Re: Kormorane
Verfasst: 22. Mai 2019, 14:49
Ich habe persönlich nichts gegen Kormorane. Ihre Zahl zu verringern ist eine wissenschaftlich untemauerte Notwendigkeit, um vom Aussterben bedrohte Fischbestände zu schützen.
Als Beispiel wird eine Untersuchung von Aalen in Brandenburg angeführt, deren natürlicher Fortpflanzungszyklus ohnehin unterbrochen ist, weil der natürliche Aalaufstieg durch Wehre, Wasserkraftwerke und Schöpfwerke verwehrt ist. Die Art kann schon aus diesem Grund nur durch künstliche Besatzmaßnahmen erhalten werden. Das Kormoran-Gutachten von 2005 beispielsweise blendet Ursachen wie Fischerei- und Angelintensität, Parasiten und Fischkrankheiten für den Rückgang von Aal-Erträgen in Relation zu den Fangprognosen aus.Angesichts der rechtlichen Bedeutung dieser Frage ist es erstaunlich, wie wenig substanzielle Untersuchungen dazu für natürliche Gewässer tatsächlich vorliegen. [...] Vorliegende Studien verfehlen aber häufig nicht nur den Nachweis, sondern lassen einen gravierenden Einfluss des Kormorans sogar eher unwahrscheinlich erscheinen.
Bundesamt für Naturschutz, Fachtagung Kormorane 2006, Wolfgang Mädlow, Seite 101 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... tagung.pdf
Die entscheidende Aussage ist, dass sich dieser Rückgang zu einem Zeitpunkt abspielte, als keine oder nur sehr wenige Kormorane in brandenburgischen Gewässern anzutreffen waren. Seit Auftreten des Kormorans hat der Aalertrag in Relation zur Prognose bei stärken Schwankungen weiter abgenommen, aber weit weniger drastisch als zuvor.
In den ersten Jahren kann der hohe Ertrag noch durch natürliche Zuwanderung beeinflusst gewesen sein, [...]. Nach KNÖSCHE (2005) kann sich natürliche Zuwanderung aber nur bis 1985 ausgewirkt haben, ab diesem Zeitpunkt müssten die letzten noch zugewanderten Aale aus den Gewässern verschwunden sein. Auch nach 1985 bis zum Häufigwerden des Kormorans gab es aber einen weiteren starken Rückgang. Es sind also - im Gegensatz zur Aussage des Gutachtens - zwingend andere Gründe als der Kormoran anzunehmen, die den drastischen Ertragsrückgang verursacht haben.
Bundesamt für Naturschutz, Fachtagung Kormorane 2006, Wolfgang Mädlow, Seite 101 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... tagung.pdf
Allgemein anerkannte wissenschaftliche Arbeiten, die belegen, dass Kormorane in natürlichen Gewässern ökonomische Schäden verursachen oder eine Bestandsbedrohung für einzelne Fischarten darstellen, liegen bislang nicht vor. Insbesondere für große Seen wird in verschiedenen Arbeiten eine Beeinträchtigung der Fischbestände verneint.
