Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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Nina
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Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von Nina »

Die Anzahl verendeter Rinder in Deutschland, die in Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt wurden, ist von 2014 bis 2016 deutlich angestiegen.

2014: 527.721
2015: 547.713
2016: 579.111

Mal zum Vergleich: 2016 fielen 67 Rinder deutschlandweit wolfsverursachten Rissen zum Opfer; 2017 waren es 140.

Auch an diesen Zahlen wird deutlich, wie unverhältnismäßig die politische Fokussierung auf das Thema Wolf ist.

Bundestagsdrucksache 19/1756 vom 19.04.2018: Tierschutzrelevante Befunde aus Verarbeitungsbetrieben für tierische
Nebenprodukte
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/017/1901756.pdf

Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf: Berichte zu Prävention und Nutztierschäden https://www.dbb-wolf.de/mehr/literatur- ... erschaeden
zaino
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von zaino »

Dazu habe ich auch noch was gefunden, das das Gezeter zwegs Wolf nochmal stark relativiert:

Zitat: "Im Jahr 2016 wurden 579.111 verendete Rinder über das Meldeprogramm des Herkunftssicherungs- und Informationssystems für Tiere gezählt. Daraus lässt sich eine Steigerung gegenüber den Jahren 2015 mit 547.713 und 2014 mit 527.721 verendeten Rindern ablesen. Das geht aus Zahlen in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu Erhebungen bei der Verwertung von Nutztieren in Tierkörperbeseitigungsanlagen hervor.

Die Fraktion vermutet auf Grundlage von Studien, dass der Zustand zahlreicher Tiere in den Verarbeitungsbetrieben auf ein "ungerechtfertigtes, erhebliches und langanhaltendes Leiden" schließen lässt. Dazu heißt es in der Antwort, dass keine amtliche Statistik zur Anzahl der in Verarbeitungsbetriebe für tierische Nebenprodukte (VTN) verbrachten Tiere geführt werde.

Die Bundesregierung erklärt weiter, dass tierschutzrelevante Befunde an sogenannten Falltieren in VTN-Betrieben nicht hinzunehmen seien und deshalb alle erforderlichen Maßnahmen unterstützt werden, die tierschutzrechtlichen Vorgaben durchzusetzen."


Quelle: https://www.topagrar.com/rind/news/tier ... 46634.html
Erklärbär
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von Erklärbär »

Mal zum Vergleich: 2016 fielen 67 Rinder deutschlandweit wolfsverursachten Rissen zum Opfer; 2017 waren es 140.
Ich lese hier eine Verdoppelung der Fälle binnen eines Jahres! Wieviele waren es denn 2018?

Im Forum wurde schon mal geschrieben, das Wölfe selten an Grossnutztiere wie Rinder gehen. Anscheinend haben sie aber Geschmack daran gefunden.

Und Tschüss!

Gruß Erklärbär
Will you walk out of the air, my lord?
zaino
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von zaino »

Es darf also eine halbe Million Rindviecher im Interesse des Homo Sapiens tierschutzrelevant totgequält werden, aber 67 oder 140 Nutztierrisse auf Weiden sind nicht hinnehmbar, katastrophal und bedeuten den Untergang der Zivilisation die wir kennen?
Erkläre mir das bitte mal logisch...
balin
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von balin »

Mit der Abschaffung der Notschlachtung und der Freibank hat man das Leid der Tiere massiv befördert. Es ist oft reine Gewissensgymnasik, wenn man meint, der hinzugerufene Tierarzt würde da etwas helfen. Im Gegenteil, Medikamente schliessen in der Regel eine Verwertung aus und helfen oft weder dem Bauern noch dem Tier. Erlös für die Tiere und Tierarztkosten stehen zudem in einem ungünstigen Verhältnis.
Der Skandal liegt im Vorfeld bei den geringen Erzeugerpreisen, dagegen sind die Wölfe wirklich ein Klacks.
zaino
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von zaino »

Hey balin, schön, dass Du wieder da bist!!!
Hm, man kriegt doch aber immer wieder Reportagen mit, in denen eindeutig kranke Rindviecher zum Schlachten gequält werden? Oder auf weite Transporte geschickt?
Und bezüglich Haltung: Bei Pferden ist es so, dass die, die viel draußen sein und sich frei bewegen dürfen, einfach gesünder sind. Klar, auch die verletzten sich manchmal, aber anhaltene Erkrankungen des Atmungs- oder Bewegungsapparates fallen fast mal aus. Futter ist wieder ein anderes Thema. Wie ist das bei den Hornviecher? Du bist ja nun einer, der sie extensiv draußen hält... Erzähl doch mal.
balin
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von balin »

