Wölfe in Westpolen

Über freilebende Wölfe in Europa.
maxa67

Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von maxa67 »

Jetzt greifen wir Deutschen schon in die schlesische Wolfspopulation ein...
Deutscher Autofahrer überfährt Wölfin im Isergebirge
https://www.saechsische.de/deutscher-ue ... 35899.html
Erklärbär
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Erklärbär »

maxa67 hat geschrieben: 4. Nov 2019, 13:08 Jetzt greifen wir Deutschen schon in die schlesische Wolfspopulation ein...
Deutscher Autofahrer überfährt Wölfin im Isergebirge
https://www.saechsische.de/deutscher-ue ... 35899.html
So ein Quatsch.

Ob es ein Deutscher oder sonstwer war spielt doch überhaupt keine Rolle. Wolf überfahren. :dead:
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maxa67

Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von maxa67 »

Mein Gott, müssen wir hier eine Kennzeichnungspflicht für Ironie einführen?
Du bist aber dünnhäutig zum Montag...
Erklärbär
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Erklärbär »

maxa67 hat geschrieben: 4. Nov 2019, 15:58 Mein Gott, müssen wir hier eine Kennzeichnungspflicht für Ironie einführen?
Du bist aber dünnhäutig zum Montag...
Mein Gott, meine Antwort bezog sich auf die dämliche Überschrift. Sowas erzeugt völlig sinnlosen Hass. Stell Dir vor, es hieße Pole überfährt Wolf. Sind dann alle Polen potentielle Wolfsüberfahrer? LOL.
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zaino
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von zaino »

Wolfs-Theoretiker
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Wolfs-Theoretiker »

Hallo zusammen,
wußtet ihr auch, wie es vorher in Westpolen mit den Wölfen ausgesehen hat.
In der Zeit von 1951-1974 war es intensive Ausrottung. Zum Ende der Ausrottung wurden nur gelegentlich Wölfe gemeldet,
insgesamt nicht mehr als 42 Wolfssichtungen. Weil die Wölfe hatten nur 1 x Nachwuchs bevor sie in Westpolen getötet wurden.
Ab 1975 wurden per Gesetz in geregelte Jagd geändert(nicht jedermann sollte einen Wolf totschlagen dürfen), aber es war nichts
anderes als in den Jahren davor, einmal Nachwuchs und dann die Altwölfe abschiessen.
Erst an 1998 wurden die Wölfe in Polen unter Schutz gestellt, von 2002 -2009 war die Zeit der Wolfsbeobachtung/Wolfsforschung.
Von 2002 -2012 erholte sich der Wolfsbestand in Polen auf 140 Wölfe in 30 Rudeln, bei einer jährlichen Zuwachsrate von 38 %,
was aber im jahr 2012 auf 20 % zurück ging.
Seit 2016 pumpt die EU kräftig Geld in Polen rein, damit es zu einem einheitlichen Monitoring etc.. kommen soll,
die Polen müssen diesbezüglich bis 2020 eine Vereinbarung mit der EU abschliesse, die polnische Regierung ist nicht gerade wolfsfreundlich
zu nennen.
Noch einen kurzen Einwurf zu den Wölfen in Polen, wir hätten besser keine Wölfe aus Polen übernehmen sollen, sondern Wölfe aus der
Slowakei. Jetzt werdet ihr denken, warum das denn, nun wegen der Fressgewohnheiten.
Die Wölfe in der Slowakei verzehren eine Menge Wildschweine, was uns ja entgegen kommen würde, bei den Beständen,
welche z.Z. bei uns vorkommen. Mal die Wolfs-Diät kurz auf gelistet.
Polen:
Im Sommer: 76,6% Hirsch und Reh, sowie 21,6% Wildschwein, die restlichen % sind nicht definiert.
Im Winter:91,3 % Hirsch und Reh, sowie 7,7% Wildschwein, die restlichen % sind nicht definiert.

Slowakei:
quer durch Jahr: 45,5% Schwarzwild, 23,3% Rotwild, 10,4% Rotfuchs, 7,9% Haushunde und 5,5% Reh.

