Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Über freilebende Wölfe in Europa.
zaino
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von zaino »

harris hat geschrieben: 21. Sep 2018, 13:43...wird verbrannt und auch die Wildschweine müssen (staatliche Auflage zur Seuchenbekämpfung) bejagt werden. Somit werden die Jäger in die „Pflicht“ genommen!! Stimmt, und jetzt haben die ganzen Jagdgegner recht, es wird rumgeballert und alles MUSS abgeschossen werden. Schön ist das bestimmt nicht… :oops: .

Stimmt, danke, harris. Und der Knackpunkt ist der: Wildschweine sind sau-clever und es ist bislang sehr schwer möglich, sie effektiv zu bejagen.
Früher verwendete man "Saufallen" - auch keine feine Sache. Und wirklich "ausrotten" kann man den Bestand nicht. Mithin könnte man die Seuche, wenn sie denn tatsächlich über WS verbreitet würde, im Endeffekt so gar nicht aufhalten.
maxa67

Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von maxa67 »

Wobei die Vorwärtsbewegung der ASP eigentlich relativ stagniert. Bei den Tschechen gibts nur die Fälle im ehemaligen Gottwaldow (Zlin) in der mährischen Wallachei und in Ungarn in der Nähe des Bükk Gebirges. Bei den Polen ist es entlang der Grenzen zu den ehemaligen Sowjetrepubliken, einschließlich nördliche Masuren Richtung Königsberger Enklave. Und es grenzt schon fast an ein Wunder, daß die Slowaken (noch) keine Probleme haben. Anhand dieser geografischen Verteilung kann man mal ne Doktoarbeit ausschreiben, ob und wie die Ausbreitung der ASP mit Wolfsbeständen und logistischen Besonderheiten des Speditionsgewerbes korrelieren.
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Nina
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von Nina »

Der Fingerzeig von harris auf "den LKW Fahrer aus Ost Polen" ist ziemlich einseitig, denn das Friedrich-Leoffler-Institut sieht ebenso eine Gefahr der Verbreitung durch Jäger und Jagdtourismus.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) weist auf die Jagd und den Jagdtourismus als "besondere Gefahren der Einschleppung der ASP aus den betroffenen Regionen" hin:
- Lebensmittel, die Schweinefleisch oder Wildschweinefleisch enthalten, welches nicht erhitzt wurde
- Teile von Schweinen oder Wildschweinen (z. B. Häute, unbehandelte Jagdtrophäen)
- Gegenstände und Fahrzeuge, die Kontakt zu Schweinen oder Wildschweinen hatten (z. B. Kleidung, Jagdwaffen)
[...]
- Bitte informieren Sie sich vor einer Auslandsreise, insbesondere vor einer Jagdreise über den Tierseuchenstatus, wenn Sie Kontakt zu Haus- oder Wildschweinen haben werden

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 14.09.2018: Afrikanische Schweinepest
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Im "Merkblatt für Jäger" schreibt das LAVES:
Der Eintrag dieser Krankheiten in hiesige Schwarzwildbestände kann u.a. durch weggeworfene Speisereste (Wurst- und
Fleischwaren), durch Wildschweinprodukte, den Jagdtourismus (kontaminierte Jagdkleidung und Ausrüstung) und das
Mitbringen von Jagdtrophäen aus Regionen mit KSP/ASP-Ausbrüchen erfolgen.


