Wiederholen wir kurz die einfachsten Grundrechenarten:
Erklärbär hat geschrieben:Sind die 4,7 mg bei Wildschwein vielleicht Ausreißer? LOL. Vielleicht bei 1 Probe gemessen?
[Von Erklärbär aufgeführtes Zitat]"Zwar weisen einzelne Lebensmittel, wie Wildschwein (17,9 %) [...] im Bericht von 2004, eine hohe Anzahl an HG- bzw. RW-Überschreitungen auf [...]
Merke:
"eine hohe Anzahl" > 1
4320 Proben > 1 Probe
Der Probenumfang wurde durch eine statistische Analyse vorab bestimmt: 120 Tiere je Tierart, je Region und je Geschossart. Daraus ergab sich eine Gesamtzahl von 4320 Proben je Tierart für Rehwild und Schwarzwild.
Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 3
https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Und was kam noch einmal dabei heraus? Ach ja:
Die Verwendung bleihaltiger Geschosse führt im Vergleich zu bleifreien Geschossen zu einem
deutlichen, statistisch signifikanten Anstieg der mittleren Bleigehalte sowohl beim Rehwild als auch beim Schwarzwild. Dieser Befund ist
statistisch abgesichert unter Berücksichtigung des geogenen Eintrags (Effekt der Regionen).
Die Effekte sind in allen untersuchten Fleischteilproben unabhängig vom Ort der Probennahme zu beobachten.
Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 5https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Die Exposition des Verbrauchers gegenüber Blei beruht im Allgemeinen vor allem auf dem Verzehr von Lebensmitteln, die
vergleichsweise geringe Bleigehalte aufweisen, aber deren
Verzehr hoch ist (
Obst, Gemüse und Leitungswasser). Andere Lebensmittel, die von den meisten Verbrauchern selten verzehrt werden, können ebenfalls einen Beitrag zur Exposition gegenüber Blei leisten, wenn sie
hohe Gehalte aufweisen. So können in
Wildbret aufgrund der Verwendung bleihaltiger Büchsengeschosse bei der Jagd
hohe Bleigehalte auftreten.
Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 2https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Vor dem Hintergrund, dass die Bleiaufnahme in Deutschland über andere Quellen schon sehr hoch ist, empfiehlt das BfR daher, dass Kinder, Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter auf den Verzehr von mit bleihaltiger Munition erlegtem Wildbret verzichten sollten. [...] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konnte anhand von Daten aus dem LExUKon-Projekt2 zeigen, dass Verbraucher Blei vor allem über Grundnahrungsmittel aufnehmen. Ein zusätzlicher regelmäßiger und hoher Verzehr von mit Bleimunition erlegtem Wildbret kann die Bleibelastung von Verbrauchern weiter deutlich erhöhen, so dass eine Gesundheitsgefährdung bestimmter Verbrauchergruppen nicht auszuschließen ist.
Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 2https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Erklärbär hat geschrieben:Wild spielt faktisch kaum eine Rolle, wird nicht mal erwähnt.
Oder willst Du jetzt konsequenterweise Getreide, Gemüse und Trinkwasser verbieten? LOL.
Textverständnis ist die nächste Baustelle, aber da war sie halt auch schon wieder, die typische Übersprungshandlung.
Von Verboten hat hier niemand gesprochen. In dem Artikel wurde Wildfleisch aus Jagd als "gesund" und "weitgehend unbelastet" angepriesen, was sich anhand der statistischen Daten als nicht haltbar erwiesen hat. Obst, Gemüse und Trinkwasser sind gering belastet - die Belastung ergibt sich allein aus der Tatsache, dass diese Lebensmittel lebensnotwendig sind und entsprechend häufig konsumiert werden. Wildbret ist hoch belastet - und das BfR relativiert diese Belastung allein anhand der Tatsache, dass Wildfleisch ein absolutes Nischenprodukt ist, dass von der Bevölkerung kaum und wenn, dann äußerst selten konsumiert wird. In den NDR-Artikeln wird Wildbret aber beworben und der angeblich positive gesundheitliche Nutzen ausgelobt. Tatsächlich aber sind Schlachttiere, die nicht mit Bleimunition erlegt worden sind, deutlich weniger mit Blei belastet und daher unter diesem Aspekt die deutlich gesündere Alternative, insbesondere für Kinder, Schwangere und alle Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter.
Die Verschleierungstaktiken um diese Fakten beweisen, dass es hier wie so oft allein ums Geldverdienen geht - und um der Hobbyjagd eine Rechtfertigung zu erhalten, denn die Nahrungsmittelgewinnung ist der einzige unumstrittene "vernünftige Grund" für das Töten nach dem Tierschutzgesetz. Da passt es nicht dazu, wenn das Wildfleisch auf problematische Weise belastet ist. Wenn man auf freiwillige, abgewogene Verbraucherentscheidungen setzt, sollte man faktenbasierte Informationen nicht unterdrücken.
Ach ja, auf Seite 36 ist ein aussagekräftiges Röntgenbild, dass die großflächige Verteilung der Munitionsgeschosswolke im Tierkörper dokumentiert:
Dr. Niels Bandick , Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin: Fleischhygiene bei der Jagd S. 35, Gesundheits- und Umweltaspekte bei der Verwendung von Bleimunition bei der Jagd, BfR-Forum Spezial, 3.- 4. November 2011 in Berlin
https://www.bfr.bund.de/cm/350/gesundhe ... gsband.pdf
Wieviel Wildbret soll denn da noch überbleiben, wenn man alle Geschosspartikel gewissenhaft entfernt hat? Ob der jeweilige Jäger bei der Direktvermarktung zum Schutz für den Verbraucher lieber auf Nummer Sicher geht und dafür finanzielle Einbussen in Kauf nimmt, oder ob ihm das Geld doch wichtiger ist, ist für den Verbraucher nicht zu erkennen. Der Jäger erhält lediglich eine Empfehlung, "dass sogenannte Schussfleisch um den Schusskanal großzügig wegen möglicher Geschosssplitter zu entfernen." (BfR, 2014, Seite 23, siehe oben).
Und was passiert denn mit dem Aufbruch und dem weitläufig mit Geschosspartikeln durchwirktem Fleisch, dass der Jäger als nicht verzehrsfähig ansieht? Führt er die hochgradig bleibelasteten Teile durch Entsorgung auf dem Luderplatz wieder der Nahrungskette zu? Oder wird das stark belastete Material einfach vergraben, wo es Boden und Wasser kontaminiert?
Eine bekannte Technik, um das wertvolle Wildfleisch weitestgehend vor Bleikontamination zu schützen, ist der sogenannte "Küchenschuss", "Gebrächschuss", "Gebrechschuss oder "Äserschuss", bei dem das Gesicht des Wildtieres beschossen wird. Wer starke Nerven hat, kann die Begriffe in die Suchmaschine eingeben und sich entsprechende Bilder und Texte dazu anzeigen lassen. Da die Tiere aufgrund der Verletzungen noch fliehen, aber meist durch Gebiss- Zungen - und Kieferschädigungen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können, verenden diese Tiere langsam und qualvoll auf elendeste Weise, wenn sie nicht erfolgreich nachgesucht werden können.