Interview mit Ilka Reinhardt

Nachrichten in Zeitung, Fernsehen, Radio usw. Wenn möglich, bitte spezifischeres Forum wählen.
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Wolfsheuler »

Bei "Niedersachsen Wolf" ist ein Interview mit Ilka Reinhardt
und einige andere Dateien von "Lupus"
http://niedersachsenwolf.jimdo.com/lupus/

Ein Auszug des Interviews:
Und wie sicher ist mittlerweile das Leben in Deutschland für den Wolf?
Schwer abzuschätzen. Der Straßenverkehr ist eine Gefahr, aber Wölfe sind da extrem
anpassungsfähig. Beim Problem der illegal geschossenen Wölfe kennt man sicherlich nur die Spitze
des Eisberges. Jedes Jahr wandern aus den Rudeln Jungtiere ab. Das wirft die Frage auf, wo die alle
bleiben. Rein rechnerisch müsste es bereits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben. In den
südlichen Bundesländern ist bisher noch kein Wolf aus der deutsch-westpolnischen Population
nachgewiesen worden.
Die Diskussion, die wir hier ja schon so oft geführt haben. Wo sind all die abgewanderten Wölfe hin?
Grauer Wolf

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Die Diskussion, die wir hier ja schon so oft geführt haben. Wo sind all die abgewanderten Wölfe hin?
Vielleicht bin ich ein Schwarzseher, aber möchtest Du das wirklich wissen? Ich nicht unbedingt. "Abgewandert" könnte auch was ganz anderes bedeuten...

Btw., mich wundert es ja auch. Wir haben jetzt seit etlichen Jahren Wölfe, die auch regelmäßig reproduzieren. Es müßten wirklich mehr sein, weil die Welpensterblichkeit angesichts des milden Klimas in Mitteleuropa (wir haben hier schließlich keine Winter Marke Kanada mit Temperaturen bis unter -40°C) und des überreich gedeckten Tisches m.E. recht gering sein müßte...
timber-der-wolf

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von timber-der-wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:Bei "Niedersachsen Wolf" ist ein Interview mit Ilka Reinhardt
und einige andere Dateien von "Lupus" http://niedersachsenwolf.jimdo.com/lupus/
Ein Auszug des Interviews:
Und wie sicher ist mittlerweile das Leben in Deutschland für den Wolf?
Schwer abzuschätzen. Der Straßenverkehr ist eine Gefahr, aber Wölfe sind da extrem
anpassungsfähig. Beim Problem der illegal geschossenen Wölfe kennt man sicherlich nur die Spitze
des Eisberges. Jedes Jahr wandern aus den Rudeln Jungtiere ab. Das wirft die Frage auf, wo die alle
bleiben. Rein rechnerisch müsste es bereits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben. In den
südlichen Bundesländern ist bisher noch kein Wolf aus der deutsch-westpolnischen Population
nachgewiesen worden.
Die Diskussion, die wir hier ja schon so oft geführt haben. Wo sind all die abgewanderten Wölfe hin?
Selbst wenn man berücksichtigt, dass natürlich nicht alle geborenen Welpen überleben, anerkannte Studien und Beobachtungen belegen das ja, ist die Frage, wo die ganzen Welpen -> Jungwölfe -> Wölfe geblieben sind, die seit 2000 in D geboren wurden, berechtigt.
Neben dem Straßenverkehr (der nicht unterschätzt werden darf, aber die Opfer sind bekannt) gibts für mich auf Grund des "Stöberns" in diversen Jagdforen und vielen persönlichen Diskussionen nur eine Erklärung, die lautet ganz eindeutig
"SSS".
Auch wenn sich die "Grünabiturienten" immer als "Naturschützer" :evil: und "Heger" :lol: darstellen, so trifft diese Aussage leider nur auf einen kleinen, nämlich den geringsten Teil der Jägerschaft zu. Den meisten Jägern ist, trotz offizell anderer Bekundung, der Wolf nach wie vor ein Riesendorn im Auge - wie im Übrigen jegliches "Raubzeug", egal ob es sich dabei um Wolf, Fuchs, Marder, Komoran ... handelt :evil:
Ein Großteil der Jägerschaft will und kann leider einfach nicht dazulernen, neue Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung akzeptieren. Traurig, aber auf Grund meiner Erfahrung leider wahr!
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Wolfsheuler »