LAVES,Schweinepest: Informationen für Jäger; Download über die LAVES-Seite Afrikanische Schweinepest vom 14.09.2018
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Und dann folgen etwas hilflos anmutende Empfehlungen, die in der Praxis kaum Anwendung finden dürften, z. B. dass der Kontakt des Jagdhundes "insbesondere zu Fallwild und erlegten Wildschweinen" zu vermeiden ist, und dass Aufbruch, Häute und Schlachtabfälle sowie Speisereste nicht im Revier verbleiben oder für die Kirrung/den Luderplatz verwendet werden dürfen. Wenn man dazu bedenkt, dass die Ansteckung laut LAVES "vornehmlich über Blut, bluthaltige Flüssigkeiten und bluthaltige Gewebe erfolgt" und dafür "sehr geringe Blutmengen für eine Ansteckung" ausreichen, erklärt sich die Gefahr durch die Jagd von selbst, zumal z. B. die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz in ihrem Merkblatt zu Bewegungsjagden im Hinblick auf Tierschutzaspekte darauf hingewiesen hat, dass nur ca. ein Drittel des Schwarzwildes sofort tödlich getroffen wird.

In dem Merkblatt "Informationen für Jagdtouristen" schreibt das LAVES:
Die Gefahr der Einschleppung dieser Tierseuchenerreger über kontaminierte Kleidung bzw. Jagdutensilien oder über Fleisch, Lebensmittel und Trophäen von infizierten Tieren ist groß.

LAVES, Informationen für Jagdtouristen, Download über die LAVES-Seite Afrikanische Schweinepest vom 14.09.2018
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Dabei wird darauf hingewiesen, dass in manchen, insbesondere in afrikanischen Ländern, der Tierseuchenstatus gar nicht bekannt ist.
Und auch hier folgen Empfehlungen, die in der Praxis kaum umsetzbar sein dürften - etwa, dass die Jagdkleidung bei mehr als 70°C gewaschen werden muss (was die modernen Outdoor-Textilien kaum hergeben), die Jagdausrüstung einschließlich KFZ sowie die Trophäen "chemikalienresistent" (zuverlässig desinfizierbar) sein sollten und der Jagdhund nach der Jagd und nochmal nach der Jagdreise "gewaschen/gründlich shampooniert" werden sollte. Für Jagdreisen in Länder mit Tierseuchen wird davon abgeraten, das eigene KFZ, den eigenen Jagdhund, die eigene Jagdkleidung und die eigene Jagdausrüstung mitzunehmen. Es wird empfohlen, von dort keine Jagdkleidung, keine Jagdausrüstung, keine Trophäen und keine Lebensmittel mit nach Hause zu bringen.

Kontrollieren wird das alles wohl niemand.
zaino
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von zaino »

... gnaaaaa.... das erinnert aber stark an den Schwachsinn mit der Vogelgrippe damals. Ein großer Teil von alledem ist nicht recht durchführbar, die andere Hälfte ist in ihrer Sinnhaftigkeit nicht erwiesen. Hilfloses Gepaddel letztlich.
Wie damals bei der Vogelgrippe dürfte schlampige Massentierhaltung der Ausgangspunkt der meisten Seuchenherde sein. :( Vermute ich jetzt einfach mal.
Und daran ist kein Wildtier schuld.
harris
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von harris »

Nina hat geschrieben: 21. Sep 2018, 16:23 Der Fingerzeig von harris auf "den LKW Fahrer aus Ost Polen" ist ziemlich einseitig, denn das Friedrich-Leoffler-Institut sieht ebenso eine Gefahr der Verbreitung durch Jäger und Jagdtourismus.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) weist auf die Jagd und den Jagdtourismus als "besondere Gefahren der Einschleppung der ASP aus den betroffenen Regionen" hin:
- Lebensmittel, die Schweinefleisch oder Wildschweinefleisch enthalten, welches nicht erhitzt wurde
- Teile von Schweinen oder Wildschweinen (z. B. Häute, unbehandelte Jagdtrophäen)
- Gegenstände und Fahrzeuge, die Kontakt zu Schweinen oder Wildschweinen hatten (z. B. Kleidung, Jagdwaffen)
[...]
- Bitte informieren Sie sich vor einer Auslandsreise, insbesondere vor einer Jagdreise über den Tierseuchenstatus, wenn Sie Kontakt zu Haus- oder Wildschweinen haben werden

Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, 14.09.2018: Afrikanische Schweinepest
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Im "Merkblatt für Jäger" schreibt das LAVES:
Der Eintrag dieser Krankheiten in hiesige Schwarzwildbestände kann u.a. durch weggeworfene Speisereste (Wurst- und
Fleischwaren), durch Wildschweinprodukte, den Jagdtourismus (kontaminierte Jagdkleidung und Ausrüstung) und das
Mitbringen von Jagdtrophäen aus Regionen mit KSP/ASP-Ausbrüchen erfolgen.


