Warum schützt niemand diese armen knuddligen Dinger?
Die Wölfe in NRW lassen sich wohl ganz gern alte, leicht erreichbare Shettys schmecken - und offensichtlich kommt niemand der Besitzer auf die Idee, sich mal nach einem vernünftigen Zaun zu erkundigen. Was hatten wir da nicht schon alles? Knotengeflechtzaun (11.10.21, 20.10.21, 21.10.21 [auf derselben Weide!], Maschendrahtzaun (02.11.21).
Jetzt hat es Shetty Nr. 6 erwischt - eingezäunt unter anderem mit
Wildgatter! Das 35-jährige braun-schwarze Shetlandpony Lilly – mit einem Stockmaß von 80 cm – stand artgerecht mit einem weiteren Shetty sowie drei Großpferden auf einer Weide mit Offenstall in Kirchhellen Auf dem Espel. Dieser war mit Halbhölzern, elektrischem Weidezaun und teilweise auch mit Wildgatter – wie zur Pferdehaltung weitgehend üblich – eingezäunt.
Schermbeck online, 14.12.2014: Wölfe reißen das sechste Pony in diesem Jahr – diesmal in Kirchhellen https://schermbeck-online.de/woelfe-rei ... rchhellen/
Ein Sammelsurium, indem "teilweise auch Wildgatter" integriert ist, klingt mehr als abenteuerlich und ist von "zur Pferdehaltung weitgehend üblich" meilenweit entfernt:
Immer wieder sieht man auch abenteuerliche Zaunkonstruktionen. Stacheldraht ist auf Pferdeweiden aufgrund der hohen Verletzungsgefahr verboten. „In Drahtgeflechten oder Wildschutzzäunen können Pferde zudem mit den Hufen hängen bleiben“, erklärt Förster. „Stahlglattdraht oder dünne Litzen zur Stromführung können, wenn sie nicht vor Holzlatten oder Ähnlichem gespannt sind, extreme Schnittverletzungen verursachen“.
Reitsportmagazin St. Georg, 10.04.2018: Der perfekte Pferdezaun: hoch, stabil und gut sichtbar https://www.st-georg.de/wissen/der-perf ... -sichtbar/
Schon ohne Wolf ist das eine verletzungsträchtige Angelegenheit.
Die Einzäunung muss gut sichtbar, stabil und möglichst ausbruchsicher sein. Die Bedeutung der Stabilität wird bisweilen unterschätzt; sie muss z. B. bei älteren Holzzäunen oder bei alleiniger Verwendung von Elektrozäunen besonders beachtet werden. Defekte oder unzureichende Einzäunungen, freiliegende Spiralen bei Torgriffen und Torfedern sowie die Verwendung von Stacheldraht und anderen Metalldrähten, ausgenommen gut sichtbare Elektrodrähte, sind tierschutzrelevant. Als alleinige Einzäunung ist Stacheldraht oder Knotengitter bei Pferden tierschutzwidrig.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Verbraucherschutz , BMEL, 09.06.2009: Leitlinien zur Beurteilung von
Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... onFile&v=3
Und das war zu einem Zeitpunkt, als der Wolf noch gar kein Thema war.
Die Tiere, die so gehalten werden, können einem nur leid tun. Wann kommt endlich der verpflichtende Pferdeführerschein für Pferdehalter, in dem man wenigtens ein Minimum an Wissen über artgerechte Pferdehaltung belegen muss?
Ich frage mich auch, wieviel jemand von Pferden versteht, der behauptet, ein Großpferd würde automatisch ein Shetty schützen? Vor einem Hund, einem Pferde-Ripper oder vor einem Wolf? Das mag ja für manche Stuten und ihre Fohlen gelten, vielleicht noch für manche Hengste, die "ihre" Stuten oder Jungtiere verteidigen - nur stehen die selten zusammen, wenn es nicht fortlaufend Nachwuchs geben soll - und das war's dann auch schon.
„Wir haben jetzt wieder eine neue Eskalationsstufe erreicht, weil die Ponys, wie empfohlen, von Großpferden geschützt waren. Es ist trotzdem zum Übergriff gekommen“, so Stefan Steinkühler vom Gahlener Bürgerforum.
Schermbeck online, 14.12.2014: Wölfe reißen das sechste Pony in diesem Jahr – diesmal in Kirchhellen https://schermbeck-online.de/woelfe-rei ... rchhellen/
"Wie empfohlen" ... Wer hat das empfohlen? Niedersachsens Olaf Lies? Selbst schuld, wenn man auf populistische Äußerungen eines "Umweltministers" hereinfällt, die in der Wissenschaft keine Entsprechung finden und vornehmlich dem Ziel dienen, eine Wolfsbejagung durchzusetzen. Würde dem Shetty ohne vernünftigen Zaun aber auch nix helfen.
Ob die völlig vermatschten Ausläufe der Gesundheit eines Pony-Methusalems, der rund um die Uhr draußen steht, so zuträglich sind, wage ich auch zu bezweifeln. Ich habe diese Odyssee durch diverse Pensionsställe selbst mitgemacht, in denen Pferde im Winter "artgerecht" stundenlang bis zu den Fesseln im Matsch stehen (bewegen mag sich da keiner) und ohne Witterungsschutz der nasskalten Jahreszeit überlassen werden. Mauke, Milben und Hautpilz inklusive.