Die Dokumentation war in der Tat grausam und kaum auszuhalten.
So manches Schaf oder Rind würde wohl lieber vom Wolf gerissen werden als so eine lange Tortur zu erleiden.
Wer seine Tiere zu Profitzwecken in den Export verkauft oder an einen Händler, kann seine Hände nicht in Unschuld waschen - denn die Zustände auf den Transporten und in den Schlachthäusern in den Drittstaaten sind ja allgemein bekannt.
Aber wir brauchen ja nicht einmal so weit zu schauen - bei uns finden gerade wieder jede Menge Drückjagden statt.
Auch da wird das Wild gehetzt und beschossen. Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz hat die Tierschutzrelevanz von Bewegungsjagden angemahnt.
In manchen Fällen ist die Vermarktung von Drückjagdwild jedoch schwierig, weil ungünstige Schüsse und Mehrfachtreffer das Wildbret zerstört haben.
Tierschutz und Bewegungsjagden; Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT); Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6)
Ist das Wild in Bewegung sind tödliche Treffer viel schwieriger als bei stehendem Wild anzubringen; insbesondere bei ungünstigen Schusswinkeln und auf engen Schneisen.
So wurde bei Drückjagden auf Schwarzwild in Hessen nur etwa ein Drittel mit Blattschuss erlegt, der Rest der Strecke wies Waidwund-, Keulen- oder Laufschüsse auf. Rehwild wies bei ca. 30 % der männlichen und ca. 60% der weiblichen Tiere Bauchschüsse auf.
Tierschutz und Bewegungsjagden; Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT); Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6)
Das Wild wird folglich nur zu einem Drittel sofort tödlich getroffen - der Rest flüchtet schwer verwundet und verendet dann an seinen Verletzungen oder wird erst bei der späteren Nachsuche von seinen Qualen erlöst, sofern er denn überhaupt gefunden wird.
Unter den Stichworten "Gebrechschuss" und "Äserschuss" findet man im Netz schnell die Bilder, die einen genauso erschaudern lassen wie die der ZDF-Dokumentation über das rituelle Schlachten. Denn ob die Schwerstverletzungen - auch in den Gesichtern der Tiere - Kiefer durchschossen, Zunge weggeschossen, Auge ausgeschossen - nun durch Messer oder Gewehrmunition herbeigeführt werden, macht hinsichtlich Schmerz und Grausamkeit überhaupt keinen Unterschied.
Und Rituale praktizieren die Waidmänner auch - man denke nur an den Käse mit den drapierten Zweigen im Maul der Tiere...
Oder man denke an die Jagd auf die bösen Waschbären. Wissenschaftler des Projekts Waschbär haben dargestellt, wie die Verwendung der in vielen Bundesländern erlaubten Eiabzugeisen zur Fallenjagd den Waschbären schwerste Pfotenverletzungen und -verstümmelungen zufügt, da die Tiere mit der Pfote nach den Ködern greifen. Nach Angaben der Wissenschaftler ist die Verwendung von Eiabzugeisen in Gebieten mit Waschbärvorkommen daher absolut tierschutzrelevant.
Aber die Lobby unserer Waidmänner verfügt über ein hervorragendes Netzwerk von PR, Politik- und Medienkontakten und leidet nicht gerade unter mangelnder finanzieller Ausstattung. Da kann man die Grausamkeiten, für die man an andere Länder großzügig Schelte verteilt, nett, sauber und adrett aussehen lassen.
Würde man den Fernsehzuschauern regelmäßig die ungeschönten Bilder der Jagd präsentieren - wie es etwa bei den wolfsverursachten Rissen gang und gäbe ist - bräuchte es schon reichlich PR-Arbeit, um einer demokratisch entschiedene Abschaffung der Jagd noch entgegenzuwirken.
Also immer schön das getötete Tier auf der Seite auf der weit aufgeplatzten Ausschusswunde ablegen, ein paar Zweige ins Maul stopfen und ein Lied aus dem Jagdhorn anstimmen - das ist dann der Teil, den unsere heimischen "Goldstücke" den Zuschauern präsentieren.
Die Tiere indes sind hier wie da die großen Verlierer.