LAVES,Schweinepest: Informationen für Jäger; Download über die LAVES-Seite Afrikanische Schweinepest vom 14.09.2018
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Und dann folgen etwas hilflos anmutende Empfehlungen, die in der Praxis kaum Anwendung finden dürften, z. B. dass der Kontakt des Jagdhundes "insbesondere zu Fallwild und erlegten Wildschweinen" zu vermeiden ist, und dass Aufbruch, Häute und Schlachtabfälle sowie Speisereste nicht im Revier verbleiben oder für die Kirrung/den Luderplatz verwendet werden dürfen. Wenn man dazu bedenkt, dass die Ansteckung laut LAVES "vornehmlich über Blut, bluthaltige Flüssigkeiten und bluthaltige Gewebe erfolgt" und dafür "sehr geringe Blutmengen für eine Ansteckung" ausreichen, erklärt sich die Gefahr durch die Jagd von selbst, zumal z. B. die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz in ihrem Merkblatt zu Bewegungsjagden im Hinblick auf Tierschutzaspekte darauf hingewiesen hat, dass nur ca. ein Drittel des Schwarzwildes sofort tödlich getroffen wird.

In dem Merkblatt "Informationen für Jagdtouristen" schreibt das LAVES:
Die Gefahr der Einschleppung dieser Tierseuchenerreger über kontaminierte Kleidung bzw. Jagdutensilien oder über Fleisch, Lebensmittel und Trophäen von infizierten Tieren ist groß.

LAVES, Informationen für Jagdtouristen, Download über die LAVES-Seite Afrikanische Schweinepest vom 14.09.2018
https://www.tierseucheninfo.niedersachs ... 21709.html
Dabei wird darauf hingewiesen, dass in manchen, insbesondere in afrikanischen Ländern, der Tierseuchenstatus gar nicht bekannt ist.
Und auch hier folgen Empfehlungen, die in der Praxis kaum umsetzbar sein dürften - etwa, dass die Jagdkleidung bei mehr als 70°C gewaschen werden muss (was die modernen Outdoor-Textilien kaum hergeben), die Jagdausrüstung einschließlich KFZ sowie die Trophäen "chemikalienresistent" (zuverlässig desinfizierbar) sein sollten und der Jagdhund nach der Jagd und nochmal nach der Jagdreise "gewaschen/gründlich shampooniert" werden sollte. Für Jagdreisen in Länder mit Tierseuchen wird davon abgeraten, das eigene KFZ, den eigenen Jagdhund, die eigene Jagdkleidung und die eigene Jagdausrüstung mitzunehmen. Es wird empfohlen, von dort keine Jagdkleidung, keine Jagdausrüstung, keine Trophäen und keine Lebensmittel mit nach Hause zu bringen.

