Rückgang des Wildbestands bis 50%

Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein
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Nina
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Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Nina »

Gestern hat mir ein Bekannter aus dem Landkreis Lüneburg das aktuelle kommunale Monatsmagazin "Lopautalnachrichten" der Samtgemeinde Amelinghausen vorbeigebracht.

Dort beklagt sich der Leiter der Hegeringgemeinschaft in Amelinghausen über einen Rückgang der Schalenwildbestände durch das Rudel in Munster um bis zu 50%:
Merkliche Rückgänge bei allen Schalenwildarten bis zu 50 Prozent sind in den letzten Jahren zu verzeichnen. Sichtungen von Rehwild sind in einigen Gebieten zur Ausnahme geworden. Insgesamt eine bedrückende Entwicklung und schwer zu akzeptierende Situation. Modellkalkulationen belegen, dass Wölfe mehr Wildbret aus der Region entnehmen als die Abschüsse der Jäger.

(Lopautalnachrichten Juni 2016, Seite 24)
Leider erörtert der Herr Hegeringleiter weder auf welche Bezugsgröße sich der Rückgang um bis zu 50% bezieht noch wer die geheimnisvolle Modellkalkulation erstellt hat und wie diese berechnet wird... :roll:

Die Streckenzahlen der Landesjagdberichte der vergangenen Jahre für den Landkreis Lüneburg sprechen da jedenfalls eine ganz andere Sprache:

Rehwild:

2011/12: 4439
2012/13: 4993
2013/14: 4704
2014/15: 4410


Damwild:

2011/12: 23
2012/13: 37
2013/14: 33
2014/15: 27


Mufflon

2011/12: 7
2012/13: 8
2013/14: 12
2014/15: 4


Schwarzwild

2011/12: 2315
2012/13: 2906
2013/14: 2299
2014/15: 2384


Rotwild

2011/12: 214
2012/13: 301
2013/14: 242
2014/15: 241


Die ersten Welpen in Munster wurden übrigens 2012 nachgewiesen.
Dafür, dass angeblich alle Schalenwildarten nun um bis zu 50% zurückgegangen sein sollen, ist das Niveau der Streckenzahlen seit Jahren erstaunlich gleichbleibend. Wenn da mal kein Rechenfehler vorliegt ... :lol:

http://www.ml.niedersachsen.de/portal/l ... &_psmand=7
Grauer Wolf

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Grauer Wolf »

Das übliche Spielchen mit Phantasiezahlen. Dieses Gejammer gab's überall, wo die Grauen auftauchten, und überall spiegelten die Jagdstrecken das nicht wieder. Da ist ja der Einfluß des Wetters größer als der der Wölfe.

Gruß
Wolf
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Caronna
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Caronna »

Ist doch gut so das der Wildbestand zurückgeht. Reviere sind ja bis zu 1000% überbelegt. Ich glaube die richtige Wilddichte gibt es kaum, weil das für die Jagd für Jäger unattraktiv ist
Grüße aus der Eifel
Caronna

"Wo der Wolf läuft - wächst der Wald"

"Ich warte sehnsüchtig darauf das erste Wolfsgeheul in der Eifel zu hören"
Grauer Wolf

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Grauer Wolf »

Caronna hat geschrieben:Ist doch gut so das der Wildbestand zurückgeht.
Daran glaube ich eben nicht. Das müßte sich in den Streckenzahlen niederschlagen und das tut es nicht (kleinräumige Verschiebungen vielleicht mal ausgenommen).

Gruß
Wolf
TheOnikra

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von TheOnikra »

Nina hat geschrieben: Leider erörtert der Herr Hegeringleiter weder auf welche Bezugsgröße sich der Rückgang um bis zu 50% bezieht noch wer die geheimnisvolle Modellkalkulation erstellt hat und wie diese berechnet wird... :roll:
Kristalkugel, Tarotkarten ... ?

Da hat wohl jemand wieder das Linieal an den Graphen angelegt. Wozu überhaupt kalkulieren, wenn man die Daten des Jetztzustandes vor sich hat. Oder meinte er +/- 50% Da ja nur in Ausnahmefällen Wild gezählt werden konnte, ist eine hohe Fehlerquote die ja selbst verständlich.

So was würde ich eine konstruierte Begründung nennen. Oder einfach Ausgedrückt lügen.
northlynx

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von northlynx »

TheOnikra hat geschrieben:
Nina hat geschrieben: Leider erörtert der Herr Hegeringleiter weder auf welche Bezugsgröße sich der Rückgang um bis zu 50% bezieht noch wer die geheimnisvolle Modellkalkulation erstellt hat und wie diese berechnet wird... :roll:
Kristalkugel, Tarotkarten ... ?

