Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Über freilebende Wölfe in Deutschland.
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grauer-geselle
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Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von grauer-geselle »

In einem Ortsteil der Gemeinde Guttau NÖ von Bautzen ( Daubaner Rudel ) wurde vor einer Woche ein
nachts auf der Weide angpflocktes Schaf gerissen.

In dieser Gegend gab es in der Vergangenheit schon Nutztierverluste. Werden die da nicht schlau, oder
kann man das schon als "dummen Versuch" werten, die Lage nochmal anzuheizen ?
Ich glaube, diese Bürgerinitiative damals war auch in dieser Gegend angesiedelt.
Lutra
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von Lutra »

Bei unserem letzten Besuch in Rietschen war das auch ein Thema. Warum werden selbst mitten im Wolfsgebiet immer noch Schafe über Nacht angepflockt? Damals war auch gerade einem Rentner das Schaf von der Kette geknabbert worden. Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Die Leute sind es zeitlebens so gewöhnt, die Schafe anzupflocken. Mitten im Dorf wird schon nichts passieren. Stephan Kaasche war der Meinung, es bringe nichts, den Schafhaltern da irgendwie Starrsinn oder sowas zu unterstellen, man müsse zu ihnen hingehen und mit ihnen reden, was die Leute vom Kontaktbüro auch tun. Das find ich auch richtig so.

Eigentlich müsste auch bei uns hier im "Wolfserwartungsgebiet" schon mit den Schafshaltern gesprochen werden, die ihre Tiere z.T. auch weit außerhalb der Ortslagen anpflocken. Sowas lehrt ja dem Wolf erst, dass ein Schaf eine extrem leicht zu erreichende Nahrungsquelle ist. Er wird sich, sobald es irgendwo wieder nach Schaf riecht, daran erinnern. Ihm das wieder abzugewöhnen mit Elektrozäunen oder Herdenschutzhunden dürfte entsprechend schwer fallen. Sogesehen ist es auch ziemlich rücksichtslos gegenüber Schafshaltern, die einen gewissen Aufwand betreiben, um ihre Schafe vorm Wolf zu schützen.
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Jens
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von Jens »

Naja, es wird immer einige Leute geben, die sich für ein oder zwei Schafe keinen Standart-Wolfzaun trotz Förderung leisten können.
timber-der-wolf

Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von timber-der-wolf »

Jens hat geschrieben:Naja, es wird immer einige Leute geben, die sich für ein oder zwei Schafe keinen Standart-Wolfzaun trotz Förderung leisten können.
Das ist sicher auch nicht notwendig.

ABER, wenn ich in einem bekanntermaßen über 10 Jahre nachweisbaren Wolfsgebiet lebe, dann gehört schon mehr als eine gehörige Portion Dummheit dazu, wenn ich meine 1 ... 2 ... 3 ... Schafe / Ziegen Nachts drußen lassen und dann auch noch anpflocke. Solche Ignoranten würden von mir keinen Pfennig Entschädigung bekommen, denn denen unterstelle ich einfach VORSATZ. (Vielleicht, dass unterstelle ich mal, wird sogar so gehandelt, um bewußt Stimmung gegen den Wolf zu machen.

Auch dem ältesten Menschen ist zu zumuten, dass er dazulernt. Selbst wenn er bestimmte Dinge, hier die Schaf-/ Ziegenhaltung, in seinem Leben nie anders gemacht hat, heist das nicht, das er es sein Leben lang richtig gemacht hat! Und von Unwissenheit über die Anwesenheit von Wölfen in mehreren Regionen Deutschlands kann nach über 10 Jahren Wolfsanwesenheit (in Natur und Medien :) ) mit Sicherheit keine Rede sein.
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SammysHP
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von SammysHP »

Solche Leute bekommen auch keine Entschädigung. ;)
timber-der-wolf

Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von timber-der-wolf »

SammysHP hat geschrieben:Solche Leute bekommen auch keine Entschädigung. ;)
Ist auch gut so, Sammy!
Denn nur übers Geld "funktioniert" bei den Menschen der beste Lerneffekt :mrgreen:
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SammysHP
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von SammysHP »

Eben kam eine Mail vom Kontaktbüro rein, dass wieder ein Schaf gerissen wurde. In Brießnitz (Gemeinde Malschwitz), zusammen mit zwei anderen Schafen außerhalb der Umzäunung gewesen (vermutlich wegen der Wölfe ausgebrochen).

Auch wird erwähnt, dass bisher 13 Schafe in diesem Jahr von Wölfen in Deutschland.
Wolfsheuler
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von Wolfsheuler »

Das ist immer noch eine sehr niedrige Zahl, wenn man bedenkt, dass es mehr als 10000 Schafe im Wolfgebiet gibt.
Allerdings ist es wahrscheinlich auch so, dass nicht jedes gerissene Schaf gemeldet wird. Zumal es für angepflockte Tiere keine Entschädigung mehr gibt.
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Joerg
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von Joerg »

Die "Freie Presse" berichtet auch über den erneuten Riss eines Schafes in der Nähe von Bautzen.
Link zum Artikel: http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/R ... 499339.php
Wolfsheger
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Re: Nutztierrisse im Lausitzer Wolfsgebiet

Beitrag von Wolfsheger »

Das Sächsische Umweltministerium macht den Anspruch auf Entschädigung für gerissene Schafe von sog. "zumutbaren Vorkehrungen" abhängig. Dazu gehört innerhalb des Wolfsgebietes (also der bekannten Rudelterritorien plus 30 km Umkreis) u. a., dass die Schafe in einem mind. 90 cm hohen Euronetzzaun mit einer Mindestspannung von 3.000 V gehalten werden, der in sich geschlossen ist (also es darf kein Graben o. äh. als Begrenzung dienen). Sollte es öfter dazu kommen, dass einzelne Wölfe den Euronetzzaun überspringen, wird zusätzlich ein "Flatterband" verlangt, dass in einer Höhe von 1,20m über dem Zaun anzubringen ist. Maschendraht oder Wildschutzzaun werden ebenfalls anerkannt, wenn diese einen bodengleichen Abschluss mit Spanndraht haben. Der Rissgutachter hat also nicht nur den Riss selbst zu beurteilen, sondern auch die Haltungsbedingungen einzuschätzen. Für angepflockte Schafe gibt es weder innerhalb noch außerhalb des Wolfsgebietes eine Entschädigung, da diese Art der Haltung als nicht tierschutzgerecht gilt. Leider hört man immer wieder von Tierhaltern, dass ihnen der Wolf egal ist und sie von alledem nichts wissen wollen. Sie begreifen nicht, dass der notwendige Schutz ihrer Tiere und ihre ablehnende Haltung gegenüber dem Wolf zwei paar Schuhe sind. Die Folgen ihrer Ignoranz müssen dann meist die wehrlosen Schafe ausbaden.

Im Falle des Risses in Brießnitz konnte die Frage nicht beantwortet werden, ob der Wolf erst in die Koppel eingedrungen ist und dann die Schafe ausgebrochen sind oder ob die Schafe schon vorher vor Angst die Flucht ergriffen und dabei das Euronetz niedergerissen haben, so dass der Wolf freien Zugriff hatte. Der Zugriff erfolgte jedenfalls außerhalb der Koppel und auch die drei anderen noch lebenden Schafe befanden sich in Häusernähe.
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