Bleifreie Jagd

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SammysHP
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von SammysHP »

Da braucht es aber gar nicht die Jagd. Beispiel Schießstand Großmoor:
Aber erst im Jahr 2010 waren schließlich Boden und Grundwasser untersucht worden. Dabei kam heraus, dass eine moderate Belastung des Grundwassers sowie eine erhebliche Belastung des Bodens, hauptsächlich durch Blei, vorliegen. Mehr als 20 Tonnen Bleischrot sollen im Boden sein. Trotzdem wurde weitergeschossen.
https://cellesche-zeitung.de/Celler-Lan ... ess-Streit
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Nina
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Nina »

Nun ja, Greifvögel stehen aber wohl nicht besonders auf Tontauben - und auch für Menschen sind Tontauben sicherlich keine Option für ein Festmahl.

Die Schießstände sind generell eine Belastung für Umwelt, Natur - und Anwohner. Auf vielen Schießständen wird zudem für die Jagd trainiert, wie im Worpsweder Waakhausen, wo der Bleieintrag durch Munition (derzeit 280 Tonnen) ebenfalls zu erheblichen Umweltschäden führt:
Ein echtes Problem für die Jäger aus Osterholz und Bremen. Denn auch sie nutzen die Anlage. "Ohne die Anlage könnten wir keine Jungjäger ausbilden. [...] Das ist die Voraussetzung für den waidgerechten Schuss, dass das bejagbare Wild mit dem ersten Schuss wirklich sicher tödlich getroffen werden kann. Und das ist die Grundvoraussetzung. Wenn wir das nicht mehr beherrschen, wenn wir das nicht können, dann dürfen wir die Jagd nicht ausüben."

buten un binnen, 01.02.2019: Streit um Schießstand in Worpswede https://www.butenunbinnen.de/videos/kon ... d-100.html
Ein Problem relativiert sich ja nicht allein dadurch, dass zeitgleich ein weiteres existiert.
Erklärbär
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Erklärbär »

Nichts als Panikmache, Nina. ;-)

Dass gelöstes Blei im menschlichen Organismus schädlich ist, darüber besteht kein Zweifel. Vielmehr stellt sich die Frage, welche Rolle Munition dabei spielt. Das BfR stellt seine Warnungen zu Bleimunition selbst in Frage, indem es einschränkt, die Datengrundlage sei „unzureichend“. Auf diese handwerklichen Fehler machen wir bei jeder Gelegenheit aufmerksam und verlangen eine ergebnisoffene und wissenschaftlich fundiert Neubewertung von Jagdmunition – und zwar für bleihaltige und bleifreie.
Für bedenklich halte ich allerdings die BfR-Aussage, dass die Blei-Grundbelastung in der Bevölkerung über Gemüse, Getreide oder Getränke bereits so hoch sei, dass theoretisch Nierenschädigungen auftreten können. Soll jetzt also über Bleimunition eine Scheinlösung gefunden werden, um die Gemüter zu beruhigen?

"Die zusätzliche Bleiaufnahme über Wildfleisch ist bei diesen Mengen – im Durchschnitt verzehrt der deutsche Verbraucher im Jahr zwei Gramm pro Tag – gegenüber der Aufnahme über Getränke, Getreide, Obst und Gemüse toxilogisch unbedeutend." Wo besteht also Handlungsbedarf, zumal die Jägerschaft seit Jahren versucht zusammen mit verschiedenen wissenschaftlichen Instituten bleifreie Geschosse stetig zu verbessern, um den Bleieintrag in die Natur möglichst gering zu halten. 
Quelle: Jagderleben
Im Übrigen über die wissenschaftliche Seriösität des BfR:

https://lobbypedia.de/wiki/Bundesinstit ... obewertung
Bewertungen des Instituts sind von Wissenschaftlern als mit Mängeln behaftet und wissenschaftlich inakzeptabel bezeichnet worden. 
Ich hatte ja schon darauf hingewiesen: Ein halbes Blatt Basilikum hat laut BfR das Gesundheitsrisiko von 2 Zigaretten.

Fazit: Die haben auch nicht alle Tassen im Schrank. Aber, wenn es dem Geldereintreiben dient, wird schon mal eine Sau durchs Institut getrieben.