Da hat wohl jemand wieder das Linieal an den Graphen angelegt. Wozu überhaupt kalkulieren, wenn man die Daten des Jetztzustandes vor sich hat. Oder meinte er +/- 50% Da ja nur in Ausnahmefällen Wild gezählt werden konnte, ist eine hohe Fehlerquote die ja selbst verständlich.

So was würde ich eine konstruierte Begründung nennen. Oder einfach Ausgedrückt lügen.
Und das ist nicht strafrechtlich bewehrt? Falsche Behauptungen aufzustellen. Die Öffentlichkeit (u. evtl. Behörden) in die Irre zu führen :?:
Ulrike
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Ulrike »

Es macht durchaus Sinn sich den kompletten Artikel durchzulesen - Quelle ist ja angegeben.
harris
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Registriert: 27. Dez 2011, 00:47

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von harris »

Nina hat geschrieben:
Leider erörtert der Herr Hegeringleiter weder auf welche Bezugsgröße sich der Rückgang um bis zu 50% bezieht noch wer die geheimnisvolle Modellkalkulation erstellt hat und wie diese berechnet wird... :roll:


Mufflon

2011/12: 7
2012/13: 8
2013/14: 12
2014/15: 4


..und wo ist da was falsch wenn einer schreibt bis 50% und das Muffel mit ausführt?
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Lone Wolf
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Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Lone Wolf »

Harris, einen schönen guten Morgen dir,
nun so wie ich das lese war die Aussage des Hegeringleiters folgende: merkliche Rückgänge bei (Achtung) allen Schalenwildarten von bis zu 50 % Gerade dies kann man eben nicht herauslesen, nimmt man die Strecken als Maß. Bis auf Muffelwild, ist diese Behauptung schlicht nicht be -bzw. widerlegt. Es handelt sich vielmehr um Schwankungen in einem völlig normalem Umfang und selbst beim Mufflon wäre ich als Statistiker mangels Masse vorsichtig. Abschüsse zwischen 4 und 12 erlauben nicht wirklich eine empirisch belastbare Beschuldigung der Wölfe. Möglich? Ja sicherlich, die Gründe für Muffelwildrückgang in Rudelterritorien sind hier oft genug besprochen wurden. Zwingend? Dies sehe ich nicht, vielleicht halten sich auch die Jäger zurück, da sie um den schweren Stand des Muffelwildes wissen.

Es ist schlicht die Blaupause für mediales Erreichen eines bestimmten Zieles in der heutigen Zeit... Man nimmt schlicht Halbwahrheiten bestenfalls, viel zu oft nicht einmal das, um eine ganzheitliche Schuld zu suggestieren und damit Unliebsames zu diffamieren. Dies ist schlicht unredlich.

Viele Grüße
LW
In der ganzen Natur ist kein Lehrplatz, lauter Meisterstücke
Johann Peter Hebel
Grauer Wolf

Re: Rückgang des Wildbestands bis 50%

Beitrag von Grauer Wolf »

harris hat geschrieben:..und wo ist da was falsch wenn einer schreibt bis 50% und das Muffel mit ausführt?
Das Muffel hat in der Rechnung als künstlich eingebürgertes Neozoon, das in Gegenwart des Wolfes keinerlei Überlebenschance hat, nichts zu suchen. Genau mit solchen Zahlen wird aber Stimmung gemacht.
Wenn das Muffel hierzulande völlig verschwindet, ist das vielleicht eine Randnotiz wert, aber nicht mehr. Der Wolf hat eine Faunenverfälschung korrigiert und das war's dann auch schon. Was für jeden, der sich mit der Thematik Beutegreifer/Beute beschäftigt, völlig normal ist, scheint für die Jägerschaft (zumindest für einen Großteil) ein Grund zum Jammern zu sein.
Maßgeblich für den Einfluß von heimischen(!) Beutegreifern (außer dem Wolf gehören dazu noch Bär und Luchs) kann nur der Einfluß auf Beutetiere sein, die seit alters her hier leben und schon immer mit dem Wolf co-existierten, also "Übung" darin haben, mit ihm zu leben. Das Muffel gehört als Bergschaf trockener Regionen (Kletterer und Kurzflüchter) nicht dazu.

Gruß
Wolf
Zuletzt geändert von Grauer Wolf am 31. Mai 2016, 12:06, insgesamt 1-mal geändert.
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