrat könnte Wasserpreise fast verdoppeln https://www.gwf-wasser.de/aktuell/nachh ... ln/555215/
Lobbycontrol, 01.02.2019: Dieseldebatte: Ein Lungenarzt-Aufruf mit Verbindungen zur Autoindustrie https://www.lobbycontrol.de/2019/02/die ... industrie/
¹⁰ Tagesschau, 14.02.2019: Lungenarzt über Diesel-Grenzwerte: Er hat sich verrechnet https://www.tagesschau.de/inland/lungen ... r-101.html
maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Dass der Atommüll alles andere als emissionsfrei ist und für seine Entsorgung bislang keine Lösung gefunden werden konnte,
Du bist sowas von 80er... Schonmal was von Reaktoren der 4. Generation gehört?
Mittlerweil macht man mit den Brennstäben älterer KKW sogar Kohle, weil die in KKW der neuesten Generation weiter zum Einsatz kommen.

Und hör auf mit den Interessen der großen Energiekonzerne. Haben wir überhaupt noch welche? Die sind doch schon längst marginalisiert worden. Und statt ins Steuersäckel einzuzahlen, halten die sich mit den Anteilen an Netzentgelten und Netzeingriffsgebühren grad so über Wasser. Das bezahlts dann du mit deinem Strompreis, der zu 50 % aus Staatsquote besteht.

Ich hab paar Jahre Elektrotechnik gehabt, deswegen isses mir einfach zu blöd, immer und immer wieder Leuten wie dir, Grundlagenerklärungen abzugeben, warum diese sogenannte Energiewende in die Hosen geht.

Die Kiste Bier steht noch als Wettangebot, daß in zwei Jahren die AKW nicht abgeschaltet werden. Warum? Weil wir es nicht können!

Achso: und noch was zu unseren "Behörden". Betrifft ja indirekt auch die Thematik bezüglich Fleischproduktion.
So siehts in Deutschland in einem zertifizierten Betrieb aus...
https://www.saechsische.de/wilke-wurst- ... 34213.html

Als jemand, der tagtäglich mit QM im Lebensmittelbereich zu tun hat, ein Ding der Unmöglichkeit.
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Nina »

Sorry maxa67 - es ist Dir "zu blöd", auf Argumente einzugehen - aber es ist Dir offenbar nicht "zu blöd", mit dem Wilke-Wurstskandal in bester Whataboutism-Manier noch einen neuen Nebenkriegsschauplatz zu errichten - die Abgründe der Lebensmittelindustrie, hier der Fleischindustrie.
Dass Du das als Antwort an mich richtest, kann irrtümlicher nicht sein, da ich überhaupt kein Fleisch konsumiere.

Kurze Anmerkungen zu den anderen Nebenkriegsschauplätzen:

- Focus online, 20.08.2019: „Gefahr für hunderttausende Jahre“: Das Atom-Drama beginnt erst nach dem Ausstieg https://www.focus.de/immobilien/energie ... 13452.html
- Handelsblatt, 29.10.2019: Vattenfall steigert Gewinn deutlich wegen des deutschen Marktes https://www.handelsblatt.com/unternehme ... VVlcAX-ap2
- Wirtschaftswoche, 14.11.2017: RWE steigert Gewinn https://www.wiwo.de/unternehmen/energie ... 78904.html
- Hellweger Anzeiger, 14.05.2019: Energiekonzern Innogy zum Jahresauftakt mit mehr Gewinn https://www.hellwegeranzeiger.de/Nachri ... 06153.html
- SWR, 13.03.2018: Hütchen-Spiel der Energie-Konzerne: Das passiert jetzt mit dem Strompreis https://www.swrfernsehen.de/marktcheck/ ... -7078.html

So, ich bin mit OT durch.
maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Hast recht, das bringt nix.
Allein wenn ich schon deine Quellen sehe...

Und den Wurstskandal brauchste nicht auf dich zu beziehen, ich wollte lediglich die Brücke wieder hin zu Agrar schlagen.
Aber gut zu wissen, daß Du vegan lebst. Das passt in meine Filterblase dieser Lebensphilosophie :lol:
Benutzeravatar
Nina
Beiträge: 1779
Registriert: 10. Feb 2016, 13:25

Re: Bauernaufstand

Beitrag von Nina »

Ja, das ist richtig lustig, hast recht. :lol: Kein Fleischkonsum heißt allerdings nicht zwingend vegan. :lol:

Und diese Weisheit gilt natürlich auch nur für alle anderen, aber nicht für Dich selbst:
maxa67 hat geschrieben:Warum nur immer dieses Schwarz-weiß Denken? Das läßt doch keine argumentatorische Luft, um wenigstens mal zu sortieren, wo es Konsens geben könnte und wo die Fronten verhärtet bleiben.
DAS ist lustig! :lol:
maxa67

Re: Bauernaufstand

Beitrag von maxa67 »

Na da hat doch die Diskussion wenigstens einen angenehmen Effekt.

Nina, ich habs eigentlich schon lange aufgegeben, Leute mit Nachdruck auf paar Realitäten aufmerksam zu machen, aber manchmal reizt es einen doch noch. Leider immer wieder mit dem gleichen Effekt.

Ich sorge für meine Familie und mein Umfeld entsprechend mit vor, hab Spaß am Leben und genieße es, und so, daß ich früh in den Spiegel guggen kann, ohne mich vor meinem Charakter gruseln zu müssen, alles andere, vor allem Ideologische und Religiöse laß ich da außen vor und erst recht nicht mein Leben bestimmen. Ich werd mich aber wehren, wenn mein Umfeld politisch so angegriffen wird, daß es wesentlich meine Lebensphilosophie und meinen sicher nicht sehr üppigen Geldbeutel beeinflußt.
Und wir haben hier außerdem noch einen Vorteil: Wir hatten vieles schonmal und können einfach besser damit umgehen.
Wir haben sozusagen DDR 2.0 mit Reisefreiheit und weniger drastischen Strafen. :lol:
Antworten