Kontrollieren wird das alles wohl niemand.
Tja, liebe Nina, danke für die Aufklärung, die die Jäger allesamt schon erhalten haben. War klar, dass du noch was dazuzufügen hast was generell die Jäger betrifft. Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, auch die Jäger haben Schulungen... Aber ich dachte die Jägerei und deren Auflagen und Richtlinien interessieren hier niemanden, weil es eigentlich nicht die Allgemeinheit sondern nur eine Gruppe betrifft. Auch wenn die ASP in De ist, muss nach einem Kontakt mit einem erkranktem Schwein die komplette Montur als Sondermüll entsorgt werden, der Aufbruch darf nicht liegen gelassen werden, evtl. muss sogar das Erdreich an den Stellen abgetragen werden. Wie ich oben schon beschrieben habe, ist der Virus über Monate auch im Erdreich erhalten. Aber glaube mir, es fahren garantiert täglich mehr LKW`s aus Osteuropa in den westlichen Teil als Jäger in 10 Jahren im Osten sind. (so jetzt googele nach der wahren Menge ;-) ) Tja was kontrolliert wird und was nicht, da kannst Deine Meinung behalten, die Praxis sieht anders aus.Und es stehen nicht umsonst Schilder auf den Rastplätzen und Grenzübergängen, die darauf hinweisen, dass keine Speisereste in der Landschaft entsorgt werden sollen. Schon gesehen? Scheinbar nicht...scheinbar doch nicht so "ziemlich einseitig".. Aber das hat glaube ich mehr mit dir persönlich zu tun als mit Fakten ;-)

Schönen Abend noch und Gruß
Harris
zaino
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von zaino »

Jetzt streitet Euch doch nicht schon wieder, bitte.
Es ist letztlich gruselig - wenn an einem Ende schon massenhaft gekeult würde, gingen am anderen Ende verseuchtes Erdreich, ein Salamirest von der Raststätte, Blut- und Dreckspuren an Reifen und Schuhen auf die Reise. Und selbst geschulte Jäger, wenn sie sich akribisch an die Empfehlungen halten, verhindern damit höchstens, dass sie Viren AUS dem Wald tragen, aber ob sie nicht welche reintragen, ohne es zu wissen? (Das ist jetzt kein Vorwurf, harris, das ist 'ne Feststellung. Der fährt oder geht ja auch durchs Dorf oder trifft 'nen Kumpel in der Wirtschaft oder oder oder...).
Zum Glück ist die Infektionswahrscheinlichkeit dann immer noch ein paar anderen Faktoren unterworfen, und muss nicht immer zu 100% gleich sofort einschlagen.
Das Hauptproblem ist immer noch eine Massentierhaltung, in der ein extrem hoher Infektionsdruck herrscht, schon naturgemäß... egal wie sorgsam gearbeitet wird. Und ein weiteres Hauptproblem ist eine Wildschweinpopulation, die seit Jahrzehnten ausufert, u. a. weil fleissig leckeres Zeug bis zum Waldrand angebaut wird - und blindwütige, falsche oder ineffektive Bejagung stattfinde und und und...
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Nina
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von Nina »

zaino hat geschrieben:Jetzt streitet Euch doch nicht schon wieder, bitte.
Welcher "Streit"? Ich habe weitestgehend kommentarlos schlichtweg die FAKTEN des Friedrich-Loeffler-Instituts und des Niedersächsischen Landesamtsfür Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) verlinkt.

Ob harris jetzt persönlich das HB-Männchen spielt und gleich wieder in die Luft geht oder ob und wenn und swenn denn, wann wer welche Schilder irgendwann mal auf irgendwelchen Autobahnrastplätzen gelesen hat, ist dem Virus der Afrikanischen Schweinepest doch völlig wumpe.

Die unangebrachte und nicht nachvollziehbare Kritik aus Jagdkreisen gegenüber der wertfreien Nennung schlichter Fakten renommierter Wissenschaftler ist dagegen vielsagend und entlarvend zugleich.
harris
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von harris »

Nina hat geschrieben: 24. Sep 2018, 15:34
zaino hat geschrieben:Jetzt streitet Euch doch nicht schon wieder, bitte.
Welcher "Streit"? Ich habe weitestgehend kommentarlos schlichtweg die FAKTEN des Friedrich-Loeffler-Instituts und des Niedersächsischen Landesamtsfür Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) verlinkt.

Ob harris jetzt persönlich das HB-Männchen spielt und gleich wieder in die Luft geht oder ob und wenn und swenn denn, wann wer welche Schilder irgendwann mal auf irgendwelchen Autobahnrastplätzen gelesen hat, ist dem Virus der Afrikanischen Schweinepest doch völlig wumpe.

