Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

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Schattenwolf

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Schattenwolf »

Das wird wohl wirklich ein Traum bleiben Maxa.

Man kennt doch die Sprüche der Jäger. Wer Angst um seinen Hund hat bleibt zuhause.
Wie passt dann dieses Zitat? Zumal jährlich etliche Jagdhunde erschossen, überfahren oder von Wildschweinen getötet werden. Eine Statistik ist natürlich unerwünscht. Jäger macht sich seine Welt wie es im gefällt. ;-)
+++ Brandenburg: sehr interessante pathetische Darstellung - Rechtsanwaltskanzlei nimmt Stellung zum Abschuss eines Wolfes und legt Aussagen der beteiligten Jäger offen 🧐 +++
Zitat: "Kein Hundeführer muss sein geliebtes Tier auf dem Altar eines aus den Fugen geratenen Wolfsschutzkultes opfern lassen."
Unsere Frage: Was ist eigentlich ein "Wolfsschutzkult" ?
https://www.facebook.com/Naturschutzpro ... 891062077/
https://www.die-jagdrechtskanzlei.de/de ... -24012019/
Ist es nicht eher so das seit geraumer Zeit der Jagdkult völlig aus den Fugen geraten ist. Bald jede Woche ein neues menschliches Todesopfer durch die Hobbyjagd.
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Nina
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Nina »

§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG greift aus meiner Sicht nicht, weil die "erhebliche Störung" während der Fortpflanzungzeit so definiert ist, dass sich dadurch der "Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert". Durch eine Drückjagd im Wolfsgebiet allein verschlechtert sich der Erhaltungszustand der lokalen Population sicherlich nicht. Aber korrigiert mich bitte, falls ich da etwas übersehen haben sollte.
(1) Es ist verboten,
[...]
2. wild lebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören; eine erhebliche Störung liegt vor, wenn sich durch die Störung der Erhaltungszustand der lokalen Population einer Art verschlechtert

§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG - Bundesnaturschutzgesetz https://www.gesetze-im-internet.de/bnat ... /__44.html
Wie Schattenwolf aber schon angeführt hat, wurden die Empfehlungen des Deutschen Jagdverbands, die er in einem eigens erstellten Leitfaden abgegeben hat, bei der betreffenden Drückjagd offensichtlich nicht berücksichtigt.

Unter "Praxistipps" wird empfohlen:
In der Paarungszeit der Wölfe (Januar–März) Hunde im Wolfsgebiet nicht frei laufen lassen.

Deutscher Jagdverband e. V.: Hundearbeit im Wolfsgebiet Leitfaden für Jagdleiter und Hundeführer https://www.jagdverband.de/sites/defaul ... ersion.pdf
Im Leitfaden wird explizit darauf hingewiesen, dass Hundeführer bereits vor der Jagd über mögliche Wolfsbegegnungen und damit verbundene Risiken zu informieren sind. Dass dabei Schäden bereits einkalkuliert sind, ergibt sich aus dem Hinweis, dass im Vorwege mit dem Jagdleiter zu klären ist, wer für entstehende "Schäden" am Hund aufkommen könnte - "Jagdhundeausgleichskasse oder im Einzelfall von einer anderen
Versicherung".¹

Während der Jagd wird empfohlen, Hunde erst mit 30 Minuten Zeitverzögerung loszulassen. Außerdem wird zur Verwendung von Halsband-Glöckchen, Hundeschutzwesten und GPS-Ortungsgeräten geraten.¹

Auf dem in der Presseerklärung der den Schützen vertretenden Anwaltskanzlei veröffentlichten Foto, das leider recht unscharf ist, sind Verletzungen im Brustbereich erkennbar², die beim Tragen einer Wolfsschutzweste für gewöhnlich sicherlich abgedeckt wären (Brustschutz). Das könnte ein Indiz dafür sein, dass auch hier die Empfehlungen des Deutschen Jagdverbands nicht umgesetzt worden sind und damit bekannte Risiken nicht im Vorwege minimiert wurden.

Das Foto der Tierarztrechnung ist leider auch recht unscharf.² Wenn ich das richtig lese, steht dort "Bisswunde, evtl. vom Wolf". Die Positionen sowie der im Verhältnis geringe Betrag von € 141,57 lassen auf eine gewöhnliche Wundversorgung ohne Notwendigkeit eines operativen Eingriffs schließen und geben damit auch einen Hinweis auf die Qualität der Verletzung, die allem Anschein nach wohl nicht als lebensbedrohlich zu bewerten wäre.

In der Presseerklärung der Anwaltskanzlei wird der hohe ideelle Wert der Hunde betont: "Begleithunde, Spielgefährten, dreiste Sofaeroberer, schlappohrige Seelenstreichler, freche Wurstbroträuber, Hüter über Haus und Hof und mutige Kinderbeschützer beim abendlichen Spaziergang".²

Das dürfte angesichts der regelmäßig von Jägern getöteten Hunde und Katzen³ vielen Menschen so vorkommen, als würde hier nun mit zweierlei Maß gemessen, da natürlich auch Hunde von Nichtjägern dieselben wie in der Pressemitteilung genannten geschätzten Eigenschaften haben.