Ich finde es nur eine Riesenschweinerei denen gegenüber, die sich den A.. aufreissen. Ilke Reinhardt, Gesa Kluth, den freiwilligen Wolfsbeauftragten und den Mitgliedern des Freundeskreis gegenüber. Die wenden alle so viel oft ehrenamtliche Zeit auf, dass unsere Kinder vielleicht in Zukunft wieder eine vollständige und gesunde Natur erleben können. Und dann wird von ein paar Idioten alles kaputtgemacht. Es gibt in Deutschland jede 50 Meter einen Hochsitz. Manche Jäger verbringen 180Tage im Jahr dort und sei es nur um den verhassten Fuchs zu bekämpfen. Irgendwann (man sieht es ja an den Videos aus der Lüneburger Heide oder Mecklenburg Vorpommern) kommt dann sicher auch mal ein Wolf vorbei.
Ich bin vor ein paar Monaten inn Nordfrankreich gewesen. Dort sucht man vergeblich nach Hochsitzen. Nicht dass es da keine Jäger geben würde, es gibt sogar mehr als in Deutschland. Aber die jagen grösstenteils gemeinsam und nciht im stillen Kämmerlein, genannt Revier. Kontrolle gibt es in Deutschland so gut wie keine und der Abschuss von Hunden ist nach wie vor erlaubt.
Neulich schrieb ein Jäger, dass es in Polen viele Probleme geben würde mit wildlebenden Hunderudel. Da habe ich gefragt, ob das denn auch in Deutschland ein Problem sei. Nein, sagte er, das regele ja das Bundesjagdgesetz hier.
Nun in Westpolen hat sich die Wolfspopulation gut entwickelt, in Deutschland weniger gut. Da kann man sich ja jetzt seinen eigenen Reim darauf machen. :x
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Wolfsheuler »

@Grauer Wolf,
die Welpensterblichkeit ist meines Erachtens auch gering.
http://www.lcie.org/Docs/Regions/German ... 092010.pdf
Seite 24: Seeland Rudel
Das Rudel bestand 2009 aus 7 Wölfen, Elterntiere und 5 Welpen.
Im April 2010 bestand es immer noch aus 7 Wölfen. Bedeutet also dass alle 5 Welpen das erste Lebensjahr überstanden haben.

Dann wandern sie weg und ihre Spuren verlieren sich. :?:
Grauer Wolf

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Grauer Wolf »

Wolfsheuler hat geschrieben:@Grauer Wolf,
die Welpensterblichkeit ist meines Erachtens auch gering.
http://www.lcie.org/Docs/Regions/German ... 092010.pdf
Seite 24: Seeland Rudel
Das Rudel bestand 2009 aus 7 Wölfen, Elterntiere und 5 Welpen.
Im April 2010 bestand es immer noch aus 7 Wölfen. Bedeutet also dass alle 5 Welpen das erste Lebensjahr überstanden haben.