Und, ja, die Bleiaufnahme wird durch mengenmäßigem Verzehr ganz anderer Lebensmittel gefördert:
Im Rahmen des Lebensmittel-Monitorings werden bundesweit jährlich Hunderte Lebensmittelproben tierischer und pflanzlicher Herkunft auf den Gehalt bestimmter toxischer Elemente untersucht. Blei wurde dabei in etwa 7 % der Putenfleischproben nachgewiesen, bei Schokolade und Spinat betrug dieser Wert über 90 %. Überschreitungen der Höchstgehalte an Blei wurden bei einigen Gemüsearten sowie bei Reis festgestellt. Die Höchstgehalte an Cadmium wurden bei 13 Spinat-, 11 Knollensellerie- und zwei Putenfleischproben überschritten. Quecksilber wurde vor allem in Reis, Fisch und Krebstieren festgestellt, wobei sich bei Shrimps und Nordseekrabben eine abnehmende Tendenz zeigt.
Quelle: DGE Ernährungsbericht
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Nina
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Nina »

Wie stark belastet ist unser Wild? Für Jäger ist das ein ungeliebtes Thema. Ein voreiliges Verbot von Bleimunition lehnt der Deutsche Jagdschutzverband DJV ab, solange die Datenlage des BfR "nicht verifizierbar" sei. Man wolle der Problematik aber auf den Grund gehen. [...]
Doch trotz der Belastung sind viele Jäger gegenüber bleifreier Munition skeptisch: Unlängst hat eine Umfrage unter knapp 1700 Jägern zutage gefördert, dass mehr als ein Drittel derer, die bleifreie Munition ausprobiert hatten, wieder zu den Schwermetallgeschossen zurückkehren wollen.

Spiegel, 24.12.2012: Belastetes Wildfleisch: Blei im Magen https://www.spiegel.de/gesundheit/ernae ... 72791.html
Mehr als 1000 Tonnen Bleischrot verbrauchen Deutschlands Jäger jährlich, außerdem acht Tonnen Blei aus den Kugeln, hat die Europäische Kommission für das Jahr 2004 ermittelt. Der Jagdschutzverband widerspricht und macht 120 Tonnen geltend, die tatsächlich in der Natur landen; der Rest bleibe etwa auf den Schießständen, sagt DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Keine geringe zusätzliche Belastung angesichts der 270 Tonnen Blei, die laut dem DJV sowieso in Deutschland in die Umwelt geraten - ohne die Jagd.

Spiegel, 24.12.2012: Belastetes Wildfleisch: Blei im Magen https://www.spiegel.de/gesundheit/ernae ... 72791.html
Super Argumentation, dass der Rest keine Rolle spielt, weil auf den Schießständen verbleibt, siehe Waakhausen. Vielleicht sind die Jagdmedien jetzt nicht unbedingt der unabhängigste Ratgeber. Es geht schließlich um mehr als 266 Mio. € Wildbretaufkommen pro Jahr.
Wildschwein zum Beispiel enthält - je nach Erhebung - zwischen 0,02 und 4,7 Milligramm Blei pro Kilogramm Fleisch, so dass Männer unter den Wild-Liebhabern das 7,2fache, Frauen das 6,4fache der normalen Bleidosis abbekämen, schreibt das BfR.

Spiegel, 24.12.2012: Belastetes Wildfleisch: Blei im Magen https://www.spiegel.de/gesundheit/ernae ... 72791.html
Bei geschossenen Tieren treten auch weitab des erkennbaren Schusskanals sehr hohe Bleiwerte auf (MORETH & HECHT, 1981; HECHT 1984, 2000; BGVV 1998). Dies betrifft alle Körpergewebe, da es für Splitter der mit großer Kraft in den Körper eindringenden Projektile außer Knochen praktisch kaum Widerstände gibt. Die Werte in völlig unauffälligem Gewebe können durchaus das 2000fache des lebensmittelhygienischen Grenzwerts betragen (LANGGEMACH 1995). [...] Im Lebensmittelmonitoring der Bundesrepublik Deutschland ist Wildfleisch das einzige Lebensmittel, bei dem "exorbitant hohe Bleiwerte" auftreten, die nur durch Geschosspartikel zu erklären sind (BGVV).

Langgemach, Kenntner, Krone, Müller, Sömmer: Anmerkungen zur Bleivergiftung von Seeadlern, Natur und Landschaft, 81. Jahrgang 2006 (Heft 6)https://lfu.brandenburg.de/media_fast/4 ... e_blei.pdf
Hier mal ein direkter Vergleich der Bleiwerte in Lebensmitteln:

4,7 mg/kg: Wildschwein
3,2 mg/kg: Wildente

0,85 mg/kg: Schafniere
0,50 mg/kg: Miesmuschel
0,36 mg/kg: Paprika, Pfeffer
0,32 mg/kg: Muscheltiere
0,10 mg/kg: Rinderniere
0,04 mg/kg: Hai
0,04 mg/kg: Reis
0,03 mg/kg: Weißwein
0,03 mg/kg: Rotwein
0,02 mg/kg: Karpfen