In der Pressemitteilung wird der Wolf als "offensichtlich problematisch" beschrieben, weil er ein "vorheriges vertrautes Passieren der Jagdstände" gezeigt hätte und daraus zu schließen sei, dass er "Menschen und Hunde nicht mehr als ihn betreffende potentielle Gefahr ansah".

Würden Wölfe Hunde generell als "potentielle Gefahr" begreifen und meiden, wäre der oben genannte Leitfaden des Deutschen Jagdverbands hinfällig. Dieser weist ja explizit darauf hin, dass in Schweden regelmäßig auch Jagdhunde im Einsatz durch Wölfe zu Schaden kämen, weshalb man hier wohl eher von einem häufig gezeigtem und damit normalem Verhalten ausgehen kann. Wissenschaftlich ist es erwiesen, dass Hunde für Wölfe, insbesondere in der Paarungszeit, einen Auslösereiz darstellen können, und zwar "neutral (dies ist meist der Fall), positiv (der Hund wird als Paarungspartner oder Spielgefährte gesehen) oder negativ (Hund wird als Konkurrent wahrgenommen)".⁴

Dass Wölfe zudem die Nähe von Menschen auf Hochsitzen in geringerer Distanz tolerieren, ist in der Wissenschaft ebenfalls bekannt und wird nicht als problematisch bewertet. "Auch auf Menschen auf Hochsitzen reagieren Wölfe oft deutlich weniger als auf Fußgänger. [...] In einzelnen Fällen reagieren Wölfe auch bei Nahbegegnungen sehr entspannt. Insbesondere bei Anwesenheit eines Hundes können Wölfe, statt sich zurück zu ziehen,
länger stehen bleiben und beobachten bzw. sich dem Menschen sogar nähern."⁵

Zudem ist die Rolle der Jagdhunde unklar. Die genaue Anzahl der involvierten Hunde lässt sich der Pressemitteilung leider nicht entnehmen. Es gibt keinen Hinweis auf eine aktive Rolle dieser Hunde, stattdessen soll der Wolf "sofort einen Angriff auf die Hunde" gestartet haben und "mit weit aufgerissenem Fang mehrfach" versucht haben, "einen der größeren Hunde zu fassen zu kriegen".² Dass die Hunde quasi "tatenlos" am Ort des Geschehens blieben und sich von einem wütenden Wolf beißen ließen, erscheint mir nicht plausibel.

Das Verhalten von Jagdhunden in einer Meute wurde gerade erst kürzlich beschrieben, als in Hirschhorn im Rahmen einer Drückjagd mehrere Jagdhunde außer Kontrolle ein Reh mitten durch eine Siedlung bis in einen Garten gehetzt haben⁶ oder in Dunzweiler 10-15 Jagdhunde unkontrolliert auf eine Kuhweide eingedrungen sind und trotz Anwesenheit der machtlosen Jäger eine Kuh verletzten und ein Kalb töteten. "Jäger und der Treiber hätten minutenlang auf die Hunde eingebrüllt, doch die hätten nicht abgelassen. „Die haben wie Bestien an der Kuh gehangen“."⁷


¹ Deutscher Jagdverband e. V.: Hundearbeit im Wolfsgebiet Leitfaden für Jagdleiter und Hundeführer [/quote]https://www.jagdverband.de/sites/defaul ... ersion.pdf

² Dr. Granzin, Die Jagdrechtskanzlei, 24.01.2019: Wolfstötung Presserklärung - Hamburg, den 24.01.2019 https://www.die-jagdrechtskanzlei.de/de ... -24012019/

³ Übersicht Medienberichte in der Rubrik "Jägeropfer: Haustiere", Initiative zur Abschaffung der Jagd https://www.abschaffung-der-jagd.de/hau ... 295102ab02

Ilka Reinhardt, Petra Kaczensky, Jens Frank, Felix Knauer und Gesa Kluth: Konzept zum Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten - Empfehlungen der DBBW - BfN-Skript 502, Seite 13 https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf

⁵ Ilka Reinhardt, Petra Kaczensky, Jens Frank, Felix Knauer und Gesa Kluth: Konzept zum Umgang mit Wölfen, die sich Menschen gegenüber auffällig verhalten - Empfehlungen der DBBW - BfN-Skript 502, Seite 12[/size] https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/servic ... ipt502.pdf

Die Rheinpfalz, 21.01.2019: Hirschhorn: Jagdhunde sorgen für Aufregung https://www.rheinpfalz.de/lokal/kaisers ... aufregung/

Die Rheinpfalz, 22.12.2018: Dunzweiler: Jagdhunde im Blutrausch - Bei Drückjagd Anfang Dezember wertvolle Glanrinder angefallen
https://www.rheinpfalz.de/lokal/kusel/a ... lutrausch/
maxa67

