Überall muss sich der Jäger für sein Tun und seine Leidenschaft rechtfertigen. Argumentativ stehen die Jäger oft mit dem Rücken an der Wand. Von allen Seiten wird gegen die Jagd gewettert: Tierschutz, Naturschutz, Politik, Verwaltung. [...] Wenn also die urbane Gesellschaft nicht mehr nachvollziehen kann, was ein Jäger macht und warum er etwas macht, dann schwindet der Rückhalt in der Gesellschaft für die Jagd immer mehr. Es tickt eine gesellschaftliche Zeitbombe, die ohne Entgegensteuern schwer zu beherrschen ist.
Univ. Prof. Dr. Klaus Hackländer, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien: Das Bild von Jagd und Jäger in der Gesellschaft, Seite 1, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Trotz dieses geringen Bevölkerungsanteils fühlt sich die Jagd als starke und einflussreiche Gruppierung. Sie zeigt das typische Verhalten einer Minderheit, die eng zusammengeschweißt ist, weil die Mehrheit sie ignoriert oder gar ablehnt. Wir leben in Demokratien, bei denen Minderheiten wie die Jägerschaft leicht überrollt werden. Es waren demokratische Entscheidungen, die vor ca. 30 Jahren im Kanton Genf die Jagd abgeschafft und später in den Niederlanden oder im Raum Berlin die Zahl der jagdbaren Wildarten stark eingeschränkt haben. [...] Jäger waren anerkannte und geachtete Mitbürger. Heute sind sie oft verkannt und geächtet. Der Jäger von heute vermeidet es, mit der Waffe gesehen zu werden. Er versteckt sich, vor allem wenn er in der Stadt wohnt. Jagd ist immer weniger gesellschaftsfähig. [...] Der Weg zu einem guten Image ist steinig und teuer. Davon können Lobbyisten, Wahlkampfmanager und Markenproduzenten ein Lied singen.
Univ.Prof. Dr. Klaus Hackländer, Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, Universität für Bodenkultur Wien: Das Bild von Jagd und Jäger in der Gesellschaft, Seite 2, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Einst war Jagd in der Öffentlichkeit selbstverständlich und hoch angesehen.
Aber das ist schon über 100 Jahre her.
Mit der rasch zunehmenden Urbanisierung der Menschen und mit dem Aufkommen des Tierschutzes vor einigen Jahrzehnten wurde die Jagd
immer mehr in ein unerwünschtes, nicht mehr zeitgemäßes Eck gedrängt. Die Bejagung und Nutzung der Wildtiere durch Jäger wurde als Stachel für den Tierschutz und auch den Naturschutz angesehen. Hätte man das Volk über die Existenz der Freizeitjagd, wie wir sie kennen, abstimmen lassen, so wäre sie zumindest in jenen Ländern, in denen die Stadtbevölkerung dominiert, längst abgeschafft worden, ähnlich wie dies im Kanton Genf in der Schweiz der Fall war. Dies ist noch heute so [...].
Univ. Prof. Dr. Friedrich Reimoser, Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie, Veterinärmedizinische Universität Wien: Erfordernisse zur Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz für die Jagd, Seite 59, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Der Blick auf Länder und Regionen, in denen bereits seit Jahrzehnten totale Jagdverbote bestehen, zeigt zweierlei: Die Sorge vor Einschränkungen der Jagd(ausübung) bis hin zum totalen Jagdverbot ist nicht unbegründet.
LJM Stv. Dr. Walter Brunner, Kärntner Jägerschaft: „Erfordernisse zur Sicherung der gesellschaftlichen Akzeptanz für die Jagd“, Seite 49, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" [/size] https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Überhaupt ist vieles von dem, was in der Öffentlichkeit oft zu recht kritisiert wird, hausgemacht. Wir alle kennen die Stereotypen „Jagdadel“,
„Trophäengier“, „Schussgeilheit“, „Bonzen mit dickem Geländewagen“, „Bambikiller“, „Tiermörder“, „Grüne Mafia“ und ähnliches.
Vorwürfe, die zum einen historisch zu begründen und zum anderen auf die jüngere Geschichte der Entwicklung der Jagd zurückzuführen sind.
Dazu kommt ein uniformistisches Auftreten, ein gewisser Corpsgeist und ein immer wieder fragwürdiges Verhalten in der Öffentlichkeit. Wenn ein Jäger verbotenerweise einen jungen Bären erlegt und dies bekannt wird, was soll die öffentliche und veröffentliche Meinung daran richtig finden? Wenn ein Jäger einen Mountainbiker vom Rad schießt, was soll dabei gut geheißen werden? Wenn ein Jäger gegenüber Spaziergängern oder Schwammerlsuchern handgreiflich wird, soll das verteidigt werden?
Detlev Schürr: Podiumsdiskussion: Das Bild der Jagd aus der Sicht von Gesellschaft und Medien - „Weidblick“ mit Weitblick, Seite 71, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Das hängt auch damit zusammen, dass die Jagd als Leidenschaft verdächtig ist. Jägerei gipfelt nun mal in der Jagd. Dass Hege als wesentliche Tätigkeit der Jäger präsentiert wird, nimmt die Gesellschaft als Ausflucht wahr: Hier wird Harmloses als Ersatz für die zentrale Tätigkeit angeboten. Das Problem bleibt, dass der Stand als „Jäger“, nicht als „Heger“ bezeichnet wird. Die Leidenschaft für die Jagd wird gesellschaftlich als eine antiquierte Leidenschaft für das Töten identifiziert.
Dr. Jürgen Hatzenbichler, Chefredaktion, UNIVERSUM MAGAZIN: Das Bild der Jagd aus Sicht der Gesellschaft und der Medien; Seite 73, 14. Österreichische Jägertagung Raumberg-Gumpenstein 2008 unter dem Titel: "Jagd und Jäger im Visier - Perspektiven für die Freizeitjagd in unserer Gesellschaft" [/size] https://www.bundesforste.at/fileadmin/j ... gsband.pdf
Dagegen die[...] eine Umfrage des Hamburger Instituts GEWIS im Auftrag der Initiative zur Abschaffung der Jagd von 2002, wonach 68 Prozent aller Deutschen "die Jagd auf wildlebende Tiere als Freizeitsport" verbieten würden. Nach einer EMNID-Umfrage von 2003 im Auftrag des Voeglschutzkomitees halten 78 Prozent "das jagdliche Töten von Tieren durch Hobbyjäger für eher schlecht". Eine EMNID-Umfrage von 2004, durchgeführt für die Tierschutzorganisation "Vier Pfoten", kommt zu dem Ergebnis, dass über 73 Prozent der Befragten "der Jagd kritisch gegenüberstehen" oder sie "ablehnen".
Richard David Precht: Tiere denken. Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen. Kapitel "Naturschutz oder Lustmord?" Seite 351, Goldmann Verlag München, 2018
Zustimmung der Bevölkerung zum Wolf:
2011: 79% (Forsa)
2014: 71% (Yougov),
2015: 80% (Forsa)
2017 : 74% (Linzer Market-Institut, Österreich)
2017 : 75% (gegen Abschüsse von Wölfen, haz-Umfrage)
2018 : 79% (Forsa)