Galloway-Kalb zerfleischt: War es ein Wolf?

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Richard M
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Galloway-Kalb zerfleischt: War es ein Wolf?

Beitrag von Richard M »

http://www.maz-online.de/Lokales/Teltow ... s-ein-Wolf
In dem Artikel stach mir dies hier besonders ins Auge:
Vestjens und Kuhlbrodt fordern für die Zukunft Maßnahmen, damit die Wolfspopulation nicht weiter unkontrolliert ansteigen kann. „Wenn ein Wolf Nutztiere reißt, darf man das nicht einfach kleinreden und so tun, als gäbe es keine Probleme“, ist Kuhlbrodts Überzeugung.
Was die sich wohl unter Maßnahmen vorstellen?
„Wenn er sich jetzt so rasant weiter verbreitet, kann das auch zu Konflikten mit dem Menschen führen“, ist er überzeugt.
Die Wölfe breiten sich also rasant aus. Ich sehe bei der Wiederbesiedlung ihrer Heimat durch die Wölfe eher einen normalen biologischen Vorgang. Die vielen Lebensräume, die noch wolfsfrei sind, können logischerweise relativ schnell von nachkommenden Wolfsgenerationen besiedelt werden.
Petition Der Wolf gehört zu Deutschland: https://www.change.org/p/bundesminister ... eutschland
Grauer Wolf

Re: Verbreitung der Wölfe in Deutschland

Beitrag von Grauer Wolf »

Richard M hat geschrieben:
Vestjens und Kuhlbrodt fordern für die Zukunft Maßnahmen, damit die Wolfspopulation nicht weiter unkontrolliert ansteigen kann. „Wenn ein Wolf Nutztiere reißt, darf man das nicht einfach kleinreden und so tun, als gäbe es keine Probleme“, ist Kuhlbrodts Überzeugung.
Was die sich wohl unter Maßnahmen vorstellen?
Na was wohl? Abknallen, das Allheilmittel dieser Klientel...
Und unkontrolliert? Da liegt ebenfals der Knackspunkt. Ein Wildtier, das sich der menschlichen Kontrolle entzieht, das geht ja mal gleich gar nicht... Die Wolfspopulation steigt m.M.n. sogar relativ langsam, weil der Blutzoll, den diese Tiere an den Menschen entrichten, enorm hoch ist, angefangen bei Verkehrsunfällen, aufgehört bei übelster Wilderei...
Auch einen durchgängig hohen Sicherheitszaun, wie ihn die zuständigen Behörden auf Kreis- und Landesebene fordern, könne er sich nicht leisten.
Klar doch. Auch hier wieder (wie hatte das einer formuliert?) schießen, sofort schießen, nur nichts in Sicherheit investieren. Wenn es dieser Sorte nach geht, würde der Wolf erneut ausgerottet.

Btw., den Elektrozaun würde ich mal gerne sehen. Vermutlich ein Einzeldraht, bei dem der Wolf nur Ohren und Schwanz einziehen, aber nicht mal langsamer werden muß... Derartige Zäune habe ich schon allzuoft gesehen...

Und zu guter Letzt:
Galloway-Kalb zerfleischt
Was soll der idiotische, reißerische Titel? Das ungeschützte :!: Kalb wurde erlegt und gefressen und nicht "zerfleischt"...

Gruß
Wolf
Ulrike
Beiträge: 509
Registriert: 21. Jun 2015, 19:49

Re: Verbreitung der Wölfe in Deutschland

Beitrag von Ulrike »

Das sind 10 ha - bitte um Kostenvoranschläge für einen wolfssicheren Zaun.

Ulrike
balin
Beiträge: 1314
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Re: Galloway-Kalb zerfleischt: War es ein Wolf?

Beitrag von balin »