Die unangebrachte und nicht nachvollziehbare Kritik aus Jagdkreisen gegenüber der wertfreien Nennung schlichter Fakten renommierter Wissenschaftler ist dagegen vielsagend und entlarvend zugleich.
Hier geht niemand in die Luft und streitet sich, nur bei solch einem überflüssigen Kommentar ;-)
Klar, dass es dem Virus "wumpe" ist ob da Schilder stehen oder nicht, aber die sind dafür da, um Leute wie dich, die keine Ahnung haben über solche Gefahren aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Natürlich hift es nur bei denen, die sich dran halten. Und eine 100% Sicherheit hat man nie.
Ja natürlich hast du wie immer alles verlinkt und ich bin auch nur drauf eingegangen, aber ein HB-Männchen ist daraus nicht geworden :lol:
Falsch ist es ja nicht was du verlinkt hast, habe ich ja nicht gesagt, es war nur eine Ergänzung zu dem was die Jäger schon wissen ;-)
Welche Fakten aus der "praxisnahen" Wissenschaft wurden kritisiert??? Zack...googeln.... :-P

Und Tschüß
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Nina
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Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von Nina »

Sag' ich doch. HB-Männchen. Je emotionaler und wütender der Antwort-Post, desto sicherer der vorherige Treffer ins Schwarze.
harris hat geschrieben:Tja, liebe Nina, danke für die Aufklärung, die die Jäger allesamt schon erhalten haben. [...] Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, auch die Jäger haben Schulungen...
Du bist doch sonst immer gegen pauschale Aussagen über Jäger (jedenfalls, wenn sie kritisch sind), aber jetzt setzt Du wohlwollend ganz pauschal voraus, dass jeder der rund 380.000 Jäger in Deutschland die komplexen Informationen zur Afrikanischen Schweinepest erhalten, gelesen, verstanden und verinnerlicht hat und sie in der Praxis umsetzt? Das nenne ich mal eine gewagte Aussage...

Ich kenne Waldstücke, da liegen vergammelte Hochsitze einschließlich Dachpappenresten, eingewachsenen Kunststoff-Tarnnetzen und rostigen Nägeln sowie jede Menge zerrissener Absperrbänder von ehemaligen Drückjagden aus den vergangenen Jahren. Das entspricht nicht meiner Auffassung von Naturschutz und lässt mich zweifeln, ob die Gesamtheit der Waidmänner bei den Empfehlungen bezüglich der Afrikanischen Schweinepest tatsächlich gewissenhafter vorgeht. Und wie wir im weiteren Verlauf lesen werden, braucht es nicht viele Jäger und nicht viel infektiöses Material, um die Afrikanische Schweinepest einzuschleppen.

Wie wir wissen, gibt es weder verpflichtende Schulungen noch generell eine regelmäßige Überprüfung der physischen und psychischen Eignung, wenn der Jagdschein erst einmal erworben ist. Wenn ein nicht unbeachtlicher Teil der Jäger offensichtlich nicht in der Lage ist, Pferde, Kühe, Schafe und Mitmenschen von Schwarzwild zu unterscheiden, weshalb es ja regelmäßig zu bedauernswerten Zwischenfällen kommt, dann ist es schon recht tollkühn, vorauszusetzen, dass es ausgerechnet bei der Umsetzung der komplexen Empfehlungen zur Afrikanischen Schweinepest nicht zu Versäumnissen kommt.
harris hat geschrieben:Tja was kontrolliert wird und was nicht, da kannst Deine Meinung behalten, die Praxis sieht anders aus.
Ja, dann klär uns doch mal auf, wie die Jagdtouristen nach ihren Jagdreisen kontrolliert werden - nimmt die Veterinärbehörde Abstriche von den Reifen, dem Unterboden und dem Wageninneren des KFZ, von den Schuhsohlen, von den Waffen, den Messern, den Behältern, vom Jagdhund?
Sicher, harris. ;-)

Nachfolgend noch einmal ein paar Hinweise, warum gerade vom Jagdtourismus eine hohe Gefahr der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest ausgeht:
Insbesondere Jäger stellen hierbei ein hohes Risiko dar, weil sie mit dem Blut und den Häuten der Tiere in Kontakt kommen.

