Es ist aber immer wieder schön, wenn mal von grundauf ein total Unbefleckter nachfragt. Natürlich kommt dann gleich das Troll Argument, weil unsere Diskussionskultur mit all den Versuchen, irgendwas ad absurdum und ins Lächerliche zu ziehen am Boden angekommen ist und daher fast immer von unlauteren Motiven ausgegangen wird, wenn jemand - ich nenne es mal unbeleckt-naiv - daherfragt. Für die Forumianer kann es aber eine Chance sein, alte festgefahrene Diskussionen einfach mal mit zeitlichem Abstand neu aufzusetzen und Positionen neu zu überdenken und entsprechend auszuformulieren.
Wolfius kommt also von der Alb, Reutlingen, Nürtingen, Pfullingen eine herrliche Gegend in der ich in Sachen Jugendarbeit bis 1995 oft unterwegs war. Die politische Partei hinterfrage ich mal lieber nicht, das kann vom alten 68er Reutlinger Sozi bis zum strammen Pfullinger NPDler, die unsere dunkelsächsischsten Kunden damals noch getunnelt hatten alles sein
Wolfius, jetzt mal ehrlich, ich gehe mal unvoreingenommen erstmal davon aus, daß du 72 bist. Damit zählst du zu einer Kategorie, die in wahnsinnig vielen Klischees lebt. Ist nicht böse gemeint, ist aber mein eigenes Erleben meiner Elterngeneration, alter Kollegen, Nachbarn etc. Polen klauen, Tschechen sind ein dreckiges Volk und Wölfe fressen Menschen, mal ganz auf den Punkt gebracht als prägnante Beispiele. Dazu das teilweise überzogene Selbstbewußtsein, geprägt durch eine harte Kindheit nach dem Krieg, Entbehrungen, Wiederaufbau, bescheidener Wohlstand, Studentenrevolte und Aufklärung bis hin zur dekadenten Sattheit. Im Westen stärker und überheblicher ausgeprägt als im Osten (da sind die Alten meist etwas knurriger und skeptischer). Was aber leider bei vielen vergessen wurde, daß vermitteltes Wissen auch mal hinterfragt wird. O.k., viele habens nicht so mit dem Internet, aber du bist doch, wenn du hier aufs Forum gestoßen bist, ganz fit unterwegs, also könntest du theoretisch alle Quellen nutzen, um dich zu informieren, daß der Mensch mal abgesehen von den Wildnissen Osteuropas und Kanadas und Indiens nicht ansatzweise zum Beuteschema gehört. Bevor du also Opfer einer Wolfsattacke wirst, hast du schon vorher 4 Lottojackpots abgeräumt und bist 3 x mit dem Flugzeug abgestürzt. Nur um mal die Wahrscheinlichkeit dafür aufzuzeigen. Ich selbst wohne zwischen 5 ! Wolfsrevieren, bin fast täglich draußen mit dem Hund und habe in 8 Jahren erst 2 Begegnungen gehabt. Distanz >100 m, meine Frau noch vor Jahren mal eine im Alleingang. Und bei uns ist es sehr übersichtlich, bei einer Tagestour kann ich schon 3 Reviere durchwandern bzw. streifen.
Daß der Wolf als "Schädling" besonders der Nutztierhaltung und in schlimmen Zeiten der verarmten hungernden Landbevölkerung sowie des Jagdstandes des Adels und Frühbürgertums ein lästiger Konkurrent war ist eine Tatsache, die bis ins 19. Jahrhundert hinein wohl unbestritten ist. Nur damals war die Wirkungsweise der Ausrottung von Spezies genausowenig bekannt, wie die Schäden die die beginnende Industrie oder auch davor schon die Köhlerei an der Umwelt angerichtet hat. Dafür gabs ja dann die Aufklärung, die sich auch mit unserer Herkunft und dann auch analytisch beschäftigte. Und die vor allem die Chance bot, sich von Dogmen der Religionen und deren Irrglauben lösen zu können. Ängste und Unbildung sind nach wie vor eines der besten Mittel des Machterhaltes. Was sich auch tagtäglich aufs neue bestätigt. Gäbe es unter der Menscheit nur meteorologisch begabte Elektrotechniker die 1 und 1 zusammenzählen können, wären die Grünen schon lange ausgerottet
Nun ist aber Gott, oder wer auch immer, sei Dank in Jahrzehnten soviel Erkenntnis gereift, daß es ein Miteinander oder zumindest ein Nebeneinander von Wolf und Mensch problemarm geben kann. Ich bin mir sicher, daß sich in einigen Jahren, wenn man es denn zuläßt, im Neckartal, in der Gegend um Bad Urach, bei Albstadt durchaus Wolfsrudel geben kann. Und das Gute daran ist, man kann sich besser darauf vorbereiten als wir hier im Feldversuch Lausitz. 15 Jahre nach Rückkehr des Wolfes streitet man sich in Sachsen immernoch um die Bezuschussung von Herdenschutzmaßnahmen. Naturschutz und formale politische Willensbildung haben die Wiederansiedlung zugelassen und auch begrüßt, die politische Exekutive hat aber größtenteils bei der Begleitung des Projektes versagt. Kontaktbüro und Entschädigungszahlungen allein reichen nicht aus. Eine medial aufklärende Begleitung und aktive zeitige Präventionsmaßnahmen beim Herdenschutz wären noch dazu notwednig gewesen. Derzeit tobt ein Kampf zwischen Naturliebhabern und Naturschützern und Jäger- und Tierhalterlobby. Je nach persönlicher Ansicht agiert dann die Politik, parteiübergreifend wohlgemerkt. Reinhold Messner soll Yetis jagen gehen, sich aber nicht um die Flachlandpopulationen der mitteleuropäischen Wölfe kümmern, ein Ausnahmebergsteiger und Naturliebhaber ist nicht automatisch für solche Aussagen prädestiniert, genausowenig, wie sich populäre Schauspieler zu politischen Bashing Statements hinreißen lassen sollten. Es fehlen trotz aller Berühmtheit einfach die Kompetenzen, meist sogar die Intelligenz des Erkennens komplexer Zusammenhänge. Nur weil jemand ein Ausnahmedarsteller ist, ist er nicht automatisch ein Experte für irgendwas anderes. Dafür aber medienaffin und darf dann zum Schaden der öffentlichen Meinungsbildung seinen Rotz in die Kameras absondern, was ungeprüft von ebensolchen magerintelligenten Journalisten in die große weite Welt geseit werden kann.
Nichts für ungut Wolfius, afrikanische und vorderasiatische Migranten taugen nicht zum Gleichnis mit dem Wolf. Einesteils weil der Wolf nur in sein angestammtes gebiet zurückkehrt, andererseits anpassungsfähig und -willig ist. Was man von ersteren nicht sagen kann. Und die Dimensionen von vielleicht 3 Mio Euro im Jahr fürs Wolfsmanagement gegenüber 50 Milliarden fürs Flüchtlings"management" tun ihr Übriges. Leg also einfach mal dein Klischeedenken und vor allem die kulturell indoktrinierte Urangst vor dem Wolf ab, dann kommst du auch zu einem anderen Ergebnis. Mit deinem Wanderverein wirste auch bei Besiedlung des Wolfes im Schwäbischen keinen Wolfskontakt haben.