So eine Zaunanlage ist ungefähr so wie Stall bauen. Für Rinder alle drei Meter ein T-Pfosten 2,14m lang a sieben Euro, der Wildzaun mit 1,50m Höhe kostet etwa160 Euro auf fünfzig Meter und dann sollte man mindestens oben noch einen Stacheldraht spannen, weil der Zaun sonst zur Körperpflege benutzt wird. Zwischendurch in der Höhe der Körpermasse der Rinder sollte man vorsichtshalber auch noch zwei mal Stacheldraht vorsehen, weil der Wildzaun bei vollem Aufprall einfach reisst. Die Rolle Stacheldraht mit zeifünfer Drahtstärke(250m Rolle) kostet von fünfzig Euro an aufwärts. Wenn das ganze nicht gerade am wuchernden Gebüsch liegt kann man dann auch noch zweimal Elektrolitze mit Abstandshaltern davorschalten. Die Preise da habe ich nicht mehr im Kopf, ein gutes Netzgerät kostet aber um die siebenhundert Euro und ich habe zwei davon. Selbst wenn man die Arbeit selber macht kommt man da auf zigtausende von Euro, wenn es sich um eine extensiv gehaltene Rinderherde mit Bullen, Nachwuchs und Lebensschwerpunkt im Freien handelt.
Das sind dann so zwischen 30 und fünfzig Köpfe und entspricht etwa einer Schafherde von dreihundert Muttertieren. Da muß man dann schon mindestens fünfzehn Hektar einzäunen. Wenn es , wie bei mir ziemlich arrondiert ist, kommt man da auf drei bis fünf Kilometer Zaun, die man in so massiver Bauweise ausführen muß. Objektiv ist das eine Lebensaufgabe. Meine Erfahrung ist aber, lieber gleich richtig bauen und die Dimensionen richtig abschätzen, damit meine ich die Besatzdichte. Eine ruhige überlegte Herde ist die Vorraussetzung für vieles andere.
Man braucht da nicht unbedingt den Wolf um zu solchen Erkenntnissen zu kommen. Überlegte Weidehaltung ist im Land der Kleingärtner und Rasenmäherspezialisten und der Autobahnen ein Hammerjob. ;-)
Etwas leid tun mir eigentlich die Rehe und die Hasen. Nach der neuen Hygieneverordnung soll man ja aber im Seuchenfall auch das Wild aussperren können und darf zb kein Futter mehr transportieren. Wahnsinn kommt da von der Politik her und nicht vom Wolf.
Und aus Haftungsgründen braucht man für die HSH ja auch einen massiven Zaun. Wenn man da die Regeln ändern würde, könnte man sicherlich einiges am Zaun sparen.
Es gibt da eine Menge Baustellen.
Ulrike
Beiträge: 509
Registriert: 21. Jun 2015, 19:49

Re: Galloway-Kalb zerfleischt: War es ein Wolf?

Beitrag von Ulrike »

Danke balin für deine ausführliche Antwort. Zu ähnlichen Zahlen bin ich auch gekommen, wobei es ja noch darauf ankommt, wie die Flächen sich verteilen. T-Posten sind gut, die bekomme sogar ich gesetzt und das geht gut, es sei denn, man wohnt auf einem Felsen.

Aber finanzelle ist das eigentlich nicht wirklich machbar, das sind Summen, die man nicht wirklich erwirtschaften kann.

Herdenschutzhunde sind bestimmt auch nicht für jeden geeignet, mal eben solche Hunde anschaffen und dann ist alles gut, ich würde, obwohl wir immer Hunde hatten, mich nicht an die Haltung solcher Hunde trauen.

Ulrike
balin
Beiträge: 1314
Registriert: 10. Okt 2010, 06:53

Re: Galloway-Kalb zerfleischt: War es ein Wolf?

Beitrag von balin »

Wenn man Weidehaltung professionell betreiben will, mit potenten Tieren, wie es freilebende Rinder nunmal sind, dann kommt man um eine gute Zaunanlage nicht herum. Das habe ich mühsam lernen müssen. Das gilt auch unabhängig von den Wölfen. Bei dem Betriebszweig hat man nicht soviel Arbeit und braucht nicht soviele Maschinen, aber man sollte zum Ausgleich über ein gutes Herdenmanagement verfügen und die Herde sicher verstaut haben. Das ist etwas anders als wenn man mit seinen Milchkühen morgens vom Stall zu den Koppeln durchs Dorf zieht, wie ich es in Frankreich gemacht habe. Da handelt es sich um quasi Streicheltiere, die so gut umsorgt sind, daß sie den Wolf praktisch nicht zu fürchten haben. Da reichen dann auch billige Zäune.
Und wenn die Herde zusätzlich im Winter auch ins Freie darf, dann erlebt man als Tierhalter auch den Reflex der Tiere, sich ausserhalb der abgefressenen Flächen Futter einverleiben zu wollen. Winterfutter ist für solche Tiere nur zweite Wahl und verleiht viel Freizeit zum spekulieren. ;-)
Wenn man seinen Job also für voll nimmt und die Umstände auch, die einen umgeben, dann baut man eben richtige Zäune. Ich behaupte, wenn man es nicht macht, dann hat man einen Denkfehler. Nicht machen kommt auf die Dauer wesentlich teurer und den Vorwurf muß man sich dann selber machen.
Den Wolf als Sündenbock kann man sich da ruhig schenken.
Was die Finanzierbarkeit anbetrifft...die Diskussion muß man mit Aldi, Lidl und den Verbrauchern führen. Preise drücken und zugleich maximale Forderungen stellen, das ist grob unanständig und geht im Falle der Landwirtschaft nur auf Kosten der Tiere, der Natur und der dort arbeitenden Menschen.
Wölfe sind da nur ein billiges Ausweichmanöver, zeigen aber die Widersprüche in der Denkweise eklatant auf.
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