Quellen:
Bundesinsitut für Risikobewertung: Aufnahme von Umweltkontaminanten über Lebensmittel, Ergebnisse des Forschungsprojektes LExUKon, Seite 24 und 25 https://www.bfr.bund.de/cm/350/aufnahme ... mittel.pdf
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES): Schwermetalle in Fischen und Fischereierzeugnissen
https://www.laves.niedersachsen.de/star ... 52347.html
Eine erhöhte Bleibelastung kann bei ihnen zu irreversiblen Nervenschäden, zu Störungen der Hirnfunktionen und zur Beeinträchtigung der Intelligenz führen.

Bundesinstitut für Risikobewertung, 19.09.2011: Fragen und Antworten zum Verzehr von Wild, das mit bleihaltiger Munition geschossen wurdehttps://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_a ... 27659.html
Meinetwegen kann sich jeder so viel Wildbret einverleiben, wie er will - die Konsequenzen muss er /sie dann ja selbst tragen.

Waidmannsheil und weiterhin gesegneten Appetit.
Erklärbär
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Erklärbär »

Nichts als Panikmache von Nina. Wie oft muss man das noch wiederholen? Es muss eine Art Besessenheit sein, dass man wirklich alles selektiv an den Haaren herbeiziehen muss, um die Jägerschaft zu diskreditieren.

[
b]
Das Schwermetall Blei gelangt überwiegend aus anthropogenen Quellen, also vom Menschen verursacht, insbesondere durch industrielle Emissionen oder Verbrennungsprozesse, in Lebensmittel. Für die erwachsene Bevölkerung stellen Lebensmittel – insbesondere Getreideprodukte, Gemüse und Trinkwasser – die Hauptquellen für die Aufnahme von Bleiverbindungen dar. Für Kinder können neben Lebensmitteln auch Hausstaub und Erde eine nennenswerte Expositionsquelle darstellen.[/b]
https://www.bmu.de/themen/gesundheit-ch ... ntergrund/

Wild spielt faktisch kaum eine Rolle, wird nicht mal erwähnt.

Oder willst Du jetzt konsequenterweise Getreide, Gemüse und Trinkwasser verbieten? LOL.
4,7 mg/kg: Wildschwein
3,2 mg/kg: Wildente

0,85 mg/kg: Schafniere
0,50 mg/kg: Miesmuschel
0,36 mg/kg: Paprika, Pfeffer
0,32 mg/kg: Muscheltiere
0,10 mg/kg: Rinderniere
0,04 mg/kg: Hai
0,04 mg/kg: Reis
0,03 mg/kg: Weißwein
Sind die 4,7 mg bei Wildschwein vielleicht Ausreißer? LOL. Vielleicht bei 1 Probe gemessen?
Bei den in Tabelle 3-4 aufgeführten Lebensmit-teln mit Bleigehalten oberhalb der Höchstgehal-te handelt es sich in erster Linie um vereinzelte Werte unter einer Vielzahl von Proben. Zwar weisen einzelne Lebensmittel, wie Wildschwein (17,9 %) und Paprikapulver (20,2 %) im Bericht von 1997 sowie Erdnüsse (9,1 %) im Bericht von 2004, eine hohe Anzahl an HG- bzw. RW-Überschreitungen auf. Doch im Mittel zeigt sich für die meisten Lebensmittel eine deutlich geringere Kontamination im Vergleich zu den Höchstgehalten, wie sich aus den Beispielen in Tabelle 3-5 zur Kontamination von ausgewähl-ten Lebensmitteln aus den Gruppen Innereien, Muscheln, Fische, Getreide und Getränke erkennen lässt.
Eine erhöhte Bleibelastung kann bei ihnen zu irreversiblen Nervenschäden, zu Störungen der Hirnfunktionen und zur Beeinträchtigung der Intelligenz führen.
Das würde allerdings bei Nachkommen aus Jägerhaushalten einiges erklären. Vielleicht können sich Betroffene mal erklären...
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Nina
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Nina »

Wiederholen wir kurz die einfachsten Grundrechenarten:
Erklärbär hat geschrieben:Sind die 4,7 mg bei Wildschwein vielleicht Ausreißer? LOL. Vielleicht bei 1 Probe gemessen?
[Von Erklärbär aufgeführtes Zitat]"Zwar weisen einzelne Lebensmittel, wie Wildschwein (17,9 %) [...] im Bericht von 2004, eine hohe Anzahl an HG- bzw. RW-Überschreitungen auf [...]
Merke:

"eine hohe Anzahl" > 1

4320 Proben > 1 Probe
Der Probenumfang wurde durch eine statistische Analyse vorab bestimmt: 120 Tiere je Tierart, je Region und je Geschossart. Daraus ergab sich eine Gesamtzahl von 4320 Proben je Tierart für Rehwild und Schwarzwild.

Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 3
https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Und was kam noch einmal dabei heraus? Ach ja:
Die Verwendung bleihaltiger Geschosse führt im Vergleich zu bleifreien Geschossen zu einem deutlichen, statistisch signifikanten Anstieg der mittleren Bleigehalte sowohl beim Rehwild als auch beim Schwarzwild. Dieser Befund ist statistisch abgesichert unter Berücksichtigung des geogenen Eintrags (Effekt der Regionen). Die Effekte sind in allen untersuchten Fleischteilproben unabhängig vom Ort der Probennahme zu beobachten.

Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 5https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Die Exposition des Verbrauchers gegenüber Blei beruht im Allgemeinen vor allem auf dem Verzehr von Lebensmitteln, die vergleichsweise geringe Bleigehalte aufweisen, aber deren Verzehr hoch ist (Obst, Gemüse und Leitungswasser). Andere Lebensmittel, die von den meisten Verbrauchern selten verzehrt werden, können ebenfalls einen Beitrag zur Exposition gegenüber Blei leisten, wenn sie hohe Gehalte aufweisen. So können in Wildbret aufgrund der Verwendung bleihaltiger Büchsengeschosse bei der Jagd hohe Bleigehalte auftreten.

Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 2https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Vor dem Hintergrund, dass die Bleiaufnahme in Deutschland über andere Quellen schon sehr hoch ist, empfiehlt das BfR daher, dass Kinder, Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter auf den Verzehr von mit bleihaltiger Munition erlegtem Wildbret verzichten sollten. [...] Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) konnte anhand von Daten aus dem LExUKon-Projekt2 zeigen, dass Verbraucher Blei vor allem über Grundnahrungsmittel aufnehmen. Ein zusätzlicher regelmäßiger und hoher Verzehr von mit Bleimunition erlegtem Wildbret kann die Bleibelastung von Verbrauchern weiter deutlich erhöhen, so dass eine Gesundheitsgefährdung bestimmter Verbrauchergruppen nicht auszuschließen ist.

Forschungsprojekt „Lebensmittelsicherheit von jagdlich gewonnenem Wildbret“ (LEMISI), Abschlussbericht des BfR vom 19. Dezember 2014, Seite 2https://www.bfr.bund.de/cm/343/forschun ... lemisi.pdf
Erklärbär hat geschrieben:Wild spielt faktisch kaum eine Rolle, wird nicht mal erwähnt.
Oder willst Du jetzt konsequenterweise Getreide, Gemüse und Trinkwasser verbieten? LOL.
Textverständnis ist die nächste Baustelle, aber da war sie halt auch schon wieder, die typische Übersprungshandlung.

Von Verboten hat hier niemand gesprochen. In dem Artikel wurde Wildfleisch aus Jagd als "gesund" und "weitgehend unbelastet" angepriesen, was sich anhand der statistischen Daten als nicht haltbar erwiesen hat. Obst, Gemüse und Trinkwasser sind gering belastet - die Belastung ergibt sich allein aus der Tatsache, dass diese Lebensmittel lebensnotwendig sind und entsprechend häufig konsumiert werden. Wildbret ist hoch belastet - und das BfR relativiert diese Belastung allein anhand der Tatsache, dass Wildfleisch ein absolutes Nischenprodukt ist, dass von der Bevölkerung kaum und wenn, dann äußerst selten konsumiert wird. In den NDR-Artikeln wird Wildbret aber beworben und der angeblich positive gesundheitliche Nutzen ausgelobt. Tatsächlich aber sind Schlachttiere, die nicht mit Bleimunition erlegt worden sind, deutlich weniger mit Blei belastet und daher unter diesem Aspekt die deutlich gesündere Alternative, insbesondere für Kinder, Schwangere und alle Frauen und Mädchen im gebärfähigen Alter.

Die Verschleierungstaktiken um diese Fakten beweisen, dass es hier wie so oft allein ums Geldverdienen geht - und um der Hobbyjagd eine Rechtfertigung zu erhalten, denn die Nahrungsmittelgewinnung ist der einzige unumstrittene "vernünftige Grund" für das Töten nach dem Tierschutzgesetz. Da passt es nicht dazu, wenn das Wildfleisch auf problematische Weise belastet ist. Wenn man auf freiwillige, abgewogene Verbraucherentscheidungen setzt, sollte man faktenbasierte Informationen nicht unterdrücken.