Komitee gegen den Vogelmord e. V. (CABS): Kormorane und Fischbestände http://www.komitee.de/content/aktionen- ... hbestaende
Es ist wie bei den Wölfen - einen Sündenbock muss es immer geben, selbst wenn dessen erneute Ausrottung auch nicht ein einziges der tatsächlichen Probleme lösen würde.In naturwissenschaftlichen Untersuchungen zu dem Fischrückgang in vielen Gewässern wurden dagegen im letzten Jahrzehnt folgende tiefgreifende Ursachen herausgearbeitet:
- Gewässerstrukturen: Verbauungen der Ufer, fehlende Uferstreifen, Zusetzen der Gewässersohle durch Feinsediment, fehlende Wandermöglichkeiten für Fische durch Stauungen
- Erheblicher Verlust von Flussfischen an Turbinen der Wasserkraftwerke
- Schleichende toxische Belastungen durch Mikroverunreinigungen wie hormonartig wirkende Stoffe, Arzneimittelrückstände, Pestizide und Algentoxine
- Hohe Nährstoffbelastung durch Einschwemmung von Dünger und Gülle
- Überwuchern von Fischlaich durch Algen
- Neuartige Fischerkrankungen wie die Nierenerkrankung PKD
- Genetisch oder naturräumlich nicht adäquater Fischbesatz
- Stark schwankende Wasserstände durch Wasserkraftnutzung
- Gewässererwärmung im Rahmen der Klimaerwärmung
- Sauerstoffmangel am Gewässergrund
Komitee gegen den Vogelmord e. V. (CABS): Der Kormoran - Von der Roten Liste auf die Abschussliste http://www.komitee.de/content/aktionen- ... roblematik
Merke: Es geht nicht nur um Äschen- und Bachforellen, sondern um einige andere von der Ausrottung bedrohte Arten wie die Groppe.2.3.2.2 Ausnahmen in der Forellen- und Äschenregion Es ist hinreichend wissenschaftlich belegt, dass ein besonderes Gefährdungspotential für die Leitarten der Äschen- und Forellenregion durch den Kormoran gegeben ist. Die durch das von der Agrarministerkonferenz beauftragte Fachgremium zusammengetragene Auflistung von Gutachten bestätigt diese Einschätzung (Anlage 3).
Bei diesem schrillen Krächzen tauchen vor meinem geistigen Auge immer dieselben Rumpelstilzchen-Assoziationen auf. Nicht, dass er sich am Ende vor Wut noch selbst entzwei reißt...:Erklärbär hat geschrieben:Mach Dich doch nicht so lächerlich, über Themen zu schreiben, von denen Du Null Ahnung hast.
Wenn ich schon was von Aalaufstieg höre! Von Fischen verstehst Du einfach nix!
Gefährliche Zeiten – vom Verschwinden der Aale
Seit etwa 1980 müssen Fischereiexperten und Biologen beunruhigt feststellen, dass jedes Jahr weniger Glasaale die europäischen Küsten erreichen. Aktuellen Schätzungen zufolge ist die Menge inzwischen auf nur 2 Prozent der damaligen Bestände geschrumpft. [...] Der natürliche Aalaufstieg ist in der Elbe sehr stark zurück gegangen, in der Neiße erloschen.
Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (SMUL): Aal (Anguilla anguilla) https://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/natur/12684.htm
Entscheidend für das natürliche Vorkommen von Aalen ist die Abwesenheit natürlicher Wanderhindernisse, die einen Aufstieg von Jungaalen und damit eine Gewässerbesiedlung verhindern.
Institut für Binnenfischerei e.V.: Aalmanagementplan – Flussgebietsgemeinschaft Oder, Seite 7 https://www.portal-fischerei.de/fileadm ... ftOder.pdf
Ursprünglich waren alle unsere Binnengewässer dicht mit Aalen besiedelt, die allein durch natürliche Zuwanderung aus dem Meer dorthin gelangten. Durch Mühlen, Wehre, Schöpfwerke und Wasserkraftwerke sind Flüsse und Bäche für Fische aber oft unüberwindbar geworden. Überdies ist der Aalaufstieg im Ostseegebiet praktisch zum Erliegen gekommen und im Nordseeeinzugsbereich deutlich zurückgegangen.
Schleswig-Holstein: Spezielle Regelungen zur Aalfischerei https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fa ... herei.html
Das große Problem der Aale sei, dass die Gewässer heute so verbaut seien, dass die Fische dorthin kaum mehr aufsteigen können. "An Elbe und Ems gibt es zum Beispiel noch natürlichen Aalaufstieg, aber der reicht einfach nicht aus." Die Konsequenz: "Will man Aale als Speisefisch behalten, so müssen Glasaale - also Jungfische, die durchsichtig erscheinen - ausgesetzt werden."
MOZ, 26.02.2017: Glasaale für die Wissenschaft https://www.moz.de/landkreise/maerkisch ... 1/1555248/ https://www.moz.de/landkreise/maerkisch ... 1/1555248/