In der NDR-Sendung "Was tun mit unseren Wölfen" aus der Reihe Panorama - die Reporter wird eine Jägerin aus dem an den Celler Landkreis grenzenden Landkreis Heidekreis zum Wolf befragt, für die
"der Wolf in erster Linie ein Konkurrent um das Wild" sei. Ihre Aussage:
Ich persönlich finde, dass der Wolf alles durcheinander bringt. Das ist mal das eine. Man kann jetzt nicht mehr sagen, man geht morgens auf den Ansitz und hat garantiert irgendwie Wild im Anblick. Da sitzt man schon häufiger jetzt total vergebens da.
NDR, Panorama - Die Reporter: Was tun mit unseren Wölfen https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/ ... 39260.html
Selbst wenn das gefühlt so sein mag, muss das Wild ja aber doch irgendwann sichtbar sein, um geschossen werden zu können. Vor dem Hintergrund gleichbleibender Jagdstrecken erscheint es nicht plausibel, dass kein Wild mehr gesehen, aber dennoch auf gleichem, bzw. steigendem Niveau (Schwarzwild) abgeschossen wird.
Die zweite Frage stellt sich nach dem Anspruch an die Jagd, den die oben zitierte Jägerin äußert. Häufig wird betont, dass es bei der Jagd gar nicht ums Töten ginge und man je nach Wildart viele vergebliche Ansitze auf sich nehmen müsse, bis man zum Schuss käme. Der im NDR geäußerte Anspruch, bei jedem Ansitz "garantiert" Wild im Anblick zu haben, steht im Widerspruch zu einer natürlichen Wilddichte.
Wenn das Ziel ist, verlässlich jederzeit eine bestimmte Anzahl Wild an vorhergesehenen Stellen auffinden zu können, wäre das Betreiben einer Gatterwildhaltung sicherlich zielführender.
Stattdessen ächzen Biodiversität und Forstwirtschaft unter der hohen Schalenwilddichte. Allein in Niedersachsen sind 15.000 km Wildzaun verbaut, um Verbissschäden an Forstkulturenvorzubeugen, was der Länge der EU-Außengrenze entspricht.
Allerdings zeigen einschlägige Inventuren noch immer auf großen Flächen vergleichsweise hohe, durch Schalenwild verursachte Waldschäden, die insbesondere im Hinblick auf die forstliche Produktion, die Biodiversität, den Waldumbau im Zuge des Klimawandels sowie die Schutzfunktion von Wäldern besonders gravierend sind [...].
Den vielfach überhöhten Wildbeständen, die nicht selten in den jagdlichen Interessen Einzelner ihren Grund haben, stehen somit gesellschaftliche und forstwirtschaftliche Ansprüche an Wälder gegenüber.
Ammer, Vor, Knoke, Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt - Analyse und Lösungsansätze vor dem Hintergrund rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Zusammenhänge, Bundesamt für Naturschutz, Seite 4 https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/docume ... 1_2010.pdf
Daraus lässt sich ableiten, dass das Ziel "Regulierung durch die Jagd" eine Absenkung der Wilddichten zur Folge haben müsste.
Sobald aber die Streckenzahlen von Reh-, Rot- und Schwarzwild, die z. B. im Landkreis Celle 2009/2010 ein historisches Höchstniveau erreicht haben, sich Richtung des vorherigen Niveaus von 2004 bewegen, wirken die Bedenken, dass der Wolf dem Jäger das Wild wegfresse, schlicht konstruiert.
Übliche Schwankungen auf gleichbleibendem Niveau monokausal dem Wolf anzulasten, entbehrt jedweder Grundlage.