Ach ja, auf Seite 36 ist ein aussagekräftiges Röntgenbild, dass die großflächige Verteilung der Munitionsgeschosswolke im Tierkörper dokumentiert:
Dr. Niels Bandick , Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Berlin: Fleischhygiene bei der Jagd S. 35, Gesundheits- und Umweltaspekte bei der Verwendung von Bleimunition bei der Jagd, BfR-Forum Spezial, 3.- 4. November 2011 in Berlin https://www.bfr.bund.de/cm/350/gesundhe ... gsband.pdf

Wieviel Wildbret soll denn da noch überbleiben, wenn man alle Geschosspartikel gewissenhaft entfernt hat? Ob der jeweilige Jäger bei der Direktvermarktung zum Schutz für den Verbraucher lieber auf Nummer Sicher geht und dafür finanzielle Einbussen in Kauf nimmt, oder ob ihm das Geld doch wichtiger ist, ist für den Verbraucher nicht zu erkennen. Der Jäger erhält lediglich eine Empfehlung, "dass sogenannte Schussfleisch um den Schusskanal großzügig wegen möglicher Geschosssplitter zu entfernen." (BfR, 2014, Seite 23, siehe oben).

Und was passiert denn mit dem Aufbruch und dem weitläufig mit Geschosspartikeln durchwirktem Fleisch, dass der Jäger als nicht verzehrsfähig ansieht? Führt er die hochgradig bleibelasteten Teile durch Entsorgung auf dem Luderplatz wieder der Nahrungskette zu? Oder wird das stark belastete Material einfach vergraben, wo es Boden und Wasser kontaminiert?

Eine bekannte Technik, um das wertvolle Wildfleisch weitestgehend vor Bleikontamination zu schützen, ist der sogenannte "Küchenschuss", "Gebrächschuss", "Gebrechschuss oder "Äserschuss", bei dem das Gesicht des Wildtieres beschossen wird. Wer starke Nerven hat, kann die Begriffe in die Suchmaschine eingeben und sich entsprechende Bilder und Texte dazu anzeigen lassen. Da die Tiere aufgrund der Verletzungen noch fliehen, aber meist durch Gebiss- Zungen - und Kieferschädigungen keine Nahrung mehr zu sich nehmen können, verenden diese Tiere langsam und qualvoll auf elendeste Weise, wenn sie nicht erfolgreich nachgesucht werden können.
Erklärbär
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Erklärbär »

Bevor die Panikmache hier weitergeht, würde ich empfehlen, mal einen Gang runterzuschalten und zu gucken, was die realen Risiken für Gesundheit sind.

Bleigehalte in Lebensmitteln sind da sicher nicht primär zu sehen.

Schon mal drüber nachgedacht, was z.B. Kinder an Kontaminanten von rauchenden Eltern ausgesetzt sind? Da ist die Verbleiung sicher ein Vielfaches...

Falls zu viel Blei in typischen Jägersfamilien zu Intelligenzminderung bei den Nachkommen führen soll, das wäre doch mal eine Studie wert. Hier N=1 hat wohl statistisch zu wenig Aussagekraft.
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Lutra
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Lutra »

Erklärbär hat geschrieben: 23. Okt 2019, 23:01 Bevor die Panikmache hier weitergeht, würde ich empfehlen, mal einen Gang runterzuschalten und zu gucken, was die realen Risiken für Gesundheit sind.
Hast recht. Das ganze Leben ist schließlich lebensgefährlich und endet unweigerlich mit dem Tode.
Mich trifft die Wildbretsache auch nicht. Dafür esse ich viel zu wenig davon. Aber auf das Risiko hinzuweisen halte ich schon für richtig. Kann ja jede/r dann selbst entscheiden wie er/sie sich verhält.
Für Todesursachen von Seeadlern z.B. gibt es schon Untersuchungen, wo Blei eine erhebliche Rolle spielt.
Erklärbär
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Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Erklärbär »

Da hast Du Recht Lutra.

Das mit den Greifvögeln kann ich als Ernährungswissenschaftler nicht beurteilen.

Und es ist richtig und wichtig, dass Ersatzalternativen für Blei entwickelt werden.

Was mich nervt ist Panikmache, da bin ich beim Wolfsthema ja noch harmlos dagegen LOL.
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Redux

Re: Bleifreie Jagd

Beitrag von Redux »

Es geht um die ganze Nahrungskette nicht um den Menschen.
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