wolf-forum.de

Nicht nur bei Kurti (MT6) stellen sich die Niedersachsen medial der öffentlichkeit zum bundesweiten Lacher, nun kommt auch eine Posse um den damals überfahrenen Wolf Kurt († 15. April 2015 Höhe Berkhof bei Großburgwedel auf der A7 ), also seinem Bruder.

Dabei geht es darum das die Jägerschaft Burgdorf e.V. beim niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beantragte den toten Wolf als Präparat zu Bildungs- und Lehrzwecken errichten möchte. Allerdings beantragte zu der selben Zeit das Naturmuseum in Holland Objekt der Begierde. Allerdings wusste wohl nicht die linke Hand, was eben nun die rechte tut (was ja bei Behörden manchmal nicht ungewöhnlich ist) und beide bekamen den Zuschlag. Intern wusste man von der einen Entscheidung nix, und so landete das Tier nun in Holland, welches dann im Naturmuseum „Naturalis“ in Leiden ausgestellt wird. Die Jägerschaft spricht derweil von Diebstahl, Unterschlagung, Täuschung etc. Inwiefern nun juristisch wem ein geschütztes Tier-Kadaver gehört ist ungewiss. Aber die Artikel sind allemal unterhaltenswert:

http://www.burgwedel-aktuell.de/2016/03 ... t-spurlos/
http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stad ... lf-Kadaver
http://www.wolveninnederland.nl/nieuws/ ... -nederland

Das ist von der Jägerschaft Burgwedel schon ziemlich peinlich, den Holländern angesichts ihres bislang einzigen Wolfes sozusagen nicht mal die Butter auf dem Brot zu gönnen.

Laut HAZ vom 09.03.16 tönte der Vorsitzende der Jägerschaft Burgdorf : "Ich will meinen Wolf zurück."

Da drängt sich doch glatt die Frage auf: Warum muss es für die Burgwedeler Jäger eigentlich genau der Wolf sein?

Und woraus leitet der Jäger eigentlich ein persönliches Aneignungsrecht ab, dass er seinen Wolf für sich beansprucht?
Wird der Wolf hier mit Fallwild verwechselt, das dem Jagdrecht unterliegt oder geht es nur noch darum, sich mit jedem noch so lächerlichen und peinlichen Anlass angriffslustig gegen die grüne Umweltpolitik in den Medien zu präsentieren?

Angesichts der Ausbreitung der Wölfe und unserem dichten Strassennetz werden wir auf absehbare Zeit traurigerweise mehr als genug "Material" für Präparate zur Verfügung stehen haben. Im Bericht des Bundesumweltministeriums zum Wolf vom 28.10.2015 sind die Verkehrsopfer für den Zeitraum vom Jahr 2000 bis zum 30.08.2015 auf 71 Wölfe beziffert worden.*

Braucht man also exakt den Kadaver (die DNA?) des Bruders von Kurti für die jagdeigenen "Schul-, Lehr- und Forschungszwecke" oder könnte es nicht auch jedes andere beliebige Wolfspräparat sein?

http://www.bundestag.de/blob/393542/5e2 ... b-data.pdf

Und die Holländer geben nach: http://www.bild.de/regional/hannover/wo ... .bild.html

Ich fass es nicht.

Aber wenigstens ist der Kadaver nichts mehr wert wie es scheint...

Da war wohl doch alles wieder ein wenig anders, als es von der Jägerschaft Burgdorf dargestellt wurde.

Die nds. Landesregierung hat in der Drucksache 17/5447 nun auf die Anfrage der CDU in diesem Fall ausführlich geantwortet.

Wir erinnern uns: Laut HAZ vom 09.03.16 tönte der Vorsitzende der Jägerschaft Burgdorf : "Ich will meinen Wolf zurück."

Die Landesregierung:

Ein dem strengen Artenschutz unterliegendes Wildtier wie ein Wolf gehört niemandem. Wird es tot aufgefunden, erwirbt automatisch das Land Niedersachsen die Eigentümerschaft daran. Da es sich nicht um ein jagdbares Tier handelt, besteht daran kein Aneignungsrecht durch den Jagdausübungsberechtigten. Über den Verbleib eines solchen Kadavers entscheidet die örtlich zuständige untere Naturschutzbehörde, in diesem Fall die Region Hannover auf Antrag.

http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment

Interessant auch: Das Umweltminsterium hat erstmals am 29.02.2016 überhaupt davon erfahren, dass die Jägerschaft Burgdorf um Aushändigung des Kadavers bittet. Da waren die Niederländer schneller: Die hatten schon am 03.08.2015 angefragt und den Wolf am 01.12.15 ausgehändigt bekommen.
Wer zu spät kommt, den bestraft halt das Leben.

Wenn das mal nicht wieder der Versuch einer gezielten PR-Aktion war, um die niedersächsische Landesregierung öffentlich beim Wähler in Misskredit zu bringen - schließlich haben HAZ und BILD das Thema dann ja auch dankbar aufgegriffen.

Der Wolf befindet sich derzeit zur Präparation und anschließender Ausstellung in den Niederlanden. Es klingt unter Punkt 4 in der Drucksache 17/5447 auch nicht danach, dass sich das in Kürze ändert:

Wird die Landesregierung dafür sorgen, dass der Wanderwolf umgehend der Jägerschaft Burgdorf übergeben wird?

Nein.

http://www.landtag-niedersachsen.de/ps/ ... attachment

Wahrlich eine Posse!