Daher ist es wichtig, die Hygienemaßnahmen bei der Jagd besonders zu beachten. Zu diesen Maßnahmen gehört laut FLI, "die Vermeidung der Kontamination von Kleidung und Fahrzeugen mit Blut von Wildschweinen, das Tragen von Handschuhen beim Aufbrechen sowie die gründliche Reinigung aller Werkzeuge, des Schuhwerks und der Transportbehälter". Unbehandelte Jagdtrophäen aus den betroffenen Ländern (derzeit Belgien, Polen, Baltikum, Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Tschechien und Ukraine) würden ebenfalls ein Einschleppungsrisiko darstellen.

NDR, 14.09.2018: Afrikanische Schweinepest: Was Sie wissen müssen https://www.ndr.de/nachrichten/Afrikani ... st160.html
Bedenklich ist, dass ausgerechnet diese Länder gern von Jagdtouristen frequentiert werden:
Insbesondere die baltischen Staaten sind für Jagdtouristen attraktive Reiseländer.

Jagdtrophäen und Schwarzwildprodukte bergen aber ein erhebliches Risiko, die ASP weiterzuverbreiten.
Gleiches gilt für die Kleidungsstücke und Gegenstände, die bei der Jagd verwendet wurden.

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Fragen und Antworten zur Afrikanischen Schweinepest https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Das Bundeslandwirtschaftsministerium empfiehlt, d. h. es ordnet aber nicht an:
Kontamination von Jagdausrüstung, Jagdhunden, Kleidung, Schuhwerk, Gerätschaften und Fahrzeugen mit Blut von Schweinen vermeiden.
[...]
Alle Gegenstände, die Kontakt mit Schwarzwild, Blut, Kot, Körperflüssigkeiten oder Geweberesten von Schwarzwild hatten (z. B. Bekleidung, Jagdmesser, Jagdstiefel, Fahrzeuge etc.), sollten unverzüglich noch im Gastland sorgfältig gereinigt und desinfiziert werden. [...]
Auch kleinste Spritzer von Blut, Kot und Körperflüssigkeiten sowie Gewebereste sind gründlich zu entfernen.
Dies gilt für Schuhe, Bekleidung, Jagdausrüstung ebenso wie z. B. für Hundedecken und Lappen, Werkzeuge und Wildwannen.
Bitte nutzen Sie geprüfte Desinfektionsmittel.
Besondere Vorsicht gilt bei Blut- und Geweberesten. Darin kann das ASP-Virus lange ansteckend bleiben; schon kleinste Tröpfchen reichen für eine Infektion. Auch die Erde, z. B. von Schwarzwildwechseln und -suhlen, kann mit infektiösem Blut oder Kot kontaminiert sein.
Durch Schwarzwildblut oder andere kontaminierte Anhaftungen verunreinigte Bekleidung sollte noch im Gastland bei mindestens 60 °C mit
Waschpulver gewaschen werden. Stark kontaminierte Gegenstände (z. B. blutdurchtränkte Lappen etc.) sollten am Jagdstützpunkt im Gastland
wildschweinsicher beseitigt werden.
Hände sollten im Bedarfsfall durch Einmalhandschuhe geschützt und nach Kontakt zu erlegtem Schwarzwild, Fallwild oder (potenziell) infektiösen Materialien vor Verlassen des Reviers gereinigt und desinfiziert werden. Potenziell kontaminierte und unzureichend gereinigte Kleidung, Jagdausrüstung und Fahrzeuge keinesfalls ins heimische Revier mitnehmen.