Hier wären mir die Slowaken lieber, weil das Schwarzwild nimmt tatsächlich bei uns überhand.
Bei meine Nachbarn(ein Milchbauer) haben sie den Garten und Wiesen umgerüsselt.
Auch den etwa 2,5 Km von mir entfernt liegenden Golfplatz haben die Widschweine nachts einen Besuch abgestattet.
Dabei habe ich selbst nur vor ca. 5 Jahren mal einen Schwarzkittel gesehen, welcher vor meinem Auto die Landstraße zum nächsten Ort
überquerte. Ansonnsten habe ich hier nie was von Wildschweinen gehört oder gesehen.

So das solls als kleine Einlage gewesen sein.

Grüsse, WT
"Die Natur betrügt uns nie. Wir sind es immer, die wir uns selbst betrügen." Jean-Jacques Rousseau
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SammysHP
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von SammysHP »

Und du meinst, die Wölfe haben regional unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten, weil es ihnen besser schmeckt?
Wolfs-Theoretiker
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Wolfs-Theoretiker »

Hallo SammysHP,
nein, ganz so ist es nicht, sondern mehr so, daß sie das Fressen was die Natur ihnen bietet bzw. worauf der Nachwuchs von den Eltern
geschult wurde, also worauf sie in der Erziehungsfase jagd gemacht haben. Es ist für sie auch nicht ganz so einfach sich auf andere
Beutetiere umzustellen, weil die Jungwölfe dann auf sich allein gestellt sind und erstmal alles antesten müssen, ob es überhaupt jagbar ist.
Sie haben eine relativ lange Lernphase, ist schon sowas wie eine Prägung, das kann bis zu einem Jahr dauern, mit der Umstellung.
Naja, nicht nur was die Natur bietet, sondern auch was der Mensch durch seine freilaufenden Hobby oder Nutztier bietet.
Da kann ein Wolf nicht vorbei gehen, denn er ist ein fauler Geselle und in erster Linie will er Energie sparen, er ist ein Ökonom,
warum soll er den Wildtieren hinterher rennen, was er auch nicht immer macht, denn er kann einen Hirsch auch ohne laufen zu müssen,
also im ruhigen gemessenen Schritttempo so drangsalieren, daß der Hirsch so gut wie von allein an einer Stelle nicht mehr weiter kann .
Ja dann fängt der Wolf zu fressen an. Die Erklärung zu dieser Jagdmethode ist ganz simpel, ein Hirsch hat ein andere Verdauungsvorgang
als ein Wolf. Der Hirsch frißt, wenn er kann jede Menge Grünzeug, aber er braucht nach der Äsung auch ruhe um das Grümzeug wiederzukäuen, damit es für den Verdauungstrakt vorbereitet wird. Läßt der Wolf dem Hirsch keine Ruhe, weil er schön gemütlich
hinter dem Hirsch hinterher spaziert, dann kann der Hirsch sich nich hinlegen und wiederkauen. Dadurch kommt es bei dem Grünzeug zu
einem Gärungsprozeß und der Hirsch wird krank er bekommt Koliken und höllische Schmerzen, erkommt nicht mehr zur Ruhe und gibt auf.
Aber diese kleine erklärung zu einer Jagdmethode, welchem nicht jedem bekann ist, das war nur zur Unterhaltung.
Das mit der Beutetier-/Jagdumgewöhnung hatte ich schon mal in einem meiner Beiträge erwähnt.

Grüsse, WT
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Figura & und Myslajek (2019): Canis lupus politicus – dyskurs polityczny związany z ochroną wilka we współczesnej Polsce [Canis lupus politicus – political discourse related to wolf protection in contemporary Poland]. DOI: 10.31261/ZOOPHILOLOGICA.2019.05.30. Link

Summary
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der rechtliche Status des Wolfes erheblich verändert, von jagdbaren zu streng geschützten Arten. Unabhängig davon, welche politische Option an der Macht blieb, steht der Wolf seit 1998 auf der streng geschützten Liste. Während der gesamten Zeit des Wolfsschutzes schienen ihm Stimmen wieder den Status einer jagdbaren Art zu verleihen. Ich spreche hier insbesondere von der Jagdlobby, die versucht, Politiker aller Parteien dazu zu bewegen, die Wolfspopulation im ganzen Land wieder "zu managen". So wurden Lobbystimmen zu jagdfreundlichen Politikern, die, unabhängig von ihrer politischen Hautfarbe, Ansichten vertraten, die mit denen der Jäger identisch waren. Die Zusammensetzung des parlamentarischen Teams für Jagdkultur und -tradition sagt viel über dieses Phänomen aus, in dem sich Mitglieder und Senatoren aller politischen Optionen in letzter Zeit vereinigt haben. Darüber hinaus werden Politiker auch zu Autoren von Veröffentlichungen, in denen der Wolf direkt auf die Liste der jagbaren Arten zurückgeführt wird. Ein Beispiel dafür ist die zweibändige Monografie Jagd in Polen im 21. Jahrhundert - Realitäten und Erwartungen [Łowiectwo w Polsce w XXI wieku – realia i oczekiwania] herausgegeben von Stanisław Gorczyca - einem ehemaligen Senator von Platforma Obywatelska und begeisterter Jäger.

