Grauer Wolf hat geschrieben:Wer aber wie selbstverständlich, angstfrei und ohne Aggression auftritt, den heißen sie willkommen, als Tier unter Tieren... Aber dazu muß man sich "fallen lassen" und bereit sein, ein Teil seines Menschseins aufzugeben.
Interessanter Ansatz, der aber für Menschen mit Ängsten vor Wölfen wohl doch eher schwer nachvollziehbar ist. Und als "Tier unter Tieren" kann man bei einem Beutegreifer wie dem Wolf aus den unterschiedlichsten Motivationen willkommen sein - frag mal ein Reh
Nun zeigen ja aber die Statistiken, dass ein gesunder Wolf den Menschen nicht gerade auf seinem Speisezettel stehen hat. Trotzdem fürchtet sich offenbar doch ein Teil, denn sonst wäre in unserem Landhandel das "Tierabwehrspray" nicht zeitweilig ausverkauft gewesen, als die ganze Wolfsdiksussion in Niedersachsen im vergangenen Jahr so richtig an Fahrt aufgenommen hat (lange vor der Silvesternacht von Köln, die ja bekanntlich den nächsten Run auf's Pfefferspray ausgelöst hat).
Den ersten Welpennachweis hatten wir ja bekanntlich schon 2012, und seitdem hat die hiesige Bevölkerung in direkter Nachbarschaft zu den Wölfen gelebt, ohne diese überhaupt zu bemerken. Erst nach der Wolfsbegegnung der Frau mit den Retrievern in Lopau im Februar 2015 ging der ganze Hype los, den die Medien - und nicht zuletzt auch die öffentlich-rechtlichen - aus den unterschiedlichsten Motivationen heraus weiter regelmäßig befeuern.
So entsteht für manche Menschen offenbar der Eindruck, als würde es hier täglich vor Wölfen nur so wimmeln, denen man sich selbst durch die gängigen Empfehlungen (Händeklatschen, lautes Rufen) nicht mehr erwehren könnte. Dass die Wölfe so heimlich sind und rein theoretisch auch mal gefährlich sein könnten, macht sie zu einem gefunden Fressen für die Medien, ähnlich wie EHEC, Schweinegrippe oder Borreliose.
Manche Interessengruppen scheinen dieses Prinzip regelrecht zu zelebrieren - immerhin hat ja auch die Schweinegrippehysterie die Behörden zu Panikkäufen von 34 Mio Impfstoffdosen für insgesamt 239 Mio Euro bewegen können, von denen 28,7 Mio Dosen als Ladenhüter übrig geblieben sind und nach Ablauf des MHD vernichtet werden mussten, weil der große Hype irgendwann wieder vorbei war.
Die Frage ist, wie man den Menschen, die sich durch tendenziöse Berichterstattungen leicht verunsichern lassen, helfen kann, die Zeit zu überbrücken, bis man Wölfe allgemein als normale Wildtiere wie Wildschwein & Co. anerkennt und Grimms Märchen endlich zu den Akten legt.
Bis mit entsprechender Erfahrung allgemein die Unsicherheit weicht, werden die Interessengruppen versuchen, die bis dahin klaffende Lücke zwischen Vorstellungsvermögen und Realität mit den für ihre Zwecke motivierten Bildern zu belegen.