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Auch bezüglich des KFZ gibt es nur Empfehlungen und eine weitere Empfehlung, wenn sich der Jäger nicht an die Empfehlung halten will:
Sofern Sie mit eigenem Fahrzeug anreisen, wird dringend empfohlen, dieses im Gastland nicht für Fahrten ins Jagdrevier zu nutzen. [...] Wird das eigene Fahrzeug – entgegen dieser Empfehlung – dennoch für Fahrten im Gastrevier eingesetzt, sollte es spätestens vor Antritt der Rückreise gründlich gereinigt und mit Desinfektionsmitteln – nach Empfehlung der örtlichen Veterinärbehörden – desinfiziert werden (Unterboden, Ladeflächen und Innenraum).

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
"Wollen Sie sicher ausschließen", dass die ASP in Ihr Jagdrevier eingeschleppt wird, wird empfohlen... Eine Anordnung ist das jedenfalls nicht. Und offensichtlich werden Teile von Schwarzwild auch noch gern "z. B. für die Ausbildung von Jagdhunden" verwendet:
Das ASP-Virus ist für Hunde ungefährlich, allerdings lässt sich im jagdlichen Einsatz kaum vermeiden, dass der Jagdhund eng in Kontakt zu kontaminierten Materialien kommt.
Wollen Sie sicher ausschließen, dass der eigene Jagdhund die ASP in Ihr Jagdrevier oder in Hausschweinebestände einschleppt, lassen Sie ihn zu Hause.
[...]
Bringen Sie Jagdtrophäen von Reisen in von ASP-betroffene Regionen nur mit, wenn diese gründlich gereinigt und desinfiziert sind und dies von der zuständigen Veterinärbehörde bestätigt wurde.
Verzichten Sie auf die Einfuhr von Jagdtrophäen und Schwarzwildprodukten, wenn dies nicht gewährleistet ist.
Keinesfalls sollten Blut oder andere unbehandelte bzw. nicht-desinfizierte Teile von Schwarzwild (z. B. Schalen, Pürzel oder Teller) aus den von ASP betroffenen Regionen mitgebracht werden, z. B. für die Ausbildung von Jagdhunden!

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
Waschen allein reicht nicht - dabei sind ja selbst unsere Krankenhäuser oftmals schon mit einer effektiven Desinfektion überfordert. Am besten beschäftigt jeder Jagdrevierinhaber einen Hygienebeauftragten, oder fragt lieber vorher mal beim Tierarzt nach (bestimmt!) ;-)
Waschen mit Wasser und Seifenlauge kann zwar einen großen Teil von evtl. anhaftendem Material und damit einer Virenfracht beseitigen, hat aber bei dem ASP-Virus keine desinfizierende Wirkung. Für eine Desinfektion sind daher geprüfte Desinfektionsmittel unverzichtbar. Geeignete Desinfektionsmittel finden Sie in der DVG-Desinfektions-mittelliste (...) Bitte wenden Sie sich bei Fragen zu deren Einsatz an Ihren Tierarzt.

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Afrikanische Schweinepest - Vorsicht bei Jagdreisen: Einschleppung der Tierseuche nach Deutschland vermeiden! https://www.bmel.de/SharedDocs/Download ... cationFile
TheOnikra

Re: Polen: Mit Wölfen gegen die afrikanische Schweinepest

Beitrag von TheOnikra »

harris hat geschrieben: 21. Sep 2018, 22:17 Tja, liebe Nina, danke für die Aufklärung, die die Jäger allesamt schon erhalten haben. War klar, dass du noch was dazuzufügen hast was generell die Jäger betrifft. Auch wenn du es dir nicht vorstellen kannst, auch die Jäger haben Schulungen...
Wie hat man sich das den vorzustellen, harris?
Im Anschluss hielt Valerius Geist einen Festvortrag zum Thema Wolf. Am zweiten Tag wurde darüber diskutiert, wie der Jäger von heute sein Tun in der Öffentlichkeit rechtfertigen kann.
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