Die Lizenzjagd auf ein auf der Roten Liste geführten Tierart ist erstaunlich
Am 1. März geben die Bezirksregierungen unseres Landes wieder den Startschuss für eine reine Vergnügungs- und Trophäenjagd auf unsere Luchse. Eine Jagd, bei der Tausende Jäger Luchse aufspüren und sie mit Fahrzeugen und Hunden einkreisen.
Ist die Beute lokalisisiert, werden die Hunde auf die flüchtenden Katzen losgelassen. Eine rücksichtslose Jagd, bei der die Jäger die Flucht der Luchse mittels GPS-Sender der Hunde und Actionkameras in Echtzeit verfolgen können.
Da die Luchse nicht ausdauernd sind, versuchen sie ihr Leben durch die Flucht auf einen Baum zu retten, wo sie zur einfachen Zielscheibe für einen Jäger werden, an dessen jagdlicher Absicht allein das Herumstolzieren mit dem Fell einer rotgelisteten Wildtierart steht.
In diesem Jahr lassen Jämtland und Västerbotten sogar die Fallenjagd zu, obwohl Untersuchungen ein unermessliches Leiden der in Fallen gefangenen Luchse dokumentiert haben. Die auf diesem Wege gefangenen Luchse, die an das Staatliche Veterinärmedizinische Institut geschickt wurden, wiesen vielfach verletzte Pfoten, abgebrochene Zähne und Holzsplitter im Magen auf.
Damit kann sich der Jäger auf ein Jagdwerkzeug verlassen, dass 24 Stunden am Tag scharf gestellt ist. Zwar sollen die Fallen innerhalb von 24 Stunden zweimal kontrolliert werden, jedoch bleibt die tatsächliche Umsetzung dem Gewissen des Jägers überlassen. Aber wieviel Empathie darf man von einem Menschen erwarten, der einen Luchs einem derartigen Stress aussetzt, bevor er die obere Klappe der Falle öffnet und mit der Waffe abdrückt, um das Leben des Wildtieres auszulöschen?
Vor rund 10 Jahren begann eine systematische Dezimierung wildlebender Beutegreifer. Innerhalb der Bezirke sticht Jämtland mit einer hohen Anzahl Schutzjagden hervor. Selbst im südlichen Schweden wird eine umfassende Jagd genehmigt, obwohl dort jeder einzelne Luchs einen wertvollen Beitrag zur Wiederbesiedelung leistet, nachdem er dort für lange Zeit komplett ausgerottet war. In Summe haben Schwedens Bezirksregierungen in diesem Jahr den Abschuss von 83 Luchsen beschlossen. [...]
Der schwedische Luchsbestand steht kaum in genetischem Austausch mit seinen östlicheren Artgenossen. Die Population unserer Luchse von 1.100 Tieren ist im Hinblick auf die Erhaltungsperspektive klein. Gemäss sachkundiger Genetiker bräuchten wir 3.000 - 4.000 Luchse, um den Arterhalt langfristig zu gewährleisten.
Sämtliche Forschungsergebnisse weisen darauf hin, dass eine Bejagung die Akzeptanz nicht erhöht. Im Gegenteil - trotz großzügiger Genehmigungen von Lizenz- und Schutzjagden sind illegale Abschüsse in den letzten Jahren lawinenartig angestiegen, nicht selten in Verbindung mit Tierquälerei. Wissenschaftler schätzen, dass jährlich Hunderte Luchse illegal getötet werden.
Dass sich Schweden Lizenzjagden auf Wildtiere leistet, die international als besonders schützenswert eingestuft werden, ist schon erstaunlich.
Schweden praktiziert hinsichtlich seiner wildlebenden Beutegreifer eine Politik, die in allererster Linie darauf abzielt, die Bestände so niedrig wie möglich zu halten. Das Unvermögen der Behörden, sich dem Jagdlobbyismus zu widersetzen, gefährdet unsere Verpflichtung, die international getroffenen Verträge zur langfristigen Bewahrung lebenskräftiger Beutegreiferpopulationen einzuhalten.
ÖP, 28.02.2021: Christina Lindberg, Journalistin: Debatt: Licensjakten på det rödlistade lodjuret är anmärkningsvärd
https://www.op.se/artikel/debatt-licens ... kningsvard