Die Frage des Wolfsschutzes zeigt deutlich, wie kompliziert Einstellungen zu verschiedenen sozialen Problemen im politischen Diskurs sein können. Dieses Beispiel zeigt auch deutlich, welche große Rolle soziale Organisationen für den Naturschutz spielen müssen. Einerseits sollen sie durch groß angelegte Informationskampagnen Einfluss auf die Politik nehmen und andererseits durch verschiedene Formen der Umwelterziehung in der gesamten Bevölkerung das positive Bild der Arten, einschließlich des Wolfes, prägen. Dank dieser Aktivitäten kann sich der Umgang der Menschen mit der natürlichen Umwelt positiv verändern. Die Überzeugung von Politikern zu umweltfreundlichen Einstellungen wird auch zu einer Verringerung der rechtlichen Störungen auf der internationalen Bühne führen, wie dies bei der Wolfsjagd in den skandinavischen Ländern der Fall ist, was zu lang anhaltenden Konflikten zwischen Regierungen einzelner Länder und der Europäischen Kommission führt.
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Dr_R.Goatcabin
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Re: Wölfe in Westpolen

Beitrag von Dr_R.Goatcabin »

Gosling et al. (2019): Recent Arrivals or Established Tenants? History of Wolf Presence Influences Attitudes Toward the Carnivore. DOI: 10.1002/wsb.1027.

Abstract
Menschliche Dimensionen sind ein entscheidender Bestandteil der Erhaltung großer Fleischfresser. Wir untersuchten, wie die historische Anwesenheit von Wölfen (Canis lupus) die Haltung der Öffentlichkeit gegenüber Fleischfressern und deren Management in ländlichen Gebieten Polens beeinflusst. Von März 2016 bis März 2017 verwendeten wir einen selbst auszufüllendenFragebogen, um die Einstellungen der Landbewohner (n = 292) und Förster (n = 325) in 6 Regionen zu bewerten, in denen Wölfe entweder ständig anwesend waren oder in denen sie sich kürzlich erholt haben eine Zeit der Abwesenheit. Während wir fanden, dass die Einstellungen zu Wölfen im Allgemeinen neutral oder positiv waren, bestanden Unterschiede in den Einstellungen zwischen Zielgruppen und Regionen mit langer und kurzer Vorgeschichte der Wolfspräsenz. Förster neigten zu einer negativeren Haltung gegenüber Wölfen als Landbewohner, und ihre Haltung blieb in allen Regionen stabil. Im Gegensatz dazu tendierten die Landbewohner aus Regionen mit einer ununterbrochenen Wolfspräsenz, die auch eine höhere Rate an Viehabbau zu verzeichnen haben, zu weniger positiven Einstellungen als die Bewohner aus Regionen, in denen sich Wölfe in jüngerer Zeit erholt haben. Die Kenntnis der Wertorientierungen von Wölfen und Wildtieren war auch ein positiver Prädiktor für die Einstellungen. Negative Einstellungen der Anwohner und eine geringere Unterstützung für den Wolfsschutz als Reaktion auf Wolfsangriffe auf Nutztiere könnten ein Haupthindernis für die weitere Erholung der Wölfe in Europa sein. Unsere Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit proaktiver Ansätze, die sowohl Informationskampagnen als auch Maßnahmen zur Eindämmung des Wolfsraubes an Nutztieren umfassen, um die lokale Unterstützung für den Wolfsschutz aufrechtzuerhalten.
...Ooook? Förster finden Wölfe uncool, obwohl diese langfristig Verbiss eindämmen? ;)
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