Dann wandern sie weg und ihre Spuren verlieren sich. :?:
Danke für den Statusbericht! Der bestätigt dann auch haargenau meine Auffassung, daß die Welpen hierzulande hervorragende Überlebenschancen haben. Das Klima ist wie gesagt mild, Beute ohne Ende und die natürlichen Feinde Schwarz- und Grizzlybär fehlen hier. Also beste Aufzuchtbedingungen trotz der ständigen Gefahr durch den Verkehr. Angesichts dieser Faktenlage und der aktuellen Zahlen läßt sich nur ein Schluß ziehen und der ist alles andere als erfreulich.
Ich frage mich, was in diesem unserem Lande eigentlich noch passieren muß, daß die selbstherrliche Jägerschaft keine Hunde mehr abschießen darf. Das würde nicht nur zigtausendfache Trauer unter den betroffenen Menschen weitgehend verhindern, sondern hinsichtlich des Wolfes auch gleich der lächerlichen, verlogenen Rechfertigung "Hab ich verwechselt!" den Nährboden entziehen... Die Lodenmafia gehört endlich unter Kuratel gestellt und deren Verstöße gegen den Artenschutz regelmäßig mit Knast und Entzug der Jagdlizenz auf Lebenszeit samt entschädigungslosem Einzug aller Waffen geahndet. Im gleichen Zug sollte man die ökologisch denkenden Jäger, die sich bemühen, den bis zu den Achsen im Dreck sitzenden Karren wieder rauszuziehen, tatkräftig unterstützen.
Es kann doch nicht angehen, daß eine winzige Gruppe mit ungerechtfertigten Privilegien resp. deren Mißbrauch die Bevölkerung drangsaliert, den verantwortungsvollen, "anständigen" (und daher echten ;) ) Jäger in schlechtem Licht erscheinen läßt (das färbt schließlich ab, auch wenn's nicht gerechtfertigt wäre) und so nebenbei vielfache Bemühungen um Natur- und Artenschutz konterkariert.
Ein gutes Beispiel für Inkompetenz bis hin zur völligen, wildbiologischen Ahnungslosigkeit ist z.B. die nach wie vor akribische Bejagung des Fuchses, deren Unsinnigkeit längst wissenschaftlich belegt und deren Unmenschlichkeit offensichtlich ist, da ohne Rücksicht auf Verluste unter den Welpen und auf soziale Strukturen auf Fähen und Rüden geballert wird (Anmerkung: Der Fuchsrüde ist maßgeblich an der Aufzucht der Welpen beteiligt!). Das ist zwar grundsätzlich ein anderes Thema, paßt aber insofern, daß es offensichtlich immer noch Usus ist, verhaßte Beutegreifer gleich welcher Art ggf. auch illegal zu bejagen... nein... zu vernichten!
Wolfsheuler
Beiträge: 747
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Wolfsheuler »

Es gibt ja bereits einigerorts Schonzeiten für Füchse. Saarland, NRW glaube ich, Luxemburg, ... too be continued
Es kann doch nicht angehen, daß eine winzige Gruppe mit ungerechtfertigten Privilegien resp. deren Mißbrauch die Bevölkerung drangsaliert, den verantwortungsvollen, "anständigen" (und daher echten ) Jäger in schlechtem Licht erscheinen läßt (das färbt schließlich ab, auch wenn's nicht gerechtfertigt wäre) und so nebenbei vielfache Bemühungen um Natur- und Artenschutz konterkariert.
Natürlich machen diese Gruppe von Menschen nur einen winzigen Teil der Bevölkerung aus. Das Problem ist und bleibt aber die Gleichgültigkeit der anderen 99,.. Prozent. Solange es nicht gelingt, die Menschen zu bewegen über ihren eigenen Tellerrand zu sehen, haben wir keine Chance.
Ohne jetzt hier einen Feldzug gegen die Jäger führen zu wollen, habe ich bei der SZ noch einen interessanten Artikel gefunden zum Thema "Wolf und Jäger". Leider kann ich den Link hier nicht posten, da man bezahlen muss.
http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=2751459
Für die, welche ihn jetzt nicht lesen können, eine kurze Zusammenfassung.
Artikel vom 30.04.2011
Wolf bringt das Muffelwild in Bedrängnis.
Es geht um die Mufflons in den Königshainer Bergen. Die würden mittlerweile Gruppen von 100 Tieren bilden wegen dem Wolf. Man hat im März 3 tote Mufflons gefunden, die als Wolfsrisse bestätigt wurden. Ein Forstrevierleiter sagt dann noch, dass er schon seit Jahren Knochenreste findet. Dann sagt die Wolfsbeauftragte des Kreises, dass ein männlicher und ein weiblicher Wolf durch das Gebiet streifen würden. Man habe zwei unterschiedliche Spuren gefunden. Man habe aber keinen Kot gefunden und geht nicht davon aus, dass sich die Tiere fest ansiedeln.
Und dann kommt der Landrat Bernd Lange ins Spiel (war das nicht der, welcher das Wolfsbüro Lupus abschaffen wollte?). Der sagt dann vor versammelter Jägerschaft, dass es nicht sein könnte, dass sie die letzte sächsische Mufflonpopulation des Landes verlieren würden, weil sie nicht handeln dürften.