Wenn man Haustiere auswildert, dann hat man natürlich Verluste! Ist doch nicht so, als wären die perfekt auf das Leben mit allen Freiheiten maximal vorbereitet. Von der heilen Welt da draussen habe ich mich sehr wohl verabschiedet. Schwarzbunte kannst du wie die Käfighühner nur mit Begleitprogramm ins Freie lassen. Pferde übrigens auch.
Meine Umstellung von Fleckvieh auf Rotvieh kommt nicht von ungefähr. Die müssen sich selber helfen können, weil ich keine Zeit und wegen ihrer jetzt wieder erworbenen Distanz zum Menschen auch nicht mehr die Möglichkeit habe, sie intensiv zu betreuen. Tierarzt kann man sich bei dem job sowieso nicht leisten.
Weder der Tierarzt noch ich kommen unter normalen Umständen näher als 5m an die Tiere heran.
Alle Planung ist also strategisch und vorrausschauend, weil man kaum mehr heilend eingreifen kann. Durch die Fanganlage laufen sie vielleicht vier oder fünf mal im Jahr, alles andere ist Hals- und Beinbruch für Mensch und Tier. Eine Cutting Crew besteht aus vier Mann, zwei mit Pferd und zwei zu Fuß.
Unsereins ist alleine mit Lasso und mit dem Hund und ist da eine arme Sau, wenn es um die Umsetzung von überdrehten Standards geht.
Wenn ich eine Kuh in Körperkontakt betreuen kann, dann ist es meißtens ziemlich zu spät.
Also, bei mir ist das Denkmodell nicht das menschliche Krankenhaus sondern die Natur und da kann man ziemlich wenig eingreifen.
Ich behaupte, das ist keine Tierquälerei, sondern ein natürlicher Prozess.
Hörner haben sie übrigens auch, unter anderem wegen der zu erwartenden Wölfe.
Mein oder unser Problem wird in Zukunft vor allem sein, die "Wildtiere" tiergerecht oder wenn man so will human zu töten. Verladen und zum Schlachthof fahren ist für solche Freigänger eine Qual und beeinträchtigt die Fleischqualität. Ein erfahrenes Wolfsrudel ist da bestimmt schneller und hält die Todesangst zumindest zeitlich eher in Grenzen.
Unsereins kommt da in andere Dimensionen, die mit Streichelzoo nichts mehr zu tun haben. ;-)
Redux

Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von Redux »

@Balin Rotvieh ? Ich dachte die sind ausgestorben
zaino
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von zaino »

Hehe, nein, gibts noch oder wieder. Diese Herde grast vor meiner Tür.

Habe die allerdings mal intensiv beobachtet. Letztes Jahr wurde ein neues Kälbchen von der Mama an einer Ecke der Weide abgelegt. Mama rannte hin und her und gesellte sich immer mehr zur Herde. Erst als ich mit Fahrrad eine weile beim Kälbchen stehen blieb, wurde sie unruhig. Jung und unerfahren?
Die hier sind relativ zahm und freundlich sogar.

Ansonsten: Ja, wenn die so "ausgewildert" sind, musst Du so agieren, wie Du es tust. Nein, kein Streichelzoo, aber naturnah.

Und nein, manche Pferde können sich durchaus selber wehren. Hab mal einen Araberhengst in aktion gesehen gegen einen Hund, der auf die Weide rannte und ihn ankläfft. SEHR lustig, was dann geschah.
Mein Brauntier mit russischen Eltern mag Hunde zwar, aber wenn sie im blöd kommen, kann er blitzschnell reagieren. Und das täte er jetzt, mit 28, immer noch. Ist schließlich von Beruf sozusagen Hängscht und muss seine Herde bewachen (Kastration vor 25 Jahren hin oder her ;)) Mit mancher Mutterstute ist auch nicht gut Kirschen essen.
balin
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Re: Anzahl Falltiere bundesweit (Rinder)

Beitrag von balin »

Die waren fast ausgestorben. Deswegen gehe ich ja den längeren Weg und kaufe zu der seit über dreissig Jahren freilanderprobten Herde seit fünf Jahren
rote Bullen zu. Die Gang ist inzwischen deutlich ausgeglichener geworden, was den Charakter anbetrifft, es gibt leichte Geburten mit erstaunlich lebensstarken kleinen Kälbern und die Kühe sind viel instinktsicherer geworden was Mutterverhalten und auch andere im Herdenverband erforderliche Tugenden anbetrifft. Das kriegt man mit Fleckvieh einfach nicht hin.
Und stoffwechselmäßig sind sie auf reine Grünlandfütterung eingestellt und bekommen bei Heu- und Strohfütterung nicht sofort einen Hungerast.
Also, die Tiere müssen zu den Umständen passen und Weideideologie alleine hilft da überhaupt nicht weiter. Mensch und Tier gewinnen Freiheiten, man muß aber genau abschätzen, welche Folgen das hat.
Als Mensch muß man dazu viel Mut haben und manche Dinge einfach mal geschehen lassen. Man lernt dabei für's Leben!
Das ist schon drastisch existentiell. ;-)
Nebenher...ich würde sagen, beim Herdenschutz ist es das selbe. Ist eben ein Faktor mehr, den man beachten muß.
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