Hmmmm, ich bin dafür bekannt, kantig und direkt zu sein, und eine solche Antwort wirst Du von mir auch bekommen. Lebe damit oder laß es, mir geht nach 10 Jahren Dagegenanschreiben) allmählich die Geduld mit diffusen, irrationalen Ängsten aus, besonders angesichts der verbreiteten Hetze der "üblichen Verdächtigen" gegen diese faszinierenden Tiere...
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23Wie mein Betreff schon sagt, ist mein Hobby das Alleinewandern auf
Premiumwanderwegen,
Aha, Touri-Autobahnen, genau die Sorte, um die ich einen Bogen mache...
(Ich laufe gewöhnlich auf aufgelassenen Holzwegen oder gleich querbeet nach Sonnenstand und Geländemerkmalen)
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23 und bisher hatte ich da lediglich minimale Bedenken,
nun allerdings, wo ich damit rechnen muss, einem Wolf oder sogar einem Rudel gegenüber zu stehen, drehe ich mich alle 2 Minuten um und spähe rechts und links in den Wald, um rechtzeitig zu sehen, ob da welche sind...die bisherige Entspannung finde ich so nicht mehr, und die brauche ich bei meinem Beruf wirklich unbedingt.
Ach du meine Güte... Das einzige, was Dir im Wald gefährlich werden kann, sind Pilze, auf denen man ausrutscht und sich die Haxen verbiegt, Tannenzapfen, die einem erboste Eichkatzerln auf den Kopf werfen, und schlecht gelaunte Wildschweine...
Spaß beiseite. Der Aufenthalt in der freien Natur ist immer mit Gefahren verbunden. Selbst Bäume können gefährlich werden (Astbruch bei Wind) und morsche Buchen, die äußerlich völlig in Ordnung scheinen, können z.B. ohne jede Vorwarnung umbrechen. Wer damit ein Problem hat, sollte in der guten Stube bleiben und sich eine Decke über den Kopf ziehen.
Auch Hirsche und Rehe können gefährlich werden, die sind in der Brunftzeit auch schon auf Wanderer losgegangen, und vor Wildschweinen bin ich als junger Mann auch schon geflitzt (war meine Schuld, nicht die der Sau mit ihren Frischlingen; ich hatte,noch unerfahren, die "magische Grenze" unterschritten).
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23Ich habe zwar schon immer eine Fußballschiedsrichter-Trillerpfeife dabei, falls mir mal was passieren sollte, aber ob die bei so einer Wolfsbegegnung wohl hilfreich wäre? Freundinnen haben mir schon ernsthaft geraten, eine Stadionfanfare mitzunehmen - ich frage mich halt nur, ob das wirklich Abschreckung wäre?
Schreckschusspistole? Wofür mir allerdings den kleinen Waffenschein brauchen würde, was mir zu teuer ist.
Geht's noch? Eine Schiedsrichterpfeifer braucht man auf dem Sportplatz, eine Stadionfanfare eben im Stadion und eine Schreckschußpistole ist ein Witz...
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23Wie verhalte ich mich denn nun, wenn ich wirklich mal so eine einsame Begegnung haben sollte? Dass ich nicht weglaufen soll, ist klar - aber was wäre das Sicherste? Gar nicht mehr alleine gehen? Das kann es doch auch nicht sein oder?
*lach* in einem Waldgebiet, in dem Wölfe zuhause sind, würde ich nicht nur alleine "waldläufern", sondern auch eiskalt nachts biwakieren, auch ohne Feuer, und mich von den Wilden in den Schlaf singen lassen...
Wenn Dir auf den Spaziergängen ein Wolf oder gar mehrere begegnen, dann bleib gelassen und freu Dich an dem prächtigen Anblick. Das bekommt nämlich noch lange nicht jeder zu sehen. (Hier bei mir gibt es leider noch keine etablierten Wölfe (der nächste ist derzeit rund 80 km entfernt in Belgien); ich warte sehnsüchtig drauf!) Von auf "Hampelmann" machen, trillerzupfeifen und in die Hände klatschen halte ich persönlich gar nichts. Bei neugierigen Jungwölfen erreicht man damit nach Ansicht mancher Experten nur das Gegenteil: Man macht sich erst so richtig interessant "Ooooch, gugge mal, der komische Zweibeiner will bestimmt spielen. Und ehrlich gesagt, mir käme es als Sakrileg vor, so eine Begegnung absichtlich zu verderben. Aber das muß jeder für sich selber entscheiden.
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23(übrigens habe ich einen Naturwachtranger, mit dem ich in einer Gruppe mal eine Waldbegehung gemacht hatte letztes Jahr, ebendies auch gefragt, was denn wäre, wenn ich alleine Wölfen begegnen würde,
und er meinte, dann "habe ich eben Pech gehabt" - wenig beruhigend)
Der Mann war/ist nur ein Dummschwätzer, der von Wölfen und ihrem Verhalten keine Ahnung hat... Und so was schimpft sich "Naturwachtranger". Jämmerlich!
Den Punkt greife ich noch einmal raus.
Walli hat geschrieben: ↑30. Apr 2017, 08:23
wo ich damit rechnen muss, einem Wolf oder sogar einem Rudel gegenüber zu stehen, drehe ich mich alle 2 Minuten um und spähe rechts und links in den Wald, um rechtzeitig zu sehen, ob da welche sind
...die bisherige Entspannung finde ich so nicht mehr, und die brauche ich bei meinem Beruf wirklich unbedingt.
Mal so ganz allgemeinaus meiner persönlichen Sicht:
Man tapert sowieso nicht einfach mit abgeschalteten Sinnen durch den Wald. Sobald ich in der Natur unterwegs bin, laufen meine Sinne auf 100%, ich registriere jedes Geräuch, jeden Geruch, jede Bewegung, ich scanne ständig meine Umgebung (und kriege auf die Tour auch viel zu sehen). Der Witz dabei ist, daß diese extreme Wachsamkeit, die durchaus der eines Raubtieres gleicht, so sehr in Fleisch und Blut und ins Unterbewußtsein übergehen muß, daß sie so selbstverständlich wird wie Atmen. Dann wird die Sache nämlich streßfrei und man ist wachsam und trotzdem entspannt. Die Tiere machen es einem vor: Die haben ihre Umgebung auch immer im Blick ohne ständig "unter Strom" zu stehen. Ja, man kann von den Tieren, besonders auch von Beutegreifern viel lernen...
Ich habe einen Wahlspruch: Wer in die Natur eintaucht und Teil von ihr werden will, muß ein Teil seiner Menschlichkeit aufgeben und partiell zum Tier werden. Ob Du das nachvollziehen kannst, weiß ich nicht. Aber ein Versuch ist es wert, finde ich.
Langer Rede kurzer Sinn:
Leg Deine Ängste ab und freu Dich wie ein Schneekönig, wenn Du das Glück hast, mal einen Wolf zu sehen. Lausche, ob er eine Botschaft für Dich hat: Ein Sprichwort der American Natives sagt, daß sich ein (erwachsener) Wolf nur dem aus der Nähe und in voller Schönheit zeigt, dem er etwas mitzuteilen hat.
Und noch eines: Verrate niemandem, wo genau das war. Dieser Moment gehört nur Euch beiden...
Und last but not least: Die einzige
wirkliche Gefahr für Dich bei Alleinwanderungen als Frau geht von anderen Menschen aus, nicht von der Tierwelt.
Gruß
Wolf