Also mit dem "Segen" des Landrates und dem Wissen, dass man sich mit einem Hundeabschuss rausreden kann, wird es dann sicher einigen Jägern leichter fallen, illegal zu handeln.
Lutra
Beiträge: 2697
Registriert: 5. Okt 2010, 21:30
Wohnort: Pulsnitz

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Lutra »

http://www.sz-online.de/_sitetools/news ... rtikel.asp

So ist der ganze Artikel lesbar. Solche Zeitungsmeldungen kommen immer wieder mal. Das sind schon Künstler, die an Hand der Spuren das Geschlecht eines Wolfes erkennen.
Mufflons gibts bei uns in der Gegend auch und die sind bei den Landwirten gar nicht so beliebt, weil sie eben wie eine Herde auf der Weide stehen. Ich kann mich noch dran erinnern, als die ausgesetzt wurden, damals unter der Regie des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes. Da hieß es, die Mufflons würden keine Gehölze verbeißen und sollten deshalb als Wild teilweise das Reh ersetzen. Diese Ansicht erwies sich recht schnell als falsch. Das Gegenteil war der Fall.
Aber so ein paar Widderhörner machen sich schon gut an der Trophäenwand, keine Frage. 8-)
Grauer Wolf

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Grauer Wolf »

Speziell bei der ständigen Jammerei um "unser Muffelwild" sträuben sich mir die Nackenhaare :x . Ich kann's wirklich nimmer hören...
Wenn's Muffelwild durch die Wölfe eliminiert wird, dann geht das in Ordnung, denn es ist eine ursprünglich in den schroffen und trockenen Gebirgsregionen Korsikas und Sardiniens heimische Wildschafart, die hierzulande u.a. zwecks Erbauung der Jägerschaft künstlich eingeführt wurde.
Natürlich sind mit einem den hiesigen Bedingungen (zu dem natürlicherweise auch der Wolf gehört) nicht angepaßten Fluchtverhalten die Mufflons jedem halbwegs tüchtigen Wolf hoffnungslos unterlegen. So werden sie halt gefressen und eine Faunenverfälschung verschwindet auf natürliche Weise. Daß die Jägerschaft vergrätzt darauf reagiert, wenn ein hier heimischer (!) resp. heimgekommener Beutegreifer ihnen den Spaßfaktor wegnimmt, ist nicht anders zu erwarten.
Ebenso klar ist auch mal wieder, daß der Großteil der Jägerschaft (und Teile der Forstvervaltung :shocked: ) offensichtlich null Ahnung von Wildbiologie und Ethologie hat resp. vorhandene Kenntnisse ignoriert, denn sonst wäre niemand auf die Schnapsidee gekommen, hierzulande Muffelwild aktiv anzusiedeln, eine Tatsache, bei denen im Falle der Wölfe buchstäblich der Wutschaum vor dem Mund stände. Rehe durch Muffelwild ersetzen? Also wirklich... :? Dümmer geht's nimmer. Jede Art von Faunenverfälschung hat sich bisher immer gerächt, teilweise auf katastrophale Weise (Australien, Tasmanien, Neuseeland!), denn der Mensch greift auf Dauer nicht ungestraft in das Gefüge der Natur ein.

ZUm Glück sind dem Landrat die Hände durch den Artenschutz gebunden und je eher die Wölfe da vollendete Tatsachen schaffen, desto besser. Mit einem herzhaften Rülpser nach dem Verzehr des letzten Mufflons ist die Sache hoffentlich ausgestanden und endlich Ruhe im Busch... ;)
Benutzeravatar
Ash
Beiträge: 508
Registriert: 6. Okt 2010, 08:49
Wohnort: Lüneburg

Re: Interview mit Ilka Reinhardt

Beitrag von Ash »

Hm--- jetzt müssen wir nur noch Mr. Lübtheen die Nandus schmackhaft machen ;) Noch so ein "Unfall", der wegen akuten Nichthandelns der Behörden dazumal nun verselbständigt ist.
Antworten