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von maxa67 »

n einzelnen Fällen reagieren Wölfe auch bei Nahbegegnungen sehr entspannt. Insbesondere bei Anwesenheit eines Hundes können Wölfe, statt sich zurück zu ziehen, länger stehen bleiben und beobachten bzw. sich dem Menschen sogar nähern."
Wie wahr... Die Entspannung war sogar von allen 3 Seiten gegeben, der Wolf gelassen, der Hund tat desinteressiert und meine Frau war fasziniert. Immerhin, wann überraschste denn mal nen Isegrimm auf 10 m ;-)
Lutra
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Lutra »

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Richard M
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Richard M »

Lutra hat geschrieben: 28. Jan 2019, 19:19 Auch interessant:
https://www.change.org/p/dietmar-woidke ... tm_term=cs
Du warst mir einen Schritt voraus... Wollte gerade das gleiche schreiben.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
harris
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von harris »

Der eine glaubt an die Geschichte vom bösen Wolf, der andere an solche :lol: :lol:
ein wahrer Zeuge.... bei ein Drückjagd?? Aha, anonym... aha, der Bericht von einem der bestimmt extrem viel mit der Jagd zu tun hat....oder eher dagegen ist? In vielen Fällen sind Presseberichte nicht wahrheitsgetreu...nur dieser.. :lol: :lol: :lol: :lol:
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Lutra »

harris hat geschrieben: 28. Jan 2019, 22:01 Der eine glaubt an die Geschichte vom bösen Wolf, der andere an solche :lol: :lol:
Ich kann nur für mich sprechen. Ich glaub erst mal gar nichts, ich nehme es nur zur Kenntnis, genau so wie das, was in der Presse steht oder was der Rechtsanwalt berichtet.
maxa67

Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von maxa67 »

Tja harris, bei deinen limitierten Fähigkeiten, sich etwas auch nur vorstellen zu können, sei dir gesagt, daß es Jäger gibt, welche noch so etwas wie eine gewissen Waidmannsehre haben, die aber aufgrund der in sich geschlossenen und abgeschotteten Gesellschaften von Jägern keine Möglichkeit sehen, Mißstände und verbrechen auf offiziellem Wege aufzuzeigen. Das Phänomen findet man z.B. auch bei der Polizei, bei Journalisten und in politischen Kasten sowieso. Was glaubst du, was passiert, wenn der Anonymus das selbst zur Anzeige bringt. In Nullkommanix haben die Winkeladvokaten des Holländers und des Jagdveranstalters den Namen. Das geringste was ihm passieren wird ist, daß er von der Jagdgesellschaft ausgeschlossen wird, falls er nicht selbst schon freiwillig das Handtuch wirft. Ich gehe in Kenntnis niederer Instinkte gewisser Menschenschläge (das meine ich jetzt auf den Charakter und nicht aufs Hobby bezogen) sogar soweit, daß eine diffuse Gefahr besteht, daß der Anzeigeerstatter als Judas abgestempelt Gefahr läuft, selbst oder sein Hund mal Opfer eines "Jagdunfalls" werden kann. Aufrecht für etwas einzustehen inmitten einer gleichgesinnten Gruppe oder hinter den Firewalls von Facebook oder Süddeutscher ist was anderes als mit offenem Visier durchs reale Leben zu gehen. Insofern gehört (mittlerweile) selbst dieser anonyme Bericht, auch wenn er juristisch keine Relevanz haben wird, schon zu den kleineren Heldentaten. Nur vorgespannte Leute basteln daraus erstmal ne Verschwörungstheorie, bevor sie sich überhaupt erstmal mit den aufgeworfenen Fragen beschäftigen.
Die Schlamperei/Kungelei von Polizei und Staatsanwaltschaft ist dann schon wieder ein anderes Thema und auch ein sehr weites Feld....
Für mich ist dieser Augenzeugenbericht weitaus authentischer als der der "offizielle".
harris
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von harris »

maxa67 hat geschrieben: 29. Jan 2019, 09:56 Für mich ist dieser Augenzeugenbericht weitaus authentischer als der der "offizielle".
Oho, noch ein Besserwisser, der meint, bloß weil man mal etwas kritisch betrachtet, dass man limitierte Fähigkeiten hat..oho.. mit Weitblick hast du es aber auch nicht so, oder?
Tja, hoffentlich der der Augenzeuge auch ein Zeuge und nicht ein "Wunschzeuge".... soll es auch geben.
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Richard M
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Re: Brandenburg: Wolf bei Drückjagd erschossen

Beitrag von Richard M »

Dem Rechtsanwalt wird schon bekannt sein, wer der Augenzeuge ist. Von ihm könnte er sich die Namen anderer Jagdteilnehmer geben lassen. Wenn der Rechtsanwalt dann beim Veranstalter aus ermittlungstaktischen Gründen fragt, ob diese Leute alle bei der Drückjagd dabei waren, hat er auf jeden Fall die Bestätigung, dass sein Augenzeuge dabei war. Und die anderen Jäger wissen nicht um wen es geht, weil der Anwalt viele Namen überprüft hat. Wenn die Jäger sich untereinander fragen, was der Anwalt wollte, muss der Zeuge ja nichts sagen. In den Kreisen wird so viele gelogen, dass es in so einem Fall sogar in Ordnung wäre.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
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